Ein Nachruf

3-D-Fernseher sind tot

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Weder LG noch Sony haben an der CES neue 3-D-Fernseher vorgestellt. Die Technologie scheint tot zu sein.

Alexas_Fotos / Pixabay , Unsplash / Pexels.com
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An der CES 2017 haben weder LG noch Sony neue Fernseher mit 3-D-Funktion vorgestellt. Sie waren die beiden letzten grossen Hersteller, die 2016 noch 3-D-TVs präsentiert hatten. Samsung gab 3-D schon im Vorjahr auf. Zwar erscheinen weiterhin 3-D-Blu-rays, neue Fernseher dafür gibt es aber nicht mehr.

LG und Sony sehen keine Zukunft in 3-D

"Wir entschieden 3-D aufzugeben, um uns auf neue Techniken zu konzentrieren. HDR etwa ist für viele interessanter", kommentierte LGs Direktor für Produktentwicklung gegenüber dem Nachrichtenportal Cnet den Entschluss. Er erklärte, dass Kunden die 3-D-Funktion kaum verwenden würden. Auch bei Verkaufsentscheidungen sei 3-D kaum ausschlaggebend. Sony gab an, dass die Markttrends in eine andere Richtung gingen.

Tatsächlich waren die Verkaufszahlen für 3-D-Fernseher seit 2012 gesunken. Laut dem Marktforschungsinstitut NPD hatten 3-D-TVs damals einen Umsatzanteil von 40 Prozent. Fünf Jahre später ist der 3-D-Fernseher offiziell tot. Sky stellt seinen 3-D-Sender dieses Jahr ab.

Avatar trat einen 3-D-Hype los

Der Hype um 3-D-Fernseher begann 2009 mit dem Rekorde brechenden Film "Avatar". Er erschien in 3-D. Die Filmstudios zogen nach und produzierten in den folgenden Jahren zahlreiche 3-D-Filme. Die Fernsehhersteller präsentierten die ersten 3-D-Fernseher an der IFA 2010. Bald darauf unterstützten fast alle TV-Hersteller die Technologie. Auf 3-D-Filme, die auf Blu-ray erschienen, warteten Heimkinofans aber sehr lange vergeblich. "Avatar" und "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" waren zu lange die einzigen 3-D-Blu-Rays. Bis die Studios genügend 3-D-Filme auf Blu-ray veröffentlicht hatten, war der 3-D-Hype schon wieder verflogen.

Zuhause ist 3-D zwar gescheitert. Im Kino aber nicht. Dort erscheinen weiterhin Filme in 3-D; vor allem Blockbuster.

3-D-Brillen sind mühsam

3-D-Fernseher scheiterten zu Hause wohl auch wegen der ungemütlichen 3-D-Brillen, die je nach System auch Batterien benötigen und meist unbequem zu tragen sind. Und wer setzt sich zuhause schon eine Brille auf, um TV zu schauen, wenn er nicht muss? Zudem verdunkeln die Brillen das TV-Bild und es ist weniger scharf.

Auch bieten 3-D-Filme am TV zu Hause kaum Mehrwert. Statt eines eintauchenden Erlebnisses wie im Kino, kommt das Bild auf dem verhältnismässig kleinen Bildschirm "aus dem Fernseher heraus", was unnatürlich wirkt und einen befremdlichen Effekt hat. Viele Käufer von 3-D-fähigen Fernsehern - sowie etwa der Autor dieses Textes und auch der CEtoday-Chefredaktor selbst - probierten 3-D am Fernseher zuhause einige Male aus und dann verstaubten die 3-D-Brillen im Regal.

Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen und 3-D-Fernseher vorerst zu beerdigen. Vielleicht kommen sie wieder, wenn sich 8k-HDR-Fernseher durchgesetzt haben. Und Heimkino-Fans keine 3-D-Brille mehr benötigen, um "stereo" zu sehen.

Update: Ganz tot scheinen die 3-D-Fernseher nicht zu sein. Der TV-Hersteller Panasonic teilte mit, dass er auch 2017 noch Fernseher mit 3-D-Funktion auf den Markt bringen wird. Es gebe noch einen Nischenmarkt dafür.

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