"Wie man das am Lenker befestigen muss, kann ich auch nicht sagen"
Im Frühling ist wieder Velo-Saison. Um sich auch auf längeren Touren nicht zu verirren, hat sich Astrid T. auf die Suche nach einem Velo-Navi gemacht. Dabei stellte sie fest, dass die meisten Verkäufer ungefähr gleich viel Ahnung von den Geräten hatten wie sie.
Astrid T. freut sich bereits darauf, sich diesen Frühling wieder sportlich zu betätigen. Zusammen mit ihrem Sohn hat sie einige Velotouren geplant. Um sich auch auf längeren Ausflügen möglichst einfach orientieren zu können, möchte Astrid ihre Fahrradausrüstung nun um ein Navigationsgerät oder etwas Vergleichbares erweitern. Wie das genau aussehen könnte, weiss sie allerdings noch nicht. Sie möchte das Velo-Navi schlicht an den Lenker schnallen und damit mehrere Stunden auch bei schlechtem Wetter unterwegs sein können. In Begleitung von "CEtoday" ging sie deshalb auf Mystery-Shopping-Tour. Beraten sollten sie Verkäufer von Media Markt, Ochsner Sport, Microspot, Transa, Digitec und Bikester.ch.
Media Markt
Den ersten Halt machte die Mystery-Shopperin bei Media Markt. Nachdem Astrid etwas ziellos an den Regalen entlang gegangen war, steuerte sie eine Verkäuferin an. Diese brachte Astrid zu einem Kollegen, der besser über das Thema Bescheid wusste, wie sie sagte. Besagter Verkäufer war allerdings gerade beschäftigt, und Astrid musste ungefähr 5 Minuten warten, bis dieser Zeit für sie hatte. Astrid erklärte ihr Begehren und der Verkäufer sah sich die Auslage an Navis an. Er nahm schliesslich das einzige Navigationsgerät, das nicht für Autos bestimmt war, und staunte über den hohen Preis des Geräts, als er es einscannte. "Eigentlich hatten wir mal noch andere, die etwas günstiger waren", sagte er. Daraufhin durchforstete er rund 10 Minuten den Onlineshop von Media Markt und stellte Astrid verschiedene Geräte anhand der Infos aus dem Shop vor, überwiegend Navis der Marke Garmin.
Ochsner Sport
Als Nächstes betrat Astrid eine Ochsner-Sport-Filiale. Relativ schnell begrüsste ein Verkäufer Astrid und fragte, wie er helfen könne. Nachdem Astrid Auskunft gegeben hatte, brachte er sie zu einem kleinen Regal mit Velo-Navis und holte danach einen Kollegen für die Beratung. Von den vier ausgestellten Garmin-Geräten stellte der Verkäufer die zwei mit den grösseren Displays, aber auch den höheren Preisen vor. Das eine Gerät eigne sich gut, wenn es schlicht um Navigation ginge. Das sei auch das beliebteste Gerät und koste ungefähr 300 Franken. Wenn Astrid noch ein integriertes Trainingsprogramm wolle, empfehle sich das teurere Modell für rund 750 Franken. Als sich Astrid eines der bisher unbeachteten zwei Navis anschaute, sagte der Verkäufer: "Dieses Gerät kann eigentlich nicht viel weniger als das Navi, das ich Ihnen gezeigt habe. Aber es kostet auch nicht viel weniger." Deshalb blieb er bei seiner Empfehlung für das Gerät zum Preis von 300 Franken.
Microspot
Astrids nächste Station war ein Showroom von Microspot. Ein Verkäufer zog nach Astrids Anfrage seinen Computer zu Rate. Nach 2 Minuten drehte er den Bildschirm zur Kundin und stellte ihr auf Microspot.ch zwei Geräte von Garmin vor. Das teurere der beiden in einem Bundle. "Auf diesem Gerät ist sicher ein Navigationssystem." Das günstigere Gerät sei kompakter und nur mit einem Navigationssystem ausgerüstet. "Aber wie man das jetzt am Lenker befestigen muss, kann ich auch nicht sagen." Als Astrid nach der Batterielaufzeit fragte, sagte der Verkäufer: "Ich gehe davon aus, dass das teurere Navi den besseren Akku hat. Das ist für mich einfach selbstverständlich." Trotzdem überprüfte er seine Aussage kurz, die sich als richtig herausstellte. Nach der Aufzählung weiterer Fakten von der Webseite schloss der Verkäufer: "Ich würde sagen, wenn Sie es etwas ernster nehmen und das Fahrradfahren professionell machen wollen, sollten Sie eher das teurere Navi nehmen."
Transa
Auch einem Outdoor-Outlet von Transa stattete Astrid einen Besuch ab. Sie wurde freundlich von zwei Verkäufern begrüsst. Als sie ihr Anliegen erklärt hatte, mussten sie beide zugeben, dass sie nicht so viel über die Navis wussten. Doch sie hatten einige im Sortiment. Eine Verkäuferin packte kurzerhand drei Garmin-Modelle für Astrid aus. Danach suchte sie auf der Garmin-Website weitere Informationen zu den Produkten. Da sich Astrid noch nicht vor Ort für ein Produkt entscheiden wollte, empfahl die Verkäuferin, dass Astrid sich auch noch weiter im Internet informieren könne. Zum Abschied sagte sie: "Tut mir leid, dass ich nicht mehr helfen konnte."
Bikester.ch
Astrid nahm sich den Rat der Transa-Verkäuferin zu Herzen und suchte im Internet. Sie fand den Onlinehändler Bikester.ch. Sie schickte eine E-Mail, in der sie um Beratung für ein Velo-Navigationsgerät bat. Nach zwei Arbeitstagen erhielt sie eine Antwort mit zwei Links zu Produkten, mit denen das Geschäft gute Erfahrung gemacht habe. Die empfohlenen Produkte waren von Lezyne. Die Links führten auf die österreichische Website "bikester.at". Astrid empfand die Weiterleitung auf eine ausländische Website als unangebracht. Ausserdem waren die Geräte mit "GPS-Computer" beschriftet und sahen ganz anders aus als alles, was ihr bisher empfohlen wurde.
Digitec
Abschliessend besuchte Astrid eine Digitec-Filiale und zog eine Nummer. Nach 2 Minuten im Laden wurde sie aufgerufen. Der Verkäufer erklärte ihr, dass es spezifische Geräte gebe, bei denen sich zum Teil Geschwindigkeitssensoren anbringen liessen. Als Beispiel zeigte er Astrid auf dem Computer einige Geräte von Garmin. Es gebe auch Navis mit topografischen Karten, die Höhenangaben enthielten. Das sei gerade für Mountainbiker nützlich. "Aber wenn es um topografische Karten geht, wird es oft auch teuer", sagte der Verkäufer. Er empfahl Astrid abschliessend, sie solle sich grundsätzlich überlegen, was ihr wichtig sei und was sie wirklich brauche. Auch das Kartenmaterial habe einen Einfluss auf den Preis.
Fazit
Die meisten Verkäufer konnten Astrid mit der Beratung keinen nennenswerten Mehrwert bieten. Im Media Markt und bei Microspot zogen die Verkäufer gleich die jeweiligen Onlineshops zu Rate, da sie selbst kein Fachwissen hatten. Nach beiden Beratungen fühlte sich Astrid nicht schlauer und war einer Entscheidung nicht näher gekommen. Im Transa-Shop wurde die Mystery-Shopperin zwar auch auf Basis der Angaben der Garmin-Website beraten. Doch empfand sie es als sympathisch, dass die Verkäufer gleich zugaben, dass sie nicht so viel wussten, und ihr danach trotzdem zu helfen versuchten. Die Beratung über den Onlineshop von Bikester.ch empfand Astrid als unangenehm. Sie erhielt nur zwei Links, die ausserdem auf österreichische Websites führten. Auch verstand Astrid nicht, weshalb ihr "GPS-Computer" anstelle von Navigationsgeräten empfohlen wurden.
Nur in der Filiale von Ochsner Sport wurde Astrid direkt beraten – ohne Onlineshop-Unterstützung. Hier erfuhr sie auch erstmalig, worauf beim Kauf eines Velo-Navis zu achten ist. Die umfassendste Beratung erhielt sie bei Digitec. Zwar schaute der Verkäufer auch kurzzeitig in den Onlineshop, doch lediglich als Unterstützung. Dass er ihr erklärte, welche Fragen sie sich stellen sollte, bevor sie eine Entscheidung treffe, empfand sie als besonders hilfreich. Auch die Erklärung, weshalb bestimmte Geräte teurer waren als andere, half ihr, sich ein etwas besseres Bild zu machen.