Besuch im Handel

"Jeden Tag ein Smoothie, dann werden Sie saumässig gesund"

Uhr | Aktualisiert

Slow Juicer greifen den Gesundheitstrend auf. Auch Mystery-Shopper Bruno T. hat es auf ein solches Gerät abgesehen. Kann ihm der Handel das passende Gerät verkaufen?

Bruno T. hat genug vom ungesunden Lebensstil. Er will sich nicht mehr schlapp und träge fühlen, will stolz auf seinen Körper sein. Er will nun etwas Sport treiben, das hat er sich fest vorgenommen. Auf ungesundes Essen will er aber nicht verzichten. Ausgleichen will er Burger und Pizza mit gesunden Fruchtsäften. Ein Arbeitskollege erzählte ihm von Slow Juicern. Seit der Kollege jeden Morgen einen Fruchtsaft trinke, fühle er sich viel gesünder. Denn solche Entsafter würden viel mehr Vitamine aus der Frucht pressen als herkömmliche Entsafter und dafür auch noch weniger Umdrehungen brauchen. Bruno war überzeugt. Ein solches Wundergerät musste her. Weil er aber keine Ahnung hatte, worauf bei so einem Gerät zu achten ist, suchte er Hilfe beim Handel. Und so machte sich Bruno T. in Begleitung von "CEtoday" auf Tour. Stationen waren Interdiscount, Fust, Melectronics, EP- und Euronics-Fachhandel sowie ­Media Markt.

Interdiscount

Im ersten Geschäft, Interdiscount, lief Bruno auf der Suche nach Slow Juicern an einer Verkäuferin vorbei, die gerade einen Dyson-Staubsauger vorführte. Bruno war beeindruckt vom Produkt und vom Elan der Verkäuferin, setzte seine Suche aber rasch fort. Slow Juicer fand er jedoch keine. Also ging er zurück zum Kassentresen und bat einen jungen Verkäufer um Hilfe. Der bestätigte: "Slow Juicer haben wir nicht, nur normale Entsafter. Ich müsste schauen, ob wir so etwas bestellen können. Wir hatten mal ein Modell, das kam aber bei unseren Kunden nicht gut an." Dafür zeigte er Bruno einen "normalen" Entsafter. Das Modell Vita Juicer von Novis. Der Vorteil bei diesem sei, dass er alles reintun könne, Hartes wie Äpfel und Weiches wie Bananen. Möglich seien aber auch Zitrusfrüchte, das könnten normale Entsafter nicht. "Und der hat einen speziellen Einsatz, mit dem die Beeren dem Sieb entlang ausgedrückt werden. So wird der ganze Saft he­rausgeholt und nicht nur zermantscht", fuhr der Verkäufer fort. Bruno bemerkte, dass das Gerät mit einem Verkaufspreis von rund 550 Franken wesentlich teurer als andere ausgestellte Entsafter war. Der ­Verkäufer begründete: "Es ist ein hoher Preis, aber dafür hat man damit wirklich nur ein Gerät für alles, was Entsaften betrifft." Bruno war noch nicht überzeugt. Der Verkäufer schien zwar viel über das Gerät zu wissen, er wollte aber auch Slow Juicer sehen. Er bedankte sich und nahm den angebotenen Novis-Vita-­Juicer-Prospekt mit.

Fust

Weiter ging's zur sehr kleinen Fust-Filiale. Dort fand er weder Slow Juicer noch herkömmliche Entsafter oder Mixer und verliess das Geschäft alsbald wieder.

Melectronics

Danach versuchte es Bruno bei Melectroncis, wo er erstmals einen Slow Juicer vorfand. Einen Unterschied zu den anderen ausgestellten Entsaftern und Mixern konnte er aber nicht feststellen. Auch preislich bewegte sich das Gerät mit 200 Franken im vergleichbaren Rahmen. Er suchte wieder Hilfe am Kassentresen. Dort war ein Verkäufer gerade damit beschäftigt, einer offenbar neuen Kollegin die Bedienung der Kasse zu erklären. Die Verkäuferin schien überfordert. Sie sagte zu ihrem Kollegen: "Du hast aber nicht das Gefühl, ich kann mir das alles merken, ohne es aufzuschreiben?" Nur kurze Zeit später schien der Verkäufer keine Geduld mehr mit seiner Kollegin zu haben und wandte sich Bruno zu.  Auf sein Anliegen angesprochen führte er Bruno zurück zum ausgestellten Slow Juicer der Migros-­Eigenmarke Miostar. Der Verkäufer sagte, das Gerät presse Früchte und Gemüse besser als andere Modelle und verarbeite selbst Zitrusfrüchte problemlos. Zudem gebe es weniger Vitaminverlust, weil es ein spezielles Verfahren sei. "Da ist eine Schnecke drin, die wirklich alles auspresst." Bruno war fasziniert. Auch dieser Verkäufer kannte sich mit dem Gerät aus. Kaufen wollte Bruno aber noch nicht. Denn der Verkäufer wies ihn darauf hin, dass der Slow Juicer nächste Woche zum Aktionspreis 50 Franken günstiger erhältlich sei.

EP-Fachhändler

Ein wertvoller Hinweis. Bruno versuchte es aber trotzdem weiter beim EP-Fachhandel. Als einziger Kunde erhielt er viel Aufmerksamkeit. Ein älterer Verkäufer schien Slow Juicer nicht zu kennen, suchte aber gemeinsam mit Bruno im Virtual Shelf von EP danach. Erfolglos. Er riet stattdessen zu einem Mixer von Electrolux für rund 80 Franken. "Damit können Sie alle Säfte machen", erklärte er und ergänzte: "Ich selbst habe auch so einen. Ich bin nun 77 Jahre alt und trinke jeden Tag ein Glas Fruchtsaft. Und ich bin immer noch fit. Wenn man so einen Mixer hat, gibt es so viele Möglichkeiten und Rezepte." Während der ältere Verkäufer schwärmte, kam ein junger Kollege dazu, der statt eines Mixers zum Smoothie Maker von Nutribullet riet. "Da haben Sie alles von den Früchten im Saft, auch das Fruchtfleisch. Aber das ist halt Geschmackssache. Dieses Gerät ist genau dafür ausgelegt. Mixen können Sie damit nicht so richtig." Er riet Bruno deshalb, sich über die Bedürfnisse klar zu werden und im Webshop zu stöbern. Bruno bedankte sich für die ausführliche Beratung und versuchte es weiter bei Euronics.

Euronics-Fachhändler

Dort grüsste ihn ein Verkäufer, der aus der ans Ladengeschäft angrenzenden Werkstatt kam.  Helfen konnte er nicht. Sie könnten solche Geräte über elektro-­material.ch bestellen, meinte der Verkäufer, während er durch einen dicken EM-Katalog blätterte und bemerkte: "Die Auswahl ist ja riesig." Bruno bedankte sich, online wollte er noch nicht suchen. Er ging zu Media Markt.

Media Markt

Bruno ging in der Hausgeräte-Abteilung auf einen jungen Verkäufer zu, der auf seine Frage aber ebenfalls Hilfe suchte. "Die älteren Verkäufer wissen besser Bescheid", meinte er. Tatsächlich. Ein Verkäufer kurz vor dem Pensionsalter war genau die richtige Wahl. "Wir haben hier einen, der alles mixt", meinte der, "der Nutribullet ist die Nummer eins." Bruno wollte wissen, ob dies denn ein Slow Juicer sei. "Nein, da haben wir einen von Philips. Das ist ein Fruchtsaftpresser. Aber den haben wir nicht mehr hier." Das sei aber nicht schlimm, denn der Nutribullet für 129 Franken sei "praktisch gleich". Der Verkäufer pries das sogenannte Zyklonensystem des Geräts an, mit dem sich so ziemlich alles zerstückeln lasse. Das hätten Tests gezeigt. Dann fing er an zu schwärmen; "Ich habe selbst so einen zuhause und trinke jeden Morgen einen Saft. Ich spiele oft mit den Zutaten. Ich werfe Orangen mit der Schale rein, weil die so gesund ist, und entschärfe die Bitterkeit mit Erdbeeren. Auch Salat oder Spinat können Sie reintun, etwas Wasser dazu, und Sie haben Ihr gesundes Getränk." Selbst Suppen seien möglich. Ein weiterer Kunde wurde auf das Verkaufsgespräch aufmerksam und stellte sich zu den beiden. "Dann führe ich stereo vor", scherzte der Verkäufer und demonstrierte tatsächlich die einzelnen Schritte bis zum fertigen Drink. Dann erklärte er die verschiedenen Aufsätze, einen für Smoothies und einen für die "Körnlipicker", sprach über das Zubehör und Accessoires. Auch ein kleineres Modell sei verfügbar, das zwar weniger Watt, aber trotzdem genügend Kraft und Drehdauer biete. Als der zweite Kunde auf viel günstigere Geräte für rund 35 Franken verwies, meinte der Verkäufer: "Die sind Schrott, das gibt nur Matsch."  Auch teurere Geräte seien teilweise nicht brauchbar. Und er begann wieder zu schwärmen: "Seit ich jeden Tag einen Smoothie trinke, habe ich auch weniger Lust auf Süsses. Früher ass ich oft vor dem Fernseher eine Tafel Schokolade, aber heute habe ich einfach keine mehr Lust danach." So ähnlich werde es auch in der Verpackung versprochen. "Jeden Tag einen nehmen, dann werden Sie saumässig gesund", schloss der Verkäufer das Gespräch ab. Bruno bedankte sich für die ausführliche Beratung und beendete die Tour.

Fazit

Bruno war zufrieden. Er hatte zwei Modelle für 130 und 550 Franken gesehen, die wohl beide gut wären, aber keine Slow Juicer sind. Überall war die Bedienung ausführlich, wobei der Verkäufer bei Media Markt mit seiner Begeisterung für das Produkt besonders glänzen konnte und eine regelrechte Verkaufsshow vorführte. Schade fand Bruno aber, dass ihm nirgendwo ein Drink angeboten wurde. Schliesslich geht es beim Kauf eines Mixers oder Entsafters ums Ergebnis. Slow Juicer fand er nur bei Melectronics, wobei er anderswo hörte, dass es nicht unbedingt ein solches Gerät sein müsse. Er muss sich aber den Hinweis des EP-Verkäufers zu Herzen nehmen, und sich bewusst werden, welche Säfte er wirklich trinken will, damit das Gerät auch genutzt wird.

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