Giuseppe Rizzo und Heinz Meli im Interview

Deshalb hat Mobilepro nun eine Doppelspitze

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von Coen Kaat

Seit Januar hat der Zürcher Digital-Signage- und Pro-AV-Disti Mobilepro zwei Geschäftsführer. Heinz Meli, der die Geschäfte seit 2018 leitet, erhielt Verstärkung durch Giuseppe Rizzo. Im Interview sagen die beiden Geschäftsführer, weshalb.

Heinz Meli (l.) und Giuseppe Rizzo, die beiden Geschäftsführer von Mobilepro. (Source: Netzmedien)
Heinz Meli (l.) und Giuseppe Rizzo, die beiden Geschäftsführer von Mobilepro. (Source: Netzmedien)

Sie haben Comm-Tec (heute: Exertis Pro AV) kurz vor Ihrem 5. Jubiläum bei der Firma verlassen. Warum?

Giuseppe Rizzo: Verschiedene Faktoren haben diese Entscheidung beeinflusst. Unter anderem das Alter: Ich war zu dem Zeitpunkt 49 Jahre alt. Eigentlich hätte ich Comm-Tec Schweiz durchaus noch weitere 15 Jahre leiten können. Aber ich wollte noch vor meinem 50. etwas Neues anfangen.

Warum wechselten Sie zu Mobilepro?

Rizzo: Diese Stelle erfüllte alle meine Wunschkriterien, die ein Stellenwechsel mit sich bringen muss. So reizte es mich etwa, für die Nummer eins im Schweizer Pro-AV-Markt zu arbeiten und hier neue Erfahrungen sammeln zu können. Mobilepro ist sehr gut etabliert und deutlich grösser als Comm-Tec. Zudem war es mir auch eine Freude, wieder mit Heinz Meli zusammenzuarbeiten. Ich lernte ihn schon vor 30 Jahren kennen. Damals waren wir beide für Eschenmoser tätig.

Wie gross war die Umstellung? Schliesslich arbeiten Sie ja nach wie vor in derselben Branche, und auch Ihr Arbeitsweg hat sich nicht gross verändert.

Rizzo: Stimmt, mein Arbeitsweg hat sich um etwa 60 Meter verkürzt (lacht). Einen Teil der Lieferanten kenne ich auch bereits. Es kamen aber viele für mich neue Hersteller hinzu. Über diese Gelegenheit, Neues dazuzulernen, freue ich mich sehr. Comm-Tec ist eher in den Bereichen Videokommunikation und Signal-Management aktiv. Mobilepro hat sich einen Namen im Digital-Signage-Geschäft gemacht und arbeitet daher auch mit den grössten Bildschirmanbietern zusammen. Mit Herstellern wie Samsung und NEC zusammenzuarbeiten, war sicherlich auch ein Anreiz, diese Stelle anzunehmen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Weggang und der Übernahme durch (und anschliessende Umfirmierung zu) Exertis Pro AV?

Rizzo: Nein, ich hatte mich schon vor einiger Zeit dazu entschieden, zu wechseln. Dass man die Internationalisierung mit einer Namensänderung antreiben will, wussten wir schon im Voraus. Aber für mich war das kein Grund, das Unternehmen zu verlassen.

Welche Stärken nehmen Sie mit zu Mobilepro und wie wollen Sie diese einsetzen?

Rizzo: Viele kennen mich eher als Sales-Person. Ich habe aber auch noch andere Talente. So verfüge ich etwa über eine fundierte Ausbildung in der Betriebswirtschaft. Diese Expertise konnte ich bereits beim Aufbau von Grundig und Comm-Tec sowie deren Logistik gut nutzen. Und diese Erfahrung bringe ich nun wiederum mit zu Mobilepro. Die Firma wächst täglich, daher kann ich meine Fähigkeiten hier gut einbringen.

Mit Ihnen und Heinz Meli hat Mobilepro seit Anfang des Jahres zwei Geschäftsführer. Weshalb?

Heinz Meli: Das ist relativ einfach: Die Midwich-Gruppe, zu der Mobilepro seit der Übernahme durch Kern & Stelly im Februar 2019 gehört, hat überall und in jedem Bereich zwei Geschäftsführer. So lassen sich die anfallenden Aufgaben besser verteilen. In den vergangenen 12 Monaten listete Mobilepro neun neue Brands. Und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen: Wir wollen weiter vorwärtskommen. Eine Person kann diesen Aufwand gar nicht mehr alleine stemmen.

Wie profitiert eine Firma von so einer Doppelspitze?

Rizzo: Eine zusätzliche Perspektive ist immer eine gute Ergänzung. Es ist sehr förderlich, über eine Entscheidung zu debattieren und eine neue Sichtweise einzuholen. Das steigert die Qualität der getroffenen Entscheidungen und somit auch des Unternehmens.

Meli: Für mich ist der grösste Vorteil, dass man seine Power besser auf gewisse Punkte fokussieren und gezielter einsetzen kann. Sonst ist man als Geschäftsführer eher wie ein Blumenstrauss: Weil man überall alles machen muss, ist zwar von allem etwas drin, aber oft eher inkonsequent.

Wie haben Sie die Aufgabenbereiche verteilt?

Meli: Giuseppe Rizzo kümmert sich um die IT, Finanzen, Logistik und die Administration.

Rizzo: Und Heinz Meli leitet den Verkauf, das Marketing sowie das Personalwesen.

Wie verhindern Sie, dass Sie sich gegenseitig auf die Füsse tretet?

Rizzo: Das kann man gar nicht verhindern (lacht). All diese Bereiche fliessen ineinander. Darum legten wir schon zu Beginn fest, dass wir bei übergreifenden Themen keine Entscheidungen treffen, falls wir uns nicht einig sind. Wenn aber etwas nur unsere eigenen Bereiche betrifft, dann entscheiden wir natürlich selbst.

Kam es schon vor, dass Sie sich nicht einig waren?

Meli: Ja und das muss auch so sein. Alles andere wäre schlecht.

Wie kommen Sie aus so einer Situation heraus?

Meli: In solchen Fällen sprechen wir uns immer gut ab und diskutieren darüber.

Rizzo: Gemeinsam finden wir so immer eine Lösung. Ich finde es immer wieder interessant, wie wir uns gegenseitig ergänzen.

Meli: Es kann ja mal vorkommen, dass man etwas übersieht. Dem anderen fällt das in der Regel auf, weil er die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.

Rizzo: Damit so ein Führungssystem funktioniert, muss man aber auch erkennen können, wenn die andere Person etwas tatsächlich besser weiss. Solange man aufeinander hört, kommt es am Ende immer gut.

Es gibt also kein Mobilepro-Armdrück-Turnier, um Pattsituationen aufzulösen?

Meli: Nein, und wir lösen Uneinigkeiten auch nicht durch Würfeln (lacht).

Wie sieht die Strategie für Mobilepro aus?

Meli: Uns ist es wichtig, kein Kistenschieber zu sein. Wir wollen unseren Partnern einen echten Mehrwert bieten. Darum steht unser technischer Service stets und für alle Fragen zur Verfügung. So können wir unseren Kunden Gutes tun. Vor wenigen Wochen haben wir das technische Team daher um eine zusätzliche Stelle ergänzt. Wir wollen nun auch noch eine weitere Person einstellen.

Rizzo: Das ganze Pro-AV-Geschäft wird immer komplexer …

Meli: … und schneller!

Rizzo: Die AV-Branche rutscht zunehmend in den IT-Bereich hi­nein. Jeder Integrator, Distributor und Markenvertreter in dieser Branche muss daher einen immer riesigeren Spagat machen.

Wie sieht dieser Spagat aus?

Rizzo: Wir merken das besonders bei der Videokommunikation. Eigentlich geht es dabei darum, ein gutes Bild und einen guten Ton hinzukriegen – aber ohne IT-Kenntnisse ist das gar nicht mehr möglich.

Ist da eine IT-Firma gegenüber einem Pro-AV-­Spezialisten im Vorteil?

Rizzo: Auch eine auf IT spezialisierte Firma kommt da an ihre Grenzen. Beispielsweise wenn es um den Ton geht. Ein reiner IT-Experte denkt nicht in diesen Dimensionen und weiss auch nicht, dass die Ansprüche an den Ton steigen, je grösser das Sitzungszimmer ist. Zugleich müssen sich Pro-AV-Installateure der Herausforderung stellen, sich IT-Fachwissen anzueignen. Wir können hier als Value-Added-Disti aber einen guten Dienst leisten.

Wie viel von Ihrer Strategie kommt von der Midwich-Gruppe?

Meli: Gar nichts. Wir sind völlig frei hier in der Schweiz. Zu einigen Produkten haben wir einen besseren Zugang

Welche Schritte haben Sie geplant, um Ihre Strategie umzusetzen?

Meli: Dazu zählt etwa das personelle Wachstum. Wir wollen zu Beginn des vierten Quartals mit 3 Mitarbeitenden im technischen Team agieren.

Rizzo: Indem wir in Personal investieren, investieren wir auch in Know-how. So differenzieren wir uns von unseren Mitbewerbern. Zudem bauen wir auch unser Weiterbildungs- und Schulungsangebot aus – auch online.

Meli: Wir versuchen ferner, im vierten Quartal eine spezielle Hausmesse durchzuführen. Mehr wollen wir zurzeit aber noch nicht sagen. Denn wir wollen unseren Partnern noch ein paar Überraschungen bieten können.

Kommt der Fokus auf diese Themen noch vom Lockdown?

Meli: Nein. Die Midwich-Gruppe hat im April den deutschen Pro-AV-Distributor E-Link übernommen. So kam das Produktangebot von E-Link, zu dem auch Zoom gehört, zu uns in die Schweiz.

Wie sieht Mobilepros Partnerlandschaft zurzeit aus?

Meli: Unsere Partnerlandschaft ist zurzeit sehr Pro-AV-lastig. Alle, die in dem Bereich Rang und Namen haben, gehören zu unseren Partnern. Wir hätten aber gerne ein paar weitere IT-Integratoren und -Reseller. Zurzeit arbeiten wir noch daran, diesen Teil unseres Netzwerks aufzubauen.

Wir wollen Sie diese potenziellen Partner erreichen?

Meli: Zu diesem Zweck investieren wir in unser Marketing, um etwa aktiv Leads zu generieren. Diese können wir dann an unsere Partner weiterreichen.

Warum sollte sich ein Channel-Unternehmen für Mobilepro entscheiden?

Meli: Weil wir bei Mobilepro sehr freundlich sind und schnell mit unserem Know-how helfen können. Wir lassen niemanden im Regen stehen. Was uns zudem auszeichnet, sind unsere fünf Show-Rooms hier in unseren Büros. Unsere Partner können diese nutzen, um ihren Kunden die gewünschten Geräte vor Ort und in Aktion zu demonstrieren.

In welche Richtung entwickeln sich die Pro-AV- und Digital-Signage-Märkte zurzeit?

Meli: LED ist momentan das Thema – und es wird an Relevanz weiter zunehmen. Der UC-Bereich ist ebenfalls sehr wichtig geworden und nimmt weiterhin Fahrt auf. So wird etwa Zoom in nächster Zeit noch für Furore sorgen. Mobilepro ist übrigens neu auch Zoom-Distributor. Über uns kann man Lizenzen bestellen und als Händler agieren.

Immer mehr Unternehmen holen ihre Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro. Ist Zoom wirklich noch so ein grosses Thema?

Meli: Ja, das Thema wird uns sicherlich noch die nächsten zwei bis drei Jahre beschäftigen. Auch in den heutigen Businessmodellen hat es oft einen Platz für Homeoffice-Modelle. Das heisst, Zoom und Co. wird es weiterhin brauchen. Ausserdem wird es wohl künftig weniger Geschäftsreisen geben – sofern man den Grund für die Reise über Zoom ausdiskutieren kann.

Wie ist Mobilepro mit dem Lockdown umgegangen?

Meli: Es war sicherlich nicht einfach, die Motivation der Mitarbeitenden stets aufrechtzuerhalten. Trotz Kurzarbeit gab es immer viel zu tun. Jetzt gilt es aber, die Leute wieder ins Büro zurückzuholen und alles wieder zu integrieren. In irgendeiner Form wollen wir die Möglichkeit zum Homeoffice beibehalten. Wie dies genau aussehen soll, überlegen wir zurzeit aber noch.

Rizzo: Wir geniessen es, wieder im Büro zu sein. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Kommunikation innerhalb der Mannschaft qualitativ und quantitativ steigern wird. Aufgrund der Distanz, welche die Homeoffice-Situation generiert, können ja durchaus auch Missverständnisse entstehen. Wenn wir wieder vermehrt in demselben Büro arbeiten, läuft alles sicher wieder fehlerfreier.

Wie lautet eure persönliche Botschaft an den Channel?

Meli: Wir kommen in den nächsten Monaten mit weiteren tollen Marken für unsere Reseller.

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