Helfer mit Macken

Investitionsgut Roboterstaubsauger

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Roboterstaubsaugern wird ein massives Marktwachstum vorausgesagt. Doch können sie herkömmliche Staubsauger ersetzen? Experten geben Auskunft und verraten, worauf Fachhändler bei der Verkaufsberatung unbedingt achten sollten.

Roboter wie Wall-E aus dem gleichnamigen Disney-Film halten Einzug in die Haushalte. (Quelle: Disney)
Roboter wie Wall-E aus dem gleichnamigen Disney-Film halten Einzug in die Haushalte. (Quelle: Disney)

Wie weit ist die technische Entwicklung von Staubsaugern mittlerweile fortgeschritten? Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts, noch vor dem ersten Weltkrieg, produzierte die Firma Hoover (heute Candy-Hoover) die ersten Staubsauger in Serie. Erste Patente für Reinigungsgeräte mit Luftpumpe gehen sogar bis ins 19. Jahrhundert zurück. Heute ist die Industrie einige technische Schritte weiter, beachtet man etwa die Entwicklung der Geräte in puncto Saugkraft und Lärmentwicklung.

Automatische Helfer mit Macken

Zurzeit noch ein eher Lifestyle-Produkte, putzen sie sich zunehmend den Weg in die Herzen von Hausfrauen und -männern: Wären sie vor hundert Jahren noch Science-Fiction gewesen, wuseln nun schon seit Ende des letzten Jahrhunderts Roboterstaubsauger durch Wohnzimmer, Bad und Küche und saugen Dreck, Staub und Haare vom Boden – alles automatisch und kabellos, versteht sich. Die Zeit-, und je nach Modell auch die Stromersparnis, scheint gross. Manche Staubsauger lassen sich programmieren, wann die Arbeit aufgenommen werden soll. Nach getaner Arbeit fahren sie automatisch zurück an die Ladestation.

Dabei sind sie noch kein vollwertiger Ersatz für den herkömmlichen Staubsauger. Die kleinen Roboter garantieren eine gewisse Grundsauberkeit, verlängern aber lediglich die Intervalle zwischen dem Staubsaugen mit dem grossen Staubsauger. Immer wieder wird in Konsumentensendungen etwa die Saugleistung kritisiert, zudem gehen bei manchen modellen die Bürstchen schnell kaputt. Auch mit langen Haaren quälen sich die automatischen Helfer mehr schlecht als recht herum. Weiter hat die künstliche Intelligenz immer noch Mühe, Hindernisse zu umgehen oder in Ecken zu gelangen. Rolf Wälchli, Managing Director von Distronics, bestätigt: «Manche Geräte kommen etwa nicht unters Bett.» Moneual-Staubsauger etwa reinigten aber bereits heute dank Shadow Cleaning und 32 NASA-Sensoren auch an schwierig erreichbaren Stellen.

Fast vollwertiger Ersatz

Was bedeutet das nun für den Handel, wann ist mit steigender Nachfrage zu rechnen? Brauchen diese Nischengerät noch ein paar Jahre, bis sie den herkömmlichen Staubsauger endlich "verputzt" haben, oder kann die automatische Putzkraft das seit hundert Jahren exisiterende Traditionsgerät am Ende doch nicht ersetzen? Roger Thalmann, Head Product Manager bei iRobotics, glaubt nicht an eine Wachablösung. Der Roboterstaubsauger sei kein Konkurrenzprodukt zum herkömmlichen Staubsauger, sondern eher ein Zusatzprodukt. Michele Damiano, Verkaufsleiter bei Stag ICP, bestätigt Thalmanns Eindruck, merkt aber an: "Die heutigen Roboterstaubsauger werden jedoch mit der Navigation immer besser und sie können bis zu 90 Prozent eines herkömmlichen Staubsaugers ersetzen."

"Riesiges Wachstum"

Samsung Electronics sagt auf Anfrage, der Schweizer Markt für Roboterstaubsauger sei das am stärksten wachsende Segment im Bereich Staubsauger.

Rolf Wälchli von Distronics spürt ebenfalls ein steigendes Interesse: "Der Markt wird zunehmen", glaubt er. Auch Julia Sommersacher, Assistant Manager Marketing bei LG, erwartet eine erhöhte Nachfage nach LG-Robotersaugern und damit gesteigerte Marktanteile.

Dasselbe Bild zeichnet Michele Damiano. Auch er rechnet mit einem wachsenden Markt. Insbesondere hochwertigere und damit teurere Geräte sollen sich in der Schweiz immer besser verkaufen.

Am optimistischsten zeigt sich Roger Thalmann von iRobotics, der dem immer noch jungen Markt "riesiges Wachstum" voraussagt. Aus technischer Sicht böten die Geräte aber weiterhin noch grosses Entwicklungspotenzial. Candid Mueller, Key Account Manager Home & Garden bei Kärcher, glaubt an eine Marktzunahme, sieht jedoch keinen Entwicklungsunterschied zu anderen Haushaltsgeräten: "Man gewöhnt sich an das Gerät und durch die stetigen Weiterentwicklungen wird es zu einem unabdingbaren Objekt."

Schöne intelligente Welt

Künftig würden Roboterstaubsauger durch Weiterentwicklungen etwa eine verbesserte Navigation bieten, so dass sich der Roboter immer besser im Haushalt bewegen kann, sagt Candid Mueller.

Rolf Wälchli verspricht zur IFA Geräte mit Kamerasensoren, die Räume fotografieren und dann noch besser reinigen sollen. Denkt man diese Entwicklung weiter, könnten Kameras etwa auf dem Smartphone anzeigen, wie gut das Zimmer geputzt ist – zur Kontrolle, bevor man mit einem Gast das Wohnzimmer betritt. Auch die Akkulaufzeit der Geräte wird stetig verbessert, womit sie noch länger selbständig arbeiten können. Samsung sieht die Zukunft in leistungsfähigeren und trotzdem leiseren Geräten. Gemäss LGs Julia Sommersacher werden die eingebauten Chips in Verbindung mit intelligenten Infrarot- und Ultraschall-Sensoren ständig optimiert. In Zukunft sollen Roboterstaubsauger etwa über WLAN mit dem Smartphone gesteuert werden können. Auch Roger Thalmann sieht darin grosses Potenzial und glaubt, dass im Bereich Navigation neue Lösungen über GPS entstehen. Zudem dürften auch Wartung und Pflege dürfte gemäss Thalmann in Zukunft einfacher werden.

Spezielle Beratung

Mit diesen Weiterentwicklungen dürfte die Verbreitung von Roboterstaubsaugern tatsächlich zunehmen; die Akzeptanz für den automatischen Helfer steigen. Im Gegensatz zur Verkaufsberatung rund um herkömmliche Staubsaugern sollten Fachhändler bei Roboterstaubsaugern aber einige Dinge berücksichtigen:  So dürften einige Kunden vor einem Roboter im Haushalt zurückschrecken. Deshalb rät Roger Thalmann, den Kunden mit guter Beratung Berührungsängste zu nehmen. Rolf Wächli erklärt, dass zumindest die Moneual-Geräte alle magnetische Teile hätten, mit denen sich schnell zeigen lasse, wie einfach und einwandfrei das Gerät und dessen Handhabung sei. Zwar herrsche momentan ein Preisdruck, der Fachhandel könne sich aber mit einem für den Kunden passenden Gerät abheben, fährt Thalmann fort. Candid Mueller empfiehlt deshalb genaue Abklärungen bezüglich Schwellen oder Treppen, so dass der gewünschte Roboterstaubsauger in der zukünftigen Umgebung auch wirklich funktioniert. Als Einsatzmöglichkeit seien etwa Galerien im Vorteil. Samsung rät dem Handel ebenfalls, für zufriedene Kunden Erkundigungen zum Einsatzgebiet einzuholen. So sei abzuklären, welche Art von Bodenbelägen der Kunde in seiner Wohnung hat. Auch sei wichtig zu wissen, welche Art von Haustieren der Kunde zu Hause habe. Dieser sollte zudem über die Lautstärke des Roboters und auch über die bestmögliche Positionierung des Geräts im Wohnobjekt informiert werden. Michele Damiano bestätigt diese Empfehlungen. Zudem sollte der Kunde Auskunft geben, wie oft das Gerät zum Einsatz kommt, um den für ihn passende Staubsauger zu finden. Möchte sich der Kunde einen Roboterstaubsauger für gelegentliches oder tägliches Saugen anschaffen? Überhaupt sollte der Roboterstaubsaugerverkauf einige Zeit in Anspruch nehmen.

Qualität statt Stossdämpfer

Schliesslich sieht Candid Mueller Roboterstaubsauger als Investitionsgüter, die jahrelang halten. Deshalb seien die Qualität des Geräts, der Service mit Verfügbarkeit von Ersatzteilen und auch Zusatzdienstleistungen sehr wichtig. Ebenfalls wichtig und eine interessante Möglichkeit für zusätzliche Verkäufe sei das Geschäft mit Zubehör. Diese böten ein "immenses Zusatzgeschäft", glaubt Mueller. LG rät ebenfalls, den Kunden qualitativ hochstehende Produkte zu verkaufen, damit diese langfristig zufrieden seien. Bei günstigen Geräten seien statt Sensoren lediglich eine Art "Stossdämpfer" eingebaut, die gegen jedes Hindernis stossen würden und damit Schäden an Möbel oder dergleichen hinterlassen könnten. Sommersacher erwähnt: "Kunden sollten unbedingt Roboterstaubsauger mit eingebautem Lithium-Polymer-Akku kaufen, da diese keinen Memory-Effekt haben und damit eine konstant starke Leistung in Verbindung mit Langlebigkeit aufweisen."

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