Mystery-Shopping

Fust-Mitarbeiter: "Wir würden Sie gerne vor Ort beraten"

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Astrid T. möchte ihrer Tochter eine Actioncam mit Zubehör für den Abenteuerurlaub schenken. Aus Zeitgründen will sie sich per E-Mail beraten lassen. Dass sie dafür ihre Französischkenntnisse brauchen würde, damit hatte sie jedoch nicht gerechnet.

(Source: Jakob Owens / Unsplash.com)
(Source: Jakob Owens / Unsplash.com)

Astrid T. möchte eine Actioncam für ihre Tochter kaufen. Die plant nämlich einen Abenteuerurlaub in Kroatien. Tauchen, Klettern und Gleitschirmfliegen stehen bisher auf dem Programm. Die Mystery-Shopperin möchte ihre Tochter mit einer robusten Kamera und passendem Zubehör überraschen, damit sie all ihre Erlebnisse auch filmen kann. Ausser der Kamera sollen auch ein Stick sowie Brust-, Kopf- und Helm-Mounts im Geschenk enthalten sein. Idealerweise hätte Astrid gerne alles in einem Bundle, separat kaufen wäre allerdings auch eine Option. Von den Actioncams von Gopro hat Astrid dank ihres Sohnes schon einmal gehört, und Selfie-Sticks kennt die Mystery-Shopperin natürlich auch, aber dort endet auch schon ihr Wissen zum Thema. Da sie momentan sehr viel zu tun hat, möchte sich Astrid online Rat holen.

Foto-Fachgeschäft 

«Am besten gleich zum Fachhändler», dachte sich Astrid. Die erste Adresse, an die sie sich wandte, war entsprechend ein Foto-Fachgeschäft. Am Tag nach Versenden der E-Mail-Anfrage machte sich Ernüchterung breit. «Wir führen keine Zubehörartikel zu den Actioncams, Sony hat die Produktion eingestellt. Wir haben noch die Insta-360-Kameras», hiess es in der Antwortmail. Diese Kameras schienen sich mit Preisen zwischen rund 390 bis 740 Franken im oberen Preissegment zu bewegen. Jedoch war das einzige beim Fachhändler erhältliche Zubehör ein externes Akkupack und eine Halterung für die Kamera – nicht wirklich das, wonach Astrid suchte. Der Fachhändler empfahl, nach weiterem Zubehör zu googeln. Astrid wollte aber möglichst alles am gleichen Ort bestellen.  

Media Markt

Astrid versuchte es auch bei Media Markt. Ein kurzer Blick auf die Website bestätigte, dass der Elektronikanbieter allerlei Actioncams und Zubehör führt. Hier hatte sie die Qual der Wahl, Beratung war daher umso nötiger. Nach Absenden ihrer Anfrage erhielt Astrid eine Bestätigung, dass ihre E-Mail an die betreffende Abteilung weitergeleitet werde. Danach hörte Astrid jedoch nichts mehr. Nach einer knappen Woche schrieb sie eine weitere E-Mail, in der sie um ein Update bat. Auch diese blieb unbeantwortet. 

Interdiscount

Auch Interdiscount hatte Astrid kontaktiert. Dieser Onlineshop bot ebenfalls eine grosse Auswahl. Die E-Mail an die Kundenberatung war schnell verfasst, eine Antwort kam bereits am folgenden Tag. Der Interdiscount-Mitarbeiter empfahl das Osmo-Action-3-Adventure-Combo-Bundle von DJI für 419.90 Franken. Auf den ersten Blick sah das für Astrid nach einem guten Deal aus, doch bei genauerem Hinschauen bemerkte sie, dass im Bundle eine Halterung für den Kopf oder die Brust fehlte. Der Stick und der Haft-Mount würden für ihre Tochter nicht ausreichen. Der Mitarbeiter informierte sie, dass Interdiscount kein weiteres Zubehör für die DJI-Osmo-Kamera im Sortiment habe. Stattdessen empfahl er die Gopro Hero9 inklusive einer Speicherkarte und Enduro-Akku für 349.90 Franken. Zusätzlich erhielt die Mystery-Shopperin einen Link zum Zubehörsortiment für Gopros. Astrid behielt das Angebot im Hinterkopf.

Fust

Die Mystery-Shopperin hatte ihre Anfrage auch an Fust geschickt. Dabei erlebte sie zu Beginn ein kleines Ärgernis: Das Abschicken des Kontaktformulars war nur mit Angabe der Telefonnummer möglich. Davon war Astrid wenig begeistert, da sie während der Arbeitszeit nicht angerufen werden und lieber einfach per E-Mail kommunizieren wollte. Das notierte sie denn auch in ihrer Anfrage und siehe da: Fust meldete sich am darauffolgenden Tag per E-Mail zurück. Man informierte Astrid darüber, dass die Mitarbeitenden in der für sie nächstgelegenen Fust-Filiale mit ihr Kontakt aufnehmen würden. Diese meldeten sich einen Tag später per E-Mail. «Wir würden Sie gerne für eine Action-Kamera vor Ort beraten, da wir verschiedene auch vom Hersteller Gopro haben, die auf ihre Bedürfnisse angepasst sind», hiess es. An und für sich ein nettes Angebot, allerdings hatte Astrid ja deshalb eine E-Mail geschrieben, da es ihr nicht möglich war, in einem Ladengeschäft vorbeizugehen. Auf die Rückfrage, ob man die Beratung auch online abwickeln könne, erhielt Astrid keine Antwort.

Brack.ch

Brack.ch überraschte Astrid (positiv) mit einer umfassenden Beratung per E-Mail, die einen Tag nach Versenden ihrer Anfrage eintraf. Ein Mitarbeiter schlug ihr darin zuerst Produkte von Gopro vor, da die «alteingesessenste Marke» auch die mit dem umfangreichsten Zubehörangebot sei. Er schlug Astrid mehrere Kameras (die Hero10 für 389 Franken und die Hero11 für 489 Franken) sowie passende Zubehör-Bundles vor – zu Astrids Freude auch tatsächlich mit den Artikeln, die freihändiges Filmen erlauben. Das kostete lediglich 35 Franken. Auch für Kameras von Insta 360 sprach sich der Mitarbeiter aus und legte der Mystery-Shopperin die Modelle X2 One für 429 Franken und X3 für 549 Franken nahe, inklusive Zubehör-Bundle für 58 Franken. Dieses entsprach ebenfalls Astrids Vorstellungen. Auch auf DJI kam der Kundenberater zu sprechen. Das von ihm empfohlene Bundle für 312 Franken überzeugte As­trid jedoch nicht ganz. «Wichtig wäre zu wissen, dass bei all diesen Kameras bei einer Tauchtiefe über 10 Meter zusätzliche Gehäuse und eventuell Filter nötig werden», gab der Brack.ch-Mitarbeiter zu bedenken. Das hatte Astrid nicht gewusst und war dankbar für den Hinweis. Endlich hatte sie ein paar handfeste Produktvorschläge, die ihren Wünschen entsprachen.

Digitec

Eigentlich wollte Astrid ihre Anfrage auch an Digitec schicken. Doch die Produktberatung war nur per Chat möglich, eine E-Mail-Adresse für Kundenanfragen konnte die Mystery-Shopperin nirgends finden. Nicht gerade ideal für vielbeschäftigte Personen, aber immer noch besser als direkt in einem Showroom vorbeischauen oder stundenlang selbst im Onlineshop suchen zu müssen, dachte sie sich. Der Mitarbeiter, mit dem sie schliesslich chattete, war sehr engagiert, kommunizierte jedoch auf Französisch. Allerdings wurden die Nachrichten im Chatfenster automatisch übersetzt, leider aber auch die URLs, die Astrid zu den vorgeschlagenen Produkten erhielt; dadurch funktionierten die Links nicht mehr. Glücklicherweise konnte sich Astrid die Nachrichten auch auf Französisch anzeigen lassen und dort auf die Links klicken. Als die Mystery-Shopperin den Digitec-Mitarbeiter auf diesen Umstand ansprach, erklärte dieser, dass das Beratungsteam seit Kurzem für alle Sprachen zuständig sei. Die Beratung selbst überzeugte die Mystery-Shopperin. Wie bei Brack.ch­ empfahl man ihr auch bei Digitec Modelle von Gopro (wie die Hero 9 für 339 Franken) und DJI (die Osmo Action 3 Adventure Combo für 389 Franken). Für letztere schlug der Mitarbeiter auch gleich ein Tauchkit für rund 82 Franken vor. Für die Gopro empfahl er diverse Befestigungsriemen (sogenannte Straps mit Preisen zwischen 50 und 80 Franken). Astrid war jedoch besorgt, dass es schnell teuer ­werden könnte, wenn sie die Straps alle einzeln bestellen müsste. 

Fazit

Vollends überzeugen konnte Astrid am Ende nur die Beratung von Brack.ch. Trotz technischer Schwierigkeiten und automatischer Übersetzung fühlte sich die Mystery-Shopperin aber auch bei Digitec recht gut betreut. Dem Foto-Fachgeschäft kann Astrid nicht vorwerfen, sie enttäuscht zu haben, da sich der Fachhändler anscheinend auf andere Marktsegmente konzentriert. Bei den anderen Anbietern sah das anders aus. Interdiscount hatte Astrid immerhin zwei Vorschläge gemacht, aber von Fust und Media Markt fühlte sich Astrid im Regen stehen gelassen. Nach ihrem Online-Mystery-Shopping könnte sie sich vorstellen, entweder bei Brack.ch eine Gopro mit einem separaten Zubehör-Bundle zu kaufen, oder sich bei Digitec ein Zubehörkit zusammenzustellen. Auf jeden Fall hat sie ein passendes Geschenk für ihre Tochter gefunden. Dem Abenteuerurlaub in Kroatien steht also nichts mehr im Wege.

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bXwaHLP5