One-to-One mit Mike Guler, Hama Technics

Welche Herausforderungen der Schweizer Markt für Hama birgt

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Seit Anfang 2021 leitet Mike Guler die Geschäfte von Hama in der Schweiz. Warum sich Hama dieses Jahr unter anderem auf digitale Kampagnen konzentriert, welche Herausforderungen der Schweizer Markt birgt und was die Coronakrise für Hama bedeutet, verrät er im Interview.

Mike Guler, Managing Director, Hama Technics (Source: zVg)
Mike Guler, Managing Director, Hama Technics (Source: zVg)

Wie waren Ihre ersten Monate als Hama-Schweiz-Chef?

Mike Guler: Ich bin in einer speziellen Situation gestartet. Kurz nach meinem Start kam die Homeoffice-Pflicht. Daher sehe ich das Team mit wenigen Ausnahmen momentan nur über Calls – so wie es in vielen anderen Unternehmen auch der Fall ist. Trotzdem bin ich gut gestartet und hatte die Gelegenheit, die ersten beiden Wochen noch mit meiner Vorgängerin, Sarah Fuchs, verbringen zu können. Für die kurze, aber gute Einarbeitungszeit bin ich sehr dankbar. Es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass man von seiner Vorgängerin eingearbeitet werden kann. Wir haben hier zudem ein super Team und ich spüre einen tollen Spirit, was natürlich viel Spass macht.

Wie kamen Sie zu Hama?

Ich kenne Hama schon seit ungefähr 15 Jahren durch meine Tätigkeiten im Vertrieb und im Einkauf bei Media Markt. Auch Sarah Fuchs kenne ich aus unserer gemeinsamen Zeit bei Media Markt. Nachdem ich informiert worden war, dass sie als Country Managerin zu Haier wechselt, fanden Gespräche zwischen mir und Hama in Deutschland statt, was dazu führte, dass man mir die Verantwortung für Hama Schweiz übertrug.

Warum haben Sie Media Markt verlassen?

Ich wollte nochmal etwas Neues anpacken. Alles in allem – mit einem kleinen Abstecher – war ich 15 Jahre bei Media Markt. In dieser Zeit erlebte ich viel, notabene viel Positives, aber ich stellte mir irgendwann die Frage, ob ich nicht doch noch etwas Neues in Angriff nehmen möchte. Deshalb entschied ich mich dazu, das Unternehmen zu verlassen.

Media Markt ist im B2C-, Hama im B2B-Bereich tätig. Wo liegen da die Unterschiede?

Im B2C-Umfeld dreht sich alles um die Bedürfnisse der privaten Konsumenten. Dadurch ergeben sich andere Anforderungen an die verschiedenen Abteilungen und deren Aktivitäten. Wir bei Hama arbeiten mit den Handelspartnern direkt zusammen und konzentrieren uns, abgesehen von unseren tollen Produkten, auf die Erbringung von Dienstleistungen wie Stamm- und Produkt­datenanbin­dungen, Drop-Shipment-, Privat-Label- oder auch Rackjobbing-Lösungen. Die Anforderungen, die der Handel an Automatisierungsprozesse hat, haben sich unter anderem auch aufgrund von Corona nochmals erhöht. Selbstverständlich befassen auch wir uns mit den Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten und entwickeln unsere Produkte unter anderem auf diesen Grundlagen und erarbeiten Dienstleistungskonzepte, die letztlich auch dem Endkunden zugute­kommen.

Was haben Sie bei Hama als Erstes in Angriff genommen?

Es standen einige Kundenprojekte an, die es nun umzusetzen gilt. Wir werden zudem dieses Jahr mehrere digitale Kampagnen zu unterschiedlichen Produktkategorien starten, bei denen wir an ein Marktwachstum glauben und der Meinung sind, dass der Konsument noch besser über die Technologie aufgeklärt werden muss. Wir lancieren auch neue Produktkategorien im Bereich Smarthome und bauen bestehende Kategorien in Wachstumsmärkten wie Mobile stark aus.

Apropos Kategorien: Hama bietet vom Schulthek über die Campingtaschenlampe bis zum Kopfhörer alles an. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich, wenn man so viele unterschiedliche Produkte im Angebot hat?

Das breite Produktportfolio ist natürlich ein grosser Vorteil, und obwohl wir so viele verschiedene Sortimente anbieten, sind wir in der jeweiligen Produktkategorie auch der absolute Spezialist. Wir können nicht «nur» Produkt, sondern können unseren Kunden auch individuelle Dienstleistungslösungen anbieten. Wenn man so breit aufgestellt ist, besteht natürlich die Gefahr, dass man den Fokus verliert. Das breite Sortiment bringt auch Herausforderungen für unsere interne Organisation mit sich. Bisher gelingt es uns aber sehr gut, den Ansprüchen der unterschiedlichen Kunden gerecht zu werden.

Welche Herausforderungen sind Ihnen bisher begegnet?

Seit meinem Start bei Hama hat die Situation rund um Corona das Handelsgeschäft stark beeinflusst und verändert. Dies stellt nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kunden momentan die grösste Herausforderung dar. Wir sind in Themen wie etwa Produktdaten, Content und Verfügbarkeiten sehr gut aufgestellt. Das kam uns natürlich in der Zeit, in der das stationäre Geschäft komplett brachlag, sehr entgegen. Dank unserer schlagkräftigen IT und Logistik in Deutschland konnten wir das Onlinegeschäft schnell und deutlich ausbauen. Sowohl bei unseren Kunden, die nur im Onlinebereich tätig sind, als auch bei unseren Omni-Channel-Partnern.

Mike Guler am Sitz von Hama Technics in Volketswil (Source: Netzmedien)

Wie unterstützt Hama den Fachhandel?

Wir betreuen den Fachhandel nach wie vor direkt und persönlich und können dadurch sehr gezielt auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden eingehen.

Was ändert sich für Fachhändler nun, da Sie am Steuer sind?

Im Wesentlichen nichts. Im Moment behalten wir die Organisation so bei, wie sie ist. Die Läden haben erst seit dem 1. März wieder geöffnet und Besuche bei Händlern sind nun auch wieder möglich. Bevor wir evaluieren können, ob wir allenfalls Optimierungen vornehmen oder etwas in der Struktur verändern, muss erst wieder etwas Normalität einkehren.

Wie lief das Geschäftsjahr 2020 für Hama?

Trotz der schwierigen Situation rund um Corona und den daraus erlassenen Massnahmen war es ein sehr erfolgreiches Jahr. Sarah Fuchs und das ganze Team haben einen hervorragenden Job gemacht. Wir haben eine sehr gute Basis und darauf gilt es nun aufzubauen.

Welche Bereiche haben von der Krise profitiert?

Es waren einige, aber speziell hervorheben kann man sicherlich die Produktkategorien rund um das Thema Homeoffice. Bei einigen Produkten kam es vorübergehend sogar zu kurzfristigen Lieferengpässen.

Welche Rolle spielt der Schweizer Markt für Hama?

Die Schweiz ist ein sehr wichtiger und auch herausfordernder Markt für uns, in dem sich immer wieder Chancen ergeben. Der Schweizer Markt unterscheidet sich von den Märkten in Deutschland und Österreich und deshalb ist es für uns wichtig, dass wir in der Schweiz eine eigene Niederlassung haben und hier lokal operieren können.

Was meinen Sie mit herausfordernd?

Durch die vielen, verschiedenen Handelspartner und deren Absatzkanäle müssen wir unsere Aktivitäten sehr gut planen und abstimmen. Unsere Kunden in der Schweiz suchen nicht nur tolle Produkte, sondern gezielt nach Fulfillment-Lösungen. Unser breites Sortiment und unsere verschiedenen Dienstleistungen sind Gründe, weshalb wir auch im Schweizer Markt erfolgreich tätig sind.

Wie schafft es Hama, in einem solchen Markt zu bestehen?

Hama ist ein loyaler, zuverlässiger Partner, der schon sehr lange in dieser Branche erfolgreich tätig ist. Diese Zuverlässigkeit wird immer wichtiger für die Kunden. Am Ende zählt für sie nicht der eine Franken mehr oder weniger, sondern das ganze Paket an möglichen Dienstleistungen, das wir anbieten. Als Hersteller sind wir auch in der Lage Eigenmarken – Privat Label – für unsere Kunden zu produzieren und diese mit ihnen im Schweizer Markt zu lancieren. Zudem treten wir auch als Distributor für Marken wie beispielsweise Jabra oder Sandisk in der Schweiz auf.

Was sind Ihre Ziele mit Hama?

Wir wollen uns natürlich weiterentwickeln, neue Kunden und neue Kanäle gewinnen. Aus­serdem wollen wir etwas vom Image des klassischen Kabelherstellers wegkommen und dafür sorgen, dass man bei unseren Kunden die vielen, tollen Hama-Sortimente antrifft. Die Schweiz hat eine spannende Händlerlandschaft, die uns unterschiedliche Möglichkeiten bietet und erlaubt, unsere Stärken und Vorteile weiter auszubauen. Wir werden zudem noch näher mit dem Endverbraucher kommunizieren, um dessen Bedürfnisse besser zu verstehen.

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persönlich

Mike Guler (50) ist seit Januar 2021 Managing Director von Hama Technics. Der langjährige Branchenprofi, Betriebswirt und eidg. dipl. Verkaufsleiter verzeichnet seine beruflichen Stationen mehrheitlich im Retail-Bereich und war unter anderem viele Jahre in verschiedenen Funktionen für Media Markt Schweiz tätig. Guler ist verheiratet und Vater einer 20-jährigen Tochter. In seiner Freizeit fährt er gerne Motorrad und ist immer wieder mal als ­begeisteter Zuschauer in ­einem Eishockey-Stadion anzutreffen.

(Source: Hama Technics)

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