Handel unter der Lupe

Mystery-Shopping: 600 Franken Rabatt auf Fernseher

Uhr | Aktualisiert

Der Fachhandel bietet Top-Beratung und den höchsten Preis. Discountern kann es nicht billig genug sein. Klischees oder nicht? Um das herauszufinden, besuchte CEtoday mit einer Konsumentin Melectronics, Saturn, Interdiscount und Expert-Fachhändler auf der Suche nach einem guten Fernseher für maximal 2000 Franken.

(Quelle: Pixelquelle)
(Quelle: Pixelquelle)

Samstagnachmittag in einer Schweizer Stadt, die Einkaufsmeile ist voller Menschen. Fast leer hingegen sind die Unterhaltungselektronik-Geschäfte. Auf der Jagd nach einem neuen Fernseher begleitete CEtoday Astrid T. auf ihrer Shopping-Tour durch Melectronics, Saturn, Interdiscount und Expert-Fachhändler. Ihr Budget für den neuen TV: 2000 Franken. Auf Marke, Technik etc. kam es ihr nicht an, denn davon versteht sie nichts. Der Fernseher sollte aber mindestens gleich gross sein wie ihr altes Gerät und durfte nicht ihr Budget sprengen. Zudem sollte er hübsch aussehen.

Erster Halt Melectronics. Zwar war das Geschäft fast leer, doch es dauerte einen Moment, bis sich ein junger Verkäufer auf Astrid zubewegte. Dieser erwies sich als überaus freundlich, zuvorkommend und auch ehrlich. Nachdem Astrid ihre Wünsche vorgetragen hatte, erklärte ihr der Verkäufer während etwa einer Viertelstunde die Unterschiede zwischen den einzelnen Fernsehern und empfahl schliesslich ein Samsung-Gerät mit LED-Display für rund 2400 Franken. Doch das war ihr zu viel. Aber der Verkäufer wollte den Deal machen und suchte im System, ob der Fernseher in näherer Zukunft vielleicht zum Aktionspreis erhältlich sein würde. Dies war nicht der Fall. Also bot er Astrid einen Rabatt von 600 Franken. Schliesslich koste dasselbe Gerät bei einer Migros-Tochterfirma auch 600 Franken weniger, begründete er den Rabatt. Sollte er mit "Tochterfirma" Digitec gemeint haben? Dort war der Samsung UE-46ES7080 tatsächlich gerade zum Schnäppchenpreis von 1798 Franken zu haben.

Verwirrung beim Preis

Erstaunt über den massiven Preisnachlass verabschiedete sich Astrid. Sie war zufrieden mit der Beratungsleistung. Der Verkäufer konnte alle Fragen beantworten und er hatte sich viel Zeit für sie genommen. Sie würde sich den Kauf überlegen, aber noch weitere Vergleichsangebote einholen.

Der nächste Halt war Saturn. Dieser war etwas besser besucht als Melectronics. Auf einen Verkäufer musste Astrid deshalb länger warten. Als sich schliesslich ein Verkäufer mittleren Alters um Astrid kümmerte, war dieser ziemlich kurz angebunden. Das ganze Verkaufsgespräch dauerte etwas über fünf Minuten. Auch der Saturn-Verkäufer konnte alle Fragen von Astrid beantworten und zeichnete sich durch Kompetenz aus. Aber er wollte Astrid T. den Fernseher schmackhaft machen, indem er mehrmals darauf verwies, wie schmal der Fernseher doch sei, obwohl Astrid T. erklärte, sie wolle den Fernseher auf einer Kommode platzieren. Auch der Saturn-Verkäufer empfahl einen Samsung-Fernseher und zwar das Modell UE-46ES6880 für 1199 Franken. Astrid T. war verwirrt. Warum war dieser Fernseher so viel günstiger als der andere? Der Verkäufer schien aber wenig motiviert, dies schlüssig zu erklären.
Vielleicht konnte der Interdiscount-Verkäufer diese Frage beantworten. Im fast menschenleeren Interdiscount, unterhielten sich drei Verkäufer miteinander. Sofort hatte jemand Zeit für eine Beratung. Während rund zehn Minuten beantwortete er Astrids Fragen und empfahl schliesslich ebenfalls einen Samsung-LED-TV: den UE-46ES6300 für 999 Franken.

Nun wollte Astrid aber endlich wissen, wie diese Preisunterschiede zustande kommen. Der Interdiscount-Verkäufer erklärte: "Das liegt an dem besseren Panel. Und wenn Sie ein besseres Bild mit mehr Bildern pro Sekunde wünschen, dann müssen Sie einen Fernseher mit einer höheren Hertz-Rate kaufen. Features wie 3-D und Smart TV drücken den Preis ebenfalls in die Höhe." Astrid T. solle aber doch noch abwarten, bis sie sich solche Features leistet, denn diese seien noch nicht komplett ausgereift. Das genügte Astrid als Antwort. Sie wollte keinen unnötigen und dazu unausgereiften Schnickschnack. Besonders wohl war ihr im Interdiscount aber trotz der guten Beratung nicht. Sie kam sich unterschätzt vor. Bei Interdiscount hätte der ihr empfohlene TV rund 1000 Franken weniger gekostet, als sie eigentlich bereit gewesen wäre, auszugeben. Schliesslich hatte sie ein Budget von 2000 Franken für den neuen Fernseher.

Je teurer, desto besser

Also los zum Expert-Fachhändler. Dieser war komplett menschenleer. Gut für Astrid. So musste sie nicht wie in den andere Läden auf Bedienung warten. Der sehr junge Verkäufer, wahrscheinlich ein Auszubildender, dachte sich Astrid T., kam sofort auf seine Kundin zu. Nach einem knapp zehnminütigen Verkaufsgespräch empfahl er ihr im Gegensatz zur Konkurrenz einen Plasmafernseher von Panasonic. "Die Plasmatechnik ist das Beste, da können andere Verkäufer noch so sehr das Gegenteil behaupten", begründete der Verkäufer seine Empfehlung. Gut sei ein Fernseher ab 2000 Franken, noch besser wäre einer für 2500 Franken, am besten aber wäre ein Loewe-TV im obersten Preissegment. Alles unter 2000 Franken sei Schrott. Das liege daran, dass die teureren Fernseher das bessere Panel und einen besseren Bildprozessor hätten. Zudem seien teure TVs grundsätzlich besser verarbeitet. Qualitätsfernseher würden deshalb auch länger halten. "Ein Plasmafernseher für 2500 Franken ist auch nach fünf Jahren normalerweise nicht kaputt. Ausserdem bieten wir eine eigene Werkstatt für Reparaturen." Astrid T. bedankte sich für die kompetente und umfangreiche Beratung und verliess den Expert-Fachhändler.

Ist noch Luft drin?

Ihr Fazit nach ihrer "TV-Shopping-Tour" war durchwegs positiv. Sie war zufrieden darüber, dass sich alle Verkäufer Zeit für sie und ihre Fragen genommen hatten. Es bestätigte sich, dass der Fachhandel teurer verkaufen will, als der Discounter. Der Fachhändler bot aber das komplexere Gerät an, und hat mit der eigenen Werkstatt und umfassenden Serviceleistungen gute Verkaufsargumente.

Discounter und Fachmärkte wollten - wenig überraschend, mit dem günstigen Preis punkten, selbst dann, wenn der Käufer bereit gewesen wäre, mehr zu bezahlen. Etwas schockierend war der Besuch bei Melectronics, wo der Verkäufer der Kundin einen Rabatt von 25 Prozent anbot. Wie ist das in der heutigen Zeit noch möglich? Ist doch noch so viel Luft drin? Bei Melectronics offenbar schon.

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