Mystery-Shopping

Media-Markt-Mitarbeiter: "Etwas Teureres macht in Ihrem Fall keinen Sinn"

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Astrid T. möchte in einen hochwertigen Plattenspieler investieren. Wichtig ist ihr, dass sie das Gerät per Bluetooth mit ihren Sonos-Lautsprechern verbinden kann. Im Handel fand sie Rat, musste aber auch eine Handyabo-Beratung über sich ergehen lassen.

(Source: Sonoro)
(Source: Sonoro)

Mystery-Shopperin Astrid T. interessiert sich neuerdings für analoge Musik. Sie hatte gehört, dass die Töne über Vinyl wärmer und lebendiger klingen sollen. Sie will sich darum einen Plattenspieler zulegen. Um auch das Ambiente in ihrem Wohnzimmer aufzuwerten, soll der Plattenspieler elegant und wertig aussehen. Astrid hat nicht vor, dabei zu sparen – denn die Klangqualität soll ja nicht leiden. Ausserdem will die Mystery-Shopperin, dass ihr Gerät auch noch nach Jahren einwandfrei funktioniert. Während einer kurzen Internetrecherche fand sie heraus, dass es mittlerweile sogar Plattenspieler mit integrierter Bluetooth-Funktion gibt. Die Idee, ihre Sonos-Move-Lautsprecher mit dem Plattenspieler verbinden zu können, gefiel ihr. Dann könnte sie die Lautsprecher so im Raum platzieren, wie sie möchte, ohne dass ein Kabel quer durch den Raum läuft. Online fiel es Astrid aber schwer, herauszufinden, ob und wie ein Plattenspieler mit Sonos Move verbunden werden könnte. Aus den Produktspezifikationen der Plattenspieler, in denen sie Begriffe wie "manuell" und "vollautomatisiert" oder "Phono-Vorverstärker" las, wurde sie auch nicht schlau. Die Mystery-Shopperin beschloss daher, den Rat einer Fachperson einzuholen, und wandte sich an einen EP-Fachhändler, an Media Markt, Interdiscount, Fust, Melectronics und einen Hi-Fi-Fachhändler.

EP-Fachhändler

Astrids erste Station war ein EP-Fachhändler in ihrer Nähe. Im kleinen Laden stand ein Verkäufer hinter der Theke bereit und begrüsste sie. Die Frage, ob Astrid sich Plattenspieler anschauen könne, verneinte der Mitarbeiter. Es gebe gerade kein Modell in der Ausstellung. Trotzdem wollte er der Mystery-Shopperin weiterhelfen, weshalb sie ihm ihren Wunsch-Plattenspieler schilderte. Dem Verkäufer kam sofort ein Modell eines deutschen Herstellers in den Sinn, das er der Mystery-Shopperin im Prospekt zeigte. Es handelte sich dabei um den Sonoro Audio Platinum. Der Fachhändler erklärte ihr: "Bei Plattenspielern gibt es zwei Lager: Plastikhaufen und solche, die sich mechanisch behaupten können". Beim Sonoro handle es sich um ein sehr hochwertig verarbeitetes Produkt, das jedem von Astrids Ansprüchen gerecht werde, versicherte er. Die Mystery-Shopperin nutze die Gelegenheit, um sich nach den Begriffen, die sie bei ihrer Onlinerecherche nicht verstanden hatte, zu erkundigen. Auch zu Riemenantrieb, Phono-Verstärker und Co. konnte ihr der Verkäufer eine ausführliche Antwort und Empfehlung geben. Im Internet fand er dann zwar noch weitere hochwertige Plattenspieler, die jedoch keine Bluetooth-Funktion hatten. Er empfahl Astrid daher, beim Sonoro-Modell zu bleiben. Er bot an, den Plattenspieler direkt in den Laden zu bestellen, um die Konnektivität mit den Sonos-Lautsprechern zu testen. Astrid erhielt zudem einen Prospekt zum Mitnehmen. Sie bedankte sich und machte sich auf zum nächsten Geschäft.

Media Markt

Im riesigen Verkaufsraum von Media Markt konnte Astrid nicht ausmachen, wo die Plattenspieler ausgestellt sind. Also sprach sie den nächsten freien Mitarbeiter an. Er begleitete sie ans andere Ende des Ladens. Auf dem Weg dorthin erkundigte sich der Verkäufer, ob Astrid einen Plattenspieler mit oder ohne integrierten Lautsprecher suche. Sie erklärte ihm, dass sie schon Lautsprecher von Sonos zuhause habe und diese auch gerne per Bluetooth mit dem Plattenspieler verbinden würde. Beim Regal angekommen, erklärte der Media-Markt-Mitarbeiter, dass es gar nicht möglich sei, Sonos-Lautsprecher mit einem Plattenspieler zu verbinden, "ausser Sie kaufen von Sonos ein Zusatzgerät, das dann ein Signal sendet". Noch bevor Astrid eine Frage stellen konnte, übergab er an einen Kollegen. Nachdem die Mystery-Shopperin zum zweiten Mal all ihre Wünsche geäussert hatte, zeigte ihr der Verkäufer zwei Modelle: den Sony PS-LX310BT und den Lenco LBT-188. Die Mystery-Shopperin betonte nochmals, dass sie viel Wert auf Qualität lege. Der Verkäufer entgegnete darauf, dass der Sony-Plattenspieler ein sehr gutes Gerät sei und "etwas Teureres in Ihrem Fall keinen Sinn macht". Er äusserte auch keine Bedenken mehr bezüglich der Konnektivität der Geräte. Das verunsicherte Astrid, sodass sie lieber noch eine weitere Meinung einholen wollte. Sie machte sich auf den Weg zu Interdiscount.

Interdiscount

Im kleinen Interdiscount-Geschäft angekommen, sprach die Mystery-Shopperin direkt eine Verkäuferin an. Plattenspieler habe sie zwar gerade keine vor Ort, aber sie könne Astrid gerne die Modelle im Onlineshop zeigen. Ein anderer Mitarbeiter, der neugierig schien, schaltete sich dazu. Er erklärte Astrid, dass ihre Sonos-Lautsprecher nicht mit einem Bluetooth-fähigen Plattenspieler verbunden werden können. Auch der Interdiscount-Mitarbeiter erwähnte das Zusatzgerät – den Sonos Port. Warum die Mystery-Shopperin diesen brauche, begründete er damit, dass beide Geräte zwar Bluetooth verbaut hätten, aber nur als Ausgabequelle. Das leuchtete Astrid ein. Sie wollte trotzdem gerne die Plattenspieler im Interdiscount-Sortiment sehen. Der Mitarbeiter räumte im Laufe seiner Suche durch den Onlineshop ein: "Wir haben, muss ich ehrlich sagen, nicht die hochwertigsten Plattenspieler." Nicht schlimm, dachte sich Astrid, dafür verstand sie nun, weshalb sie laut Media Markt und Interdiscount ein Zusatzgerät braucht. Sie machte sich auf zum nächsten Laden.

Fust

Bei Fust schienen Astrids Wünsche die Mitarbeitenden zu überfordern. Nach sechsminütigem Hin und Her, wer jetzt wohl am wahrscheinlichsten für die Plattenspieler zuständig sei, kam der Filialleiter auf die Mystery-Shopperin zu. Sie erklärte ihm, was sie sich unter ihrem Traum-Plattenspieler vorstelle und erkundigte sich, ob es Bluetooth-fähige Plattenspieler im Sortiment gebe, die auch etwas taugten. "Nein, sowas haben wir leider nicht", sagte der Filialleiter ohne weitere Ausführung. Astrid wollte sich damit aber nicht zufriedengeben. Schliesslich hatte sie in der Zeit, in der sie auf einen Verkäufer gewartet hatte, gesehen dass in der Ausstellung Bluetooth-fähige Plattenspieler standen. Weil dem Filialleiter aber keine andere Lösung zu Astrids Anliegen einfiel, lenkte er die Verkaufsberatung kurzerhand in eine komplett neue Richtung. "Was haben Sie eigentlich für ein Handyabo?", fragte er. Das warf Astrid etwas aus der Bahn. Sie wollte nicht unhöflich sein und hörte erstmal zu. Weil sich aber herausstellte, dass die Mystery-Shopperin schon das beste und günstigste Handy-Abo hatte, gab der Verkäufer auch diese Beratung auf. Astrid zog weiter.

Melectronics

In der Melectronics-Filiale fand Astrid auf Anhieb den Hi-Fi-Bereich. Weil dort nur ein Plattenspieler stand, erkundigte sich die Mystery-Shopperin bei einem Verkäufer über weitere Modelle. Er gab sich grösste Mühe, im Onlineshop herauszufinden, welche Plattenspieler Bluetooth-fähig sind. Da es aber keine Filteroption für Bluetooth gab, musste er die Suche aufgeben. Astrid bedankte sich für die Mühe und machte sich auf zum Hi-Fi Spezialisten in der Nähe.

Hi-Fi-Fachhändler

Im Showroom des Hi-Fi-Fachhändlers standen nicht nur viele Plattenspieler, sondern auch überall Kartons. Ein Verkäufer kam auf Astrid zu und entschuldigte sich als Erstes für das Chaos. Die Mystery-Shopperin erklärte ihr Anliegen, worauf der Fachhändler vorschlug, sich die Auswahl an Bluetooth-fähigen Geräten online anzuschauen. In der Ausstellung befänden sich nur Plattenspieler ohne Bluetooth, erklärte er. Auf die Frage, wie die Plattenspieler mit dem Sonos-Lautsprecher verbunden werden, antwortet er: "Das koppelt dann automatisch". Auch er stellte ihr den Sonoro Audio Platinum vor und fand auch noch eine gute Alternative: den Pro-Ject T1 BT. Grosse qualitative Unterschiede gebe es zwischen den beiden Modellen nicht. Es komme also nur darauf an, welches Design Astrid besser gefalle. Sie bedankte sich beim Verkäufer und schloss ihre Mystery-Shopping-Tour ab.

Fazit

Als sich Astrid zur Mystery-Shopping-Tour aufmachte, wollte sie eigentlich nur so viel wie möglich über Bluetooth-Plattenspieler herausfinden. Dass die Meinungen der Verkäufer so weit auseinander gehen und die Auswahl für hochwertige Produkte teils so rar ist, hätte sie nicht gedacht. Besonders überzeugten sie die Empfehlungen der beiden Fachhändler. Sie hatten sich viel Zeit genommen, um Astrids Fragen zu beantworten und das geeignete Produkt für sie zu finden. Beide waren sich einig, dass der Sonoro Audio Platinum für die Mystery-Shopperin ideal wäre. Enttäuscht war Astrid von der Ratlosigkeit, die bei Fust und Melectronics herrschte. Ebenfalls zu denken gab ihr, dass die Verkäufer bei Media Markt und Interdiscount darauf bestanden, dass Astrid für die Verbindung mit ihren Sonos-Laustsprechern noch ein Zusatzgerät brauche – Kostenpunkt rund 500 Franken. Die beiden Fachhändler erwähnten den Sonos Port jedoch nicht.

Weitere Heftinhalte aus der CEtoday-Ausgabe 03/2022 finden Sie im Onlinedossier.

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