100 Jahre Leica – 100 Jahre Fotografie

Die Revolution der Fotografie

Uhr | Aktualisiert

Im März 1914 stellte Oskar Barnack die Ur-Leica fertig. Mit der ersten funktionsfähigen Fotokamera für 35-mm-Film revolutionierte er vor 100 Jahren die Fotografie.

Ein Mann verschwindet unter einem schwarzen Tuch hinter einem Kasten auf drei Beinen. Es zischt. Ein Lichtblitz. Rauch steigt auf. Der Mann hat gerade ein Foto geschossen. Genau genommen belichtete er eine Glasscheibe. Später wird er diese Scheibe in einer Dunkelkammer zu einem Negativ entwickeln. Das Negativ kopiert er danach auf ein lichtempfindliches Papier. Dann erst ist das Bild fertig.

Ein umständlicher und beschwerlicher Prozess - zumindest aus heutiger Sicht. Vor ziemlich genau 100 Jahren änderte sich das. Oskar Barnack stellte im März 1914 einen Prototyp fertig, der die Fotografie für immer verändern sollte. Er entwickelte damals die Ur-Leica. Eine Kamera aus einem Metallgehäuse, mit einem versenkbaren Objektiv und einem Schlitzverschluss. Eine Kamera mit einem am Objektiv angeschraubten Deckel, der den Lichteinfall beim Filmtransport verhinderte. Eine Kamera, bei der Filmtransport und Verschlussaufzug miteinander verbunden waren und so Doppelbelichtungen unmöglich machten. Barnack selbst nannte seine Erfindung "Liliput-Kamera".

Der erste Weltkrieg verzögerte die Markteinführung

Den Prototyp nahm Ernst Leitz im Frühjahr 1914 mit auf eine Amerikareise. Er dokumentierte mit der Kamera die Schifffahrt und das Leben in New York. So konnte er sich selbst von der Qualität der Kamera überzeugen.

Dann kam der erste Weltkrieg. Er verzögerte die Weiterentwicklung und die Markteinführung der Kamera. Der Durchbruch gelang erst im Jahr 1925. An der Leipziger Frühjahrsmesse prämierte die Leica 1. Als weiterentwickelte Version der Ur-Leica war sie mit dem nicht auswechselbaren, versenkbaren Objektiv "Leitz Anastigmat 1:3,5/50 mm" ausgestattet, das Max Berek entwickelt hatte.

1968er Revolution: die erste Spiegelreflex von Leica

1932 folgte die Leica 2. Sie war die erste Leica mit Schraubgewinde für Wechselobjektive und einem daran gekoppelten Entfernungsmesser. Schon bei der Einführung des Schraubgewindes bot Leica sieben von Max Berek entwickelte Wechselobjektive an. Bis 1957 hielt Leica an dem Schraubgewinde fest.

Die nächste grosse Revolution gelang dem deutschen Unternehmen 1968 mit der Leicaflex SL. Sie war die erste Spiegelreflexkamera der Welt mit exakt begrenztem und im Sucher angezeigtem selektiven Messfeld für die Belichtungsmessung durch das Objektiv.

Krise in den 1990er Jahren: Digitalisierung verpasst

Ende der 1990er Jahre geriet Leica dann aber in Schieflage. Das Unternehmen verpasste den Einstieg in die Digitalfotografie. Zwar brachte Leica mit der S1 im Jahr 1996 eine erste Digitalkamera auf den Markt, doch für den Schnappschuss zwischendurch war sie nicht geeignet. Die S1 war eine Scannerkamera mit einer Bildauflösung von 75 Millionen Pixeln. Leica konzipierte sie für Reproduktionen in Archiven und Museen oder für die Aufnahmen von Stillleben im Studio.

Erst die Einführung der Leica M8, dem ersten digitalen M-Modell, im Jahr 2006 ein harter Sanierungskurs und der Einstieg von Investoren verhalfen Leica zu neuer Stärke und führten das Unternehmen zurück in die schwarzen Zahlen.

Fotografen aus aller Welt setzten und setzen auf Leica

Ungeachtet dessen entschieden sich viele grosse Fotografen im Laufe der letzten 100 Jahre für eine Leica. So entstanden viele Bilder, die um die Welt gingen. Einer der bekanntesten Leica-Fotografen war Henri Cartier-Bresson. Er machte sich einen Namen mit seiner künstlerischen Schwarzweissfotografie.

Damals wie heute vertrauen Fotografen auf ihre Leica-Kameras. So auch der Zürcher Fotograf Nicolas Bruni: "Leica verspricht nicht nur Qualität und Leidenschaft, sondern liefert sie auch. Es ist einfach toll mit meiner Leica zu arbeiten. Ich kann mich zu jedem Zeitpunkt auf sie verlassen und das gibt mir die Sicherheit, die ich brauche, um mich auf meinen Job zu konzentrieren."

Kameras mit Sammlerwert

Positive Gefühle ruft Leica auch bei Markus Säuberli hervor. Säuberli ist Inhaber und Geschäftsführer von Foto Video Zumstein in Bern. Er war lange Zeit in Biel tätig, in der Stadt, in der die Schweizer Leica-Vertretung beheimatet ist. "Leica war jeden Tag 'das Thema'. So entdeckte einmal ein Kunde auf dem Flohmarkt eine Kamera für 20 Franken. Bei uns im Laden fanden wir heraus, dass es sich um eine rare Post-Leica handelte. Mit diesem Modell fotografierte die Post Zählerstände. Für normale Fotografie ist sie nicht geeignet. Der Deal: Unser Kunde konnte eine hochwertige neue Kamera auswählen und wir die Kamera an einen glücklichen Sammler weiterverkaufen."

Säuberli schwärmt aber auch von Leicas Service. "Vor ein paar Jahren waren noch alle Ersatzteile auch für die ältesten Kameras erhältlich. Thomas Weibel und sein Team in Nidau machen einen super Job. Wir gratulieren Leica zum 100 jährigen Geburtstag und freuen uns auf weitere tolle Produkte aus Deutschland."

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