Handys und Smarthome-Services

Gigaset hat eine neue Strategie

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von Erich Cazzoli und Elektrojournal

Nach langjähriger Krise will der deutsche Telefonhersteller Gigaset als Dienstleister für das smarte Zuhause und Produzent günstiger Smartphones "Made in Germany" erfolgreich werden. Punkten will Gigaset mit Smartphones zwischen 200 und 400 Euro und Dienstleistungspaketen.

Gigaset, das 2008 aus der ehemaligen Siemens-Festnetzsparte hervorgegangene Unternehmen will seine starke Marktstellung bei Festnetztelefonen in Europa als Grundlage der Expansion in den neuen Geschäftsfeldern nutzen. Dazu gehört beispielsweise der Einstieg in den global heiss umkämpften Handymarkt. Ein Pluspunkt bei den Verbrauchern soll das Thema Qualität "Made in Germany" sein: Seit Ende 2016 bietet man Mobiltelefone an, seit vergangenem Jahr auch Modelle, die im Bocholter Stammwerk hergestellt werden.

"Bei Smartphones werden wir nie ein Apple oder ein Samsung – dahinter steht eine ganz andere Strategie", sagte Vorstandschef Klaus Wessing der Deutschen Presse-Agentur in München. Und zwar will man nach Angaben des Managers, mit Smartphones im unteren und mittleren Preissegment von 200 bis 400 Euro punkten. "Da sind nach Marktanalysen ungefähr 1200 Anbieter unterwegs – aber die haben in Europa alle keine bekannte und wirklich starke Marke. Die haben wir", so Wessing.

Ein weiteres Erfolgsrezept soll Schnelligkeit sein: "Der Lebenszyklus eines Smartphones ist nur etwa neun Monate. Wenn man zu lange Produktzyklen hat, erodieren am Ende die Abverkäufe. Es heisst also schnell sein am Markt. Schnell rein, schnell durchverkaufen, schnell etwas Neues bringen", meint der Gigaset-Chef.

Der Start sei jedenfalls erfreulich verlaufen, so Wessing. "Bei Smartphones hatten wir im ersten Jahr einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich, und im zweiten Jahr eine Umsatzsteigerung um 25 Prozent. Wir wollen aber nicht primärer Smartphone-Lieferant werden, freuen uns aber natürlich über unseren Marktanteil von über einem Prozent in Deutschland."

Festnetzsparte als Auslaufmodell

Siemens hatte seine Festnetzsparte 2008 verkauft, Gigaset erbte eine starke Stellung bei der langfristig als Auslaufmodell geltenden Festnetztelefonie. "Wir sind in Europa Marktführer für DECT-Schnurlostelefone und unsere Marke ist in ungefähr 200 Millionen Haushalten", sagte Wessing. "DECT-Schnurlostelefone gehen im Markttrend runter, das will ich nicht abstreiten. Deswegen setzt Gigaset auch auf neue Felder."

Smartphones sind nur ein Teil des Plans. "Deswegen setzen wir auch auf die Themen Smart Home, Smart Care und Professional – also Telefonie für Unternehmen. Diese neuen Felder wachsen. Das muss auch sein, sonst hätten wir ein Problem. Das vierte Quartal 2018 war eines der stärksten, das wir je hatten."

Smarthome: Lösungen anbieten

Gigaset will auch kein reiner Hersteller mehr sein. "Wir wollen den Bereich Smart Home sehr stark ausbauen und auf Dauer komplette Produktlösungen – also Hard- und Software – anbieten. In Zukunft wollen wir einen grossen Teil unseres Umsatzes mit Dienstleistungen erwirtschaften." Laut Wessing können die Kunden bei Gigaset künftig "Pakete" kaufen: "Wenn Sie gerne die Daten der Überwachungskamera speichern möchten, können Sie das haben, wenn Sie einen zusätzlichen Sicherheitsdienst engagieren wollen, können Sie das zukünftig bei uns anfragen."

Das Unternehmen hat harte Jahre hinter sich: "Von den vergangenen 15 Jahren ging 12 Jahre lang jedes Jahr der Umsatz runter", erklärt Wessing. "Deswegen mussten wir handeln, als ich Ende 2015 Vorstand wurde. Wir mussten Mitarbeiter entlassen und uns grundsätzlich anders aufstellen."

Aber man habe die Wende hinbekommen. "Wir haben Quartal für Quartal geliefert. Wir haben jetzt auch erstmals wieder neue Talente eingestellt. Jetzt sind wir auf dem Weg, uns zu stabilisieren und zu wachsen, das ist eigentlich schon ein Riesenerfolg."

Dieser Artikel erschien zuerst auf elektrojournal.at.

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