6. Retail Forum

"Online geht die Post ab"

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Wie hat sich das Einkaufsverhalten in letzter Zeit verändert? "Es sieht düster aus", sagte Thomas Hochreutener von GfK Switzerland am Retail Forum 2016. Ein Blick auf die Trends im Handel.

Wo drückt dem Handel der Schuh? Vergangenen Donnerstag haben sich mehr als 300 Vertreter der Schweizer Handelsbranche zum 6. Retail Forum 2016 im Radisson Blu am Flughafen Zürich getroffen. Thomas Hochreutener, Direktor Handel bei Marktforscher GfK Switzerland, eröffnete das Forum mit Einblick in die Marktlage.

Aktuelle Zahlen zum Auslandseinkaufen brachte GfK-Experte Hochreutener keine mit, es sei aber "viel los". Ein Gamechanger des Einkaufsverhaltens sei Mobile Commerce. Weitere Trends seien längere Einkaufszeiten, Lieferzeiten in Stunden statt Tagen und Schlussverkauf, der immer früher starte. Hochreutener sieht vor allem letzteren Trend kritisch, wie er sagte. Die Umsätze geben ihm recht. Von Anfang Jahr bis September ging der Umsatz im Schweizer Handel im Jahresvergleich um 1 Prozent zurück. Auch dieses Jahr werde der Detailhandel negativ abschliessen.

"Es sieht düster aus"

Vor allem dem Non-Food gehe es schlecht, weil "online die Post abgeht", wie Hochreutener sagt. Während die Umsätze im stationären Handel zurückgehen, steigern Onlinehändler ihre Verkäufe fleissig. Amazon legte etwa um 20 Milliarden US-Dollar zu. Das US-Unternehmen fahre zwar vor allem mit Dienstleistungen wie Amazon Web Services erfolgreich. Aber auch dank beispielhafter Kundenbindung mit Amazon Prime. Drei von vier Prime-Mitgliedern kaufen laut Hochreutener bei Amazon ein, wenn sie die Webseite besuchen. Bei den Schweizer Onlineshops liege die sogenannte Conversion-Rate bei 2 bis 5 Prozent.

"Es sieht düster aus", sagte Hochreutener in Bezug auf die Entwicklung im Schweizer Detailhandel. Einzig die Jahreszeit dürfte zuversichtlich machen. Vergangenes Jahr setzte der Handel zur Weihnachtszeit über 60 Prozent mehr um als noch zu Weihnachten 2014.

Motivierte Mitarbeiter als Erfolgsfaktor

Thomas Rudolph, Leiter des Instituts für Retail Management an der Universität St. Gallen, zeigte Trends und Möglichkeiten für den Handel auf. Virtual Reality ist eines der grossen Themen. Nicht nur spielen, auch einkaufen soll man mit den Brillen von Oculus, HTC und Co. können. Die Möglichkeiten beim virtuellen Shopping scheinen riesig.

Schon länger ein Trend sind laut Rudolph Cross-Channel-Services. Obwohl die wenigsten Händler damit erfolgreich seien, könne es sich keiner leisten, davon abzusehen. Für erfolgreiches, integriertes Cross-Channel-Management brauche es vor allem motivierte Mitarbeiter. Ausserdem forderte Rudolph, dass der Handel seine Kunden mehr inspiriert. Das beliebteste Instrument dafür sei zwar der Preis, das reiche aber nicht aus.

Freddy Bayard erhält People Award

Martina Kühne vom Gottlieb-Duttweiler-Institut empfahl dem Handel, den Fokus auf die Kundenbeziehung zu legen. Konsumenten würde heute bewusster einkaufen und Informationen über das Produkt, dessen Herkunft und Geschichte erfahren wollen.

Am Retail Forum gab es auch wieder glückliche Gewinner. Der zweite Retail Award Switzerland von Retailpartners stand auf dem Programm. Über den Newcomer Award durfte sich das Yoga-inspirierte Sportbekleidungsunternehmen Lululemon freuen. Den Award für die beste Markeninszenierung erhielt Ikea. Der People Award ging an Fredy Bayard. Die Fachjury sieht den Geschäftsführenden Inhaber der Mode Bayard als Visionär und Pionier für wegweisende Kooperationsmodelle und Shopkonzepte.

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