One-to-One mit Marcel Weber

Darum hat PCP die Marke Prime Computer übernommen

Uhr

Die Lancierung von Steg Premium, das Aufrüsten für den Black Friday und zuletzt die Übernahme der Marke Prime Computer. Der neue PCP.com-CEO hat schon einiges in Angriff genommen. Im Interview sagt Marcel Weber unter anderem, wie es zur Markenübernahme kam.

Marcel Weber ist seit dem 8. August CEO der PCP.com-Gruppe. (Source: Netzmedien)
Marcel Weber ist seit dem 8. August CEO der PCP.com-Gruppe. (Source: Netzmedien)

Wie war Ihr Start als CEO der PCP-Gruppe?

Marcel Weber: Sehr gut. Ich durfte das Amt am 8. August von meinem Vorgänger Malte Polzin übernehmen. Dadurch, dass ich bereits seit acht Jahren im Unternehmen tätig bin und in vielen Bereichen arbeiten durfte, kannte ich das Team schon. Es ist immer hilfreich, wenn man im Voraus weiss, mit wem man es zu tun hat. Trotzdem lernte ich in den wenigen Monaten extrem viel Neues. Zusätzlich zur CEO-Position übernahm ich auch die Funktion als Chief Marketing Officer (CMO) von Malte. Das Marketing hat mich bisher nur am Rande betroffen. Aufgrund meines Werdegangs kenne ich mich verstärkt mit Operating aus, also Prozessen, Projekten oder dem Einkauf. Wir haben aber ein langjähriges, sehr gutes und kompetentes Marketingteam. Das erleichtert mir die vertiefte Einarbeitung in diesen Bereich ungemein.

Weshalb gehören bei PCP die CEO- und CMO-Funktion zusammen?

Das hat sich so ergeben, als Malte Polzin die Geschäftsleitung übernahm. Durch seinen Rücktritt stellte sich die Frage, ob wir die Funktionen wieder trennen sollen. Wir entschieden uns - offensichtlich - dagegen. Und manchmal ist eine "Aussen- oder Business-Sicht" sogar hilfreich, um Marketingthemen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das kann bei den Marketing-Profis im Kernteam zu neuen Ideen oder Betrachtungsweisen führen. Das muss aber nicht heissen, dass die CEO- und CMO-Funktion bei PCP bis in alle Ewigkeit zusammengehören.

Anfang November gab PCP bekannt, dass Sie die Marke Prime Computer übernehmen. Wie kam es dazu?

Dies ist sehr kurzfristig erfolgt. Nachdem Ende September Berichte in Medien publiziert wurden, dass Prime Computer die Geschäftstätigkeiten in wenigen Wochen einstellt, erfolgte unsererseits die erste Kontaktaufnahme für einen informellen Austausch. Wir stellten dann gegenseitig fest, dass es allenfalls Szenarien geben könnte, welche die Interessen beider Parteien abdecken. Letztlich ging alles ganz schnell über die Bühne und alle sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.

Was erhoffen Sie sich durch die Übernahme von Prime Computer?

Wir festigen unsere Position als PC-Hersteller im Schweizer Markt. Durch die Erweiterung unserer Produktauswahl werden wir noch mehr Kundenbedürfnisse optimal erfüllen.

Welche Folgen hat die Integration der Marke für die Prime-Computer-Kundschaft?

Ein wichtiger und positiver Punkt ist, dass die Garantieabwicklung von verkauften Geräten sichergestellt ist. Die Marke Prime Computer wird erhalten bleiben. Wie sich der Brand zukünftig entwickelt, etwa wie viele Produktlinien es gibt, kann ich heute noch nicht genau beantworten. Hier arbeiten wir ein neues Konzept aus.

Was haben Sie in Ihrer neuen Funktion als CEO ausserdem in Angriff genommen?

Kurz nach meinem Start haben wir das Abo-Modell Steg Premium lanciert. Mit dem Abonnement erhalten die Kunden Vorteile bei Einkauf, der Beratung, Reparatur und Rückgabe. Das Angebot kommt bei den Kunden sehr gut an. Das war ein schöner Erfolg gleich zu Beginn. Dann tauchten wir bereits in die Black-Friday-Planung ein. Zudem beschäftigten wir uns mit dem Budget für 2023 - nach dem Budget ist vor dem Budget. Ausserdem haben wir kürzlich den Standort der Filiale Conthey gezügelt. Sie sehen, bei uns wird es einem nicht langweilig.

Wie wichtig ist der Black Friday für PCP?

Sehr wichtig. Der Black Friday ist für uns der umsatzstärkste Tag im Jahr. Über die gesamten vier Tage des Black Friday über das Wochenende bis zum Cybermonday spitzen sich die Verkäufe und Bestelleingänge stark zu. Der Black Friday läutet zudem das Weihnachtsgeschäft ein, währenddessen das Bestellvolumen über eine längere Zeit höher ist als sonst.

Marcel Weber vor der Steg-Filiale in Schaffhausen. (Source: Netzmedien)

Welche Ziele verfolgen Sie als PCP-CEO?

Unsere Firma und Marken weiter zu festigen. Ich will unsere Marken stärker positionieren, damit wir dem Kunden gegenüber klarer auftreten können. Entsprechend will ich unsere Chancen stärker nutzen, damit wir in diesem hart umkämpften Markt bestehen können.

Apropos Positionierung: Wie sorgen Sie dafür, dass sich Ihre zahlreichen Marken wie Steg, Techmania, Beck PC und Co. nicht gegenseitig bedrängen?

Die Frage, weshalb wir nicht alle Marken zu einer konsolidieren, stellt man uns häufig. Wir differenzieren uns aber ganz klar mit unseren beiden Hauptmarken Steg und Techmania. Steg ist ein Omnichannel-Anbieter, mit dem wir auch im stationären Handel vertreten sind. In den Steg-Filialen erbringen wir Dienstleistungen und bieten eine spezialisierte Fachberatung an. Techmania ist dagegen ein klarer Pure Player. Bei Techmania können Sie vom Hundefutter über den Laptop bis zum Blumentopf alles kaufen. Während bei Steg die Beratung und Dienstleistung im Vordergrund stehen, fokussieren wir uns mit Techmania auf eine breite Produktvielfalt mit interessanten Preisen.

Zusätzlich zu den Schweizer Marken gehören Ihnen auch Comstern.de und Comstern.at. Wie managen Sie das alles?

Sowohl Comstern.de als auch Comstern.at haben je einen eigenen Geschäftsführer, die mir berichten und mit denen ich eine enge Zusammenarbeit pflege. Die Logistik für Österreich läuft allerdings über den Standort in Deutschland. Dort, in Radolfzell, haben wir eine grosse Lagerhalle. Abgesehen von unseren Onlinekanälen, über die wir in erster Linie B2C-Geschäfte abwickeln, nutzen wir die Standorte in Deutschland und Österreich auch als Bezugskanäle für das Schweiz-Geschäft. Die Ware ist heute in Deutschland, kommt am selben Tag in die Schweiz und ist morgen beim Endkunden. Durch diese Schnelligkeit und die Möglichkeit, auch Einzelstücke einzukaufen, haben wir einen klaren Wettbewerbsvorteil. Allein in der EU haben wir über 200 Lieferanten und es kommen stetig neue dazu.

Zusätzlich zu Ihren Aufgaben bei PCP sind Sie für die ­Logistik von Columbus.net verantwortlich. Wie bringen Sie Ihre Funktionen unter einen Hut?

Dadurch, dass wir bei Columbus.net die Teamleitung ausgebaut haben, kann ich sehr viele operative Tätigkeiten, die durch das Tagesgeschäft anfallen, abgeben und mich auf die Strategie und auf konkrete Projekte konzentrieren. Momentan funktioniert das gut. Änderungen der Geschäftsverläufe werden wir weiter im Auge behalten und uns gegebenenfalls wieder neu organisieren.

In welchem Bereich ist Columbus.net tätig?

Columbus.net ist 2021 als Spin-off der PCP-Gruppe entstanden. PCP überführte die IT und Logistik in eine separate Firma. Dadurch können wir mit Columbus Logistikdienstleistungen für Dritte anbieten. Einer unserer Kunden ist beispielsweise ein Schreibwarenanbieter. Wir übernehmen die Schnittstelle zu seinem Onlineshop, kümmern uns um Versand und Lagerhaltung. So kann sich der Kunde ganz aufs Verkaufen konzentrieren. Die Nachfrage bei Columbus ist hoch. Wir bewegen uns in einem Markt, der grosses Wachstumspotenzial bietet. Columbus ist auch weiterhin für die IT und die Logistik von Steg und der PCP.com-Gruppe verantwortlich. Auch unsere Onlineshops stammen von Columbus.

Vergangenes Jahr hat PCP eine neue Steg-Filiale in Dübendorf eröffnet. Welchen Stellenwert hat der stationäre Handel für die PCP-Gruppe?

Gerade für den Brand Steg als Omnichannel-Anbieter ist das stationäre Geschäft enorm wichtig. Steg und Filialen gehören einfach zusammen. Ausserdem gibt es noch immer sehr viele Kunden, die das Gespräch mit dem Fachpersonal suchen. Wir möchten ihnen zuhören, ihre Bedürfnisse abdecken und Probleme für sie beheben. Nach der Coronazeit ist das Service- und Dienstleistungs­geschäft etwas eingeknickt. Das lag vermutlich daran, dass sich zu Anfang der Pandemie 2020 viele Konsumenten neue Geräte mit den üblichen zwei Jahren Herstellergarantie zugelegt hatten. Mit Auslaufen der Garantiezeit im Mai/Juni 2022 nahm das Geschäft wieder an Fahrt auf und ist nun wieder auf dem Niveau von vorher. Daher wollen wir am Dienstleistungsbereich festhalten und diesen weiter stärken.

Und wie wichtig ist das B2B-Geschäft für die PCP-Gruppe?

Der B2B-Bereich macht den kleineren Umsatzanteil aus, bietet aber noch ganz viel Potenzial. An unseren 14 Standorten, die über die gesamte Schweiz verteilt sind, können wir auch B2B-Kunden beraten und betreuen. Das werden keine Firmen mit 50 000 Mitarbeitenden sein, sondern KMUs aus der Region, auf die wir uns stärker fokussieren möchten.

Wie läuft das aktuelle Geschäftsjahr für die PCP-Gruppe?

Das erste Halbjahr war nicht einfach. Im Januar und Februar liefen die Geschäfte noch normal, doch dann kamen mit dem Ukraine-Krieg äussere Faktoren hinzu, die für eine gewisse Zurückhaltung im Kaufverhalten sorgten. Insbesondere die Monate Mai und Juni waren zäh. Auch während der Frühlingsferien lief das Geschäft schleppend, da gefühlt die gesamte Schweiz in die Ferien gefahren war. Seit Juli ist die Tendenz aber ganz klar positiv. Die gute Kaufstimmung ist zurückgekehrt und die Zahlen sehen gut aus. Natürlich gibt es durch die Energiekrise und die Teuerung noch Ungewissheiten, wir gehen aber davon aus, dass uns diese in der Schweiz nicht so stark betreffen werden wie in Deutschland und Österreich. Wir sind sehr guter Dinge, dass wir dieses Jahr erfolgreich zu Ende bringen werden.

Wo sehen Sie PCP in fünf Jahren?

Die PCP-Gruppe wird sich in fünf Jahren mit den Brands Steg und Techmania klar am Schweizer Markt positioniert haben. Wir werden mit mehr Filialen als heute in der Schweiz vertreten sein und bei der Kundschaft mit Serviceleistungen und einem super Kundendienst punkten – auch online. In Deutschland werden wir sowohl die B2C- als auch die B2B-Kundschaft vergrössert haben. Auch unsere Steg-PCs und die Marke Beck PC sind bis dahin gewachsen und gut etabliert und unser neuestes Mitglied der PCP.com-Gruppe, Prime Computer, hat einen grossen Kundenstamm. Am schönsten wäre es, wenn wir bis dahin an allen Standorten eine um ein Vielfaches grössere Lagerhalle bräuchten. Wir haben ganz viel vor, dass wir mit unserem Team ins Rollen bringen werden.

Persönlich

Marcel Weber (39) ist seit August 2022 CEO der
PCP.com-Gruppe. Seit 2014 hat er im Unternehmen schon verschiedene Posi­tion in unterschiedlichen Bereichen bekleidet. Zuvor arbeitete er mehrere Jahre als operativer Geschäftsführer einer Schaffhauser Zustellorganisation. Er verfügt über vertieftes Wissen in den Bereichen Projekt-, Prozess- und Organisa­tionsmanagement sowie Logistik. Privat schätzt er die gemeinsame Zeit mit seiner Familie und Freunden; Fussball ist zudem eine grosse Leidenschaft. (Source: PCP.com)

Webcode
DPF8_274256