One-to-Two mit Mary Napoli und Roger Duss

Darum hat sich der MMTS für eine Co-Geschäftsleitung entschieden

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Seit knapp einem Jahr haben Mary Napoli und Roger Duss die Co-Geschäftsleitung des Berufsverbands ­Multimedia Tec Swiss inne. Sie sprechen über Themen wie die Totalrevision der Multimediaelektroniker-Ausbildung, eine VR-Brille fürs Berufsmarketing sowie Kurse für Quereinsteigerinnen und -einsteiger.

MMTS-Co-Geschäftsleiter Roger Duss und -Geschäftsleiterin Mary ­Napoli. (Source: Netzmedien)
MMTS-Co-Geschäftsleiter Roger Duss und -Geschäftsleiterin Mary ­Napoli. (Source: Netzmedien)

Roger Duss, Sie sind seit dem 1. April 2023 Co-Geschäfts­leiter des MMTS. Wie blicken Sie auf die vergangenen Monate zurück?

Roger Duss: Sehr erfreut. Ich beschäftige mich jetzt mit anderen Themen als in meiner vorherigen Funktion als Abteilungsleiter eines grossen Pro-AV-Integrators. Beim MMTS kümmere ich mich primär um Bildungsthemen wie die Totalrevision des Berufsbildes Multimediaelektroniker respektive Multimediaelektronikerin. In den unterschiedlichen Kommissionen, die in die Revision involviert sind, herrscht gute Stimmung. Die beteiligten Personen wollen etwas verändern und eine gute Ausgangslage für das neue Berufsbild schaffen. Das macht sehr viel Spass. Auch die Zusammenarbeit mit Mary funktioniert gut. Wir kannten uns vorher nicht wirklich, aber wir harmonieren sehr gut.

Mary Napoli, Sie sind bereits seit rund sechs Jahren als MMTS-Geschäftsleiterin im Einsatz. Wie ist es, nun einen Co-Geschäftsleiter an Ihrer Seite zu haben? 

Mary Napoli: Es ist das erste Mal, dass ich eine solche Position teile, und ich hätte es nicht besser treffen können. Roger und ich ergänzen uns gut. Es ist ausserdem schön, dass man sich mit jemandem austauschen kann. Die Themen konnten wir so aufteilen, dass es für uns beide stimmt, und die Aufteilung macht die Arbeit einfacher und produktiver.     

Wie sieht denn die Arbeitsteilung zwischen Ihnen aus?

Napoli: Ich kümmere mich in erster Linie um Verbandstätigkeiten wie die Mitgliedschaften und Mitgliederakquisi­tion, die Website und das Webdesign, die Newsletter, die Finanzen sowie das Marketing und Berufsmarketing. Roger ist aktuell mit grossen Projekten im Bildungsbereich beschäftigt, wie mit der Totalrevision der Multimediaelektronik-Ausbildung, die sehr viel Zeit beansprucht. Er als Multimediaelektroniker und gelernter Radio- und Fernsehelektriker hat lange in der Branche gearbeitet und kennt daher die Themen bestens. Daher ergibt es Sinn, dass er die Umsetzung der Totalrevision vorantreibt.   
Duss: Abgesehen davon, dass ich zu 80 Prozent für den MMTS arbeite, bin ich noch zu 20 Prozent an der Berufsschule Sursee als Fachlehrer tätig. Das aber auch erst seit etwa drei Jahren. Ich habe mich dafür pädagogisch weitergebildet, respektive stecke noch mitten in der Weiterbildung. Die Bildungsthemen faszinieren mich wirklich. 

Weshalb hat sich der MMTS dazu entschieden, die Geschäftsleitung aufzuteilen? 

Napoli: Ich arbeite 60 Prozent. Die Revision des Multimediaelektronikers hat mich bis vor Kurzem noch sehr stark beansprucht. Ich wollte mein Pensum aber nicht erhöhen. Hätte Roger die Funktion nicht übernommen, hätten wir extern jemanden dazuholen müssen.   

Der MMTS beschäftigt sich seit 2018 mit der Revision des Berufsbildes Multimediaelektroniker/Multimediaelektronikerin. Im Sommer starten nun die ersten Lernenden mit dem neuen Bildungsplan. Was gilt es bis dahin noch zu erledigen? 

Duss: Wir stecken mitten in der Erarbeitung der Umsetzungsdokumente für die unterschiedlichen Lernorte – sprich die Lehrbetriebe, die Berufsschulen und die überbetrieblichen Kurse (üK). Um diese zusammenzustellen, haben wir uns in Arbeitsgruppen organisiert. Bei den Dokumenten für die Lehrbetriebe sind wir bereits sehr weit fortgeschritten. Für die Erarbeitung der Dokumente für die Berufsschulen gibt es noch etwas mehr zu tun. Im neuen Schullehrplan gibt es vier Themenfelder. Eines davon wird von unseren Kollegen aus der Romandie erarbeitet, um die drei restlichen kümmern sich Deutschschweizer Berufsschulen. Der üK wird primär vom MMTS-BBZ hier in Grenchen definiert. Stephan Pabst, der seit 2011 für die üKs zuständig ist, kennt sich hier bestens aus. Des Weiteren entsteht aktuell unsere digitale Lernplattform. Die Arbeitsgruppen müssen sich damit vertraut machen und dann ihre jeweiligen Inhalte in das Tool abfüllen, sodass wir die Plattform rechtzeitig bei den Berufsschulen ausrollen und entsprechend informieren können. Zusammengefasst: Es gibt noch viel zu tun, aber wir sind auf gutem Wege.    

Warum war die Revision nötig? 

Napoli: Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) schreibt eine Überprüfung ungefähr alle fünf Jahre vor. Zudem machen wir Umfragen bei unseren Mitgliedern, um zu überprüfen, ob die Ausbildung noch auf dem aktuellen Stand ist. Gerade in einem technischen Beruf ist das ein Muss. Die analoge Technik hat in den vergangenen Jahren abgenommen und es sind neue Themen dazugekommen. Damit die Ausbildung den betrieblichen und beruflichen Anforderungen gerecht wird, musste eine Totalrevision stattfinden.    
Duss: Die letzte Revision fand vor knapp zehn Jahren statt. Wir wissen alle, wie viel sich technologisch in zehn Jahren verändern kann. Der neue Bildungsplan beinhaltet beispielsweise mehr Netzwerk- und Videotechnik. 

Die Technologie verändert sich gefühlt immer schneller. Könnte die nächste Revision bereits in Kürze nötig sein?   

Napoli: Der neue Bildungsplan wurde so konzipiert, dass man – falls neue Themen entstehen oder alte wegfallen sollten – den Lehrplan in den Schulen plus unser üK-Programm relativ gut anpassen könnte, ohne dass eine komplette Revision nötig wäre. Auch die digitale Lernplattform vereinfacht das Ergänzen und Anpassen von Themen. Eine Totalrevision, wie sie nun stattgefunden hat, bedeutete einen gros­sen Arbeitsaufwand. Daher würde es kaum Sinn ergeben, innerhalb der nächsten paar Jahre wieder von vorne anzufangen. Wir werden aber die Arbeitsgruppen weiterführen und die Bedürfnisse der Branche im Auge behalten. 

Während des Branchenfrühstücks an der ISE kündigten Sie einen Kurs für Quereinsteigerinnen und -einsteiger an. Was hat es damit auf sich? 

Duss: Im Herbst 2024 werden wir den ersten Basiskurs für Quereinsteigerinnen und -einsteiger durchführen. Dabei handelt es sich um einen fünftägigen Kurs, während dem die wichtigsten Basics für unsere Branche behandelt werden, sodass Personen aus allen Berufen, die technisch affin sind, den Kurs absolvieren können. Die Teilnehmenden werden beispielsweise lernen, richtig zu löten oder Kabel zu konfektionieren. Aufbauend auf dem Basiskurs wird es später noch spezialisierte Kurse geben. Mit diesen Aufbaukursen werden wir voraussichtlich im Frühling 2025 starten und dann sukzessive weitere Kursangebote aufschalten. Die Quereinsteiger- und -einsteigerinnen-Kurse basieren auf einer von uns durchgeführten Branchenumfrage. Wir haben beispielsweise Verbandsmitglieder, die ausgelernte Maschinenbaumechaniker eingestellt haben, die nun als Multimediaelektroniker arbeiten. Aus der Umfrage ging hervor, welche Themen für unsere Mitglieder bei der Anstellung von branchenfremdem Personal sehr wichtig sind.

Was für einen Qualifikationsnachweis erhalten Absolventinnen und Absolventen des Basiskurses? 

Duss: Erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen erhalten ein MMTS-Zertifikat. Eine konkrete Bezeichnung für den Kurs respektive für dessen Abschluss gibt es noch nicht. Denn es ist uns wichtig, dass dieser Kurs kein Schnellschuss wird. Wir wollen eine gewisse Qualität bieten und den Kursteilnehmenden insbesondere Dinge, die man als Quereinsteiger oder -einsteigern normalerweise durch Learning by Doing lernt, gezielt und nachhaltig beibringen.  

Will der MMTS dem Fachkräftemangel in der Branche mit diesem Kursen entgegenwirken? 

Duss: Ja, absolut. Da muss man nichts schönreden. 
Napoli: Es ist bereits Tatsache, dass viele unserer Mitglieder zwangsläufig Quereinsteiger und -einsteigerinnen einstellen, diese aber bisher komplett selbst ausbilden mussten. Mit dem Kurs möchten wir unseren Mitgliedern diese Aufgabe ein Stück weit abnehmen und sie so entlasten. Die Ausbildung und Integration von neuen Mitarbeitenden ist nämlich sehr intensiv. Wir hoffen nun, dass die Betriebe die Kapazitäten haben, ihre Mitarbeitenden auch tatsächlich an den Kursen teilnehmen zu lassen.   

Wie ist aktuell die Tendenz bei der Anzahl besetzter Lehrstellen? 

Duss: Die Zahl hat sich in den vergangenen vier Jahren positiv entwickelt. Wir erhoffen uns natürlich, dass es mit der Totalrevision nochmals einen Boost gibt, da wir jetzt auch neue, modernere Themen behandeln. Zudem ist der Schullehrplan neu handlungskompetenzorientiert, wie es an anderen Schulen auch der Fall ist. Wir glauben, dass wir dadurch mehr Lehrstellen in der Branche generieren können und es so auch mehr Lernende geben wird.  

Was tut der MMTS, um Jugendliche für Branchenberufe zu begeistern?

Duss: An Berufsmessen waren unsere Sektionen schon immer präsent. Um den Jugendlichen die effektiven Tätigkeiten näherzubringen, haben wir mit unserem virtuellen Berufsmarketing ein neues Angebot. Mittels VR-Brille können Interessierte den Multimediaelektroniker-Beruf erkunden. Es gibt etwa die Option, in einem Auditorium eine LED-Wand und Lautsprecher zu montieren und anschliessend die fertige Installation von der Regie aus auf einem Touchpanel zu bedienen. Oder die Jugendlichen installieren in der virtuellen Umgebung einen Fernseher in einem Wohnzimmer, verkabeln eine Soundbar und steuern über ein Touchpanel gleich noch Licht und Storen im Raum. Im Bereich der Kommunikationsnetze können die Jugendlichen ein Glasfaserkabel spleissen und erkunden, wie das TV und Internet­signal ins Einfamilienhaus und schliesslich zum Fernseher kommt. Für die ­Umsetzung haben wir mit einer Firma aus Chur zusammengearbeitet und die VR-Brillen erstmals im November an einer Berufsmesse gezeigt. Das Angebot funktionierte sehr gut und hat viele Besucherinnen und Besucher an den Stand gelockt. Mittlerweile können unsere Mitglieder oder die Sektionen die Brillen bei uns mieten. Werden sie fürs Berufsmarketing eingesetzt, ist das kostenlos. Für andere Einsätze wird ein kleiner Mietbetrag fällig. Seit Kurzem gibt es auch eine französische Version, damit wir in der Romandie ebenfalls per VR-Brille auf uns aufmerksam machen können.  

Der MMTS feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Was ist für diesen Anlass geplant? 

Napoli: Die Jubiläumsfeier findet am 25. Mai statt, am selben Tag wie die MMTS-Generalversammlung inklusive Rahmenprogramm. Im Anschluss an die GV wird es ein schönes Fest mit Abendessen geben. Wir haben uns für die Jubiläumsfeier extra einen Samstag ausgesucht, damit die Teilnehmenden lange feiern können und am nächsten Tag nicht wieder bei der Arbeit erscheinen müssen. 

Sie nehmen dieses Jahr zudem nach einer Pause wieder an der Home-Messe teil. Warum kehren Sie als Aussteller zurück? 

Napoli: Wir waren aus Zeitmangel nicht an der Home 23, da wir sehr stark mit der Revision beschäftigt waren. Jetzt haben wir wieder Kapazitäten. Wir organisieren an der Home 24 ein Branchenfrühstück, wie man es von der ISE in Barcelona kennt. Wir möchten die Home & Professional als Plattform für einen guten Austausch und zum Informieren nutzen.  
Duss: Wir haben an der ISE von Teilnehmenden gehört, dass sie sich ein solches Format auch in der Schweiz wünschen würden. 

Wann findet das Frühstück statt? 

Duss: Am Montagmorgen. Zudem bietet der MMTS in Kooperation mit der Messeleitung an der Home 24 noch diverse Fachvorträge an, für die sich Besucherinnen und Besucher anmelden können. Diese Vorträge sind auf ein eher jüngeres Publikum zugeschnitten und zielen darauf ab, komplexe Themen aus unserem Branchenumfeld einfach verständlich zu erklären. Wir machen darum aktuell an Berufsschulen Werbung für die Messe bei den Lernenden, sodass sie eventuell die Möglichkeit erhalten, die Home 24 mit ihrem Betrieb zu besuchen. Einige Lernende hatten diese Möglichkeit in der Vergangenheit bereits. 


Persönlich
Mary Napoli hat ihre berufliche Laufbahn in der Telekommunikationsbranche im Verkauf und Marketing gestartet. Dort leitete sie als Verkaufsfachfrau ein Aussendienstteam und trieb die regionale Vermarktung voran. Seit Dezember 2017 fungiert sie als Geschäftsführerin des Berufsverbands MMTS und ist seit April 2023 in der Co-Leitung mit Roger Duss ­tätig. 

Roger Duss hat nach seiner Ausbildung zum RTV-Elek­triker als Werkstatt-Chef bei einem mittelgrossen RTV-Fachhandelsbetrieb gearbeitet. Im Laufe seiner Weiterbildung zum Techniker HF wechselte er in die Pro-AV-Branche. Erst als Projektleiter für grosse AV-Anlagen, hatte er später die Möglichkeit, als Abteilungsleiter, GL-Mitglied und stv. Geschäftsführer die Geschicke der Firma zu leiten. Nach 21 Jahren wechselte er 2023 zum MMTS und leitet dort die Geschäftsstelle als Co-Geschäftsführer zusammen mit Mary Napoli. Ausserdem unterrichtet er als Fachlehrperson angehende Multimediaelektronikerinnen und -elektroniker am BBZW-Sursee im Teilzeitpensum. 

Quelle: MMTS

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