Marktübersicht

Zentral verwaltet und mit Content von Gästen: Das ist der Markt für Hotel-TVs

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Hotel-TVs müssen zentral verwaltet werden und Inhalte von Gästen abspielen können. Die Pandemie bremst Investitionen in die Hotel-TVs. Vertreter von Samsung, Philips, Swisscom und Telion geben einen Einblick in den aktuellen und künftigen Hotel-TV-Markt.

(Source: Mile Atanasov / shutterstock.com)
(Source: Mile Atanasov / shutterstock.com)

Die vergangenen Monate sind nicht spurlos am Hotel-TV-Markt vorbeigegangen. Trotzdem steigen die Ansprüche von Gästen sowie von Hotelbetreibende. Samsung, Philips, Swisscom und Telion geben einen Einblick in die Ansprüche am Markt, ihr Angebot und die aktuellen Herausforderungen.

Samsung verwaltet per Cloud

"Vonseiten der Hotels ist eine einfache Installation sowie Individualisierung der Menüs und des Contents gefragt", sagt Daniel Périsset, Head of CE IT bei Samsung Electronics. Dabei helfe eine cloudbasierte Managementlösung zur Verwaltung der Hotel-TV-Geräte. Sie vereinfache Management, Installation und Wartung der TVs.

Für Hotels hat Samsung eine Palette an UHD-Hotel-TVs in verschiedenen Grössen im Angebot – von 43 bis 75 Zoll. Die neuen Geräte lassen sich mittels Cloud-Anbindung zentral verwalten und der Content könne individuell angepasst werden. Für kleinere Zimmer sind nach wie vor 32-Zoll-Geräte in Full HD erhältlich. Die Fernbedienungen von Samsung für die Hotel-TVs seien dieselben wie bei ihren Consumer-TVs. Die Fernseher haben einen QLED-Bildschirm verbaut und können mit externen Services wie Netflix verknüpft werden.

Philips lässt individuell konfigurieren

Auch bei Philips ist die individuelle Konfiguration des Hotel-TVs wichtig. Bezüglich der Gäste laute das Stichwort: Bring your own Device. "Für den Gast soll es möglich sein, seine eigenen Lieblingsinhalte von seinem mobilen Gerät auf dem TV mühelos anzuzeigen", sagen Davide Longo und Mike Huber, beides Sales Manager bei Philips ProTV & Philips Signage Displays in der Schweiz. Bezüglich Infrastruktur gebe es vielfach Umgebungen mit Koaxikalkabel- oder IP-Verbindungen. Dank DOCSIS-Modems (Data Over Cable Service Interface Specification) sei es möglich, auch die Koaxikalkabel-Verbindungen als IP zu nutzen. Philips biete ein entsprechendes Modem an.

Das Highlight in Philips’ Hotel-TV-Portfolio ist die Produktlinie "MediaSuite". Die entsprechenden Modelle sind laut Longo und Huber IPTV-fähig und können unter anderem über LAN oder Wi-Fi angesteuert werden. Die Bedienoberfläche der TVs könne nach den Bedürfnissen des Hotels personalisiert werden. Unter anderem gehören eine digitale Gästeinformationsmappe, zentrale Verwaltung der TVs und persönliche Kundenbegrüssung zur Grundausstattung. Zudem können die Geräte auf Wunsch per Smartphone statt Fernbedienung bedient werden. Die Modelle bieten Zugriff auf den Google Play Store, haben Chromecast integriert und ihre Betriebssysteme basieren auf Android.

Swisscom bietet Lösungen im Monatsabo

Eine moderne Hotel-TV-Lösung soll Gäste und Hoteliers gleichermassen überzeugen, sagt Markus Wittig, Produktmanager Blue TV Host bei Swisscom. Gäste wünschen sich etwa ein breites Live-TV-Angebot, Streamingdienste wie Netflix sowie Informationen zum Hotel. Der Hotelier wolle mit der Lösung hingegen Geld sparen und Zusatzumsatz generieren. Zudem soll er sich darauf verlassen können, dass die Lösung funktioniere und andernfalls schnelle Hilfe geleistet werde.

Swisscom biete mit Blue TV Host eine TV-Lösung an, die sich für die 70 Prozent der Hotels in der Schweiz eigne, die weniger als 50 Zimmer haben. Die Lösung könne in einem Monatsabo pro Box bezogen werden. Zum Angebot gehört ein Infokanal. "Damit können Hotelgäste beispielsweise per Knopfdruck auf der Fernbedienung das Frühstück aufs Zimmer bestellen oder weiterführende Informationen zum Hotel oder auch zu Ausflügen in der Umgebung einsehen", sagt Wittig. Grössere Hotels mit individuellen Anforderungen bediene Swisscom mit seinem IPTV-Angebot. Des Weiteren habe der Telko mit Partnern ein As-a-Service-Angebot am Markt, bei dem Hoteliers die TV-Geräte monatlich über eine frei wählbare Laufzeit finanzieren.

Telion lässt eigenen Content abspielen

Der Schweizer Disti Telion sieht unterschiedliche Anforderungen an Hotel-TV-Lösungen je nach Anzahl Zimmer. "So kommen in Hotels bis 30 Zimmer durchaus auch Stand-alone-Geräte zum Einsatz, bei denen das TV-Signal vielfach ab Satellit auf DVB-C umgesetzt und zugeführt wird", sagt Frank Brunschweiler, Bereichsleiter Consumer + Professional Electronics bei Telion. "Hier kann also ein normaler TV mit Hotel-Mode zum Einsatz kommen." In grösseren Hotels hingegen sei oft eine zentrale Server­infrastruktur erforderlich, über welche die Zimmergeräte direkt oder über eine Zusatzbox angesteuert werden. So könne eigener Content an die TVs geschickt werden. In jedem Fall müsse der Gast aber eigenen Content über sein smartes Gerät auf dem TV abspielen können.

Telion hat TVs der Marken Loewe, We.by Loewe und Hisense im Angebot. Damit deckt der Disti gemäss eigenen Angaben Geräte jeder Preis- und Leistungsklasse sowie jeder Grösse ab. Generell unterstützen alle TVs den Hotel-TV-Modus. Auch Laser-TVs von Hisense mit einer Grösse bis zu 120 Zoll zählen zum Portfolio. Bei Serverlösungen für grössere Hotels arbeitet Telion mit dem entsprechenden Softwareanbieter zusammen oder empfiehlt eine neue Lösung. Auch eine Leasing- respektive As-a-Service-Lösung sei "immer eine Offerte wert".

Die Herausforderungen im aktuellen Hotel-TV-Markt

Der Hotel-TV-Markt steht gemäss Daniel Périsset von Samsung derzeit vor verschiedenen Herausforderungen. Die Pandemie sei insbesondere für Businesshotels schwierig. Aus­serdem sei die Sicherstellung der nachgefragten Hotel-TV-Produkte eine Herausforderung, besonders in Kombination mit Preissteigerungen, die durch höhere Rohstoffpreise und Rohstoffknappheit verursacht würden.

Die Vertreter von Philips sehen eine Herausforderung in den unterschiedlichen Ausgangslagen der Hotellerie-Betriebe, die "je nach Lage und Angebot die letzten Monate besser oder schlechter überstanden haben". Ausserdem muss bei neuen Lösungen und Möglichkeiten auch stets das Verständnis für das Zusammenspiel verschiedener Software vorhanden sein – beim Integrator wie beim Endkunden.

Wittig von Swisscom sagt zu den derzeitigen Herausforderungen im Markt: "Die Budgets waren schon vor der Pandemie dünn und sind nun nochmals geschrumpft. Entsprechend ist auch der Investitionsstau beträchtlich." Hotel-TV-Lösungen, die keiner Investition bedürfen oder vorfinanziert seien, sollten hier Abhilfe schaffen.

Auch Brunschweiler von Telion sieht finanzielle Probleme aufgrund der Pandemie. Viele Hotels können oder wollen ihre TV-Infrastruktur derzeit nicht modernisieren. "Zudem stellt sich für die Inhaber auch vielfach die Frage, ob ein TV im Zimmer überhaupt noch zeitgemäss ist oder die Gäste die Inhalte nicht einfach über ihr eigenes mobiles Gerät konsumieren." Doch die Erfahrung zeige, dass TVs im Zimmer noch immer bevorzugt werden, sofern sie smart sind und die Gäste den eigenen Inhalt streamen können. Auch hotelspezifische oder regionale Informationen auf dem Hotel-TV seien üblicherweise willkommen.

Die Zukunft des Hotel-TV-Marktes

Künftig werde der private Bedarf an immer grösseren Consumer-TVs auch die Nachfrage nach grösseren Hotel-TVs antreiben, so Périsset. Zudem steige die Nachfrage nach effizientem und zentralisiertem Gerätemanagement mit indivualisiertem Content.

Philips sieht auch künftig eine Nachfrage nach klassischen Standard-TVs und vollausgerüsteten Smart-TVs. "Der Bedarf wird sich die nächsten Monate allerdings sehr stark am Geschäftsgang orientieren", so Longo und Huber. Diese Entwicklung hänge von der Lage des Hotels und der Ausrichtung auf bestimmte Gästegruppen ab.

Wittig sieht drei Entwicklungen im Markt: Erstens werde es auf der Contentseite zunehmend neue Player geben, die es einzubinden gelte. Zweitens würden Servicekomponenten aus einer Hand an Bedeutung gewinnen, damit Hoteliers sich auf das Kerngeschäft konzentrieren könnten. Und drittens müsse der Hotel-TV bei der Digitalisierung der Hotellerie eine treibende innovative Rolle spielen – über das reine TV-Erlebnis hinaus. So könnten Hotels Mehrumsatz generieren und Kosten sparen.

Brunschweiler glaubt, dass der TV im Hotelzimmer auch künftig ein fester Bestandteil bleiben und die Multimediazentrale für die Kundschaft darstellen werde. Trotzdem sei es möglich, dass an der Rezeption vermehrt Tablets abgegeben werden, worüber der Hotelgast bei Bedarf Informationen oder Inhalte beziehen könne. Das werde bereits von einigen Hotels praktiziert.

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