Gabriele Friedrich im Porträt

Warum Expert Friedrich nach 40 Jahren den Laden zu macht

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Nach 40 Jahren "Vollgas" hat Gabriele Friedrich genug. Sie schliesst ihr Radio-TV-Fachgeschäft in ­Interlaken. Was mit dem Ladenlokal geschieht, ist noch unklar, für die Mitarbeiter fand Friedrich Lösungen.

Inhaberin Gabriele Friedrich (r.) und ihre Mutter Elisabeth, die Expert Friedrich mit ihrem Mann 1965 gegründet hat. (Source: Expert Friedrich)
Inhaberin Gabriele Friedrich (r.) und ihre Mutter Elisabeth, die Expert Friedrich mit ihrem Mann 1965 gegründet hat. (Source: Expert Friedrich)

Die Firma Expert Friedrich schliesst ihr Radio-TV-Fachgeschäft in Interlaken. "Das Fass ist übergelaufen", sagt Inhaberin Gabriele Friedrich. Es habe sich vieles in der Branche und auch sonst verändert und man müsse sich überlegen, ob man so weitermachen möchte, sagt sie. "Unsere Branche ist cool, wenn man Nischen sucht." Es öffneten sich viele neue spannende Perspektiven wie etwa Digital Signage oder das intelligent-vernetzte Wohnen. Der Vorteil sei, dass man "Wissen" verkaufen könne. Bei guter Beratung und Installation geniesse man danach die Wertschätzung des Kunden. Das traditionelle Radio- und TV-Geschäft mit Reparaturen werde keine Zukunft haben, ist Friedrich überzeugt.

Etwa seit fünf Jahren habe Expert Friedrich viele tolle Projekte mit Digital Signage umsetzen dürfen. Doch nun wolle sie nach fast 40 Jahren "Vollgas" die letzten Monate mit Totalausverkauf und Geschäftsabschluss noch genies­sen. Was mit dem Ladenlokal geschehe, sei im Moment noch unklar. "Es wird bestimmt nicht an ein Restaurant-, Kebab-, Pizza- oder Imbissladen vermietet." Davon habe es in der Tourismusgemeinde Interlaken schon genug. Was sie danach machen wolle, sei noch unklar. Sie werde für die letzten Jahre vor der Pensionierung, mit dem Bauchgefühl entscheiden und zum ersten Mal eine Bewerbung schreiben müssen. Eine Auszeit braucht sie nicht, wie sie sagt; aber sie freue sich darauf, einfach mal Angestellte zu sein.

Erst diskriminiert, dann anerkannt

Expert Friedrich hat noch drei Mitarbeiter, von ihnen beendet der Detailhandelsfachmann im Sommer seine Lehre, der Multimediaelektroniker-Lehrling konnte zwischen zwei Betrieben aussuchen und beendet die Lehre in zwei Jahren bei Expert Ruchti in Frutigen. Der langjährige Technik-Mitarbeiter zieht mit der Kundenkartei, den offenen Projekten, Dienstleistungs- und Serviceaufträgen zu EP Amadeus in Interlaken.

Expert Friedrich war 54 Jahre in Interlaken ansässig, die letzten 51 Jahre an der Centralstrasse. Friedrichs Eltern Heinz und Elisabeth gründeten 1965 die H. Friedrich AG. Als der Vater 1981 starb, führten Mutter und Tochter das Ladenlokal mit Werkstatt weiter. Anfangs sei es hart gewesen, die zwei Frauen diskriminiert worden. Sie hätten im Verkaufsgespräch stets mit Fachbegriffen um Anerkennung kämpfen müssen. Doch mit den Jahren hätten sie das Vertrauen von Kunden und Mitbewerbern gewonnen.

"Ich hätte alles noch einmal gleich gemacht", sagt Friedrich. Sie bereue die Zeit trotz der Widerstände nicht. Als gelernte Verkäuferin der CE-Branche blicke sie auf eine wunderbare Zeit mit vielen Hochs und Tiefs zurück. Friedrich schwärmt von schönen Momenten mit Kunden und Lieferanten, der Unterstützung von Electronicpartner, von Messen und von den von Lieferanten organisierten Reisen.

Ihren Branchenkollegen rät Friedrich, dass sie einen Platz in einer einträglichen Nische wie Digital Signage oder dem vernetzten Wohnen suchen und mit Weiterbildungen am Ball bleiben sollten. Das Fachwissen und die Arbeit des Profis dürfe nicht verschenkt werden. Der zufriedene Kunde sei bereit, für Dienstleistungen zu bezahlen. Wichtig seien auch Zusammenschlüsse mit naheliegenden Gewerben. Ein Ladenlokal sei dafür nicht mehr zwingend nötig, eine Werkstatt schon. Auch wichtig sei die Lehrlingsausbildung, damit der Nachwuchs nicht fehle. Doch das Wichtigste sei Herzblut bei der Arbeit, "dann wird es zum Hobby", sagt Friedrich. Sie werde die schönen Begegnungen mit den Kunden vermissen.

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