Lichtblitze im Fotomarkt
Die Umsätze im Schweizer Fotomarkt sind rückläufig. Was diese Entwicklung für den Fachhandel bedeutet, erklären Imaging-Verantwortliche von Herstellern, Distributoren und Resellern. Sie erklären, wie sich heutzutage noch gutes Geld mit Fotografie verdienen lässt.
Im Schweizer Fotomarkt zeigt der Trend seit nunmehr zwei Jahren abwärts. Die Gesamtumsätze fallen immer tiefer. Zwar erwarten Analysten von GfK Switzerland für das laufende Jahr eine Nullrunde, doch bereits im nächsten Jahr sollen die Umsätze um weitere 3 Prozent auf 434 Millionen Franken sinken. Bei den verkauften Stückzahlen sieht die Lage noch dramatischer aus. Im laufenden Jahr sollen rund eine Million Geräte verkauft werden, was einem Rückgang von 11 Prozent entspricht. Für nächstes Jahr rechnet GfK Switzerland mit 938'000 Kameras, die über die Ladentheke gehen werden (minus 6 Prozent).
Deutliche Unterschiede
Ein Blick auf die einzelnen Segmente weist aber deutliche Unterschiede auf. So sind Kompaktkameras im freien Fall, da sie die Konkurrenz der Smartphone-Kameras spüren, wie Jürg Zweifel von GfK Switzerland erklärt. Im Zuge dieser Entwicklung mussten die Kompakten im vergangenen Jahr ihre Position als wichtigster Umsatzträger im Schweizer Fotomarkt an die Spiegelreflexkameras abtreten. Ein Ende des Einbruchs im Kompaktkamera-Markt scheint nicht in Sicht. Analyst Zweifel rät deshalb Fachhändlern, sich auf hochwertige Kameras wie Systemkameras, Spiegelreflexkameras und auch hochwertige Kompaktkameras zu fokussieren. Schliesslich sind die Umsatzzahlen im Markt für Spiegelreflex-Kameras konstant, während die neueren Produktkategorien Systemkameras und Action-Cams stark zulegen konnten.
Erfolgreicher Fachhandel
Was sollte der Fachhandel also tun, um in diesem schnellebigen Umfeld erfolgreich Kameras verkaufen zu können? Er scheint jedenfalls auf gutem Weg zu sein. Zweifel attestiert dem Fachhandel gute Arbeit. "Er legt sogar zu", sagt der Marktforscher. Sein Tipp an den Fachhandel: Alle Kanäle bedienen, sowohl online, als auch offline. Fachhändler könnten bei der Beratung punkten, etwa mit dem Anbieten von Ersatzgeräten bei Ausfällen. Wichtig sei auch das Geschäft mit Zubehör. Zudem seien Dienstleistungen empfehlenswert. So könnte der Fachhandel dank seinem gesammelten Expertenwissen etwa Fotokurse anbieten.
Im Podium erklären Roger Engelberger vom Imaging-Distributor Engelberger, Christof Oehrli von Canon Schweiz, Paul Merki vom Reseller Light + Byte und Ralph Weber von Samsung, wie sich heutzutage im Geschäft mit Fotografie Geld verdienen lässt und wie sie den Schweizer Markt erleben.
Roger Engelberger, CEO Engelberger
Herr Engelberger, wie lässt sich heutzutage im Geschäft mit Fotografie noch gutes Geld verdienen?
Der schrumpfende Fotomarkt führt zu einem Verdrängungswettkampf mit teilweise auch für uns als Distributor nicht mehr nachvollziehbar tiefen Preisen. Gutes Geld lässt sich wie in vielen gesättigten Branchen zunehmend nur noch mit kompetenten Dienstleistungen und Zubehör verdienen.
Welche Geschäftsentwicklung erwarten Sie im Sommer und fürs Weihnachtsgeschäft?
Weil Schweizer vorzugsweise bereits im Juli in die Sommerferien fahren, wird es ab Mitte Juli in der Fotobranche deutlich ruhiger. Ich erwarte, dass sich dieses Sommergeschäft im Rahmen der allgemeinen leicht negativen Trends verhält: Die spiegellosen Systemkameras legen zu, die Spiegelreflexkameras halten sich noch recht gut und bei den Kompaktkameras werden die günstigeren Modelle zunehmend von Smartphones verdrängt. In Bezug auf das Weihnachtsgeschäft erwarte ich einen noch stärkeren Rückgang der Einsteiger-Kompaktkameras, viele Hersteller reduzieren die DSC-Modellpallette massiv. Insgesamt glaube ich, dass viel von der allgemeinen Konsumentenstimmung abhängen wird, beziehungsweise wie heiss der Herbst in den umliegenden, hochverschuldeten Euro-Ländern ausfällt. Bisher ist die Schweiz überraschend glimpflich davon gekommen.
Welche Kameratypen stehen bei Konsumenten und bei Ihnen hoch im Kurs?
Unverändert Spiegelreflexkameras, die kompakteren spiegellosen Systemkameras sowie lichtstarke High-End-Kompaktkameras. Da das sofortige Teilen von Erinnerungen auch bei anspruchsvollen Fotografen im Zentrum steht, wird Wifi auch bei Digitalkameras zum Standard. Und sonst kann man seine bewährte Kamera auch einfach mit einer SD-Speicherkarte mit WiFi-Funktion, wie der neuen Eye-Fi Mobi, nachrüsten.
Wohin zielt die Entwicklung? Stichpunkt Smartphone-Kameras?
Es hat länger gedauert als erwartet, aber die Kameras in den Smartphones werden immer besser. Der Trend zu immer grösseren Displays und Gehäusen bringt auch genügend Platz, um grössere Sensoren einzubauen. Dies schliesst sogar optische Sucher nicht mehr aus, wie Samsung und Sony mit unterschiedlichen Konzepten zeigen. iPhone-Besitzer können ihre Kamera-Optik mit hochwertigen iPro-Weitwinkel oder Tele-Linsen von Schneider Optics erweitern. Kompaktkameras müssen sich deutlich von Smartphones abheben, damit sie weiterhin einen Käufer finden: Erfolgreiche Modelle trumpfen mit grösseren Sensoren (1" oder sogar APS-C), hochwertiger Optik und/oder grösseren optischen Zooms auf.
Christof Oehrli, Product Marketing Manager Camera, Canon
Herr Oehrli, wie lässt sich heutzutage im Geschäft mit Fotografie noch gutes Geld verdienen?
Die Nachfrage nach Spiegelreflexkameras im mittleren und oberen Segment ist stark gestiegen. Diese Produkte sind beratungsintensiv und viele Kunden möchten die Produkte vor dem Kauf testen. Davon profitieren Fachgeschäfte mit kompetenter Beratung und dem Angebot von Zusatzdienstleistungen wie etwa Rent-Service oder Foto-Workshops. Grosses Potenzial liegt zudem im Verkauf von Objektiven und Fotozubehör.
Welche Geschäftsentwicklung erwarten Sie im Sommer und fürs Weihnachtsgeschäft?
Dazu machen wir keine Angaben.
Welche Kameratypen stehen bei Konsumenten und bei Ihnen hoch im Kurs?
Kompakte Vollformatkameras wie die EOS 6D ermöglichen den Einstieg in die Vollformatwelt. Sie vereint ein leistungsstarkes Vollformat-Imaging-System und exzellente Low-Light-Leistungen in einem kompakten, robusten und leichten Gehäuse und ist die erste EOS mit integriertem WLAN und GPS. Das Feedback der Kunden ist sehr positiv und die EOS 6D ist auch mein ständiger Begleiter auf Reisen. Auch im Trend liegen kompakte Systemkameras wie die neue EOS 100D; sie ist die kompakteste und leichteste DSLR mit APS-C-CMOS-Sensor sowie einfach und praktisch zu steuern.
Wohin zielt die Entwicklung? Stichpunkt Smartphone-Kameras?
Ausgezeichnete Bildqualität, Spiegelreflexkameras mit Vollformatsensoren, Mobilität und Konnektivität sind gefragt und in der Schweiz sind auch kompakte Systemkameras weiter im Trend. Bei den Anwendern von Kompaktkameras spüren wir das Bedürfnis, Bilder einfach und unkompliziert zu teilen, was bei Smartphones bereits Standard ist. Canon führt im IXUS- sowie im Powershot-Sortiment deshalb je drei Kameramodelle mit denen das Teilen von Bildern und Videoclips zum Kinderspiel wird. Die Kameras sind mit einer praktischen WLAN-Unterstützung für die unkomplizierte und schnelle Datenweitergabe ausgestattet. Unterwegs überzeugt die neue Camera-Window-Anwendung, mit der sich Bilder kabellos auf Tablets oder Smartphones (iOS und Android) übertragen und so per E-Mail versenden lassen. Bilder können zum Beispiel auch auf Facebook mit eigenen Kommentaren hochgeladen und Videoclips auf diesem Weg auf YouTube eingestellt werden. Die Bildqualität dieser Kompaktkameras ist zudem ausgezeichnet und ein Differenzierungsmerkmal gegenüber den Smartphones.
Paul Merki, CEO und VR-Präsident Light + Byte
Herr Merki, wie lässt sich heutzutage im Geschäft mit Fotografie noch gutes Geld verdienen?
Nun ja, gutes Geld ist etwas hoch gegriffen – man muss einfallsreich sein, um überhaupt Geld zu verdienen. Dies geht nur mit einem klaren Konzept, mit einer Positionierung auf seine Stärken und man darf nicht vom Weg abkommen. Unseren Kunden Lösungen aufzuzeigen und anzubieten, das steht sicher im Kern unserer Arbeit. Light + Byte bietet weit mehr als nur den "reinen" Produktverkauf an. Unser Mietservice lässt die Herzen der Foto- und Videografen höher schlagen. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, ihr Wunschprodukt erst mal in der eigenen Umgebung auszuprobieren und zu testen. Zum Mietservice gehört auch unser 300 Quadratmeter grosses und perfekt ausgestattetes Mietstudio. Mit unseren Seminaren und Schulungen bieten wir zudem Hand zur Anwendung und zur kreativen Umsetzung nach dem Kauf eines Produktes.
Welche Geschäftsentwicklung erwarten Sie im Sommer und fürs Weihnachtsgeschäft?
In unserem Fall wird uns der Sommer herausfordern, da in derselben Vorjahresperiode einige Neuheiten in unserem Segment im Markt eingeführt wurden, welche sich logischerweise nicht jedes Jahr wiederholen. Für Weihnachten sehen wir sicherlich im Zubehörbereich das entsprechende Potenzial. Auch da müssen wir den Kunden Lösungen anbieten, mit denen sie ihre Aufgaben am besten bewältigen und ihr bestehendes Equipment sinnvoll erweitern können.
Welche Kameratypen stehen bei Konsumenten und bei Ihnen hoch im Kurs?
Ich kann nur für unsere Kundschaft sprechen, da ist und bleibt es bei den Vollformaten von den beiden führenden Herstellern im Kleinbildbereich. Für uns kommen die Highlights sicherlich aus den Bereichen Hasselblad und Zeiss bei den Objektiven! Spürbar ist sicherlich auch der Zuspruch bei den spiegellosen Kamerasysteme.
Wohin zielt die Entwicklung? Stichpunkt Smartphone-Kameras?
Wie schon länger von allen Seiten herbeigerufen, verdrängen nun die Smartphones die klassischen Einsteiger-Kompaktkameras. In der Schweiz spüren wir sicher eine Tendenz zur Qualität – das lässt den Kunden dann auch mal eine Preisstufe weiter erklimmen und somit bleibt weiterhin genügend Luft zwischen Smartphones und klassischen Fotokameras. Im Videobereich stehen uns mit der 4K-Technologie spannende und hochauflösende Zeiten bevor. Auch hier bieten wir übrigens bereits Komplettlösungen an!
Ralph Weber, Produktmanager Digital Imaging Samsung
Herr Weber, wie lässt sich heutzutage im Geschäft mit Fotografie noch gutes Geld verdienen?
Eine Erweiterung des Angebots vom Fotofachhandel sehen wir zum Beispiel bei Trainings und Schulungen. Unsere Smart Cameras oder Galaxy Cameras sind zwar sehr intuitiv zu bedienen, bieten aber zahlreiche Funktionen, deren Vorteile dem Kunden in einem Beratungsgespräch oder einer Schulung gut vermittelt werden können. Allem voran die Connectivity- und Autoshare-Funktionen mit Smartphone oder Tablet, aber auch den zusätzlichen Benefit von Android-Apps oder Cloud-Services.
Welche Geschäftsentwicklung erwarten Sie im Sommer und fürs Weihnachtsgeschäft?
Wir sehen nach wie vor grosses Wachstumspotenzial im Bereich der vernetzten Kamera wie beispielsweise die Galaxy-Camera-Familie mit der Galaxy NX, Galaxy S4 Zoom oder auch der Galaxy Camera.
Welche Kameratypen stehen bei Konsumenten und bei Ihnen hoch im Kurs?
Wir freuen uns sehr über die positive Resonanz unserer Konsumenten zu unseren Systemkameras wie der NX2000 oder der NX300. Zu unseren Highlights zählen zudem sicher die Hybridmodelle wie die Galaxy S4 Zoom und die Galaxy Camera.
Wohin zielt die Entwicklung? Stichpunkt Smartphone-Kameras?
Samsungs Strategie ist, für die unterschiedlichsten Kundenbedürfnisse entsprechende Produkte im Angebot zu haben. Der Kunde entscheidet, ob eher ein Smartphone mit integrierter hochwertiger Kamera (Galaxy S4 Zoom) oder eine Systemkamera mit den Vorteilen des gelernten Betriebsystems Android (Galaxy NX) seine Anforderungen abdecken. Was aber die beiden Richtungen verbindet und vorantreibt, ist das stetig wachsende Bedürfnis der Konsumenten nach Flexibilität und das schnellstmögliche Teilen der Fotos mit Freunden und Familie über soziale Netzwerke, E-Mail oder Cloud-Services.

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