Im Gespräch mit Frank Kleppel, TP Vision Schweiz

"Wir bieten dem Handel eine Alternative zum Marktführer"

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Seit einem Jahr ist TP Vision, die verselbstständigte TV-Sparte von Philips, in der Schweiz operativ. Seit Oktober wirken die ehemaligen Philips-TV-Mannen auch in ihren eigenen Büroräumlichkeiten in Schlieren. Frank Kleppel, Geschäftsführer von TP Vision Schweiz, zieht im Interview mit CEtoday ein erstes Fazit nach der erfolgreichen Abnabelung vom ehemaligen Mutterhaus.

(Quelle: Netzmedien)
(Quelle: Netzmedien)

TP Vision ist in der Schweiz seit etwas über einem Jahr selbstständig. Welches Fazit ziehen Sie nach Ihrem Start-up-Jahr?

Frank Kleppel: Das erste selbstständige Jahr, in dem wir losgelöst von Philips im Markt agierten, stand natürlich unter dem Eindruck vieler Veränderungen. Wir sind im April 2012 von Philips unabhängig geworden und haben unsere eigene Niederlassung gegründet. Im Oktober haben wir hier in Schlieren in Sichtweite von Sony, LG und Telion unsere eigenen Büroräumlichkeiten bezogen. Schliesslich haben wir auch unsere IT-Systeme von Philips abgekoppelt und arbeiten nun in der IT-Umgebung von TP Vision. Wie Sie selbst wissen, war 2012 kein einfaches Jahr für die Schweizer CE-Branche. Vor allem in dem Markt, in dem wir uns bewegen, dem TV-Markt, gab und gibt es viel Unsicherheit. Dennoch hatten wir mit TP Vision ein akzeptables 2012. Wir sind zwar mit einer dunkelroten Null ausgestiegen, haben uns aber dennoch besser als der Markt entwickelt. Die Fokussierung auf das TV-Geschäft ist der richtige Weg. Sie eröffnet Ressourcen, die wir vorher als integrierter Teil von Philips so nicht hatten. Sie verhalf dem Philips-TV-Segent zum Aufschwung.

Wo spüren Sie seit der neu erlangten Unabhängigkeit von Philips die grössten Veränderungen?

Was sich sehr positiv verändert hat, ist unser Zugang zur Einkaufskraft unseres Joint-Venture-Partners TPV. Wir sind nun Teil der TPV-Familie und profitieren sehr von der Expertise dieses taiwanenischen Konzerns. Dennoch funktionieren wir bei TP Vision wie ein europäisches Unternehmen, denn es sind ja zu einem grossen Teil ehemalige Philips-Leute, die bei TP Vision arbeiten.

Wie hat der Handel auf die veränderten Verhältnisse reagiert?

Vor allem der Fachhandel hat sich anfänglich schwer getan. Er war verunsichert über die Veränderungen bei ihrem langjährigen Partner Philips. Es kamen Fragen nach Qualität, Kontinuität et cetera auf. Doch diese konnten wir durch gute Leistung und unsere seit Jahren etablierte und bekannte Verkaufsmannschaft zerstreuen. Unsere Key-Accounts waren weniger skeptisch. Sie kannten TPV ja bereits als Hersteller der Philips-Computermonitore als verlässlichen Technologie-Lieferanten.

Was waren für Sie die grössten Herausforderungen in den letzten 12, 13 Monaten?

Trotz aller Umstellung und der Reorganisation von Prozessen und Strukturen mussten wir ja weiter funktionieren, liefern können. Das gelang uns anfangs nicht so gut. So waren wir letztes Jahr viel zu spät dran mit unseren neuen TV-Sortimenten. Es war ja EM und unsere neuen Geräte kamen erst Mitte Juni in den Handel, was natürlich für uns und unsere Handelspartner ein riesiges Desaster war. Mittlerweile stimmt unsere Time-to-market aber und wir konnten so pünktlich wie selten im März 2013 unser neues Line-up präsentieren. So konnten wir auch das Vertrauen wieder herstellen und uns als verlässlicher Partner des Handels etablieren.

Wie möchten Sie TP Vision im Markt positioniert sehen?

Wir sehen uns nicht in allen Preisarenen, machen nicht jeden Tiefpreisschwur in jeder Produktkategorie mit. Wir wollen ein gesundes Wachstum erreichen. Im Markt sehen wir uns als gute Nummer zwei oder drei und haben nicht den Anspruch, Marktführer zu sein. TP Vision lebt eine sogenannte Fast-Follower-Philosophie. Wir wollen nicht Innovationsführer sein. Neue Technologien nehmen wir auf, wenn sie reif für den Markt sind. Deshalb haben wir auch nicht den Druck, jedes Jahr zweistellig wachsen zu müssen. Seit Jahresbeginn sind wir einstellig gewachsen, obwohl der Schweizer TV-Markt ja bekannterweise zweistellig schrumpfte. Wir wachsen zwar für unsere Ansprüche zu wenig, müssen aber ob der schwierigen Marktverhältnisse zufrieden sein.

Warum braucht es Philips als TV-Marke überhaupt noch im Markt, wenn sich doch die Anbieter gegenseitig zerfleischen? Was hat TP Vision dem Markt zu bieten?

Wir bieten dem Handel eine Alternative zum Marktführer. Und zwar mit einem vollständigen TV-Sortiment vom Einsteigergerät bis zum Premiumsegment. Und ich bin auch der Meinung, dass die Kunden eine gewisse Markenvielfalt im Handel schätzen und diese auch suchen.

Wie schätzen Sie die Marktentwicklung im TV-Markt bis Ende Jahr ein?

Der Schweizer TV-Markt wird laut GfK-Prognosen bei minus fünf oder minus sechs Prozent abschliessen. Das ist etwas besser als letztes Jahr und viel besser als vor zwei Jahren. Es scheint, dass sich der TV-Markt stabilisiert. GfK sagt für 2014 – getrieben durch OLED und Ultra-HD beziehungsweise 4K – sogar ein einstelliges Wachstum voraus.

Was ist eigentlich der Grund für den seit Jahren rückläufigen TV-Markt?

Der Grund für die schlechte Marktentwicklung ist immer noch der extreme Preiszerfall. Wenn Sie schauen, wie im Handel gerade auch Altware verramscht wird, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Eine Aktion eines koreanischen Herstellers ging so weit, dass er zu einem Fernsehmodell des Vorjahres ein brandneues Tablet verschenkte. Man muss also quasi, wenn man einen Fernseher verkaufen will, noch die Kronjuwelen dazu verschenken. Natürlich liegt auch die neue Ware wie Blei in den Regalen, wenn Altware fast verschenkt wird.

Welche Bedeutung hat der Fachhandel im TV-Markt?

Der Fachhandel erzielt immer noch rund 35 Prozent des TV-Umsatzes in der Schweiz. Wir pflegen den Kontakt zum Handel nach wie vor durch unsere Sales Crew. Ich bin auch der Ansicht, dass wir alle Handelskanäle brauchen, denn verschiedene Kunden kaufen in verschiedenen Kanälen. Wir bevorzugen keinen Kanal, sondern nehmen alle gleich Ernst.

Ich habe gehört, TP Vision habe Lieferschwierigkeiten. Wie wollen Sie Ihre Lieferfähigkeit verbessern?

Diese Frage verwundert mich. Wir sollen nicht liefern können? Das kann ich so nicht bestätigen. Natürlich arbeiten wir aber immer daran, unsere Lieferfähigkeit weiter zu verbessern. So werden wir dieses Jahr unsere Europalager, von wo aus auch die Schweiz beliefert wird, konsolidieren. Es wird in Zukunft noch zwei statt der heutigen vier Lager geben. Wir versprechen uns davon einerseits effizientere Prozesse und flexiblere Reaktionszeiten, aber auch noch bessere Warenverfügbarkeit für alle TP-Vision-Handelspartner in Europa.

Lassen Sie uns noch über 4K und OLED sprechen. Wann kann der Markt mit ersten Philips-Geräten von TP Vision rechnen?

Wir werden 4K beziehungsweise Ultra-HD-Geräte auf die IFA im Herbst lancieren. Bei OLED sehe ich die Markteinführung nicht vor 2014. Die Technik ist einfach noch nicht reif, die Probleme damit zu gross. Erst müssen die OLED-Produzenten die Technik beherrschen, bevor wir auf den Zug aufspringen. Im Übrigen wird OLED am Anfang noch zu teuer sein, um der Technik in der Breite zum Durchbruch zu verhelfen. Wir werden noch bevor wir OLED-TVs lancieren, einen Zwischenschritt machen und einen Ultraflat-TV bringen, der sich von seinen Dimensionen her an OLED-Geräten orientiert. Aktuelle Premium-Geräte sind aber schon jetzt erhältlich, die neuen Design-line-TVs.

Wie hat der Handel auf die neuen Geräte reagiert?

Ehrlich gesagt haben wir jetzt schon zu wenige davon. Die Nachfrage ist sehr hoch und die Feedbacks des Handels sind sehr gut. Es wird geschätzt, dass wir neben den "normalen" Fernsehern auch eine Design-Ikone im Sortiment haben. Diesmal kommen die neuen Design-line-TVs bei einem breiteren Publikum an, verglichen etwa mit dem 21:9-Cinema, der nur eine kleine Freak-Gemeinde ansprach. In der Design-Line verbauen wir ein top 8000er-Modell und stecken es in eine tolle Glasverpackung. Es gibt davon ein 46- und ein 55-Zoll-Gerät.

Über welche Kanäle wollen Sie diese Geräte vertreiben?

Es ist klar, dass sich diese Geräte durch ihre schieren Dimensionen nicht für den Versandhandel eignen. Man kann das Gerät auch nicht einfach in einen Einkaufswagen hieven und dann durch die Türe schieben. Der TV wiegt etwa 50 Kilo, hat eine Glasfront und die muss aus Sicherheitsgründen korrekt an der Wand befestigt werden. Wir wollen ja nicht Schuld sein, dass wegen unsachgemässer Installation der Haushund von der Glasplatte erschlagen wird.

Also ein typisches Fachhandelsprodukt?

Eigentlich schon. Aber alle Kanäle, die einen Liefer- und Installationsservice anbieten, können diese Geräte verkaufen und installieren, wenn Sie entsprechend von uns instruiert worden sind.

Was kann der Handel von TP Vision erwarten?

Wir werden weiterhin den dezentralen Markt pflegen und ihn mit unserer Verkaufscrew kompetent beraten. Wir sind aber auch nach wie vor ein verlässlicher Partner für alle anderen Handelskanäle. Wir laden alle ein, mit uns zu arbeiten und mit uns zu wachsen. Denn wir werden wachsen. Unsere Fokussierung auf das TV-Geschäft ist der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg mit Philips TV.

Persönlich

Frank Kleppel begann seine berufliche Karriere in der IT als System-Engineer für Medium and Large Systems. Danach war er 23 Jahre lang bei Philips in verschiedenen Positionen und Funktionen tätig. Innerhalb des Grosskonzerns Philips ergaben sich im Laufe der Jahre immer wieder neue und interessante Opportunitäten für ihn. Zum Ende seiner Philips-Karriere 2012 war er für das Marketing von Philips Consumer Lifestyle verantwortlich. Frank Kleppel ist verheiratet und hat einen elfjährigen Sohn. Seine Hobbys sind Töff- und Skifahren sowie Touren mit dem Familienhund, einem Galgo Español.

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