Marktreport Audio

Neue Chancen für den Audiomarkt

Uhr | Aktualisiert

Der Markt für tragbare Audiogeräte kämpft mit Problemen. Ein Grund ist die starke Konkurrenz durch Smartphones. Positiv entwickeln sich hingegen die Verkäufe bei den Kopfhörern und Lautsprechern.

Auf der IFA in Berlin können sich die Besucher alljährlich über die neusten Gadgets und Trends informieren. Auf der diesjährigen Ausgabe der Messe waren besonders Lautsprecher für Streaming-Dienste, Bluetooth-Boxen fürs Smartphone und Kopfhörer gefragt. "Audio zieht auf der IFA richtig an", sagte etwa Fiede Schillmöller vom kalifornischen Sound-Spezialisten Sonos gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur" (dpa). Auch HiFi ist wieder ein Thema: "Wir freuen uns sehr, dass verstärkt auf Sound-Qualität geachtet wird", sagte der Vorstandschef des US-Herstellers Harman, Dinesh Paliwal. Auch die GfK kommt in einer Studie zum Schluss: "Docking-Geräte und Kopfhörer boomen ebenso wie das aufkommende Audio-Streaming-Segment." Der Audiomarkt zeigt neues Wachstumspotenzial. Schlecht laufe nur das Geschäft mit MP3-Playern.

Konkurrenzkampf beim Streaming

Beim Streaming – der Übertragung von Musik aus dem Internet – gibt es immer mehr Konkurrenz. Verschiedene Unternehmen bauen Lautsprecher, die sich mit dem heimischen WLAN-Netzwerk verbinden lassen. Loewe gab auf der IFA bekannt, neben dem TV-Geschäft verstärkt auf Audio zu setzen: "Wir haben im Moment drei Audio-Produkte im Angebot, in den kommenden zwölf bis 18 Monaten werden es mindestens zehn sein", wird Loewe-Chef Oliver Seidl zitiert.

Verschiedene Anbieter haben auf der Messe kleine handliche Lautsprecher gezeigt, die sich über Bluetooth mit dem Smartphone verbinden lassen und Musik von dort abspielen. Damit sind die Anbieter offenbar auf dem richtigen Weg. Laut GfK-Zahlen konnte der Markt für Lautsprecher mit fünf Prozent mehr verkauften Geräten in Westeuropa zulegen, was zu einem Umsatzplus von 15 Prozent führte. Besonders gut verkauften sich so genannte Soundbars, die den dünnen LED-Fernsehern einen besseren Klang verleihen sollen. Bei Zubehör, wie Mini-Lautsprechern und Kopfhörern, prognostiziert die GfK für die Schweiz ein Umsatzwachstum von fünf Prozent für 2012.

Für Kopfhörer geben die Konsumenten in Westeuropa mehr aus, da sie mehr Geräte und zu einem höheren Preis kaufen. Weiterhin dynamisch entwickeln sich Kopfhörer mit Kabel und Kopfbügel mit 26 Prozent mehr Umsatz und 15 Prozent Plus bei der Stückzahl. Ähnlich positiv ist die Situation bei digitalen Funkkopfhörern.

Gute Qualität ist wichtig

Dass Konsumenten heutzutage bereit sind mehr Geld auszugeben, um ein qualitativ besseres Gerät zu erhalten, bestätigt auch eine Studie des ICT-Verbands Swico. Der Swico will im Bereich Ton allgemein gestiegene Ansprüche festgestellt haben. Bei den höherwertigen Geräten wie Receiver, Verstärker, Soundbars und Lautsprecher hätten die Umsätze gehalten und teilweise sogar gesteigert werden können.

So ist in der Sparte: "Komplettsysteme" der Umsatz in der Schweiz von 45,35 Millionen Franken im Jahr 2010 auf 52,40 Millionen Franken im vergangenen Jahr gestiegen. Auch bei der Sparte "Einzelgeräte" kam es zu einem Umsatzwachstum: Von 34,14 Millionen Franken im Jahr 2010 auf 38,40 Millionen Franken im Jahr 2011. Beim Geschäft mit den Kopfhörern, die früher mehr als Verbrauchsmaterial angesehen worden seien, beobachtet der Swico einen regelrechten Boom.

Dem Trend zu mobilen Abspielgeräten folgend, habe auch der Absatz von Docking-Stationen zugenommen. Der Umsatz bei den Set-Top-Boxen hingegen ist um beinahe die Hälfte, von 11,04 Millionen Franken im Jahr 2010 auf 6,09 Millionen Franken im vergangenen Jahr, zurückgegangen.

Unterwegs Musik hören

Um die Qualitätseinbussen beim Streaming so gering wie möglich zu halten, setzen Harman und Sonos auf eigene Software. "Wir sehen einen starken Trend zu besserer Qualität bei Streaming-Diensten", erklärte Fiede Schillmöller von Sonos auf der IFA. Deswegen halte er auch nicht so viel von den Bluetooth-Geräten – diese Technik sei nicht ideal für die Übertragung von Musik.

Probleme bei tragbaren Audiogeräten

Etwas weniger zuversichtlich blickt der Markt für tragbare Audiogeräte in die Zukunft. Die Sparte kämpft laut GfK generell mit Problemen – im ersten Halbjahr 2012 ging der Umsatz in Westeuropa in dieser Produktgruppe um 17 Prozent zurück. Der Grund sei die starke Konkurrenz durch Handys, insbesondere Smartphones, die MP3- und MP4-Player für viele Konsumenten überflüssig machen würden. Das bedeute, dass Händler und Hersteller sich mit niedrigeren Preisen gegen die Entwicklung zu stemmen versuchen. Hinzu komme, dass derzeit keine bahnbrechenden technischen Innovationen zu beobachten seien. Möglicherweise kämen aber die Kunden zurück, wenn sie Geräte für spezielle Einsatzbereiche wie Sport suchen. In der Schweiz gehen die Umsätze für tragbare Media Player von 107 Millionen Schweizer Franken im 2010 auf 61 Millionen Franken im 2013 zurück, wie die GfK prognostiziert.

Beim Markt für "traditionelle" tragbare Audiogeräte wie portable Radios, Radiowecker oder Radiorecorder und der neueren Gruppe von Dockinglautsprechern sei die Lage etwas anders. Die Konsumenten in Westeuropa interessieren sich hier vor allem für Internetradios. Noch eine untergeordnete Rolle spielen Digitalradios.

Warten aufs Christkindli

Das Segment der Unterhaltungselektronik unterliegt traditionell relativ starken saisonalen Schwankungen. Charakteristisch ist insbesondere ein starkes viertes Quartal, mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft. Das Segment Consumer Electronics, das im letzten Segment noch ein unrentables Wachstum verzeichnete, erwartet für die letzten drei Monate des Jahres ein spürbares, rentables Wachstum, wie Swico in seinem ICT-Index erhoben hat.

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