SUV ohne Nachfrage

Dyson gibt erstmals Einblick in seinen 600-Millionen-Elektroauto-Fail

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von pls, Watson

2020 hätte Dyson sein erstes Elektroauto produzieren wollen, 2019 wurde das Projekt eingestellt. Nun hat Firmenchef James Dyson Einblick in das gescheiterte Vorhaben gegeben.

James Dyson, Chef von Dyson. (Source: Dyson)
James Dyson, Chef von Dyson. (Source: Dyson)

Knapp 600 Millionen Franken. Diesen Betrag investierte Dyson in die Entwicklung eines komplett neuen Elektroautos. Die Ambitionen waren gross: Die Zusammenarbeit mit etablierten Autoherstellern lehnte man ab. Man wollte unabhängig sein, etwas von Grund auf selbst entwickeln, ähnlich, wie Tesla es geschafft hatte. Insgesamt war James Dyson, der Chef der Firma, bereit gewesen, eine Milliarde in die Entwicklung des Autos zu stecken. Weitere 1,5 Milliarden sollten in die Akkuentwicklung fliessen.

In Singapur wurde bereits eine Fabrik für 200 Millionen mit einem riesigen Testgelände geplant. Dort, und nur dort, hätten die zukünftigen Stromer vom Band laufen sollen – zum Unmut der Briten. Laut Dyson hatte dies aber rein praktische Gründe, da man so die Nähe zum lukrativen asiatischen Markt sicherstellen wollte. Alles schien auf gutem Wege, 2020 sollte das erste Modell in einer limitierten Auflage von 10'000 Stück vom Band laufen. Dann, im Herbst 2019 gab Dyson überraschend bekannt, dass man das gesamte Vorhaben einstellen werde.

In einer Mail an seine Mitarbeiter schrieb das Unternehmen damals, dass man für das Projekt keinen kommerziellen Erfolg erwarte. Bemühungen, einen Käufer zu finden, scheiterten zuvor.

Gesehen hatte den Wagen bisher noch niemand ausserhalb des 500-köpfigen Teams, das in der neu eingerichteten Autoabteilung angestellt war. Zwar gab es im Mai 2019 Leaks von Patentzeichnungen, ansonsten blieb der Wagen aber ein Mysterium. Nun gab Firmenboss Dyson in einem Interview mit der Times erstmals Einblick in das gescheiterte Projekt, inklusive Foto des Prototyps.

Er existiert tatsächlich: So hätte der Dyson-Stromer ausgesehen.

Ein schweres Auto mit grosser Reichweite

Satte 540 Pferdestärken und ein Drehmoment von 650 Newtonmeter hätte der Dyson-Stromer leisten sollen. Immerhin schaffte es das Auto in 4,8 Sekunden auf 96 Kilometer pro Stunde. Pro Achse hätte Dyson einen 200 Kilowattstunden starken Motor verbaut.

Bei den Ausmassen wäre der N526, so der Codename, SUV-typisch wuchtig ausgefallen. Knapp fünf Meter lang, zwei Meter breit und 1,70 Meter hoch fallen die Masse auf dem Datenblatt aus. Der Radstand liegt bei 3,30 Meter, das Gewicht bei 2,6 Tonnen.

Als Akku wollte man beim ersten Modell noch auf Lithium-Ionen-Technologie setzen. Angeblich hätte das Auto eine Reichweite von fast 1000 Kilometer pro Ladung gehabt. Später wäre man dann auf Feststoffbatterien umgestiegen. Diese Technologie gilt als nächste Generation der Akkus. Dyson hat wegen seiner diversen kabellosen Geräten bereits Erfahrung mit Akkutechnologie.

Entsprechend weit soll man daher in der Grundlagenforschung gewesen sein. Immerhin in diesem Bereich ist für Dyson nicht alles verloren, denn die Batterietechnik kann der Hersteller auch für seine akkubetriebenen Haushaltsgeräte gebrauchen. Nun gehe es noch darum, die Feststoffakkus für den Massenmarkt tauglich zu machen.

Auch zum Preis des Autos äusserte sich der Dyson-Chef erstmals. Bisher hatte es nur immer geheissen, dass die erste Auflage im Premiumsegment angesiedelt sein würde. Wie Dyson nun sagt, hätte man für den Wagen mindestens 180'000 Schweizer Franken verlangen müssen, um profitabel zu sein.

Dyson-Chef hat Kosten selbst getragen

James Dyson hat betont, dass er die 600 Millionen Franken aus seiner eigenen Tasche bezahlt habe. Dyson gilt mit einem geschätzten Nettovermögen von rund 19 Milliarden Franken als reichster Mann Grossbritanniens. Er führt die Liste erstmals an, nachdem sein Vermögen alleine 2019 um 4,2 Milliarden Franken gewachsen ist.

Weniger erfreulich war das Ende des Projekts wohl für die Angestellten. Dyson hatte bei der Auflösung des Projekts aber betont, dass man alle Mitarbeiter möglichst in anderen Abteilungen unterbringen wolle.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Watson.

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