Pressegespräch mit CEO Emanuel Probst

Jura investiert in Innovation, Design und Service

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von Marc Landis und lha

Jura hat 2023 weniger Kaffeevollautomaten abgesetzt und weniger Umsatz gemacht als 2022. Für CEO Emanuel Probst ist das der richtige Moment, um sich auf künftiges Wachstum vorzubereiten und in neue Servicefabriken zu investieren. Im Gespräch sagt er, was für ihn Innovation, Design und Service bedeuten und mit Langlebigkeit zu tun haben.

Jura-CEO Emanuel Probst. (Source: zVg)
Jura-CEO Emanuel Probst. (Source: zVg)

Ein Kaffeevollautomat von Jura hat 2017 mit einem Auftritt in der Schlussszene von "Suicide Squad" in Harley Quinns Hochsicherheitszelle auch Hollywood erobert. Legendär wie sich die Schauspielerin Margot Robbie im Hollywood-Blockbuster mit abgespreiztem kleinem Finger einen Espresso aus einem Jura-Vollautmaten kredenzt. "In Hollywood gelten Jura-Kaffeemaschinen als cool", sagt Jura-CEO Emanuel Probst im Rahmen eines individuellen Pressegesprächs.

Ob das auch mit der Unternehmensstrategie zu tun hat, die auf den drei Pfeilern Innovation, Design und Service fusst? Für Probst, der an der HSG BWL studiert hat und der auch gerne Architekt oder Designer geworden wäre, wie er einmal gegenüber der Schweizer Illustrierten sagte, ist Design ein Attribut von Langlebigkeit: "Eine Maschine muss auch nach Jahren noch modern und gut aussehen." Dies ist für Jura besonders wichtig, da die Kaffeevollautomaten aus Niederbuchsiten durchschnittlich über einen Zeitraum von neun Jahren genutzt werden. "Das ist 50 Prozent länger als der Durchschnitt in unserer Industrie", sagt der Jura-Chef.

Neuer Servicearbeitsplatz

Auch zur Langlebigkeitsstrategie von Jura gehört ein guter technischer Service, auf den das Unternehmen seit jeher besonderen Wert legt. Die Servicefabrik am Schweizer Hauptsitz ist bereits 20 Jahre alt. Probst erneuert sie dieses Jahr für rund 7 Millionen Franken. Hier entwickelt Jura auch seinen neuen Servicearbeitsplatz, der weltweit in alle Servicefabriken ausgerollt werden soll: voll digitalisiert, papierlos und mit eigenem Wasseranschluss. Prozessinnovation und Ergonomie stehen hier im Vordergrund.

Jeder Jura-Kaffeevollautomat kommt in den Service

Der neue Servicearbeitsplatz wird ab 2025 auch in der neuen Servicefabrik im deutschen Rielasing-Worblingen stehen, wo Jura auf 75 mal 75 Meter und einer Nutzfläche von 9000 Quadratmetern für rund 30 Millionen Euro neu baut und dereinst bist zu 120 Mitarbeitende arbeiten sollen. Auch in den USA errichtet Jura eine neue Servicefabrik und zwar in Lancaster im Bundesstaat Pennsylvania. Kostenpunkt: 20 Millionen US-Dollar. Spatenstich war im Januar 2024. 

"Jeder Jura-Kaffeevollautomat, den wir verkaufen, kommt irgendwann einmal in den Service", erklärt Probst den Grund für die substanziellen Investitionen, die das Unternehmen aus eigenen Mitteln stemmt. Erneuerung beziehungsweise Neubauten der Servicefabriken sind für ihn Vorbereitung auf die Zukunft. "Die Zeit ohne Wachstum ist die Zeit zu investieren, um kommendes Wachstum zu verkraften", sagt der Jura-Chef.

Rückläufiges Geschäft

Die Verkaufszahlen von Jura haben 2023 im Vergleich zu 2022 nach dem Corona-Hoch deutlich nachgegeben. So sanken der Absatz von 511'500 (2022) auf 462'200 Maschinen (2023), minus 9,6 Prozent. Der Umsatz ging von 688,7 Millionen auf 658,3 Millionen Franken zurück, minus 4,4 Prozent. Aus dem russischen Markt etwa musste sich Jura zurückziehen, in Israel ist der Markt nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober zusammengebrochen.

Lieber eine Servicefabrik als mehr Dividende

2024 will Probst den Umsatz "im Minimum halten" oder "leicht wachsen". Die vorsichtige Prognose hat mit den aktuellen geopolitischen Entwicklungen zu tun, die für global tätige Unternehmen wie Jura schlecht sind. So machen Probst denn auch konjunkturelle Schwankungen, die zum Leben als Unternehmer gehören, weniger Sorgen als der Trend zur De-Globalisierung. "Diese Verwirrungen sind tödlich und öffnen den Giftschrank, um die Wirtschaft zu schädigen".

Dennoch investiert Jura. Etwa auch in den eigenen Jura-Campus, den das Unternehmen für rund 30 Millionen Franken baute und im Juli 2022 mit dem Ziel eröffnete, seine Test- und Laborkapazitäten zu erhöhen. Und eben die Servicefabriken. "Ich habe lieber eine tolle Servicefabrik als mehr Dividende", sagt Probst.

Apropos Jura: Der Kaffeemaschinenhersteller war an der diesjährigen Branchenmesse Home & Professional präsent. Was es dort am Jura-Stand zu sehen gab, lesen Sie hier

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