Wie die Umfirmierung von Comm-Tec zu Exertis Pro AV vonstatten geht
Michael Kirsch ist seit knapp einem Jahr Geschäftsführer/Vertriebsleiter von Exertis Pro AV Schweiz. Im Interview sagt er, warum die Umstellung auf die Schweiz für ihn nach über 20 Jahren Comm-Tec Deutschland keine grosse Sache war und wie die Umfirmierung von Comm-Tec zu Exertis Pro AV vonstatten ging.
Wie ist es Ihnen in Ihrem bald ersten Jahr als Geschäftsführer/Vertriebsleiter von Exertis Pro AV Schweiz ergangen?
Michael Kirsch: Die Verbindung zu Exertis Pro AV Schweiz ist nicht neu. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich bereits vertrieblich auf dem Schweizer Markt gearbeitet und enge Kontakte mit den Schweizer Kollegen gepflegt. Die Exertis Pro AV in Europa war schon immer in engem Kontakt und arbeitet eng zusammen. Meine Zielsetzung war stets, das Vertrauen in Exertis Pro AV seitens Kunden, aber auch seitens Hersteller zu halten und weiter auszubauen.
Was haben Sie als neuer Geschäftsführer/Vertriebsleiter als Erstes in Angriff genommen?
Ich habe in meiner neuen Funktion zusammen mit unserem COO Marc Lehnherr angefangen, wichtige Hersteller anzusprechen und Geschäftsbeziehungen zu intensivieren. Mein Hauptaugenmerk liegt aber auf Vertrieb und Kundenbeziehungsmanagement. Mir war und ist es besonders wichtig, das Vertrauen unseren Kunden in Exertis Pro AV einerseits zu bestätigen, aber andererseits auch weiter auszubauen. Stabilität, Know-how, Think Solutions und am Ende mehr als 25 Jahre Erfahrung auf dem Pro-AV-/IT-Markt sind hier wichtige Faktoren. Wir haben unsere Vertriebsstruktur neu aufgesetzt und in diesem Zuge auch die Zuordnung von festen vertrieblichen Ansprechpartnern für unsere Kunden überarbeitet. Hier ist es natürlich auch wichtig, unsere Kunden weiter zu klassifizieren und entsprechend die richtigen Ansprechpartner mit dem passenden Know-how zu haben. Unsere Kunden müssen uns kennen, aber auch wir müssen unsere Kunden kennen. Unterstützt wird dies durch ein zeitgemässes ERP-System, das es ermöglicht, marktkonform den Kunden bestmöglichen Service zu bieten – vor, während und nach dem Kauf beziehungsweise Projekt. Ziel ist ein gemeinsames, nachhaltiges Wachstum auf dem Schweizer Pro-AV-Markt. Exertis Pro AV ist der Partner an der Seite unserer Kunden, wenn es um Pro AV/IT geht!
Welchen Herausforderungen sind Sie dabei begegnet?
Im Zuge von Prozessoptimierungen, um damit einhergehend verbesserten Service für unsere Kunden in der Exertis-Gruppe bieten zu können, setzen wir darauf, Produktwissen und Know-how gebündelt und fokussiert präsent zu haben. Im Zuge von Shared Resources haben wir gruppenübergreifend feste Verantwortlichkeiten an den einzelnen Standorten für unsere Produktbereiche, Produktgruppen und Hersteller installiert. Natürlich muss diese Struktur auch in den Länderorganisationen etabliert werden – einerseits intern, aber auch in Richtung Kunde. Unser Ziel in der Gruppe ist, unseren Kunden den bestmöglichen und kompetenten Service auf direktem Wege zu bieten. Natürlich ist das kein rein organisatorisches Thema, das auf dem Papier passiert. Mitarbeitende, Kunden und Partner müssen aktiv auf dem Weg mitgenommen werden.
Sie waren über 20 Jahre für Comm-Tec Deutschland im Einsatz. Wie war die Umstellung auf die Schweiz?
Auch wenn wir in Länderorganisationen aufgestellt sind, wir sind ein Team! Schon seit jeher haben wir eine enge Zusammenarbeit und einen intensiven Austausch gepflegt. Bereits ab Anfang 2000 bis zur Gründung der Comm-Tec AG Schweiz im Jahr 2015 war ich bis zum Aufbau des Vertriebsteams alleiniger Ansprechpartner für unsere Kunden auf dem Schweizer Pro-AV-Markt. Daher war es ein logischer und konsequenter Schritt hier neben meiner vertrieblichen Verantwortung für den Bereich Export in der Gruppe die vertriebliche Verantwortung und Ausrichtung für den Schweizer Markt zu übernehmen. Auch die Kommunikation und Umsetzung der Brand Transition von Comm-Tec zu Exertis Pro AV Schweiz ging damit einher – intern wie extern. Mir war hier immer viel daran gelegen, intern und extern den Fokus auf Stabilität und Kontinuität zu legen – wir bleiben wir, nur eben mit neuen Perspektiven und Potenzialen für unsere Partner aufgrund der Zugehörigkeit zu Exertis.
Welche Rolle spielt der Schweizer Markt für Sie?
Der Schweizer Markt ist ein wichtiger Markt für uns – natürlich rückwirkend betrachtet ein Argument für die Gründung der Comm-Tec Schweiz. Uns ist die Nähe zu unseren Kunden wichtig, um auch vor Ort der Partner für Pro-AV-/IT-Projekte und perfekten Rundum-Service zu sein. Exertis Pro AV bietet dem Schweizer Handel mit der Exertis Pro AV Academy regelmässig kostenlose Webinare und Trainings an. Natürlich begrüssen wir auch gerne unsere Kunden vor Ort in unserem Showroom in Glattbrugg/Zürich, um unsere Top-50-Marken sowie Lösungen live zu präsentieren und erlebbar zu machen.
Seit Juli 2019 ist Comm-Tec Teil der DCC Technology Trading/Exertis und tritt seit Anfang 2021 als Exertis Pro AV auf. Was hat sich durch die Akquirierung und den Namenswechsel im Unternehmen verändert?
Exertis bündelt die weltweiten Aktivitäten unter der Marke Exertis Pro AV in Europa, Nordamerika, Lateinamerika, Australien und Asien. Durch die Übernahme bedeutet das konkret, dass Comm-Tec mit Standorten in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien und Spanien seit Februar 2021 als Exertis Pro AV auftritt.
Was hat sich für die Kunden verändert?
Durch die Integration in Exertis Pro AV profitieren sowohl unsere Kunden als auch Hersteller von der Erweiterung des Produktportfolios und des Serviceangebots. Die Comm-Tec GmbH stärkt dadurch ihre Position als Vollsortimenter und es freut uns, Kunden neue Lösungen von namhaften Herstellern vorzustellen. Auch profitieren Kunden von Synergien aus einem DACH-übergreifenden Fachvertriebs- und Technical-Support-Konzept. Der Zugriff auf ein grösseres Netzwerk und eine grosse Organisation ermöglicht natürlich auch unseren Mitarbeitenden, noch zielgerichteter auf Projekte und Anforderungen unserer Kunden einzugehen.
Kam mit der Umfirmierung auch ein Strukturwechsel, beziehungsweise ist ein solcher geplant?
Nein, es ist kein Strukturwechsel geplant. Unsere Initiativen gehen in Richtung Optimierung des angebotenen Produktportfolios und Serviceangebots für unsere Kunden und Partner. Wir haben organisatorisch ein Shared-Resources-Konzept umgesetzt und bündeln so Kompetenzen und Fachwissen, das wir auf direktem Weg unseren Partnern zugänglich machen. Mit der Zugehörigkeit zu Exertis haben wir hier natürlich weitaus grössere Möglichkeiten und Chancen – für Kunden, Hersteller und Exertis Pro AV.
Michael Kirsch, Vertriebsleiter/Geschäftsführer von Exertis Pro AV Schweiz. (Source: zVg)
In der Meldung zur Übernahme kündigten Sie an, den Bereich Pro-AV stärken zu wollen. Wie ist das gelungen?
Unser Business Development arbeitet stets aktiv an der Stärkung und Ausweitung unseres Pro-AV-Portfolios. Entsprechend freut es uns, unser Lösungsangebot regelmässig mit starken Partnern und Marken zu erweitern. Vor Kurzem wurde entsprechend die Partnerschaft mit dem Videokonferenzhersteller Konftel zur Erweiterung unseres Unified-Communications-and-Collaboration-Produktprogramms verkündet. Ebenso erweiterte Exertis Pro AV mit dem Netzwerkhersteller Netgear jüngst das Signalmanagement-Sortiment um einen starken Partner im AV-over-IP- und PoE-Bereich. Mit Newtek haben wir einen etablierten Spezialisten für IP-basierte Software im Videoproduktionsumfeld gewonnen und bieten unseren Kunden somit auch diese Schnittstelle aus einer Hand an. Auch unseren professionellen Pro-Audio-Bereich konnten wir mit den Herstellern Poly, Spottune und Yamaha stärken und liefern unseren Kunden somit erweiterte und umfassende Lösungen für hochwertige Klangerlebnisse. Exertis Pro AV zeigt mit diesen Entwicklungen ein Gespür für zukunftsweisende Trends und Entwicklungen, was schon immer eine Stärke unseres Unternehmens war.
Welche Auswirkungen hatte die Coronakrise auf Exertis Pro AV?
Corona ist eine Herausforderung für uns alle – im privaten wie auch geschäftlichen Bereich. Rückblickend auf März des letzten Jahres, hat uns Corona als Organisation schon vor einige Herausforderungen gestellt. Kurzfristig wurde der Office-Betrieb auf Homeoffice umgestellt und der «normale» Ablauf im Büro hat so, wie wir ihn kannten, nicht mehr stattgefunden. Natürlich mussten sich unsere Mitarbeitenden dadurch auch in ihrer Arbeitsweise umstellen. Remote arbeiten bedeutet, dass man sich anders organisieren muss – Videokonferenzen sind ein elementarer Bestandteil. Auch die Kommunikation mit unseren Kunden hat sich in den virtuellen Raum verlegt. Aber mit viel Engagement und natürlich der notwendigen technischen Ausstattung haben wir die Situation gut gemeistert. Zwischenzeitlich sind auch Konzepte für hybride Arbeitsplatzmodelle entwickelt worden. Aber nicht nur organisatorisch, sondern auch thematisch hat sich hier einiges getan. Die Coronapandemie hat deutlich Defizite und Nachholbedarf zum Beispiel im Bereich E-Learning sowie moderner Unterrichtstechnik aufgezeigt. Als Folge wurden durch Corona insbesondere die Digitalisierung, Workplace Management und AV-Segmente wie Digital Learning massiv vorangetrieben. Auch Lösungen zur Luftreinigung in geschlossenen Räumen erfahren einen starken Zuspruch. Diese Trends greifen wir natürlich auf, um unseren Kunden idealen Projektsupport zu bieten.
Wie ist momentan die allgemeine Stimmung in der Branche?
Prinzipiell lassen die erwähnten Trends und Entwicklungen viel Raum und Potenzial für Innovationen. Back to Office – das nun oftmals hybrid konzipierte Büro oder auch Klassenzimmer lässt neue Arbeitsmethoden und Workplace Management zu. Neben verstärkter Digitalisierung erwarten wir einen weitergehenden Aufschwung von Collaboration-Lösungen und Videokonferenzmeetings. Aber auch Lösungen wie smarte Kameras beispielsweise von Huddly, die auch die Einbindung von Whiteboards in Online-Meetings ermöglichen, sorgen in der AV-Industrie für spannende Entwicklungen.
Was nehmen Sie mit Exertis Pro AV als Nächstes in Angriff?
Wir freuen uns auf 2022 und darauf, dass die Industrie wieder zu einer, wenn auch anderen Normalität zurückfindet. Die Pandemie beschert uns allen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Wir müssen nur bereit sein, diese zu nutzen – wir sind es!
Noch eine letzte Frage: Wie kommt man mit einem Master in International Affairs und einem Praktikum bei der UN zu einem AV-Disti?
Der Umzug aus den USA nach Europa ist aus privater Motivation entstanden. Exertis Pro AV (damals Comm-Tec) war und ist für mich ein sehr innovatives Unternehmen mit viel Raum, um sich und seine Ideen einbringen zu können. Dies, zusammen mit Produktlösungen, die immer State of the Art sind und neue Möglichkeiten der Kommunikation geben, stellen für mich ein spannendes Berufsumfeld dar, in dem ich seit so vielen Jahren immer noch begeistert aktiv bin. Was mich natürlich sehr begeistert: Ich konnte von Anfang an bis jetzt in einem sehr internationalen Umfeld tätig sein und vertriebsverantwortlich die Regionen Schweiz, Österreich und Osteuropa betreuen.
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