Smarthome-Kolumne von René Senn

Das Lernen wird sich für Gebäudeautomatiker verändern

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Was kommt für Gebäudeautomatiker nach der Grundbildung, und was kommt vor allem in Sachen Bildung die nächsten Jahre auf uns zu? Ich wage eine Behauptung und einen Ausblick auch bezüglich neuer Technologien und neuer digitaler Lernformen.

Smart Building, Smarthome, Smart Metering, BIM, All-IP und Digitalisierung, alles schreit förmlich nach neuen Kompetenzen von Firmen und ihren Mitarbeitenden.

Bei der Betrachtung dieser neuen Technologien kommen wir immer wieder zum Schluss, dass die Weiterbildung der Schlüssel zum Erfolg ist. Die Weiterentwicklung, sei es die persönliche oder die des Unternehmens, ist aufwändig und sollte ernster denn je genommen werden. Ihre Planung ist ein strategischer Prozess im Unternehmen. Im Idealfall wird die Weiterbildung der einzelnen Mitarbeiter daraus abgeleitet, wobei ich davon ausgehe, dass sie die Grundbildung bereits absolviert haben. Doch wie kommen diese grundgebildeten Mitarbeiter zu ihrem optimalen Weiterbildungsangebot mit dem Fokus Gebäudeautomation, und was wird sich hier in den nächsten Jahren verändern?

 

Verschiedene Optionen für Weiterbildungen

Bei den Weiterbildungen gilt es zwischen offiziellen Bildungswegen und übrigen Angeboten zu unterscheiden. Die klassische Ausbildung in der Elektrobranche ist einfach strukturiert. Die naheliegende Möglichkeit ist, die verbands­orientierten Weiterbildungswege zu absolvieren, bestehend aus einfachen Weiterbildungen, den Berufsprüfungen und den höheren Fachprüfungen.

Bei den Berufsprüfungen möchte ich den «Projektleiter Gebäudeautomation» hervorheben. Diese neue Ausbildung wird von GNI, VSEI und Suissetec getragen und ist ein vielversprechender Lehrgang für alle, die sich intensiv und breit abgestützt mit den Grundlagen der Gebäudetechnik auseinandersetzen wollen. Diese Ausbildung ist nicht einfach, aber umfassend. Schulen wie die STFW in Winterthur oder die IBW in Sargans bieten seit 2018 erste Klassen an. An dieser Stelle muss auch der Weg über die Höhere Fachschule (HF) erwähnt werden. Auch hier gibt es einige Schulen in der Schweiz, die Lehrgänge zum Thema Gebäudetechnik und Automation anbieten.

 

Kombination zwischen Präsenzunterricht und E-Learning

Ausser den offiziellen Ausbildungen gibt es viele weitere Kurse und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Branche. Die meisten basieren, wie die oben genannten Lehrgänge, auf dem System Präsenzunterricht. Diese Art der Wissensvermittlung bietet klare Vorteile. Doch wie lange kann sie sich in dieser Form noch halten? Im Zuge der Digitalisierung wird sich zwangsläufig auch die Weiterbildung digitalisieren, E-Learning wird wichtiger werden. E-Learning ist ein weites Feld und ein etwas diffuser Begriff, unter dem in der Branche noch unterschiedliche Dinge verstanden werden. Bisher wird es kaum angewendet, dies dürfte sich in den nächsten Jahren aber ändern.

E-Learning wird vor allem in Verbindung mit Präsenzunterricht einen sehr wichtigen Stellenwert erhalten. Es geht also nicht um Präsenzunterricht vs. E-Learning, sondern um eine Kombination der beiden Systeme und die Entwicklung einer neuen Art des Lernens innerhalb unserer Branche.

 

Umgang mit E-Learning

Die Schwierigkeit von E-Learning wird anfangs darin bestehen, dass die Unternehmen den Begriff des Lernens neu verstehen müssen. Es kann in Zukunft vorkommen, dass sich einer ihrer Mitarbeiter in einem Sitzungszimmer einschliesst, um an einem Webinar teilzunehmen, zu dem er exklusiv eingeladen wurde. Er ist dann zwei Stunden absorbiert, hat aber keine Fahrzeiten für den Besuch eines Kurses. Auf das Webinar muss er sich vorbereiten, in einem Chatroom kann er dazu Fragen stellen. Das Webinar selbst ist ähnlich wie ein Seminar mit Präsenzunterricht.

Dem Mitarbeiter muss danach auch eine gewisse Nachbearbeitungszeit eingeräumt werden. Denn soll der erzielte Lernfortschritt erhalten bleiben, ist es wichtig, dass sich die Inputs setzen können. Ein anderer Mitarbeiter setzt sich vielleicht am Freitagnachmittag hin und macht online ein webbasiertes Training, um seine Fähigkeiten im Bereich Netzwerke und Datenvisualisierung auszubauen und zu verbessern. Dabei wird er parallel an einer Anlage im Unternehmen etwas, das er gerade gelernt hat, nachvollziehen wollen, damit er es repetieren und eigene Erfahrungen damit sammeln kann. Diese Zeit muss ihm das Unternehmen zur Verfügung stellen.

 

Ausblick in die Zukunft

Was heute noch nach Zukunft und Vision klingt, wird schon in wenigen Jahren eine Selbstverständlichkeit sein. Es wird deshalb Zeit, dass sich die Unternehmen unserer Branche auf digitales Lernen einstellen und sich in der Unternehmensentwicklung darüber Gedanken machen. Neben klassischem Präsenzunterricht werden sich digitale Lernformen zunehmend in der Weiterbildung verankern und uns damit auch ganz neue Chancen bieten.

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