Elektroplaner-Tag 2022

Von Erdbeben, Lorentz und dem Fachkräftemangel in der Elektrobranche

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von Adrian Oberer und lha

Electrosuisse hat am 22. September zur fünften Ausgabe des Elektroplaner-Tages geladen. Im Stadtsaal in Wil standen die technische Breite sowie der anhaltende Fachpersonenmangel in der Branche im Vordergrund.

Nico Schroffenegger und Daniel Hofmann eröffnen den Elektroplaner-Tag 2022. (Source: Netzmedien)
Nico Schroffenegger und Daniel Hofmann eröffnen den Elektroplaner-Tag 2022. (Source: Netzmedien)

Am 22. September hat Electrosuisse, der Branchenverband für Elektro-, Energie- und Informationstechnik, die fünfte Ausgabe des Elektroplaner-Tages durchgeführt. Im Stadtsaal in Wil drehte sich in diesem Jahr alles um Themen, an die man beim Wort "Elektroinstallation" sonst nicht sofort denkt - von Schallschutz über Erdbeben- und Brandsicherung bis hin zur Lorentzkraft beim Stosskurzschluss. Ausser Vorträgen und Podiumsdiskussionen erwarteten die Besuchenden rund 20 Aussteller, die ihre neuen Produkte präsentierten.

Tagungsteilnehmer besuchen die Stände der rund 20 Aussteller. (Source: Netzmedien)

Nachdem die Teilnehmenden sich mit Kaffee und Gipfeli versorgt und eine erste Runde durch die Ausstellung gedreht hatten, betraten der Tagungsleiter Daniel Hofmann und Nico Schroffenegger von Electrosuisse die Bühne des Stadtsaals. Erster Programmpunkt war eine Talkrunde mit Vertretern der Branchenverbände SwissGee und EIT.suisse. Die verschiedenen Verbände stünden nicht in Konkurrenz zueinander, waren sich die Anwesenden einig. Vielmehr sei es wichtig, die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden zu verbessern. Nur so könne die Branche anstehende Herausforderungen wie Material- und Personalmangel überwinden.

Daniel Hofmann, Nico Schroffenegger (beide Electrosuisse), Daniel Wildhaber (SwissGee), Herbert Laubscher (EIT.suisse) (v.l.).(Source: Netzmedien)

Lärm und wie man diesen verhindert

Hans-Peter Bertschinger von Stauffer Engineering folgte als erster Referent mit seinem Vortrag zum Thema Lärmschutz. Ob Summen, Brummen, Quietschen oder Pfeifen - im Gebäudeinneren gelange der Schall aus dem Technikraum im Keller meist über mechanische Verbindungen in die Wohnräume. Dabei können zum Beispiel Kabelkanäle in schwimmenden Unterlagsböden oder Kabeltrassen zwischen Maschine und Gebäude als sogenannte Lärm-Brücken dienen.

Zu beachten sei auch, dass zwischen Messung und subjektiver Wahrnehmung ein grosser Unterschied bestehe. Eine Lärmreduktion um 3 Dezibel halbiere zwar die Schallenergie, resultiere aber in keinem hörbaren Lautstärkeunterschied. Dies sei erst ab einer Reduktion von circa 10 Dezibel der Fall.

Hans-Peter Bertschinger von Stauffer Engineering (Source: Netzmedien)

Laut Bertschinger gibt es aber durchaus einfache Mittel, um diesen Problemen vorzubeugen. Zum einen helfen elastische Befestigungen dabei, Lärmemitenten wie den Frequenzumrichter einer Solaranlage akustisch vom Gebäude zu entkoppeln. Zum anderen gäbe es speziell dafür ausgelegte Bänder, Unterlegscheiben und Dübel.

Kurzschlüsse und Erdbeben

Das Spektrum in der Elektroplanung ist enorm breit und komplex. So müssen Elektroplaner von Kurzschlussströmen bis Erdbebensicherheit alles im Blick haben - oder sie sollten es zumindest. In der Elektroplanung für den Spitalbau sei der Erdbebenschutz bereits Standard, sagte Samuel Hangartner von Partner Ingenieure nach seinem Referat zum Thema. Auf die Frage, ob das in den Büros der Besuchenden auch ein Thema sei, meldete sich dann aber kaum jemand. Das liege aber nicht nur an den Planerbüros, fügte Vorredner und Statikexperte Andreas Galmarini von Waltgalmarini hinzu. Die Normen der Elektrobranche seien in diesem Bereich auch noch nicht ausgereift. Daher werde es wohl noch Jahre dauern, bis das Thema in der Branche auch richtig angekommen sei.

Ähnlich tönte es nach dem Referat von Roger Belser von Kaspar Belser Elektroplanung zum Thema Kurzschlussströme. Die meisten Planer und Installateure seien sich nicht bewusst, welche Kräfte sich dabei entwickeln und mit welch einfachen Mitteln schweren Unfällen vorgebeugt werden kann. Auch er würde sich präzise und praxisorientierte Normen von Seiten der Normengremien wünschen.

Fachkräftemangel oder Ideenmangel?

Als letzter Referent für den Tag betrat der Experte für Personalmarketing Jörg Buckmann die Bühne. Seine These: Dass gewisse Unternehmen keine neuen Leute finden, liegt nicht nur am Fachkräftemangel. Viele Firmen zeigen sich laut Buckmann bei der Personalsuche zu altbacken und ideenlos. Speziell beim Onlineauftritt und dem Bewerbungsprozess bestehe seiner Meinung nach grosses Verbesserungspotenzial.

Jörg Buckmann, Gründer "Buckmann gewinnt".(Source: Netzmedien)

Besonders KMUs rät Buckmann, sich auf der eigenen Website authentisch zu zeigen. Dabei sei es völlig ausreichend, das Team mit dem Handy abzulichten. Wichtig ist laut Buckmann, dass potenzielle Bewerberinnen und Bewerber sehen, mit wem sie es da zu tun bekommen. Auch die Texte auf der Website sollen zwar anständig und professionell, aber zugleich locker und kreativ geschrieben werden.

Weiter liege es in der Verantwortung der Unternehmen, um die Angestellten zu werben. Was hat unsere Firma zu bieten? Welche Vorteile bringt eine Anstellung bei uns? Solche Fragen sollen laut Buckmann im Stelleninserat prominent beantwortet werden.

Bewerbung per Whatsapp

Auch beim Bewerbungsprozess gibt es gemäss Buckmann noch so einiges, was Arbeitgeber verbessern können - das Stichwort laute "Einfachheit". Wer verlange, dass man sich zum Bewerben auf der Webseite des Unternehmens registriert, bevor man endlich seine Unterlagen einreichen darf, habe auf dem heutigen Arbeitsmarkt verloren. Besser sei es, das Bewerbungsverfahren so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten. Immer häufiger würden Firmen beispielsweise Bewerbungen per Whatsapp-Nachricht ermöglichen oder bis zum ersten persönlichen Gespräch ganz auf diese Unterlagen verzichten und sich bis dahin nur telefonisch austauschen.

In den Unternehmen scheint der Fokus jedoch an einem anderen Ort zu liegen. Während der anschliessenden Podiumsdiskussion zum Thema gaben die meisten Teilnehmenden an, dass sie sich vor allem darauf konzentrieren, die momentanen Angestellten im Unternehmen zu halten.

Bevor die Besuchenden einen spannenden Tag beim Apéro ausklingen liessen, wurde Daniel Hofmann noch verabschiedet - er gibt die Leitung des Elektroplaner-Tages nach 5 Jahren an Thomas Hausherr ab.

Übrigens: Beim Elektroplaner-Tag 2021 hat sich alles ums Thema digitale Gebäude gedreht. Lesen Sie hier mehr dazu.

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