VSRT-GV 2017 in Zofingen

Sorgenkinder, eine Ehrung und ein Trauermarsch

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An der Generalversammlung des VSRT haben die Mitglieder den Vorstand wiedergewählt und eine Statutenänderung beschlossen. Ein Berufsbildungsfonds soll die Mitglieder des Verbands von den hohen Kosten der Berufsbildung entlasten und Trittbrettfahrer zur Kasse bitten.

VSRT-Präsident Bruno Schöllkopf (Quelle: Netzmedien)
VSRT-Präsident Bruno Schöllkopf (Quelle: Netzmedien)

Am 8. Mai hat in der Eventlocation Chuchifabrik in Zofingen die diesjährige Generalversammlung des Verbands Schweizerischer Radio-, TV und Multimediafachhandel VSRT stattgefunden. 81 Gäste begrüsste VSRT-Präsident Bruno Schöllkopf am Anlass. 37 der Anwesenden waren stimmberechtigt.

Nach seiner Begrüssungsadresse übergab Schöllkopf das Wort an VSRT-Finanzchef Thomas Gründler, der von einem durchzogenen Finanzjahr berichtete. Für den Verband gebe es dieselben Herausforderungen wie für die Gesamtbranche, sagte er. Mit anderen Worten: Es läuft mehr schlecht als recht und die Einnahmen decken die Ausgaben nur knapp. Seit Jahren leidet der VSRT unter Mitgliederschwund, unter anderem weil die Mitglieder ihre Geschäftstätigkeit aufgeben, weil sie keine Nachfolger finden, keine Lust mehr haben, krank werden, sterben ... Oder einfach aus dem Verband austreten, weil sie die 720 Franken Mitgliederbeitrag sparen wollen. Letztere nennt VSRT-Präsident Bruno Schöllkopf Drückeberger. Weil sie ihre Verantwortung für ihre Branche nicht wahrnehmen wollen und sich nicht für deren Anliegen, die ja ihre eigenen sein müssten, engagieren. Heute hat der VSRT noch rund 200 Mitglieder. Zuwenig, um dem Verband eine solide finanzielle Basis zu bieten.

VSRT-Vorstand an der VSRT-GV 2017 (Quelle: Netzmedien)

Gewinn durch Auflösung von Rückstellungen

Finanzchef Gründler berichtete aus seinem Ressort, dass er gemeinsam mit dem Vorstand schon letztes Jahr damit angefangen habe, die Finanzen des Verbandes "mit strikter Kostendisziplin" wieder ins Lot zu bringen. Was übrigens gelang, wie man der Erfolgsrechnung und der Bilanz des Verbandes entnehmen konnte. So verkündete Gründler auch ein wenig stolz 3000 Franken Gewinn statt dem an der GV 2016 budgetierten Verlust von 19000 Franken. Allerdings resultierte der Gewinn aus der Auflösung von Rückstellungen, die im Zusammenhang mit der IG Modernes Fernsehen gebildet worden seien. Die IG hatten die drei Verbände Hotelleriesuisse, Gastrosuisse und der VSRT 2008 gegründet, um gegen den Settop-Boxenzwang insbesondere der damaligen Cablecom (heute UPC) vorzugehen. Mit Erfolg übrigens. Aber einige Positionen der Erfolgsrechnung machen dem Finanzchef Sorgen.

Sorgenkind Multimedia-Revue

Ein Sorgenkind in der Erfolgsrechnung des Verbandes ist etwa die Multimedia-Revue. Sie konnte ihr Budget nicht erreichen. Statt einem budgetierten Ertrag von 120'000 Franken erwirtschaftete die Verbandszeitschrift 2016 nur rund 70'000 Franken. Durch die bereits letztes Jahr eingeleiteten "Massnahmen konnte der Verlust aber eingedämmt werden", erklärte Gründler. So wurden die Anzahl gedruckter Ausgaben der Multimedia-Revue reduziert, Sparmassnahmen beim Personal durchgesetzt und eine günstigere Druckerei gesucht. Für 2017 sind bei der Multimedia-Revue offenbar weitere Einsparungen vorgesehen – auf der Einnahmenseite sind noch 14'000 Franken budgetiert.

Sorgenkind Berufsbildung

Auch bei der Berufsbildung ist die Rechnung des Verbandes im Ungleichgewicht. Der Fehlbetrag schlägt, wie Gründler sagte, mit 10'000 Franken zu Buche. Um diesen Missstand zu beheben, will der Verband neu auf die Äufnung eines sogenannten "allgemeinverbindlichen Berufsbildungsfonds" setzen. In diesen sollen alle Unternehmen einzahlen, die einen durch ein VSRT-Mitlglied bzw. das Berufsbildungszentrum des VSRT ausgebildeten Multimediaelektroniker beschäftigen. Auf die VSRT-Mitglieder sollen mit dem neuen Fonds keine zusätzlichen Kosten zukommen sondern diese entlasten. Mit dem Berufsbildungsfonds, der als allgemeinverbindlich erklärt werden soll, will der VSRT andere Branchen in die Pflicht nehmen, die Multimediaelektroniker beschäftigen, damit sich diese "Trittbrettfahrer" an den Ausbildungskosten der Multimediaelektroniker beteiligen müssen. Dazu änderte die VSRT-Generalversammlung nun die Verbandsstatuten. Dort heisst es neu unter 9.9. "Der Berufsbildungsfonds finanziert die berufliche Grund- und Weiterbildung in unserer Branche." Folgende Staffelung sieht der VSRT bei den Beiträgen "Branchenfremder" an den Fonds vor: Firmen mit 1 bis 5 Mitarbeitenden sollen pro Jahr 500 Franken einzahlen, Unternehmen mit 6 bis 10 Mitarbeitenden 750 Franken, solche mit 11 bis 15 Mitarbeitenden 1000 und wer mehr als 15 Mitarbeitende beschäftigt soll 2000 Franken pro Jahr einzahlen. So sollen dereinst 100'000 bis 150'000 Franken in die Kassen des VSRT bzw. des Berufsbildungsfonds fliessen. Allerdings muss der Bundesrat den Fonds erst noch als allgemeinverbindlich erklären, bevor branchenfremde Unternehmen zur Kasse gebeten werden können.

Weitere Berichte aus den Ressorts

Für das Ressort Aussenbeziehungen ist Thomas Kellenberger verantwortlich. Er berichtete über die verschiedenen Partnerschaften und Rahmenverträge, die er im Namen des VSRT vereinbarte, etwa mit dem Telko Sunrise, bei dem VSRT-Mitglieder von Sonderkonditionen profitieren können sollen. Neu ist auch, dass sich VSRT-Mitglieder der "Branchenversicherung Schweiz" anschliessen können, die speziell für gewerbliche Bedürfnisse massgeschneiderte Versicherungslösungen anbiete.

Thomas Kellenberger, verantwortlich für das Ressort Aussenbeziehungen im VRST-Vorstand (Quelle: Netzmedien)

Auch Bruno Kälin referierte über sein Ressort. Kälin, der im VSRT-Vorstand für die Berufsbildung verantwortlich ist, monierte, dass Lehrlinge in der CE-Branche keine Lehrstelle fänden. "Das freut mich gar nicht – wir brauchen mehr Lehrstellen", rief er der Generalversammlung zu.

Dann ehrte Bruno Schöllkopf Vorstandsmitglied Andreas Blaser, der aus dem Vorstand zurücktrat. Er habe sich seit 1963 (!) für die Anliegen des VSRT eingesetzt und sass seit 9 Jahren im Zentralvorstand. Der Präsident überreichte Blaser Zigarren und Wein und ernannte ihn zum Ehrenmitglied.

Bruno Schöllkopf (l.) ehrt Vorstandsmitglied Andreas Blaser (Quelle: Netzmedien)

Im nächsten Traktandum wählte die GV den Vorstand und den Präsidenten für die nächsten drei Jahre. Die Geschichte ist schnell erzählt: Alle (ausser dem zurückgetretenen Blaser) wurden ohne Gegenstimme wiedergewählt.

Die GV wählte den Vorstand und den Präsidenten für die nächsten drei Jahre (Quelle: Netzmedien)

Das Highlight der Generalversammlung war dann der Auftritt der fünf besten Lehrabgänger Multimediaelektroniker EFZ 2016. Mit Noten zwischen 5,4 und 5,9 brillierten sie in ihren Lehrabschlussprüfungen und machten ihrem Beruf alle Ehre.

Auftritt der fünf besten Lehrabgänger Multimediaelektroniker EFZ 2016 (Quelle: Netzmedien)

Ausgleichskasse Verom

Zum Abschluss referierte Urs Fischer von der Ausgleichskasse Verom, der ausser von den VSRT-Mitgliedern vor allem von Schreinern, Gärtnern und Floristen genutzt wird. Fischer warb für die schlanke Organisation und die dadurch niedrigen Verwaltungskosten seiner Ausgleichskasse, von denen angeschlossene Mitglieder profitieren könnten. Mit 2032 Mitgliedern ist die Unternehmensbasis der Kasse zwar nicht riesig aber mit einer Lohnsumme der teilnehmenden Firmen von 1,55 Milliarden Schweizer Franken doch ansehnlich.

An der GV gab es ausser den Verbandstraktanden natürlich auch gut zu essen und zu trinken. Die Chuchifabrik in Zofingen gab sich alle Mühe, die hungrigen Verbandsmitglieder zu verköstigen. Die Improvisanten, "die etwas andere Street- und Brassband" sorgte während dem Essen für musikalische Unterhaltung. Zum Einmarsch in den Saal spielte sie den Trauermarsch aus dem James Bond Film "Live and Let Die", der vom Traurigen ins Lustige umschlägt.

Ob das Absicht war und die Entwicklung des VRST im Jahr 2017 widerspiegeln soll? Es ist zu hoffen.

Die Improvisanten, "die etwas andere Street- und Brassband" (Quelle: Netzmedien)

Die nächste Generalversammlung plant der VSRT übrigens am Montag, 7. Mai 2018 "im Raum Bern" und damit "näher an der Westschweiz". Denn dort will Bruno Schöllkopf dieses Jahr besonders aktiv um neue Mitglieder werben.

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