Mystery-Shopping: TV mit HDR

"Wir machen denselben Beschiss wie die Onlinehändler"

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Mystery-Shopperin Astrid T. hat sich auf die Suche nach einem 65-Zoll-4k-TV mit HDR gemacht. Sie erfuhr von "unschlagbaren" Angeboten. Astrid lernte den Preiskampf kennen.

(Quelle: iStock)
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Grösser, flacher, schärfer. Aktuelle Fernsehmodelle sind mit früheren Geräten fast nicht mehr zu vergleichen. Mystery-Shopperin Astrid T. braucht auch ein TV-Update. Bei ihrer Tour vor einem Jahr wussten einige Verkäufer nur ungenügend Bescheid über 4k. Was hat sich seither getan? Astrid machte sich in Begleitung von "CEtoday" auf die Suche nach einem 65-Zoll-4k-TV mit HDR im Interdiscount, Media Markt, bei Melectronics sowie im EP- und Euronics-Fachhandelsgeschäft.

Interdiscount

Astrids erste Station war eine gut besuchte Interdiscount-Filiale, in der sie rund 30 TVs zählte. Darunter waren einige "Restposten". Ob ein solches Gerät das Richtige für Astrid sein könnte, sollte ihr der Verkäufer am Kassentresen sagen. "Wir können die Restposten empfehlen, aber ich habe ein Angebot zum konkurrenzlos günstigen Preis", sagte der Verkäufer. Er führte Astrid aus dem Laden zu einem im Schaufenster ausgestellten Samsung-TV. Das Modell UE65KU6500 gebe es exklusiv zum Jubiläum der Filiale für 999 statt 1499 Franken. Astrid bemerkte das Curved-Display des 65-Zoll-TVs und wollte wissen, ob dieses Feature den Betrachtungswinkel einschränke. "Solange keine Fussballmannschaft vor dem TV sitzt, ist das kein Problem", antwortete der Verkäufer. Als sich Astrid nach HDR erkundigte, meinte er: "Ja, aber beim Fernseher müssen Sie nicht auf technische Details, sondern aufs Bild schauen." Durchs Schaufenster konnte As­trid das Bild aber nicht beurteilen. Der Verkäufer bemerkte, dass bisher nur wenige 4k-Inhalte vorhanden seien, zählte 4k-Quellen auf und schwärmte vom Design des TVs. "Ich würde den Fernseher kaufen, wenn ich nicht schon einen hätte", sagte er. Er bemerkte zudem, dass in Kürze bessere Q-Modelle auf den Markt kämen, aber bei diesem Gerät das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme. Astrid liess sich ein Datenblatt geben und verabschiedete sich nach rund 7 Minuten Beratung.

Media Markt

Astrid war sich unsicher, ob ein Fernseher für so wenig Geld auch etwas Wert wäre. Im gut besuchten Media Markt verlor sie sich in einem "Wald" aus geschätzten 100 TV-Geräten. Ein Verkäufer im Samsung-T-Shirt lief ihr über den Weg und bot ihr Hilfe an. Astrid fragte, ob er andere Marken als Samsung zeigen könne, worauf er sagte: "Ich kann auch eine normale Beratung machen. Soll es ein preislich attraktives Angebot sein?" Das hörte sich gut an. Der Verkäufer zeigte ihr dennoch wieder ein Samsung-Gerät, den Curved-TV KS7580 für 1499 Franken. Wieder ein Curved-Modell. Wieder meinte der Verkäufer, dass dies kein Nachteil sei. Er sprach über die "neue" SUHD-Technologie, zählte technische Details auf, machte eine Hörprobe und demons­trierte, wie sich die TV-Fernbedienung mit der Swisscom-Box verbinden lässt. Er meinte, das Modell sei ein Kassenschlager und las ihr von einem PC-Bildschirm vor, wie oft das Gerät in den vergangenen Monaten verkauft wurde. Auf mehrmalige Nachfrage sagte der Verkäufer, dass es bei Media Markt neuere Modelle von Samsung gebe. "Die kosten aber 4500 Franken. Dieser hier kostete vor einem Jahr auch fast so viel", bemerkte er. Astrid war überrascht vom schnellen Preisverfall bei Fernsehern. Sie verabschiedete sich nach rund 12 Minuten und bekam wieder ein Datenblatt inklusive Visitenkarte in die Hand gedrückt.

Melectronics

Astrid ging weiter zur nicht gut besuchten Melectronics-Filiale, in der sie mehr als 30 ausgestellte Fernseher zählte. Hilfe suchte sie bei einem Verkäufer, der sich in der Nähe der Geräte aufhielt. Auch er führte sie hinaus zum Schaufenster und zeigte ihr den OLED-TV 65B6V von LG für 2200 statt 3700 Franken. Der Verkäufer erklärte Astrid mit Begeisterung die OLED-Technologie. Auf Nachfrage bemerkte er, dass es ein letztjähriges Modell sei, aber aktuelle OLED-TVs würden in der Grösse weit mehr als 4000 Franken kosten. Astrid wollte wissen, ob sich der doppelte Preis lohne, worauf sich der Verkäufer an einem PC-Tresen informierte und antwortete: "Nein. Beim neuen Modell kommt eine Soundbar dazu, aber die kann man separat kaufen. Sonst ändert sich nicht viel." Gerne hätte Astrid einen Bildvergleich gemacht. Sie verabschiedete sich nach rund 8 Minuten und ging zum Fachhandel.

EP-Fachhandelsgeschäft

Im EP-Fachhandelsgeschäft war Astrid die einzige Kundin. Sie zählte 12 TV-Geräte. Ein junger Verkäufer zeigte ihr auf ihre Frage das Modell TX-65EXW604 von Panasonic für 2099 Franken. "Die Marke können wir empfehlen, weil wir nie Probleme mit ihr haben", sagte er. Den Fernseher habe er erst am Vortag erhalten, entschuldigte er sich, als er das Gerät zur Bilddemonstration einschaltete. Die anderen ausgestellten TVs liefen allerdings auch nicht. Der Verkäufer sagte, dass dies das preisgünstigste Modell von Panasonic in dieser Grösse sei. Die höherwertigen Serien würden sich nur bei der Verarbeitung unterscheiden und das leicht bessere Display bieten, deshalb sei die 600er-Serie völlig ausreichend. "Eine Serie hat zudem 3-D-Support, aber das braucht es heute, genauso wie Curved, nicht mehr", sagte er. Damit Astrid vergleichen konnte, druckte er während mehrerer Minuten im Hinterzimmer Datenblätter der Geräte aus. Als er zurückkam, entschuldigte er sich für den falsch genannten Preis und sagte, dass das Gerät zum Aktionspreis von 1499 Franken erhältlich sei. Er habe die Aktion erst im System des Lieferanten bemerkt. Ausserdem bot er Astrid eine Lieferpauschale für 200 Franken an. Astrid dankte, verabschiedete sich nach einer guten Viertelstunde und ging weiter zu Euronics.

Euronics-Fachhandelsgeschäft

Im kleinen Fachgeschäft war Astrid die einzige Kundin. Zwei Verkäufer sassen in der Mitte des Ladens, in dem Astrid 5 TV-Geräte zählte. Ein 65-Zoll-Modell war nicht darunter. Ein Verkäufer bot ihr Hilfe an und erklärte, dass seine Kunden älter seien und deshalb höchstens 55-Zoll-TVs verlangten. Derzeit würden die Modelle gewechselt, weswegen er die neuen Geräte nur im Prospekt zeigen könne. Auch er setzte auf Panasonic. Besonders das günstigere OLED-Modell des Herstellers habe es ihm angetan. Er schwärmte von den Bilddetails und zeigte ihr die Unterschiede der verschiedenen TV-Serien von Panasonic. Schliesslich empfahl er dasselbe Modell wie der EP-Verkäufer "für offiziell 2100 Franken, also etwa 1800 Franken plus Service". Er habe schon lange auf ein tiefpreisiges 65-Zoll-Modell von Panasonic gewartet. Höhere Serien böten das bessere Bild, aber das Gerät sei viel besser als ein etwas günstigeres Modell von Samsung. Der Verkäufer lästerte über schlecht produzierte Geräte und wechselte schliesslich ins Thema Preissituation: "Wir müssen aggressiv sein und die Preise drücken. Wir machen denselben Beschiss wie die Onlinehändler. Entsprechend gering ist dann der Service. Wir machen nicht wie die Gros­sen Pauschalpreise von 80 Franken für das Verkabeln eines Blu-ray-Players. Das sind Verbrecher", sagte er. Stolz zeigte er Astrid am PC, dass er online ein TV-Modell am günstigsten anbietet. Nach fast 20 Minuten riet er Astrid, auf den Tagespreis zu achten. Diese würden sich derart schnell ändern, dass er Messeangebote nicht mehr ernst nehmen könne.

Fazit

Astrid schloss ihre Mystery-Shopping-Tour mit einem ernüchternden Fazit. Zwar wussten alle Verkäufer über die aktuelle Technik Bescheid. Doch manches Mal fehlte die zwingende TV-Bild-Präsentation oder sie fand nur vor dem Schaufenster statt. Auch TV-Vergleiche wurden ihr nicht geboten. Zudem war der Preiskampf deutlich zu spüren. Astrid fand es unglaublich, dass ein neues Gerät bereits zum Aktionspreis erhältlich ist. Ausserdem können die Aktionspreise ­tückisch sein, schliesslich ist nicht jedes unschlagbare Angebot sein Geld wert, wie sie vom Fachhandel erfuhr.

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