Nachgefragt

Warum sich Bowers & Wilkins von einem Start-up kaufen lässt

Uhr | Aktualisiert

Das kalifornische Start-up Eva Automation hat Bowers & Wilkins aufgekauft. Fritz Fabig, Geschäftsführer der B&W Group Schweiz, spricht im Interview über die Gründe, Chancen und Risiken des Deals.

(Quelle: stock.xchng)
(Quelle: stock.xchng)

Nach 50-jährigem Bestehen geht Bowers & Wilkins in die Hände von Eva Automation. Weshalb willigte B&W in die Übernahme ein?

Fritz Fabig: Rechtlich gesehen ist es eine Übernahme, markttechnisch aber ein Zusammengehen. Der bisherige Besitzer Joe Atkins ist nun CEO von Bowers & Wilkins und als Aktionär auch am neuen Unternehmen beteiligt. EVA Automation wird in Bowers & Wilkins umbenannt.

Wer steckt hinter EVA Automation?

EVA ist ein zweijähriges Start-up aus Silicon Valley, das von Gideon Yu, dem ehemaligen CFO bei Facebook und YouTube, gegründet wurde. Das Unternehmensziel ist die Entwicklung von neuen, bisher nicht erhältlichen AV-Steuerungssystemen, die auf Vielseitigkeit und intuitive Bedienung bauen. Das klingt erstmal in dieser abstrakten Form nach "gibt es ja schon". Gideon hat aber weiterreichende Ideen als das, was wir heute zur Verfügung haben. EVA Automation hat jedoch weder einen Markennamen, noch Produkte und auch keine Fertigung und Distribution. Bowers & Wilkins hat all diese Elemente. Gleichzeitig war man bei uns der Überzeugung, dass die Zukunft intelligenten Produkten gehört. Folglich war man auf der Suche nach diesen Technologien, die EVA nun bieten kann.

Was möchte B&W mit der Zusammenarbeit erreichen?

Die Art wann, wo und wie heute Musik gehört und genossen wird, hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Diese neuen Nutzungsformen und Erwartungen fordern neue Produktkonzepte, die aber auf den bisherigen Tugenden aufbauen müssen. Bowers & Wilkins steht für hohe Klangqualität. Mit den EVA-Technologien zusammen ist die Realisation dieser neuen Konzepte in einem vernünftigen Zeitrahmen möglich. Dies betrifft in erster Linie die New-Media-Produktkategorie (Zeppelin / Wireless Music Systems), wird aber auch im traditionellen Produktbereich der High-End-Lautsprecher und der Elektronikmarken aus unserem Haus (Rotel und Classé) in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, wo die Risiken?

Die Chancen sind grösser als die Risiken. Gideon Yu ist Musikliebhaber und war schon vor dem Zusammengehen Besitzer von Bowers & Wilkins-Produkten. Werden Traditionsunternehmen, wie das unsrige, von grösseren Marktteilnehmern übernommen, die selber Produkte im Markt haben, besteht die Gefahr, dass die DNA’s der Produkte vermischt werden und so ihre klare Identität verlieren, was wiederum zu einem Vertrauensverlust oder Unsicherheit der bisherigen und neuen Kunden führt. Da EVA Automation keine Produkte am Markt hat, besteht diese Gefahr nicht.

Welche Folgen hat die Übernahme für B&W-Händler in der Schweiz?

Keine – die B&W-Group-Strukturen bleiben unverändert, in der Schweiz wie in den übrigen Ländern. Die Teams bleiben in der heutigen Form bestehen. Nur auf der Produktenwicklungsebene werden die Ingenieure vermehrt zwischen den Entwicklungszentren in England, Kanada, Asien und den USA hin und her pendeln.

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