One-to-One

"Wir griffen die Anregungen zum Termintausch nicht aus der Luft"

Uhr | Aktualisiert

Die CE Expo in Zürich findet neu im März statt. Daniel Meili von Messeveranstalter CE-Messen erklärt im Interview, wie es zu dazu kam und wie die Reaktionen ausfielen.

Wie kam es zum Termintausch zwischen den zwei grössten Schweizer CE-Messen?

Daniel Meili: Die Umfrage nach der CE Expo 14 bei den Ausstellern hat wieder ein grundsätzlich positives Gesamtbild ergeben. Stagnierende Besucherzahlen und die reduzierte Bestellbereitschaft der Händler sind aber auch bei dieser beliebten Branchenplattform Spiegelbild eines Marktes, der in den letzten Jahren an Boden verlor und sich nach wie vor in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld bewegt.

Warum wurde der Frühling als Termin für die CE Expo gewählt?

Ein Rückblick der Teilnehmer an der letzten IG-CE-Sitzung im November 2014 bestätigte den Trend, dass die Fachmesse CE Expo längst den Nimbus einer klassischen Einkaufsmesse für das Weihnachtsgeschäft verloren hat. Viel wichtiger für die Besucher sind der aktuelle Informationsstand, wohin sich die Branche entwickelt, und die Gewissheit, von zusätzlichem Wissensvorsprung profitieren zu können. So sind neben geselligem Beisammensein und Netzwerken zwischen Besuchern und Lieferanten vermehrt das Erleben von Neuheiten und Innovationen auf Schweizer Boden Motivation genug, diese Fachmesse zu besuchen.

Der Jahresanfang wird also immer wichtiger?

Ja, ein Grossteil der namhaften Hersteller lanciert immer häufiger im Frühling neue Geräte, Produktlinien und Technologien. Deshalb waren etliche Teilnehmer beim IG-CE-Treffen der Meinung, diesem kontinuierlichen Trend und auch den erwähnten veränderten Gründen zum Messebesuch Rechnung tragen zu müssen. Künftig sollte also neu einer breiteren und grösseren CE-Plattform im Frühling stärkere Beachtung geschenkt werden.

Wäre das an der Expo CE in Montreux nicht möglich gewesen?

Nein, weil sich bei der bestehenden Fachmesse im Music & Convention Center in Montreux die reduzierten Platzverhältnisse mit dieser Vorgabe nicht vereinbaren liessen. Deshalb wurde der Wunsch nach einem schnellstmöglichen terminlichen Abtausch der beiden Messen laut.

Wie kommt denn der Entscheid in der Westschweiz an?

Wir wissen, dass die Durchführung der Expo Consumer am Standort Montreux bei den welschen Fachhandels­partnern sehr geschätzt wird. Es wird als positiv gewertet, dass eine Durchführung auf Westschweizer Boden stattfindet, der Zeitpunkt, Frühjahr oder Herbst, steht da weniger im Fokus.

Wie wurde der Entscheid gefällt?

Leitende Mitglieder beim IG-CE-Meeting, die gleichzeitig auch als Messebeirat der CE Expo mit Rat und Tat zur Seite stehen, haben diese Überlegungen und Forderungen von etlichen IG-CE-Teilnehmern eingebracht. Dem Anliegen wurde folglich auch beim CE-Expo-Beirats-Meeting grösste Aufmerksamkeit geschenkt. Zu guter Letzt wurde der Terminwechsel vom Messebeirat der CE Expo als Mehrheitsentscheid definitiv verabschiedet.

Wie sind die Reaktionen der Aussteller auf den Terminwechsel?

CE-Marktleader und anwesende Unternehmen beim IG-CE-Treffen, die seit geraumer Zeit als Aussteller bei der CE Expo Flagge zeigen, begrüssten den Entscheid. Einige Aussteller mit mittlerem oder kleinerem Flächenbedarf, die aufgrund ihres spezifischen Produktsegments und begrenzter Sortimentsbreite auf enge Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten angewiesen sind, reagierten mit Vorbehalt auf den Terminwechsel. Bei Budget-Engpässen angesichts festgelegter Jahresabschluss-Zyklen boten wir bei Bedarf gerne Hand für einvernehmliche Lösungen. Wir bedauern aber ausserordentlich, dass der Entscheid bei einer grossen Einkaufsgruppe aufgrund von Terminkollisionen mit der eigenen Veranstaltung auf keine Gegenliebe stiess.

Wie sind die Reaktionen der Besucher?

Vonseiten der Besucher bekamen wir überwiegend neu­trale oder positive Reaktionen.

Welche Highlights erwartet die Besucher der CE Expo? Was wird neu sein ausser dem Termin?

Es sind sicher die CES-Highlights aus Las Vegas, die unsere Aussteller zeitnah an die CE Expo bringen und uns auf das Kommende einstimmen werden. Dies allein ist bestimmt schon einen Besuch der Messe wert. Aufgrund einer zwingend ökonomischen Verbesserung unserer Plattform werden wir aber auch die Verpflegungs- und Zutrittskonzepte ändern müssen. Auch für einen Veranstalter wie die CE-Messen sind die Zeiten härter geworden. Da sich die Branche effizienter aufstellen muss, müssen wir dies auch entsprechend berücksichtigen.

Stehen die Termine nun langfristig fest?

Wir haben die Anregungen für den Terminwechsel nicht einfach aus der Luft gegriffen. Wir gehen davon aus, dass diese Konstellation längere Zeit Anklang findet und Bestand hat. Wir möchten mit der Durchführung der beiden Branchenplattformen Zürich und Montreux auch geschäftlichen Erfolg erzielen. Das ist aber nur möglich, wenn uns das Wohl der Branche am Herzen liegt. Deshalb haben wir immer ein offenes Ohr für breit abgestützte Inputs unserer Aussteller.

Sie sagten, dass sich die CE-Branche seit Jahren in einem schwierigen Umfeld bewege. Was sind die Ursachen dafür, und was könnte ein Ausweg sein?

Es gilt für das gesamte Umfeld der Branche, sich wieder auf die Werte zu besinnen, die unsere Produkte, unser Umfeld und unsere Dienstleistungen ausmachen. Den Preis der 'Hardware' und damit das reine Produkt in den Vordergrund zu rücken, genügt nicht, wie wir eigentlich schon seit Jahren wissen, um einen Weg aus dem schwierigen Umfeld zu finden. Andere Branchen, wie zum Beispiel die Elektrobranche, machen es uns vor. Wir scheinen aber nicht bereit, aus diesen Beispielen zu lernen und klammern uns an Vergangenes. Das wird auf längere Sicht definitiv nicht funktionieren.

Was raten Sie dem Schweizer CE-Fachhandel, um erfolgreich Geschäfte zu machen?

Eignen sie sich Wissen aus dem Konvergenzumfeld der Branche an! Das Umfeld wird immer komplexer und für den Endkonsumenten immer weniger fassbar. Wenn ich da nur schon an Hauszentralen, Smart-Grid-Systeme, Sicherheitskonzepte und so weiter denke, eröffnet sich ein breites und lukratives Tummelfeld, das grosse Entfaltungs- und Erlösmöglichkeiten bietet.

Warum öffnen sie die CE Expo nicht fürs Publikum?

Dieses Thema ist definitiv ein Dauerbrenner. Wir diskutieren dies auch regelmässig mit den führenden Marken in der Schweiz. Uns wird signalisiert, dass eine 'IFA Schweiz', konzipiert als Publikums- und Händlermesse in der Schweiz, leider nicht finanzierbar und von den ­grossen Marken so nicht gewünscht sei. Wir verstehen dies und lassen das dafür fertige Konzept noch in der Schublade.

Wie sieht denn die Zukunft der CE-Messen aus? Sind weitere Messen geplant, eventuell auch im Ausland?

Das Ausland steht für uns nicht im Fokus. Wir fühlen uns hier zuhause, verstehen den Markt und kennen die Marktteilnehmer. Ein so gewichtiger Schritt steht für uns nicht zur Debatte.

Welche Auswirkungen wird der SNB-Entscheid auf den Schweizer CE-Markt und im Speziellen auf die Schweizer CE-Fachhändler haben?

Der Druck auf die Händler, die genannten Punkte zu überdenken, steigt. Der direkte Preisvergleich mit dem Ausland wird sich weiter zu unseren Ungunsten verschieben, da unsere lokalen Kosten in Schweizer Franken eine weitere Verschlechterung gegenüber den Ländern mit Euro-Währung bedeutet. Für die Importeure ein sehr schwieriges Thema, da auch sie mit Organisationskosten in Europa verglichen werden, die sich auf einen Schlag um fast 20 Prozent verschlechtert haben. Ich hoffe sehr, dass sich das hohe Qualitätsbewusstsein unserer Markenvertretungen durchsetzt und wir weiterhin auf die bewährten und sehr guten Dienstleistungen dieser Organisationen zählen dürfen.

Sie sind ja auch Politiker, was glauben Sie, wie die Politik die Schweizer CE-Branche unterstützen könnte?

Als Mitglied der FDP glaube ich daran, dass uns eine freie, sagen wir einmal freiere Marktwirtschaft guttun würde. Die zunehmende Regulierung tötet das Unternehmertum ab und verschlechtert die Chance, besser werden zu können. Der von linker Seite krampfhaft gesuchte Vergleich von Unternehmern mit erwiesenermassen zu hohen Salären versus der Geschäftsinhaber von KMUs, die wir in unsere Branche kennen, hinkt gewaltig. Wir haben demnach alles zu tun, diesen KMUs das Leben zu erleichtern, insbesondere im administrativen Bereich.

Wie soll Ihre politische Karriere weitergehen? Sehen wir Sie bald in Bundesbern?

Ich weiss nicht, ob ich in Bundesbern glücklich würde. Stadtrat in der Stadt Wil zu sein, gefällt mir sehr gut.

Persönlich

Daniel Meili ist bei den CE-Messen verantwortlich für Marketing, PR, Konzeption und Strategie. Gemeinsam mit Tony Marty und Bernard Loosli veranstaltet er unter anderem die Messe CE Expo. Meili ist zudem Teilhaber der Marketing- und Managementagentur MM-Consultancy und sitzt als FDP-Politiker im Stadtrat der Gemeinde Wil (SG). Bis 2007 war er rund zehn Jahre Geschäftsführer von Grundig Schweiz. Meili ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder (23- und 25-jährig). Zu seinen Hobbys zählt Meili Reisen und Kochen. Er ge­niesst in seiner Freizeit aber auch sonst die schönen Seiten des Lebens.

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