Smarthome-News

Berufsbilder der Elektrotechnik im Wandel

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Das Berufsbild ist vielfältig, die Digitalisierung allgegenwärtig: Wer gestern Stromer war, ist heute Elektroinstallateur und morgen vielleicht Gebäudeinformatiker, die analoge Installation hat längst ausgedient. Zu welcher Berufsgruppe man sich gesellt, liegt aber in der Ausrichtung des Unternehmens.

In den kommenden fünf Jahren werden sich die Gebäudetechnik und die darin agierenden Akteure deutlich wandeln, formieren und segmentieren. Jedes Unternehmen in der Elektrobranche muss sich die Frage stellen, welche technologische Entwicklung es anstreben will oder kann – ob finanziell, in Bezug auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen oder das verfügbare und geeignete Personal.

Der Elektroinstallateur muss – will er nicht zur aussterbenden Spezies gehören – die Installation einfacher Automationssysteme anbieten können. Die Auseinandersetzung mit entsprechenden Systemen ist absolut zwingend, er hat sonst in naher Zukunft keine Möglichkeiten, gerade im Wohnbau adäquate und zeitgemässe Lösungen für Kunden zu installieren. Eine Wohnung ohne Smarthome-Ansatz ist voraussichtlich ab 2020 kaum denkbar.

Der Standard ist digital

Die Hersteller bieten für die Anforderungen an den "Typ" Elektriker eine grosse Vielfalt unterschiedlicher Systeme wie Free@Home von ABB, Tebis von Hager, Luxor Living 2 von Theben, aber auch Feller Zeptrion beziehungsweise Zeptrionair und schliesslich KNX, basierend auf dem Konfigurationstool ETS Inside beziehungsweise dem zukünftigen Smarthome-Planer. Diese sind einfach zu konfigurieren, es gibt keine stichhaltigen Argumente mehr, sie nicht in Neubauprojekten vom Elektriker standardmässig einzusetzen beziehungsweise vom Ingenieur bereits in der Planungsphase vorzusehen. Die Light & Building 2018 in Frankfurt zeigte eindrücklich, welch grosse Anstrengungen die Hersteller die letzten zwei Jahre unternommen haben, um die Systeme cleverer zu machen. Der Preis, der gegebenenfalls höher ausfällt als bei einer schlichteren Installation, sollte bei der Entscheidung für die Integra­tion eines solchen Systems nicht den Ausschlag geben. Diese digitale Art der Installationstechnik ist bereits "State of the Art" und erfordert nur Basiswissen im Bereich Gebäudeautomation. Diese Installationen sind die Elektroinstallation von heute und nicht erst von morgen.

Der Systemintegrator wird sich um die etwas umfassenderen, aber dennoch "einfacheren" Systeme kümmern. Damit bildet er das Mittelfeld in der technologischen Abgrenzung zwischen einfachen und konsequent digitalisierten Projekten. Die logische Topologie und die klaren Vorgaben der Technologien helfen ihm, umfassende Anlagen zu planen, zu installieren und in Betrieb zu nehmen. Zu diesen Systemen zählen vor allem KNX, Digitalstrom und weitere proprietäre Systeme mit ähnlicher Funktionalität. Ausser dem Know-how zu einzelnen Applikationen werden hier zunehmend gewerkübergreifende Fachkenntnisse gefordert sein. Diese Art der Integra­tion beziehungsweise des Smarthome-Ansatzes wird sich jedoch auch eher auf "einfachere" Projekte beschränken oder zukünftig nur noch einen Teilbereich einer gesamten Installation im Grossprojekt ausmachen.

Auch der Systemintegrator sollte sich deshalb um seine Zukunft Gedanken machen. Will er sich weiterentwickeln? Das nötige Grundwissen hätte er, doch hat er auch die Ressourcen und die Fähigkeiten, das nächste Level der Smarthome-Automation zu erreichen?

Der Gebäudeinformatiker

Er gehört zur Spezies, die auch mit nicht physischen Strukturen Netzwerke entwerfen und strukturieren kann. Dazu jongliert er in seinen Projekten eher mit Applikationsanwendungen, Layern und Protokollen. Er hat das Potenzial, die unterschiedlichsten Technologien eines Gebäudenetzwerks, vor allem im Zweckbau, aber auch im umfassenden Smarthome, auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Dabei verfügt er ausser über grundlegende HLKE-Kenntnisse über umfassendes Netzwerk-Know-how und ist sattelfest in Fragen zu Security, Verschlüsselung und Cloud- Anwendungen in komplexen Netzwerken. Auch vor neuen Programmier-Tools und Webanwendungen schreckt er nicht zurück. Sein Aufgabengebiet reicht weit über dasjenige des "klassischen" Systemintegrators hinaus. Die neue Ausbildung "Projektleiter Gebäudeautomation" geht genau in diese Richtung.

Die Stellung eines Gebäudeinformatikers wird aber wohl weniger von Informatikern besetzt werden. Denn für sie wird die Gebäudeautomation nicht so ansprechend sein wie andere Informatikthemen. Gerade deshalb hat der Systemintegrator grosses Entwicklungspotenzial hinsichtlich seiner persönlichen Weiterentwicklung. Die Frage- und Aufgabenstellungen, die es dabei zu lösen gibt, sind auf einer anderen Abstraktionsebene, als seine bisherigen Systemintegrationsaufgaben es verlangten. Der Systemintegrator tut deshalb gut daran, sich zum Beispiel gezielt Richtung Applikationsentwicklung weiterzubilden, um den Anschluss an die technologische Entwicklung nicht zu verpassen.

Die GNI

In der GNI sind Hersteller, Systemintegratoren und Dienstleistungsanbieter organisiert, um das Smart­home in der Schweiz nachhaltig zu fördern. Bereits seit dem Jahr 2000 engagiert sich ihre Fachgruppe «Intelligentes Wohnen» für dieses Ziel. Sie organisiert unter anderem Smarthome-­Tagungen und ist auch ­Mitinitiatorin des Jahrbuchs «Intelligentes Wohnen». Die Fachgruppe arbeitet eng mit dem VSRT, dem VSEI und weiteren Verbänden zusammen, denn Vernetzung fordert alle Branchen. Vertiefte Informationen und Ausbildung sind weitere wichtige Aufgaben der Fachgruppe.

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