Das etwas andere Mystery-Shopping

Astrid auf Abwegen im Esoterikhandel

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Mystery-Shopperin Astrid T. hat sich dieses Mal ein eher ungewöhnliches Produkt ausgesucht. Sie ist auf der Suche nach einem 5G-Schutzgerät. Bei herkömmlichen Händlern wird sie nicht fündig und begibt sich daher ins alternative Milieu.

(Source: Freepik)
(Source: Freepik)

Seit geraumer Zeit kämpft Astrid T. mit Kopfschmerzen. Ihr Hausarzt erklärte ihr, es dürfte wohl mit ihrem Bluthochdruck zu tun haben, doch Astrid ist nicht überzeugt. Von einer Bekannten hat sie gehört, dass in der Schweiz immer mehr 5G-Masten gebaut werden, unlängst wohl auch in ihrer Nachbarschaft. Dieses 5G sei ungesund und führe bei vielen Menschen zu Beschwerden, erklärt As­trids Bekannte. Daher habe sie sich im Internet ein Schutzgerät bestellt, welches das 5G-Signal schlucke. Seitdem schlafe sie wieder viel besser. Auch Astrid T. beschliesst, sich ein solches Gerät zuzulegen, doch sie ist kein grosser Fan des Onlineshoppings und beschliesst daher, die Elektronik-Fachhändler ihres Vertrauens zu besuchen.

Melectronics

Zunächst besucht die Mystery-Shopperin eine Melectronics-Filiale. Dort stöbert sie im Mobile-Segment. Sie findet eine Vielzahl an Handys, Hüllen und Zubehör, aber nichts, was gegen Strahlung helfen soll. Auch ein Verkäufer findet sich weit und breit nicht. So macht sich Astrid auf den Weg zum Kundendienst. Sie fragt nach einem 5G-Schutzgerät. Die Verkäuferin reagiert mit einem leicht verwirrten Blick. Astrid versucht, zu erklären, was sie genau sucht. "So etwas haben wir hier nicht", meint die Verkäuferin letztlich. Auf die Frage, wo man allenfalls ein solches Gerät kaufen könnte, findet die Verkäuferin keine überzeugende Antwort. Vielleicht online. Vielleicht bei Interdiscount. Oder vielleicht bei Fust. Die Mystery-Shopperin bedankt sich und zieht weiter.

Interdiscount

Als Nächstes macht sich Astrid auf den Weg zu Interdiscount. In der Abteilung für Mobilfunkgeräte entdeckt sie dort erneut nichts. Doch sie fasst neue Hoffnung, als sie ein Regal mit medizinischen Geräten entdeckt. Diese Hoffnung verfliegt jedoch bald wieder, auch in diesem Regal findet sich auf den ersten Blick nichts, das Astrids Ansprüchen gerecht würde. Wieder wendet sich die Mystery-Shopperin an das Verkaufspersonal. Die Reaktion des Verkäufers ähnelt jener der Melectronics-Verkäuferin. Leichte Verwirrung, gemischt mit etwas Ungläubigkeit. Auch die Antwort ist hier dieselbe: "Nein, so etwas haben wir nicht." Man verkaufe nichts, was vor 5G schütze, nur Geräte, die 5G empfangen. Astrid fragt nach, wo sie vielleicht ein Gerät kaufen könnte. "Waren Sie schon bei Melectronics?" Dies bejaht die Mystery-Shopperin. "Dann gehen Sie vielleicht zum Fust." Astrid bedankt sich für die Erläuterung und macht sich auf den Weg zu Fust.

Fust

Der Empfang in der Fust-Filiale verläuft für die Mystery-Shopperin etwas anders. Gleich drei Verkäufer warten am Eingang und gehen direkt auf Astrid zu. Doch als sie erklärt, dass sie ein Gerät zum Schutz vor 5G und Strahlung suche, verschwindet der Beratungs-Enthusiasmus. So etwas gebe es hier nicht, da könne man nicht helfen. Auf die Frage, wo man denn ein solches Gerät kaufen könnte, meint der Verkäufer nur: "Schauen Sie mal online. Also nicht bei uns online, vielleicht bei Digitec oder so." Ernüchtert, aber noch immer unwillens aufzugeben, zieht die Mystery-Shopperin weiter.

Mobilezone

Astrid überlegt eine Weile, bevor sie ein weiteres Geschäft aufsucht. Da die Elektrofachmärkte ihr anscheinend nicht helfen können, beschliesst sie, einen Spezialisten für alles rund ums Telefon zu besuchen, und betritt daher die nächstgelegene Mobilezone-Filiale. Auch dort muss Astrid nicht lange warten, bis sie bedient wird. Das Ergebnis ist allerdings dasselbe wie zuvor. Zunächst starrt der Verkäufer sie lange verwirrt an, dann schüttelt er den Kopf. "Noch nie gehört sowas", heisst es dann nur. Wo man ein solches Gerät kaufen könne, wisse er auch nicht. So verlässt die Mystery-Shopperin auch das vierte Geschäft, ohne fündig geworden zu sein.

Mittlerweile leicht frustriert, beschliesst Astrid ihre Bekannte anzurufen, und zu fragen, ob sie eine Idee habe, wo es so ein 5G-abweisendes Gerät gebe. Das Telefonat verläuft anders als erwartet. Ihre Bekannte habe kein technisches Gerät gekauft, sondern einen kraftvollen Stein, der die 5G-Strahlung absorbiere. Solche Steine gebe es nicht in einem herkömmlichen Geschäft, da müsse sie schon einen Laden finden, der sich auf Esoterisches spezialisiert habe. Solch einen Laden kennt Astrid nicht, doch über Google findet sie schnell ein passendes Geschäft und macht sich auf den Weg dorthin.

Esoterikhändler #1

Die Atmosphäre im Esoterikgeschäft ist eine ganz andere als beim Retailer. Ein über der Tür befestigtes Windspiel sorgt für ein angenehmes Geräusch beim Eintreten. Sofort wird die Mystery-Shopperin von einer Duftwelle umschlossen. Der Laden ist klein, aber bis zur Decke vollgestopft. An der Theke berät der Verkäufer zwei junge Frauen zum Thema Tarot. Astrid macht eine Runde durchs Geschäft und beäugt die Vielzahl an Edelsteinen, Statuen und Gerätschaften. Ein grosses Regal ist nur mit Teesorten gefüllt, welche die unterschiedlichsten Beschwerden lindern sollen. 5G ist aber nicht darunter, doch in der Bücherabteilung entdeckt die Mystery-Shopperin neben Werken wie "Mein Vater war ein MIB" oder "Das wahre Gesicht des Dr. Fauci" auch ein Werk über Elektrosmog und Handystrahlung. Es ist jedoch noch in Plastik eingewickelt und so kann sie nur den Einband lesen.

Als die beiden künftigen Tarot-Legerinnen das Geschäft verlassen, wendet sich die Mystery-Shopperin an den Verkäufer. Etwas verunsichert fragt sie nach 5G und Elektrosmog. Der Verkäufer nickt verständnisvoll und präsentiert seine Ware. Gegen Elektrosmog und Strahlung allgemein helfe der Stein Baryt. Diesen gebe es sowohl in Gross, "den können Sie dann unters Bett stellen" oder in Klein "für in den Hosensack". Dann gebe es noch die polierte Variante, die sei noch stärker. Explizit gegen 5G schütze der Shungit. Auch diesen gibt es in Gross und Klein, aber auch als Pyramide "besonders elegant für den Nachttisch". Über den Shungit gibt es gar ein ganzes Buch, das über alle Wirkungen des Heilsteins aufklärt. Dieses blättert Astrid durch, während sie einen der Steine in der Hand hält. Eine sofortige Wirkung spürt sie nicht. Und so ganz überzeugt von der Idee, mehr als 30 Franken für einen winzigen schwarzen Stein zu bezahlen, ist sie noch immer nicht. Daher bedankt sie sich beim Verkäufer für die Beratung und zieht weiter.

Im zweiten Esoterikgeschäft empfahl die Verkäuferin Astrid einen schwarzen Turmalin. (Source: Netzmedien)

Esoterikhändler #2

Das zweite Esoterikgeschäft, dass die Mystery-Shopperin besucht, ist deutlich stärker auf Heilsteine spezialisiert. Wie beim Juwelier gibt es ganze Vitrinen voller Steine und Kristalle. Diesmal ist Astrid allein im Geschäft und wird sofort bedient. Auf die Frage nach dem Schutz vor 5G und Mobilfunkstrahlung weiss die Verkäuferin jedoch keine sofortige Antwort. Stattdessen holt sie ein dickes Heilstein-Handbuch hervor und beginnt, dieses durchzublättern. In der Zwischenzeit schaut sich die Mystery-Shopperin im Laden um. Sie entdeckt auch eine Auswahl an Shungiten und Baryten, doch die Verkäuferin - zurück von der Lektüre im Handbuch - empfiehlt zwei ganz andere Gesteinsarten.

Zum einen gebe es den Rauchquarz, der den Elektrosmog förmlich aufsauge, und den Schwarzen Turmalin, der Strahlung aller Art absorbieren könne. Auch hier gibt es unterschiedliche Grössen, aus kleineren Steinen könne sich Astrid etwa einen Anhänger machen lassen, die grösseren eigneten sich als Deko-Objekte. Trotz der freundlichen Beratung und des Wissens darum, dass die Informationen immerhin aus einem Buch stammen, ist die Mystery-Shopperin verwirrt. Denn die Tipps der beiden Esoterikgeschäfte decken sich überhaupt nicht. So verlässt sie ein weiteres Geschäft, ohne ihren 5G-Schutz gefunden zu haben.

Fazit

Auf dem Weg nach Hause beschliesst die Mystery-Shopperin, ihre eigenen Nachforschungen zu den Heilsteinen anzustellen und vielleicht doch einmal in einem Onlineshop nach 5G-Schutzgeräten zu suchen. Von ihrem Shoppingtrip ist Astrid gänzlich enttäuscht. Keiner der Fachhändler war in der Lage, ihr auch nur ansatzweise weiterzuhelfen. Zudem war niemand bereit, ihr zu erklären, weshalb sie sich bezüglich 5G keine Sorgen machen müsste. Auch die Esoterikgeschäfte konnten Astrid nicht wirklich überzeugen. Zwar machten beide Geschäfte einen augenscheinlich guten Eindruck, doch die unterschiedlichen Produkte, die ihr vorgeschlagen wurden, haben sie verwirrt. Insbesondere die Endgültigkeit der Ratschläge verunsicherten die Mystery-Shopperin.

Anm. d. Red.: Die CEtoday-Redaktion orientiert sich an den Angaben des Bundes, wonach die in der Schweiz gemessenen Werte nicht-ionisierender Strahlung für die Gesundheit unbedenklich sind. Ausserdem konnten Dutzende von Studien der renommiertesten technischen Hochschulen bis heute keine Schädigungen durch elektromagnetische Strahlung nachweisen.

Der 5G-Ausbau in der Schweiz ist ein zentraler Baustein für den schnellen mobilen Datenverkehr und den effizienten Einsatz von aktuellen und zukünftigen Technologieanwendungen, wie etwa Industrie 4.0 & IoT, Autonomes Fahren, Smart Farming, Extended Reality.

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