Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Sie müssen es halt ausprobieren!"

Uhr | Aktualisiert

Wie berät der Handel zu Rasierapparaten? Gibt es wirklich nur zwei Marken? "CEtoday" hat den Test mit Teilzeit-Mystery-Shopper Bruno T. gemacht.

Rasieren kann kurz oder lang dauern. Bruno T. braucht morgens meist ziemlich lange dafür. Der von Astrid T. getrennt lebende Ehemann leidet an gereizter Haut und rasiert sich deshalb mit Wegwerf- oder Systemrasierern und Fertigschaum aus der Dose. Der tägliche Aufwand ist ihm aber zu viel geworden. "Ob es heutzutage hautschonende Rasierapparate gibt?", fragte sich der Hausmann und Teilzeit-Mystery-Shopper. Er machte den Test und ging mit "CEtoday" auf Mystery-Shopping-Tour, die durch Electronic Partner EP, Euronics, Media Markt, Manor, Melectronics und Interdiscount führte.

EP-Fachhändler

Brunos Tour begann im EP-Fachhandel. Schon beim Betreten des kleinen Ladengeschäfts begrüsste ihn eine junge Verkäuferin und fragte nach seinen Wünschen. Die junge Frau zeigte keine Berührungsängste beim Thema Rasierer und präsentierte ihm rund ein Dutzend Rasierapparate. "Es gibt zwei verschiedene Modelle", begann sie das Verkaufsgespräch, "Braun, mit dem breiten Kopf, oder Philips, mit den runden Köpfen." Sie nahm ein Gerät jeder Marke aus dem Regal und zeigte die Scherkopftypen. "Welcher ist besser?", wollte Bruno wissen, bekam aber keine zufriedenstellende Antwort zu hören: "Braun-Benutzer schwören auf ihre Marke, bei Philips ist es genauso." Als Bruno einen genaueren Blick in das Regal an Rasierapparaten warf, fiel ihm auf, dass fast nur Braun-Geräte ausgestellt waren. Die Verkäuferin bestätigte den Eindruck: "Unsere Kunden wollen meist Braun-Rasierer", erklärte sie. Die Marke wollte sie ihm aber dennoch nicht aufdrängen, beide Hersteller bauten gute Geräte. Sie führte von beiden Marken Geräte mit schwenkbarem Kopf vor, damit sich das Gerät "schön der Haut anpasst". Als Nächstes sprach sie über die Funktion der Reinigungsstation, die bei manchen Rasierapparaten dazugehörte. Sie nahm eine Station in die Hand, erklärte, wie man die Alkohollösung nachfüllt und anschliessend ein Reinigungsprogramm über das Menü einstellt. "Da gibt es Funktionen wie Schnell- oder Intensivreinigung. Dann spritzt das Granulat hinauf und putzt alles schön heraus. Man kann Rasierer auch unter dem Wasser abwaschen, aber mit der Reinigungsstation halten die Messer länger", führte sie aus. Bruno war ziemlich beeindruckt, nicht nur von der Beratung durch die junge Frau, sondern auch vom Preisunterschied zwischen den Rasierern mit oder ohne Reinigungsstation. Auf die gut 200 Franken Differenz angesprochen, zeigte die Verkäuferin Verständnis und führte günstigere Modelle vor, darunter solche mit wasserfestem Gehäuse für die Nassrasur oder mit integrierter Kühlplatte, um die Haut zu schonen. Nun war Bruno rundum informiert. Er war sich nur  nicht sicher, ob er auch eine Reinigungsstation wollte. Die Verkäuferin, die dazu riet, schien kompetent und ehrlich. Aber was meinten andere Händler? Bruno bedankte sich für die ausführliche Beratung und nahm einen Prospekt mit, den es nur von Braun gab.

Euronics-Fachhändler

Der nächste Stopp war kurz. Beim kleinen Euronics-Fachhändler fand Bruno keine Hausgeräte-Abteilung vor. Also verliess er das Ladengeschäft, noch bevor sich ein Verkäufer blicken liess, und ging weiter zu Media Markt.

Media Markt

Dort war die Auswahl fast zu gross. Bruno hatte Glück und traf in der Haushaltsgeräteabteilung auf einen Verkäufer, der gerade ein Verkaufsgespräch abschloss. Bruno fragte ihn, welchen der vielen Rasierer er bei gereizter Haut empfehlen könne? Die Antwort war eindeutig: "Philips. Deren Rundscherköpfe passen sich besser der Gesichtskontur an. Bei Braun geht es nur hin und her, Philips-Modelle schneiden mit einer Handbewegung in alle Richtungen." Damit schien die Wahl klar, doch der Verkäufer bemerkte: "Jetzt fällt mir ein, bei gereizter Haut ist Nassrasur gut. Da ist Braun führend. Die sind stabiler." Also war Bruno wieder unsicher. Was nun? "Lohnt sich denn eine Reinigungsstation?" Mindestens das wollte er erfahren. "Ja, die kostet viel Geld, aber dafür brauchen sie weniger Klingen. Das Pack Nachfüllkartuschen kostet dann 40 Franken", antwortete der Verkäufer und sah Bruno fragend an. Statt die Modelle näher zu erklären, schien er das Gespräch beenden zu wollen. Bruno bedankte sich für die kurze Beratung und versuchte es als Nächstes bei Manor.

Manor

Ob Braun oder Philips, das war noch immer nicht klar. In der kleinen Haushaltsgeräte-Abteilung im Manor fand Bruno drei Verkäuferinnen hinter einem Kassentresen und sprach eine von ihnen an. Die Verkäuferin überliess aber lieber ihrer älteren Kollegin den Vortritt. Diese wollte die Beratung ebenfalls an eine weitere Kollegin abtreten, merkte aber, dass sich die dritte Verkäuferin schon davonschlich. "Okay, dann probiere ich mein Glück. Aber ich kann ihnen nicht sagen, welcher Rasierer für empfindliche Haut geeignet ist, weil Männer sehr unterschiedlich sind", meinte die Verkäuferin. Wichtig sei ein flexibler Kopf, weil der sich den Problemzonen am Hals anpasse. Sie suchte alle ausgestellten Rasierer, gut 15 Stück, nach beweglichen Scherköpfen ab und bemerkte, dass der Rasierer umso teurer sei, je beweglicher er sei. "Philips ist sehr gut", bilanzierte sie, "da haben alle bewegliche Köpfe. Dafür müssen Sie bei Philips immer gleich drei Scherköpfe ersetzen und die haben einen stolzen Preis. Aber welcher für Sie geeignet ist, muss man ausprobieren. Nur geht das hier natürlich nicht." Damit war das Verkaufsgespräch beendet, mehr konnte die Verkäuferin zu den Rasierern nicht sagen. Bruno bedankte sich für die etwas unbeholfene, aber sympathische Beratung und ging zu Melectronics.

Melectronics

Dort traf Bruno wiederum auf eine Verkäuferin hinter dem Kassentresen, nachdem er einige Minuten in der Warteschlange verbracht hatte. Die Verkäuferin entschuldigte sich gleich zu Beginn für ihr mangelndes Wissen über Rasierer und meinte: "Gegen gereizte Haut sind Philips-Rasierer gut, weil die rundherum Haare schneiden. Viele sagen, das sei besser, andere schwören auf Braun. Ich weiss es nicht. Sie müssten es halt ausprobieren. Es wäre schade ums Geld, wenn Sie die Rasur nicht vertragen. Aber das Ausprobieren geht bei Hygieneartikeln nicht." Damit stand Bruno wieder vor demselben Dilemma. Ein weiteres sollte bei der letzten Mystery-Shopping-Station hinzukommen.

Interdiscount

Als Bruno im kleinen Interdiscount vor dem Regal mit ausgestellten Packungen von Rasierapparaten stand, begrüsste ihn ein junger Verkäufer und bot ihm seine Hilfe an. "Wollen Sie Ihren Bart nur stutzen oder ganz rasieren?", fragte er Bruno. Eine gute Frage, mit der sich Bruno noch nicht beschäftigt hatte. Ob das Stutzen schon ausreicht, bei seinem Bartwuchs? Der junge Verkäufer hatte damit offenbar kein Problem, er trug einen auffällig frisierten Bart und so sagte er auch: "Diesen Braun Real Beard Shaver für 90 Franken nutze ich auch für meinen Bart. Ich kriege normalerweise schon bei Nassrasur Ausschlag, aber wenn ich damit meinen Bart stutze, habe ich keine Probleme." Falls Bruno seine Gesichtsbehaarung nicht nur stutzen, sondern komplett rasieren wolle, gebe es auch Rasierer mit Aufsatz. "Aber durch das viele Wechseln gehen die oft schnell kaputt.» Bruno war unsicher. Obwohl sich der Verkäufer vom Bartstutzer überzeugt zeigte, war er es selbst noch nicht. Bruno wollte den Rasierer aus der Nähe sehen, nicht nur als Bild auf einer Box. Darauf angesprochen meinte der Verkäufer: "Wir haben hier nur die Schachteln. Falls Sie das Gerät sehen möchten, müsste ich extra ins Lager und eines auspacken." Das war wohl zu viel verlangt. Etwas enttäuscht bedankte sich Bruno für die kurze Beratung und beendete seine Mystery-Shopping-Tour.

Fazit

Bruno konnte sich für keinen Rasierer entscheiden. Es musste wohl einer von Braun oder Philips sein, nur diese Marken standen ihm zur Auswahl. Aber welche es sein sollte, ist ihm immer noch nicht klar. Beide haben offenbar ihre Vorteile. Philips-Geräte sollen sich durch das Drei-Scherkopf-Design besser der Haut anpassen, dafür wäre der Klingenersatz teurer. Ausserdem soll Braun stabilere Geräte bauen. Offenbar haben beide ihre Fans. Die Reinigungsstation würde Bruno gut 200 Franken extra kosten. Auch das müsste gut überlegt sein. Wirklich überzeugen konnte ihn keiner der Verkäufer. Die wohl beste Beratung bot die EP-Verkäuferin zu Beginn der Tour. Sie legte die Messlatte mit ausführlicher Beratung, bei der sie die einzelnen Geräte vorführte, zu hoch für die nächsten Shopping-Stationen. Doch auch sie vermochte nicht, ein auf Bruno zugeschnittenes Rasiergerät zu finden. Der Hinweis, die Geräte auszuprobieren, ist zwar nicht falsch, nur leider wenig hilfreich. Bruno wird sich wohl in seinem Freundeskreis umhören welcher Marke er sein Vertrauen schenken kann.

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