Mystery-Shopping: NAS

Euronics top, Media Markt flop

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Astrid T.s Sohn ist von zuhause ausgezogen. Er wohnt nun mit zwei Kollegen in einer WG. Die drei haben denselben Filmgeschmack und möchten deshalb gemeinsam Zugriff auf die Filmsammlung haben. Astrid will dabei helfen und suchte Beratung für das passende Produkt.

Astrid T.s Sohn wünscht sich ein Network Attached Storage (NAS) für seine neue WG, die er mit zwei seiner Kollegen bewohnt. Das NAS sollte mindestens 1 Terabyte Speicherplatz haben und für alle Mitbewohner über den Router zugänglich sein. Astrid T. will bei der Anschaffung helfen. In Begleitung von "CEtoday" ging sie zu Fust, Interdiscount, EP, Melectronics, Euronics und Mediamarkt, um sich beraten zu lassen. Vor zwei Jahren hatte sich ­As­trid schon einmal nach einem NAS umgeschaut und erinnert sich daran mit gemischten Gefühlen.

Fust

Astrid versuchte es als Erstes in einer Fust-Filiale. Kein Kunde war zu sehen. Von zwei Verkäufern wurde sie direkt an einen vermeintlichen "Fachmann" verwiesen. Dieser führte sie zum einzigen, vorrätigen Produkt im untersten Regal: einer Western Digital (WD) My Cloud mit 3 Terabyte Speicher für 190 Franken. Der Verkäufer meinte allerdings, dass er nur die Produkte von Synology empfehlen könne, wegen deren Qualität und Schnelligkeit. Am Computer suchte er eine Synology NAS DS218J Disk Station mit 2x2 Terabyte Speicher – er habe das gleiche System zuhause. Dieses NAS habe den Vorteil, dass die Daten der einen 2-Terabyte-Festplatte immer automatisch auf der zweiten Festplatte gesichert würden. Mit dem auf Linux basierenden Betriebssystem und der mitgelieferten Software könne man von überall auf die Netzwerkfestplatte zugreifen. Diese koste 400 Franken. Astrid lernte durch die sechsminütige Beratung zwei wichtige Marken im NAS-Markt und die Sicherungsfunktion kennen.

Interdiscount

Als Nächstes schaute sich Astrid im Interdiscount um. Ein Verkäufer empfing sie schon am Eingang und führte sie auf ihre Frage nach einem NAS zu vier gut sichtbar ausgestellten Modellen. Im Gegensatz zu Fust hatte der Interdiscount auch zwei Produkte von Synology vorrätig. Der Verkäufer erläuterte jedoch, dass diese eher für das Büro konzipiert seien und in einer "komplett anderen Preisklasse spielten". Man müsse mit mindestens 400 Franken rechnen, exklusive der nötigen Festplatten. Beim Kauf sei die Wichtigkeit der Daten und die Anzahl der Zugriffsberechtigten entscheidend. Für den Heimgebrauch verwies er auf eine WD My Cloud mit 4 Gigabyte Speicher für 350 Franken. Astrid bedankte sich für die mit 4 Minuten zwar kurze, jedoch inhaltlich stimmige Beratung und machte sich auf den Weg zum nächsten Beratungsgespräch.

EP-Fachhändler

Nun suchte Astrid die Beratung eines Fachhändlers. Deshalb ging sie zu einem kleinen EP-Ladengeschäft, das Hi-Fi- und TV-Geräte ausgestellt hatte. Auf ihre Frage erklärte der Verkäufer, dass sie zwar keine NAS auf Lager hätten, er Astrid jedoch an einem Infopanel das bestellbare Sortiment zeigen könne. Für den Heimbetrieb rate er zu einem NAS von WD. Synology sei in Astrids Fall nicht angezeigt, da für deren Einrichtung oftmals ein Informatiker nötig sei und die Preise erst ab 500 Franken, ohne Festplatten, begännen. Er empfahl die WD My Cloud Home Duo mit 8 Terabyte für 500 Franken, da bei dieser die Festplatten schon in den Kaufpreis integriert seien. Erst auf Nachfrage sagte er, dass es eigentlich 2x4 Terabyte seien mit Sicherungsfunktion und er verschwieg auch, dass die Home-Version keinen Internetzugriff erlaube. Das Infopanel konnte während der achtminütigen Beratung trotz des fehlenden Produktangebots einen breiten Überblick liefern und half so bei der Preis- und Produktübersicht. Jedoch hätte Astrid gerne die Produkte mit eigenen Augen gesehen.

Melectronics

Die nächste Station auf Astrids Liste war Melectronics. Ein Verkaufsmitarbeiter sprach sie an, noch bevor sie den Laden betreten hatte. Er führte sie zu den vier in Hüfthöhe ausgestellten Produkten. Der Verkäufer verwies jedoch nur auf eine WD My Cloud mit 2x2 Terabyte Speicher für knapp 400 Franken, da dies eine "super Marke" sei. Im Gegensatz zu Synology könne man von überall auf die Festplatte zugreifen. Man könne bei der WD Konten mit verschiedenen Zugriffsrechten erstellen. Astrid hatte in diesem Laden schnell den Eindruck, dass ihre Fragen ungern mit der nötigen Zeit behandelt werden. Und es schien ihr auch, dass sie sich auf einem "Beratungs-Fliessband" befand, da der Verkäufer auf ihre wenigen Fragen immer abweisender antwortete. Die Beratung war nach 3 Minuten vorbei und Astrid verliess etwas enttäuscht das Geschäft.

Euronics-Fachhändler

Nach dem ernüchternden Beratungsgespräch bei Melec­tronics entschied sich Astrid, nochmals einen Fachhändler aufzusuchen. Sie wählte einen Euronics-Partner und liess sich auch nicht von der schlichten Schaufensterauslage mit zwei TVs und einer Handvoll Audiogeräten abschrecken. Sie stiess im Laden auf zwei auf den ersten Blick desinteressiert wirkende Verkäufer. Der eine schien ihren Wunsch erst aufgrund des fehlenden Produktangebots abschlagen zu wollen, die Verkäuferin jedoch zeigte sich hilfsbereit. Sie rief sogar den Chef zur Beratung herbei. Der bestätigte die Aussage des Verkäufers, dass sie einzig ein Audiosystem mit solch einer Funktion vorrätig hätten, das er aber nicht empfehlen könne. Er empfahl als Erster ein NAS von Qnap oder auch Synology. WD hätte im Vergleich zu diesen Marken ein "zu breit gefächertes Produktangebot". Alle Produkte dieser beiden Hersteller böten die Funktion des Internetzugriffs. Astrid musste in diesem Laden weniger Folgefragen stellen, denn der Chef führte sie langsam und verständlich durch die Produktfeatures. Es gebe die Option mit oder ohne verbaute Festplatte, unterschiedlich viele Festplatten-Slots, die Möglichkeit der Festplattenspiegelung, und die maximal mögliche Speichermenge sei unterschiedlich. Als einziger Verkäufer nannte er die Möglichkeit, eine externe Festplatte über USB 2.0 oder 3.0 zu koppeln. Er schrieb sogar die Festplatten und Preise auf eine Visitenkarte und versprach, dass sie in drei Tagen abholbereit wären. Als Empfehlungen nannte er nach fast 15 Minuten Beratung eine Synology DS216SE für 190 Franken ohne verbaute Festplatten oder eine QNAP TS-231P für 300 Franken, bei der es aufgrund eines "Klicksystems" keine Schrauben zur Festplattenmontage brauche.

Media Markt

Astrid verliess motiviert das Geschäft und entschied sich, ihr Glück auch noch bei einem Mediamarkt zu versuchen. Dort schien der Verkäufer mit etwas Wichtigerem beschäftigt zu sein, als auf Astrids Kundenwunsch zu reagieren. Nach dem dritten Versuch, ihn anzusprechen, führte er sie schliesslich zu den im untersten Regal befindlichen NAS. Sie hätten in diesem Mediamarkt nur WD-Systeme im Sortiment: Es gebe bei diesen den Unterschied zwischen My Cloud mit Internetzugriff oder My Cloud Home mit Zugriff nur über das Heimnetzwerk. Das My Cloud NAS mit 2 Terabyte koste 250 Franken, und bei den My-Cloud-Home-Systemen gebe es die Auswahl zwischen 2 (190 Franken), 3 (220 Franken) oder 6 Terabyte (400 Franken) Speicher, sagte der Verkäufer. Beim 6-Tera­byte-Modell erwähnte er nicht, dass es sich hierbei um ein Duo-System handelte. Auf die Frage, ob die Installation kompliziert sei, meinte er kurz: "Selbsterklärend." Auf die Frage, wo man denn das NAS anschliesse, blickte der Verkäufer verlegen auf die Verpackungsrückseite und postulierte: "Ans Stromnetzwerk mit einem externen Stromding." Damit war die Beratung nach 2 Minuten zu Ende.

Fazit

Gewinner in puncto Beratung war für Astrid definitiv der Euronics-Fachhändler. Die Beratung fiel trotz fehlendem Produktangebot sehr ausführlich aus. Auch waren die Preise für die NAS-Systeme nicht überteuert. Negativ empfand Astrid lediglich, dass der Verkäufer explizit kein System mit verbauter Festplatte empfahl. Der EP-Fachhändler überzeugte ebenfalls durch das Beratungsengagement, jedoch waren die Preise höher als bei den Elektronikdiscountern. Interdiscount und Fust lieferten beide inhaltlich eine korrekte Beratung, jedoch stand zu sehr der Verkaufsabschluss als Ziel im Vordergrund. Noch schlimmer war es bei Melectronics: Astrid hatte den Eindruck, als wolle der Verkäufer sie nur weiter beraten, wenn sie sich für den Kauf entscheide. Am schlechtesten schnitt Mediamarkt ab. Das Desinteresse, die Fehlinformationen und das einseitige Markensortiment überzeugten Astrid nicht. Schade fand sie insgesamt, dass sich die Beratung nur aufs NAS beschränkte und keiner der Verkäufer Alternativen wie die Cloud erwähnte oder eine umfassende Bedarfsabklärung machte.

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