Marktreport

Konferenztechnik - B2C flaut ab, B2B brummt weiter

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Während sich die Bevölkerung beim Ausstatten des eigenen Homeoffices mittlerweile zurück­haltender zeigt, rüsten Firmen fleissig auf. Dabei steigt der Anspruch an die Qualität der Konferenztechnik seitens der B2B-Kundschaft stetig.

(Source: Andrey Popov / AdobeStock)
(Source: Andrey Popov / AdobeStock)

Darüber, dass Homeoffice und hybride respektive Onlinemeetings Teil des Arbeitsalltags geworden sind, dürften sich mittlerweile alle einig sein. Stiegen 2021 die Umsätze mit Zubehör für Onlinemeetings, sieht es 2022 im Consumer-Bereich etwas anders aus. Gemäss Marktforscher GfK sank der Umsatz mit Visual Cams zwischen Januar und November 2022 um 14,4 Prozent. Auch der Stückzahlenverkauf ging verglichen mit der Vorjahresperiode zurück. Es wurden in der Schweiz 15,2 Prozent weniger Geräte verkauft.

Am stärksten war der Rückgang (39,9 Prozent weniger Umsatz und 33 Prozent weniger verkaufte Geräte) in der Kategorie Computer-Webcams. Auch Video-Conferen­cing-Systeme, zu denen GfK Geräte zählt, die gleichzeitig Video- und Audiosignale übertragen, waren vergangenes Jahr weniger gefragt. Der Umsatz sank in dieser Kategorie zwischen Januar und November um 13,2 Prozent. Der Stückzahlenverkauf schrumpfte indes um 12 Prozent. 

(Source: GfK)

Rosiger sieht es am Markt für Headsets aus. Dieser legte verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent zu. Die Anzahl der verkauften Geräte stieg um 7,1 Prozent. In der Kategorie PC-/VoiP-Headsets wuchs der Umsatz um 2,5 Prozent. Allerdings sank der Stückzahlenverkauf (minus 1,7 Prozent). Der Durchschnittspreis pro verkauftes Gerät stieg demnach um 4,3 Prozent.

Grosse Nachfrage im B2B-Geschäft

Im B2B-Bereich ist die Nachfrage nach Hardware für Konferenzräume und Videokonferenzen weiterhin hoch. Henning Schäfer, Head of Hybrid Working Solutions and Peripherals Central EMEA bei HP, beobachtet eine Vielzahl von Ausschreibungen und insgesamt eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach moderner Konferenztechnik. Wie er sagt, geht es dabei nicht nur um die Ausstattung grosser Meeting­räume für das Management. "Für die einfache Alltagsnutzung von Videokonferenzen ist die Ausstattung kleinerer und mittlerer Konferenzräume mit einem funktionalen und einfach zu bedienenden System enorm wichtig, ebenso wie die richtige Hardware fürs Homeoffice oder für unterwegs."

Die Produkte, auf die Unternehmen setzen, seien dabei ganz unterschiedlich. Laut Schäfer reichen sie von hyper-mobilen In-Ear-Headsets für unterwegs bis hin zur kompletten Ausstattung von grossen Meetingräumen inklusive massgeschneidertem Akustikkonzept. "Rein von den Stückzahlen ist natürlich die persönliche Ausstattung wie Headset, Kamera oder integriertes System aus Lautsprecher und Kamera besonders gefragt. Einen echten Bestseller gibt es allerdings nicht. Denn um ein hybrides Arbeiten im Unternehmen reibungslos zu ermöglichen, müssen alle Besprechungsräume - auch die kleinen und mittleren - so ausgestattet sein, dass ein hybrides Treffen von Teams unterschiedlicher Grösse jederzeit möglich ist."

Das Zusammenspiel von Hardware und Software

Marco Duarte, Key Account Manager bei BenQ, beobachtet derweil einen Trend hin zu interaktiven Displays. Das liegt vor allem an der Preisentwicklung, wie er erklärt. "Die interaktiven Displays zeigen preislich keinen grossen Unterschied zu den Non-Touch-Displays, sind teilweise sogar preiswerter." Laut Duarte hat die hybride Arbeitsweise einen zusätzlichen Nebeneffekt: Mitarbeitende, die von zuhause aus arbeiten, würden mehr Wert auf die Ergonomie legen. So wachse die Nachfrage nach augenschonenden Monitoren bei BenQ weiter.

Wie der Key Account Manager sagt, sind ein reibungsloses Miteinander von Software und Hardware unerlässlich, um erfolgreich hybride Meetings abzuhalten. "Die richtige Softwarelösung und die richtige Hardware bilden die Basis für eine erfolgreiche Gesamtlösung. Zudem sind AV-Lösungen, die mit der IT-Welt nahtlos kommunizieren, für das Gesamtkonzept wichtig."

Felix Alpstäg, Senior Manager Sales & Market Development bei Shure, gibt zudem zu bedenken, dass die Technik für Nutzerinnen und Nutzer möglichst einfach zu bedienen sein muss. Die Kundschaft sollte keinen Mehraufwand bei der Bereitstellung der Räume haben, zudem sollte es die richtige Technik ermöglichen, sich ganz auf den Inhalt zu konzentrieren. "Am besten ist es, wenn der Kunde den technischen Aufwand sowie die Distanz zu den externen Teilnehmern so wenig wie möglich wahrnimmt", sagt Alpstäg und fügt an: "Ich kann aber aus unserer Erfahrung nicht genug unterstreichen, wie wichtig die Audioqualität in hybriden Meetings ist. Wenn man bedenkt, dass im Ausdruck 'Videokonferenz' das Wort 'Audio' nicht existiert, jedoch über 90 Prozent des Contents in Konferenzen das gesprochene Wort ist, wird diese Diskrepanz offensichtlich."

Das Aufrüsten ist in vollem Gange

Auf die Frage, wie weit Schweizer Unternehmen mit dem Aufrüsten für hybride Meetings seien, antwortet Alpstäg: "Viele Firmen haben in den letzten Jahren begonnen, ihre Räume mit entsprechender Technik auszurüsten. Dieser Prozess scheint bei vielen auch noch nicht abgeschlossen zu sein." Die Anzahl Räume sowie der Anspruch an die Qualität von Bild und Ton stiegen stetig. "Wir befinden uns auf einer sehr spannenden Reise, auf der wir laufend neuen Technologien und Möglichkeiten begegnen, um hybride Meetings noch barrierefreier zu gestalten."

Laut Andreas Kunz, Head of B2B Marketing DACH bei Logitech, waren hochmoderne Meetingräume, die mit gutem audiovisuellem Equipment ausgerüstet sind, bereits vor der Pandemie in Grossunternehmen zu finden. "Nun steigt dieses Bedürfnis, und auch KMUs rüsten immer mehr auf. Auch hier wurde durch die Pandemie und die dazugehörigen Entwicklungen schnell neues Material angeschafft, was jetzt ausgetauscht werden sollte", weiss Kunz.

KI soll für mehr Inklusivität sorgen

Bezüglich Technologie sieht er noch Luft nach oben. "Beim Blick in die Zukunft geht es darum, die Zwischenmenschlichkeit auch in die Digitalisierung zu übertragen. Bisher sind Remote-Anwesende zwar in einem hybriden Meeting dabei, aber dennoch bekommen sie nicht alles mit, was im Raum passiert." Ein Grossteil der nonverbalen Kommunikation, die etwa 90 Prozent der zwischenmenschlichen Kommunikation ausmache, gehe bei hybriden Meetings verloren. KI-gesteuerte Kameras könnten hier Abhilfe schaffen. Dank ihnen sollen sich remote zugeschaltete Personen so fühlen, als würden sie mit im Konferenzraum sitzen.

Zu den technischen Trends, die es zudem im Auge zu behalten gilt, zählen laut den anderen Befragten:

  • Bring your own Device (BYOD): Meetingteilnehmende wollen eine einfache Gesamtlösung, in die sich ihr Gerät leicht integrieren lässt.
  • KI im Audiobereich: Dazu zählt unter anderem die Unterdrückung von Störgeräuschen. Zudem erlauben es Speech-to-Text-Funktionen, Meetings live mit Untertiteln (auch in einer anderen Sprache) zu versehen.
  • Cloud-Lösungen: Der Einsatz moderner Cloud-Lösungen reduziert die technische Komplexität bei Installation und Betrieb. Aber auch diese Lösungen müssen auf die Raumgrösse und das jeweilig Anwendungsszenario zugeschnitten werden.

Lesen Sie ausserdem: Die Entwicklung von Konferenztechnologien hat in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gemacht. ­Vieles, was vor Kurzem noch Zukunftsmusik war, ist plötzlich in greifbare Nähe gerückt und geht über die klassische Kombination aus Mikrofon, Kamera und Display hinaus.

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