CCC fordert europäische Software-Infrastruktur

"Je mehr man über IT weiss, desto weniger vertraut man ihr"

Uhr | Aktualisiert

Die bekannte Hackervereinigung Chaos Computer Club (CCC) fordert die Entwicklung einer europäischen Software-Infrastruktur. Software, Betriebssystem und Programmiersprachen müssten neu entwickelt werden.

Am Rande der Internetkonferenz Republica äusserte sich Frank Rieger, Sprecher des Chaos Computer Clubs, zum Thema sichere Internetkommunikation. Laut Berichten der österreichischen Zeitung "Der Standard" sieht er auf lange Sicht nur in einer in Europa von Grund auf neu entwickelten Software-Infrastruktur die Lösung für sicheres Internet. Er liess sich mit den Worten zitieren: "Je mehr man über Technologie weiss, desto weniger vertraut man ihr."

Rieger selbst sei sich bewusst, dass eine solche Infrastruktur sehr teuer wäre. Schliesslich müssten Software, Betriebssystem und Programmiersprachen komplett neu entwickelt werden, was schnell mehrere hundert Millionen Franken kosten könnte. Er fordert daher die Europäische Union dazu auf, mit dem notwendigen Geld einzuspringen. Der Standard zitiert ihn hierzu mit dem Satz: "Der Einzige, der in der Lage ist, einen reinen Sicherheitsansatz zu fahren – das heisst sichere Software, sichere Betriebssysteme, sichere Programmiersprachen als Dienst an der Öffentlichkeit – ist nun mal momentan der Staat."

Gegen Privatunternehmen

Privatunternehmen hingegen seien zu einer solchen Aufgabe nicht in der Lage: "Dass Apple jetzt hingeht und sagt‚ wir machen jetzt mal zwei Jahre keine neue Betriebssystemversion, weil wir an einer wirklich sicheren Version arbeiten – das wird nicht passieren." Problem sei, so Rieger, das kurzfristige Denken aufgrund von Profit- und Kapitalmarktorientierung. Sein Konzept einer staatlich-europäischen Infrastruktur bezeichnet er als "15-bis-20-Jahre-Ansatz". Zuerst müsste man Programmiersprachen entwickeln, um diese dann zum Erstellen von Betriebssystemen zu verwenden.

Auch zum Thema Rechtsform von Internetdiensten machte Rieger sich Gedanken. So schlug er laut Standard vor, dass beispielsweise für Suchmaschinen öffentlich-rechtliche Strukturen, im Stil der staatlichen Fernsehsender, gewählt werden sollten. Auch bei Internet-Providern könnte er sich einen solchen Ansatz vorstellen.

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