Mystery-Shopping: Standlautsprecher

"Da hören Sie ­Details, die Sie noch nie wahrnahmen"

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Worauf ist beim Kauf von Standlautsprechern zu achten? Wie profiliert sich der Fachhandel? Astrid T. machte den Test.

Astrid T. spürt den Frühling, und damit ist es wieder Zeit für den Frühjahrsputz. Jetzt will sie auch eine Lösung für ihre Stereoanlage finden. Die bestimmt schon 15 Jahre alte Anlage von Technics verstaubt im Wohnzimmer nun schon seit einiger Zeit, weil die grossen Standlautsprecher nicht mehr gut klingen.

Wegwerfen will sie das Musiksystem aber nicht, weil es einmal ein teures Geschenk ihrer Eltern war. Sie würde lieber Ersatz für die Lautsprecher finden. Gut sollten sie sein, die Ersatz-Lautsprecher, doch sonst wusste sie nicht, worauf sie bei Lautsprechern achten sollte. Der Handel musste ihr weiterhelfen. Also hat sie sich in Begleitung von "CEtoday" auf Mystery-Shopping-Tour gemacht. Diese führte durch Melectronics, Fust, Interdiscount, Media Markt und zwei Audio-Fachhandelsgeschäfte.

Melectronics

Bei Melectronics fand Astrid auch nach längerem Suchen keine Standlautsprecher. Also ging sie zum Kassentresen und fragte einen Verkäufer, ob Melectronics wirklich keine solchen Lautsprecher führe. Der Verkäufer bestätigte ihr: "Wir führen nur transportable Bluetooth-Speaker oder Lautsprecher in Kombination mit Stereoanlagen." Etwas enttäuscht bedankte und verabschiedete sich ­Astrid.

Fust

Sie versuchte es weiter, diesmal bei Fust. Doch auch dort gab es keine Standlautsprecher. Astrid fand nur "Klein-Hi-Fi-Geräte", wie sie auf der Anzeige eines Produktregals lesen konnte. Auch diesmal erkundigte sie sich beim Verkaufspersonal am Ladentresen und auch diesmal bestätigte ihr dieses: "Standlautsprecher führen wir in dieser Filiale nicht."

Interdiscount

Also auf zum nächsten Stopp! Im Interdiscount traf Astrid beim Eintreten auf einen freien Verkäufer und erkundigte sich bei ihm nach Standlautsprechern. Dieser antwortete: "Sie suchen also richtige Lautsprecher? Die führen wir nicht. Nur Bluetooth-Lautsprecher fürs Handy oder komplette Hi-Fi-Anlagen. Für gute Boxen müssen sie in den Audiofachhandel."

Media Markt

Diesen Rat befolgte Astrid aber noch nicht. Zunächst versuchte sie es weiter im Media Markt. Weil dort in der Audioabteilung kein freier Verkäufer zu sehen war, sprach sie einen Media-Markt-Mitarbeiter der TV-Abteilung an. "Ich suche gute Standlautsprecher für meine Technics-Anlage", trug ihm Astrid ihr Anliegen vor. Darauf meinte der Verkäufer: "Momentan haben wir das Angebot an Standlautsprechern extrem heruntergesetzt. Deshalb sind nur noch wenige Modelle hier." Die verbliebenen Lautsprecher wollte er Astrid aber nicht zeigen. Vielmehr riet er ihr, die Suche beim Fachhandel fortzusetzen.

1. Audio-Fachhandel

Astrid realisierte, dass sie wohl wirklich nur beim Audio-­Fachhandel eine Auswahl an Standlautsprechern finden würde. Auf der Grossfläche gibt es das offenbar nicht. Also ging sie zu einem Audio-Fachhändler, wo sie gleich beim Eintreten von zwei Verkäufern begrüsst wurde. Einer der beiden bot ihr auf ihre Anfrage seine Beratung an. Er erkundigte sich nach der Wohnsituation und fragte, ob auchRegallautsprecher infrage kämen. "Die reichen je nach Raum auch schon aus, es geht aber viel Bass verloren", erklärte er. Der Bassverlust liesse sich aber mit einem Subwoofer kompensieren. Doch Astrid wollte kein weiteres Gerät im Wohnzimmer. Standlautsprecher sollten es sein. "Die beginnen bei uns ab 700 Franken für das Paar. Ich führe ihnen die gerne mal vor", sagte er. Während er das günstigste Modell eines Herstellers aus Österreich ans System anschloss, lobte er: "Diese Lautsprecher werden noch in Europa hergestellt. Das ist selten. Die meisten produzieren in China, weil es einen grossen Preisunterschied ausmacht." Darauf liess er einen von Astrid gewünschten Song abspielen und entfernte sich etwas. Astrid sollte die Musik wohl allein geniessen. Sie machte es sich auf einem Sofa gemütlich und lauschte der Musik. Nach einer Weile kam der Verkäufer zurück und wollte ihre Meinung zum Produkt wissen. "Die Lautsprecher klingen etwas dumpf", meinte Astrid. Damit rechnete der Verkäufer aber offenbar. Er erklärte: "Für mehr Druck sollte man zum Modell CM8 S2 von Bowers & Wilkins greifen." Für rund 2000 Franken erhalte sie dieses Lautsprecherpaar mit grösseren Membranen für sehr viel besseren Klang in den Höhen und Tiefen. Auch dieses Modell führte er Astrid vor – mit eindrücklichem Ergebnis. Astrid war verblüfft, wie viel besser das Ergebnis war. Die grösseren Membranen sorgten für mächtig Druck. "Ich habe an der Lautstärke nichts verändert", bemerkte der Verkäufer, "Sie brauchen mit diesen Lautsprechern also weniger Leistung für mehr Volumen." Astrid war vom teureren Modell für rund 2000 Franken überzeugt. Der Verkäufer wies auch auf B&Ws Diamond Series hin. Die einzigen von B&W in Europa produzierten Lautsprecher würden dann aber mit einem Preis von rund 5000 Franken nur schon für die Regallautsprecher einiges mehr kosten. Das war Astrid dann doch zu teuer. Sie bedankte sich für rund 20 Minuten ausführliche Beratung und hätte die B&W-Lautsprecher am liebsten gleich mitgenommen.

2. Audio-Fachhandel

Doch Astrid wollte zum Vergleich noch einen weiteren Fachhandel besuchen. Auch beim zweiten Spezialisten wurde sie beim Eintreten des Ladengeschäfts begrüsst. Astrid erklärte ihre Suche nach Standlautsprechern, wo­rauf der Verkäufer meinte: "Wir haben eine grosse Lautsprecherauswahl mit Preisen ab 450 Franken. Die meistverkauften kosten aber zwischen 2000 und 2500 Franken." Der Verkäufer erkundigte sich nach der Grösse ihres Wohnzimmers und meinte: "Dann kommt es nur noch auf das Budget an." Er führte ihr Standlautsprecher von Monitor Audio für rund 3000 Franken vor und liess sie wiederum allein die Musik geniessen. Nach einer Weile kam er zurück und sah Astrid vor Freude strahlen. "Das hört sich sehr gut an", meinte sie. Auch diese Lautsprecher hätte sie am liebsten gleich mitgenommen. Der Verkäufer schien ebenfalls überzeugt vom Produkt. Er schwärmte von den Technikeigenschaften und nutzt die Modelle nach eigener Aussage selbst zuhause. Doch er wollte Astrid auch weitere Modelle vorführen. Je nach Wunsch von anderen Herstellern und in anderen Preisklassen. Astrid lehnte dankend ab. Sie war schon so überzeugt vom Modell von Monitor Audio und dem vorherigen B&W-Lautsprecher, dass sie dies nicht mehr für nötig hielt. Das akzeptierte der Verkäufer und lobte dafür das Design der Monitor-Audio-Lautsprecher: "Wir haben auch Lautsprecher für 9000 Franken hier, aber die sind nicht so schön verarbeitet." Zum Schluss des Verkaufsgesprächs riet er Astrid, nochmal vorbeizukommen. Und zwar mit einer eigenen CD, die sie sehr gut kenne. "Das macht es sehr viel einfacher, den Unterschied eines Lautsprechers zu hören. Da hören Sie auf einmal Details heraus, die sie noch nie wahrnahmen", erklärte er.

Fazit

Astrid bedankte sich für wiederum gut 20 Minuten ausführliche Beratung und hatte ihre Meinung gemacht: Bei hochstehenden Audioprodukten führt der einzig richtige Weg zum Fachhandel. Woanders gibt es das nicht. Der Spezialist überzeugt dafür mit einer ausführlichen und fundierten Beratung, in der er auch einmal seine Begeisterung zum Produkt mitschwingen lässt. Die Preise für die empfohlenen Lautsprecher bewegten sich auf einem ähnlichen Niveau. Astrid wäre gerne bereit, diesen Preis zu bezahlen. Das Resultat überzeugte sie vollends. Damit wurde ihr auch klar: Audioprodukte muss man vorgeführt bekommen, um einen Eindruck ihrer Leistungskraft zu erhalten.

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