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Wie Lightware am Schweizer Markt durchstarten will

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Mit Lightware kommt ein neuer Anbieter von Signalmanagement-Lösungen in die Schweiz. Giuseppe Rizzo übernimmt die Leitung der hiesigen Niederlassung. Er und der Gründer und CEO des ungarischen Unternehmens, Gergely Vida, sagen, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um am Schweizer Markt zu starten.

(Source: Netzmedien)
(Source: Netzmedien)

Herr Vida, was respektive wer ist Lightware?

Gergely Vida: Wir sind ein ungarischer Elektronikhersteller mit Hauptsitz in Budapest. Dort beschäftigen wir rund 200 Mitarbeitende und haben ein eigenes Entwicklungsteam. Lightware hat sich auf Signalmanagement-Lösungen im B2B-Bereich spezialisiert. Unsere Produkte kommen in Konferenzräumen, bei Banken, in Bildungseinrichtungen wie auch in der Eventtechnik zum Einsatz. Das Hauptmerkmal unserer Lösungen ist, dass sie jedes Pixel von der Quelle bis zum Ziel ohne Verzögerung, ohne Komprimierung und ohne Qualitätseinbussen übertragen.

Warum gründen Sie eine eigene Schweizer Niederlassung?

Vida: Unsere Erfahrungen aus anderen Ländern wie Deutschland, Spanien und Italien haben gezeigt, dass wir mit eigenen Niederlassungen in unseren Zielmärkten am erfolgreichsten sind. Früher hatten wir zwar grossartige Produkte, mit denen wir Pionierarbeit am Markt leisteten, waren aber bezüglich Marketing und Verkauf schwach aufgestellt. Um das zu ändern, suchten wir in unseren Zielmärkten nach in der Branche gut vernetzten Fachpersonen – für die Schweiz ist das Giuseppe –, die in den von uns als "Hotspots" bezeichneten Regionen eigene Niederlassungen aufbauen. So haben wir einen breiteren Zugang zum jeweiligen Markt und können die Kundschaft mit einer lokalen Logistik und technischem Support sowie Sales-Support vor Ort unterstützen.

Ist der Schweizer Markt nicht zu klein für eine globale Marke wie Lightware?

Vida: Nein, für uns ist die Schweiz der ideale Hotspot. Die Schweiz zählt zu den am stärksten entwickelten Ländern in puncto High-End-Technologie. Da sind wir als Anbieter von High-End-Lösungen genau richtig. Wir wollen uns nicht als Marke mit dem niedrigsten Preis, sondern mit unserer Produktleistung durchsetzen.

Welche Herausforderungen erwarten Sie am Markt?

Vida: Die Herausforderung besteht darin, die Erwartungen an die Schweizer Qualität zu erfüllen. Die Standards in der Schweiz sind sehr hoch. Unsere Produkte haben Top-Qualität und wir sind davon überzeugt, dass wir damit gegen Mitbewerber bestehen können. Nichtsdestotrotz sind wir ein osteuropäisches Unternehmen und haben darum eine etwas andere Kultur als die Schweiz. Unser Ziel ist es, in diesem Markt akzeptiert und anerkannt zu werden.

Worauf fokussieren Sie Ihre Aktivität in der Schweiz?

Vida: Unser Schwerpunkt liegt auf dem Corporate- und Education-Markt. Wir sind auch im Bereich Eventtechnik tätig und bekannt. Hier sind wir in der Schweiz bereits durch unseren lokalen Distributor Lang Baranday gut vertreten.

Die Bereiche Education und Corporate haben sich durch die Pandemie stark verändert. Welchen Einfluss hatte Corona auf Lightware?

Vida: Letztlich hat die Pandemie unsere Einnahmen vervierfacht, aber es war auch für uns eine schwierige Zeit. Während das Geschäft von Januar bis März 2020 gut lief, brachen die Einnahmen ab April ein. Kunden stornierten Aufträge oder retournierten ihre Bestellungen, weil sie Konkurs anmelden mussten. Der wichtigste Grundsatz in dieser Zeit war für uns, das komplette Team zusammenzuhalten. Glücklicherweise war und ist Lightware finanziell sehr stabil. Trotz finanziellem Einbruch konnten wir dadurch einige Monate überbrücken. In einem Buch über Autohersteller Toyota hatte ich gelesen, dass sich das Unternehmen in Krisenzeiten immer auf die Entwicklung konzentriert. Genau das taten wir auch, was sich als sehr gute Entscheidung entpuppte. Unser kleines Eventtechnik-Team, das während der Pandemie nichts mehr zu tun hatte, begann sich gemeinsam mit einigen Marketingleuten auf Kabel zu konzentrieren – etwas, das wir bisher nicht im Sortiment hatten. Sie fanden heraus, dass es keine USB-C-Kabel in den Längen 4 und 5 Meter am Markt gab. Also fingen wir selbst an, solche Kabel zu produzieren. Ausserdem entstand während der Pandemie unser bisher erfolgreichstes Produkt.

Was ist das für ein Produkt?

Vida: Der Taurus UCX – von aussen eine langweilige schwarze Box, die aber viele nützliche Funktionen fürs hybride Arbeiten und den Gebrauch in Meetingräumen bietet. So können Nutzerinnen und Nutzer über ein einziges USB-C-Kabel Audio- und Videosignale vom persönlichen Gerät übertragen und ihren Laptop oder das Tablet gleichzeitig aufladen. Mit dem Taurus UCX lässt sich auch der Raum steuern. So können Sie zum Beispiel das Licht einschalten oder die Jalousien herunterlassen ohne dafür separate Touchpanels zu benötigen. Durch die Pandemie und den damit verbundenen Hybrid-Work-Boom stieg die Nachfrage für Meeting-Room- und Kollaborationslösungen stark an – für uns ein Glücksfall.

Mit Corona kam auch die Chipknappheit. Wie abhängig sind Sie von Komponenten aus Asien?

Vida: Die wichtigsten Komponenten für unsere Produktion kommen aus Taiwan. Wir sind also durchaus abhängig. Wir beziehen unsere Chips von TSMC, dem wohl wichtigsten Chiphersteller dort. Als wir einen Engpass spürten, fiel die Entscheidung, in zusätzliche Komponenten zu investieren. Dadurch, dass Lightware rund 4 Millionen Euro zusätzlich für Komponenten ausgab, konnten wir unseren Bestand mehr als verdoppeln. Wir sind also momentan abgesichert. Einer unserer grossen Vorteile ist zudem, dass wir ein eigenes Entwicklerteam im Haus haben. Eigene Chips können wir zwar nicht herstellen, aber unsere Entwickler können Produkte innert weniger Monate so umkonzipieren, dass sie auch mit einem anderen Chip voll funktionsfähig sind. Lightware ist gross genug, um am Markt zu bestehen, aber auch klein genug, um noch dynamisch auf solche Situationen zu reagieren.

Herr Rizzo, welche Aufgaben übernehmen Sie als Standortleiter in der Schweiz?

Giuseppe Rizzo: Ich bin für den kompletten Aufbau der Schweizer Niederlassung verantwortlich. Dazu zählen auch der Aufbau eines Schweizer Teams und eines Kundenstamms. Ich bin in der Schweizer Pro-AV-Branche durch meine bisherigen Tätigkeiten gut vernetzt und konnte in den vergangenen Jahren viele Kontakte zu Systemintegratoren, Installateuren und Planern aufbauen. Zudem werde ich den hiesigen Distributor Lang Baranday bei verschiedenen Projekten und in der Logistik unterstützen.

Was sind Ihre Ziele mit Lightware?

Rizzo: Erst einmal so schnell wie möglich nicht mehr alleine zu sein. Ich möchte drei bis vier Personen mit ins Boot holen, die mich unterstützen. In der Schweiz gibt es über 400 AV-Installateure, da ist es unmöglich, den ganzen Markt alleine zu betreuen. Ausserdem gibt es Gebiete, wie die Westschweiz, mit denen ich nicht so gut vertraut bin. Zudem will ich die Bedürfnisse der Schweizer Kundschaft optimal abdecken. Dazu werden ich und mein zukünftiges Team das Feedback vom Schweizer Markt direkt nach Ungarn an die Produktentwicklung weitergeben, damit sie die Produkte entsprechend auf die Marktbedürfnisse anpassen kann. Und schliesslich möchte ich natürlich Spass an der Arbeit und am Kontakt mit den Kunden haben.

Auch bei Comm-Tec – heute Exertis Pro AV – waren Sie dafür zuständig, das Unternehmen aus- respektive aufzubauen. Ist der Aufbau neuer Unternehmen das, was Sie antreibt?

Rizzo: Es macht mir definitiv Spass, etwas Neues aufzubauen. Ich mag es, wenn die Ausgangslage übersichtlich ist und ich ein Unternehmen wachsen sehe. Ausserdem ist die Wahrscheinlichkeit, eine böse Überraschung zu erleben, so viel kleiner, als wenn man ein bereits voll etabliertes Unternehmen übernimmt. Es ist wie Forrest Gump im Film sagt: "Life is like a box of chocolates – you never know what you gonna get." Darum mache ich mir meine Schokolade am liebsten selbst.

Weshalb sollten Schweizer Integratoren auf Lightware setzen?

Rizzo: Mit Lang Baranday haben wir einen sehr guten, zuverlässigen Distributor, der bereits lange am Markt ist. Ausserdem produziert Lightware im europäischen Raum. Dadurch bleiben wir zwar vor der Komponentenknappheit nicht verschont, sind aber trotzdem schneller am Markt. Zudem bietet Lightware Support und Unterstützung von der Produktion bis direkt zum Installateur und die Produkte sind auf die europäischen Zielgruppen zugeschnitten.

Welche Trends beobachten Sie momentan am Pro-AV-Markt?

Rizzo: Die Erleichterung darüber, dass die Homeoffice-Pflicht aufgehoben wurde, ist gross. Man trifft sich wieder in den Büroräumlichkeiten, wo meist auch die interessantesten Gespräche stattfinden. Das kommt den Playern am Markt, die Lösungen für Meetingräume oder hybrides Arbeiten anbieten, natürlich zugute. Die Wirtschaft erwacht aus der Pandemiestarre und Unternehmen sind bereit, wieder in Projekte zu investieren. Für uns ist darum jetzt der richtige Moment gekommen, um mit Lightware in der Schweiz zu starten.

Welche technischen Trends gibt es?

Rizzo: Der USB-C-Anschluss ist sicherlich ein technischer Trend. Lightware ist einer der ersten Hersteller im Pro-AV-Bereich, der USB-C in unterschiedlichen Signalmanagement-Lösungen anbietet. Für alle aus der IT-Welt mag das komisch klingen. Für sie ist USB-C bereits zum Standard geworden, aber im AV-Bereich wird noch immer mit VGA-Anschlüssen hantiert.

Wie wird sich der Markt kurz- bis mittelfristig entwickeln?

Rizzo: Der Markt wird vermutlich anfangs aufgrund der bereits angesprochenen Chipknappheit noch etwas stottern. Alle – auch Anbieter aus anderen Branchen – haben Schwierigkeiten bei der Komponentenbeschaffung und der Produktion. Mittelfristig dürfte es aber wieder aufwärtsgehen. Auch in der Eventbranche, da Konzerte und andere Grossanlässe seit Kurzem wieder ohne Einschränkungen möglich sind.

persönlich

Giuseppe Rizzo

Nach seiner Ausbildung zum Detailhandelsverkäufer war Giuseppe Rizzo sieben Jahre bei Eschenmoser in Zürich tätig. Die Leidenschaft für die Elektronikbranche öffnete ihm die Türen zu Canon Schweiz, wo er zwei Jahre als Product Manager und acht Jahre im Key Account Management verbrachte. 2007 übernahm er die Aufgabe als Geschäftsführer von Grundig Schweiz und integrierte diese in die Novis-Gruppe. Ende 2015 zog es ihn in den B2B-Bereich. Dort entwickelte und etablierte er Comm-Tec als eigenständigen Fully-fledged-Distributor. Noch vor seinem 50. Geburtstag wechselte er zu Mobilepro. Im März 2022 startete er als Schweiz-Chef beim ungarischen Signal­manegement-Spezialisten Lightware. Rizzo verbringt seiner Freizeit vor allem mit seiner Familie, seinen Freunden und dem Golf- und Snowboard-Sport. Als Geniesser und Denker verbringt er viel Zeit mit Zigarren und feinem Abendessen unter Freunden. (Source: zVg)

Gergely Vida

Gergely Vida ist seit 23 Jahren CEO von Lightware. Er gründete das Unternehmen 1998 und arbeitete erst vom Gästezimmer einer Wohnung in der Budapester Innenstadt aus. Mittlerweile hat Lightware über 15 Partnerbüros auf 4 Kontinenten. Vida war schon in jungen Jahren von der AV-Technik begeistert. Auch heute steht er noch an der Spitze der Produktentwicklung, um sicherzustellen, dass Light­ware die Erwartungen der Partner übertrifft. Er hat an der Budapest University of Technology and Economics studiert und hält einen Master in Electrical, Electronics und Communications Engineering. (Source: Netzmedien)

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