Start am 25. Juni

SwissCovid ist da: die wichtigsten Fragen zum App-Start

Uhr
von Daniel Schurter

Die Schweizer Tracing-App ist offiziell verfügbar für iPhones und Android-Handys. Die App-Nutzung basiert auf Freiwilligkeit und wird vom Bundesrat empfohlen.

(Source: NordWood Themes / Unsplash)
(Source: NordWood Themes / Unsplash)

Die SwissCovid-App ist offiziell verfügbar. Der Bundesrat empfiehlt der Bevölkerung, die App freiwillig zu nutzen. Dieser Beitrag geht auf die wichtigsten Fragen zum Start ein.

Wer soll SwissCovid herunterladen?

Alle, die etwas gegen die Pandemie tun wollen und sich selbst und die Mitmenschen schützen möchten.

Ist das überhaupt noch nötig?

Ja, ist es. Stefan Kuster, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit, sagt: "Gerade weil wir tiefe Fallzahlen haben und gerade weil wir den jüngsten Lockerungsschritt hatten, lohnt sich das Herunterladen der App. So können wir die Fallzahlen weiterhin so tief halten und wieder ein normaleres Leben führen."

Muss man die App installieren?

Nein. Die Nutzung ist freiwillig.

Wo gibts die App?

Hilft die App gegen Superspreader?

Ja. SwissCovid hilft, potenziell Infizierte zu warnen, bevor sie zu Superspreadern werden und viele andere anstecken. Das Gefährliche am neuartigen Coronavirus ist ja, dass Leute hochansteckend sind, ohne Symptome zu haben.

Ist die App sicher?

Der Bundesrat sagt dazu: "Die App wurde vor der Veröffentlichung eingehend auf die Sicherheit und die Benutzerfreundlichkeit getestet."

Ist das eine Überwachungs-App?

Nein, das von Fachleuten den Eidgenössisch-Technischen Hochschulen Lausanne (EPFL) und Zürich (ETHZ) und weiteren Experten erarbeitete dezentrale Tracing-System ist darauf ausgelegt, staatliche Überwachung zu verunmöglichen. Das Datenschutz-Prinzip "Privacy by Design" wird auch von Apple und Google unterstützt, die in ihren mobilen Betriebssystemen Schnittstellen zur Verfügung stellen. Beide Unternehmen betonen, keine User-Daten zu erheben.

Wer hilft bei Fragen?

Auf der Website des Bundesamtes für Gesundheit gibt es Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ). Das BAG verlinkt auf auf einer weiteren Webseite auf die zahlreiche Beratungsangebote und nennt Telefonnummern. Die Infoline Coronavirus ist unter der Nummer +41 58 463 00 00 zu erreichen (täglich von 6 bis 23 Uhr).

Der Bund bietet online den Coronavirus-Check an für Leute, die sich krank fühlen oder Symptome haben.

Ist der Datenschutz gewährleistet?

Ja. Die SwissCovid-App ist weltweit führend, was den Schutz der Privatsphäre und die User-Daten betrifft. Dies dank dezentralem Protokoll und Funktionsweise, bei der die sensitiven Informationen auf den Smartphones bleiben. Die SwissCovid-App übermittelt keine Telemetrie-Daten an den Bund.

In einer Studie gaben über 50 Prozent der Befragten an, dass sie die SwissCovid-App nutzen würden. Was den Umfrageteilnehmern dabei am wichtigsten ist und mehr zur Studie lesen Sie hier.

Haben App-Nutzer Nachteile zu befürchten?

Nein. Der Bund übernimmt sämtliche Kosten für Tests. Sowohl für Tests auf Infektion mit dem Coronavirus, wie auch die serologischen Tests zum Nachweis von Antikörpern. Wer sich auf ärztlichen Rat hin in Quarantäne begibt, hat Anrecht auf Erwerbsersatz.

Kann mich der Arbeitgeber zwingen, die App zu nutzen?

Nein. Es gibt ein gesetzliches Diskriminierungs-Verbot.

Wie genau ist die App?

Genau genug, versichern die Verantwortlichen. Dies habe sich in umfangreichen Tests und Experimenten gezeigt. Zur Erinnerung: Es handelt sich um Distanzabschätzungen zwischen Smartphones, die über die Signalstärke von Bluetooth Low Energy (BLE) gemacht werden. Apple und Google haben die Kalibrierung von über 1000 Mobilgeräten (Android-Smartphones und iPhones) übernommen.

Muss die Bluetooth-Verbindung immer aktiviert sein?

Nein, das ist nicht nötig. Bluetooth sollte aber immer aktiviert sein, wenn man das Smartphone (mit installierter App) dabei hat und ungeschützt auf andere Menschen trifft. Wer zum Beispiel mit Schutzmaske hinter einer Plexiglasscheibe arbeitet, kann Bluetooth deaktivieren. Oder man deaktiviert vorübergehend das Tracing innerhalb der App.

Gibt es viele "Fehlalarme"?

Das wird sich zeigen. Falls sich die Covid-19-Fälle häufen, dürfte es vermehrt zu "False Positives" kommen. Das heisst, App-Nutzer erhalten einen Warnhinweis, haben sich aber nicht angesteckt. Eine zehnprozentige Trefferquote wäre gut, sagt der Schweizer Epidemiologe Marcel Salathé, Mitgründer von DP-3T und einer der Väter der Schweizer Corona-Warn-App. Eine solche Trefferquote sei bei der klassischen Rückverfolgungs-Methode, über telefonische Abklärungen, üblich.

"Ungefähr 10 Prozent sind eine normale Contact-Tracing-Erfolgsrate. Man kann es im Moment nicht besser, weil man einfach nicht voraussagen kann, wer von den Kontakten infiziert wurde. Das ist mit der App nicht anders."

Funktioniert SwissCovid im Ausland?

Ja. Aber sie erzielt noch nicht die erhoffte Wirkung. Die Schweizer App ist noch nicht mit den Tracing-Apps der umliegenden Länder kompatibel, so dass sich nur die User der jeweiligen App warnen können. Dies soll sich in den kommenden Wochen ändern. Es laufen die Vorbereitungen.

Soll man die App in den Ferien nutzen?

Ja. Bei Ferien in der Schweiz macht dies Sinn. Bei längeren Aufenthalten im Ausland kann es sinnvoll sein, die App des jeweiligen Landes zu installieren.

Die SwissCovid-Macher raten Grenzgängern ab, häufig zwischen zwei installierten Tracing-Apps hin- und herzuwechseln. Wie zum Beispiel zwischen der italienischen und der Schweizer App. Dies ist zwar möglich, aber so nicht vorgesehen und könnte unter Umständen Probleme verursachen. Apple und Google geben vor, dass nur eine App aktiv sein kann.

SwissCovid läuft nicht auf meinem Handy, was nun?

Die SwissCovid-App ist eines von mehreren Hilfsmitteln und Massnahmen im Kampf gegen die Pandemie und absolut freiwillig. Viel wichtiger ist, dass sich weiterhin alle Leute sinnvoll und konsequent schützen. Sei dies mit Maskentragen im ÖV, sei dies mit Social Distancing, sie dies mit regelmässigem Händewaschen und Desinfizieren. Und man sollte sich beim kleinsten Verdacht umgehend in Selbstquarantäne begeben und sich so schnell wie möglich testen lassen.

Auf welchen Handys läuft SwissCovid?

Die technischen Voraussetzungen, um die SwissCovid-App herunterzuladen und zu installieren, sind:

  • Aktuelle Version des Betriebssystems (beim iPhone mindestens Version 13.5 iOS, beziehungsweise mindestens Android 6 und die neuesten Google Play Dienste)

  • Zugang zu den App Stores von Apple bzw. Google

  • Aktiviertes Internet (für die App-Nutzung ist nicht ständig eine Internetverbindung erforderlich)

  • Aktiviertes Bluetooth (Low Energy, BLE)

  • 10 Megabyte freier Speicherplatz

Bei älteren Android-Versionen (aber nicht bei Android 10) ist der Zugriff auf Bluetooth nur mit Standort-Berechtigung möglich, was verschiedentlich zu Verwirrung geführt hat. Die SwissCovid-App verwendet aber kein GPS, sondern nur den Bluetooth-Teil der Standort-Berechtigungen.

Am 17. Juni 2020 wurde im App Store von Apple gemessen, dass 92 Prozent aller in den letzten vier Jahren eingeführten iPhones iOS 13 verwenden, bei allen iPhones, unabhängig vom Einführungszeitpunkt, seien es 81 Prozent.

Die Erfahrungen aus Deutschland zeigen, dass iPhone-Nutzer die dortige Tracing-App überproportional heruntergeladen haben – und so ihre Verantwortung zur Eindämmung der Pandemie ernst nahmen. Bei Android ist Luft nach oben.

Alles perfekt?

Nein, natürlich nicht. Die Bioethikerin Effy Vayena (ETH Zürich) fordert vom Bund, ein unabhängiges Gremium einzusetzen, um die Auswirkung der App auf die Gesellschaft zu beobachten.

"Wir müssen versuchen, so legitim wie möglich zu sein. Deshalb war es auch richtig, dass das Parlament über die App diskutiert und am Ende eine gesetzliche Grundlage auf den Weg gebracht hat. Es hat dadurch zwar alles etwas länger gedauert, aber diese Debatte war wichtig", sgate sie gegenüber der NZZ.

"Wir lernen nun viel: Wie wir mit Tech-Giganten umgehen, wie wir Wissenschaft integrieren, wie wir die richtigen Leute mit einbeziehen – all das sind Erfahrungen, aus denen wir hoffentlich für die Zukunft lernen. Aber ich glaube, es ist es wert, die App auszuprobieren und damit so sicher wie möglich zu experimentieren. Denn es gibt die ethische Verantwortung, keine Chance ungenutzt zu lassen, Leben zu schützen und Schaden abzuwenden – nicht nur gesundheitlich, auch ökonomisch und sozial."

Die Bioethik-Professorin sass im Expertenteam, das die Entwicklung der SwissCovid-App begleitete und war Vorsitzende des Gremiums, das für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Richtlinien fürs Proximity Tracing erarbeitet hat.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Watson.ch

Webcode
DPF8_183493