Hersteller klärt auf

Loewe und das Insolvenzverfahren

Uhr | Aktualisiert

Loewe hat seine Partner informiert: bereits ab Neujahr könnte frisches Kapital fliessen. Im Interview nehmen die Telion-Verantwortlichen Peter Specker und Frank Brunschweiler Stellung.

Loewe hat am 7. Oktober in einem Brief an seine Handelspartner über den Stand des laufenden Insolvenzverfahrens informiert. Das Unternehmen reagierte damit auf Pressemeldungen, Loewe sei "zahlungsunfähig" oder "pleite". In dem Schreiben steht, dass Loewe vom sogenannten Schutzschirmverfahren in die Plan-Insolvenz übergegangen ist. Es versichern CEO Matthias Harsch, CFO/CRO Rolf Rickmeyer, zwei Rechtsanwälte, die als Sachwalter amten, und ein Rechtsanwalt, der als Generalbevollmächtigter zeichnet, dass Loewe derzeit "alle seine aktuellen Zahlungsverpflichtungen im Rahmen des laufenden Verfahrens erfüllt." Man befinde sich mit der Sanierungsstrategie auf dem richtigen Weg. Zudem habe das Amtsgericht in Coburg entschieden, dass die Sanierung von Loewe "weiterhin in Eigenverwaltung fortgesetzt werden soll." Dies sei eine eindeutige Bestätigung für das Sanierungskonzept, das seit dem ersten Quartal 2013 vom neuen Vorstand erarbeitet und umgesetzt werde. Die Eröffnung des Plan-Insolvenzverfahrens sei dabei die gesetzlich zwingende Voraussetzung für die Umsetzung des Sanierungsplanes und stelle zugleich die letzte Hürde für den Einstieg eines Investors dar. "Dass Loewe den Turnaround schafft, daran haben wir keinen Zweifel mehr", heisst es in dem Schreiben weiter. So hätten vier namhafte Investoren bereits Kaufangebote vorgelegt. Die Vertragsverhandlungen würden in Kürze anlaufen. "Wir gehen davon aus, dass bereits Anfang des kommenden Jahres Loewe mit frischem Kapital ausgestattet ist und – zusammen mit unseren loyalen Handelspartnern – zum Neustart ansetzt."

Zum Fall Loewe nehmen im Interview Peter Specker, Vorsitzender der Geschäftsleitung und Frank Brunschweiler, Bereichsleiter CPE der Schweizer Loewe-Generalvertretung Telion Stellung.

Wird Loewe überleben?

Peter Specker: Ja, davon sind wir sind zu 100 Prozent überzeugt.

Was macht Sie so sicher?

Frank Brunschweiler: Die Informationen, die wir von Loewe haben und die Tatsache, dass das Amtsgericht in Coburg dem Unternehmen die Eigenverwaltung im Insolvenzverfahren erlaubt hat, sind für uns starke Signale, dass es weitergeht. Im Übrigen spüren wir auch keinerlei Beeinträchtigung in der Zusammenarbeit mit Loewe. Es läuft alles wie gewohnt. Zudem würde Loewe wohl kaum neue Produktelinien ausliefern, wenn das Unternehmen am Ende wäre. Die ersten grösseren Stückzahlen der neuen TV Linie "Art" haben wir diese Woche an den Handel ausgeliefert und schon bald folgt die nächste Neueinführung mit der neuen Generation von "Connect ID".

Und was wäre, wenn es mit Loewe doch nicht weitergehen sollte?

Specker: Wir glauben zwar nicht an dieses Szenario, aber für den Fall der Fälle hätten wir auch einen Plan B in der Tasche.

Wie will Loewe den Turnaround schaffen?

Specker: Die neue Strategie, wie sie uns bekannt ist, beinhaltet, dass Loewe die Anzahl produzierter und verkaufter Geräte erhöhen will – und das nicht nur bei den Fernsehern. Für den deutschen Markt etwa bedeutet das auch, dass zusätzliche Vertriebskanäle erschlossen werden. Auch die Grossfläche.

Brunschweiler: In einigen Ländern gibt es ja fast keinen Fachhandel mehr. Gerade in Loewes Heimmarkt Deutschland ist der Anteil des Fachhandels am Gesamtmarkt markant zurückgegangen. Deshalb musste Loewe in diesen Ländern in die Breite gehe, sowohl in der Distribution als auch im Sortiment.

Und in der Schweiz?

Specker: In der Schweiz fahren wir sehr gut mit unserer Fachhandels-Strategie. Eine Ausweitung auf andere Kanäle ist aktuell nicht geplant und auch vom Sortiment her wird Loewe hierzulande weiterhin Premium sein. Und solange der Fachhandel hierzulande im Premium-Segment einen hohen Marktanteil hat, gibt es keinen Grund, mit dem TV-Sortiment in die Breite zu gehen. Wir müssten uns aber Gedanken machen, wenn der Fachhandels-Anteil massiv kleiner würde. Oder wenn er sich nicht mehr in dem Masse engagieren würde wie bis anhin.

Brunschweiler: Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, etwas an unserer Fachhandels-Strategie zu ändern, solange die Rahmenbedingungen stimmen.

In Österreich hat Loewe in einer Testphase den Vertrieb für Hisense übernommen. Ist es denkbar, dass Loewe den Vertrieb in der Schweiz eigenständig regelt?

Specker: Nein, das ist undenkbar. Loewe wird den Vertrieb in der Schweiz nicht eigenständig regeln. Aber eine Zusammenarbeit mit Hisense würden wir aus Sicht von Telion prüfen, falls sich so etwas ergeben sollte.

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