Blue Beanie Day: Mit blauer Mütze für mehr Barrierefreiheit im Internet demonstrieren
Viele Menschen mit Behinderung stossen im Internet nach wie vor auf teilweise unüberwindbare Hindernisse. Um ein Zeichen für mehr Barrierefreiheit zu setzen, rufen Behindertenorganisationen am 30. November zum Teilen von Infos und zum Tragen einer blauen Mütze auf.
Das Internet steckt noch immer voller Barrieren – zumindest für viele Menschen mit Behinderung. Sie stossen im Web "auf teilweise unüberwindbare Hindernisse", wie es in einer gemeinsamen Mitteilung verschiedener Schweizer Behindertenorganisationen heisst. Demnach nutzen Menschen mit Behinderung das Internet deutlich häufiger als der Rest der Bevölkerung. Umso mehr seien sie darauf angewiesen, dass Webseiten barrierefrei gestaltet sind.
Um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig ein barrierefreies Internet und das Einhalten von Webstandards für betroffene Menschen sind, nutzen Organisationen weltweit den "Blue Beanie Day", der seit 2007 jeweils am 30. November stattfindet. In den sozialen Netzwerken teilen etwa Webentwickler Informationen zu den Themen Web-Standards und Barrierefreiheit. Dazu posten sie Selfies von sich mit einem Blue Beanie, also einer blauen Mütze. Letzteres gehe zurück auf den US-amerikanischen Webentwickler Jeffrey Zeldman. Auf dem Umschlag seines Buches "Designing with Web Standards", ist er mit aufgesetzter blauer Mütze zu sehen. Heute sei diese ein Symbol der Bewegung für Webstandards geworden, heisst es in der Mitteilung.
Es bleibt viel zu tun
Gründe, auf mangelnde Barrierefreiheit aufmerksam zu machen, gibt es genug. In ihrer Mitteilung verweisen die Schweizer Behindertenorganisationen auf die letztes Jahr veröffentlichte Accessibility-Studie der Stiftung "Zugang für alle", die seither kaum an Aktualität verloren hat. Nur knapp ein Viertel der getesteten 41 Onlineshops seien für Menschen mit Behinderungen gut bis sehr gut nutzbar, fassen die Organisationen zusammen.
Einige Aspekte der Barrierefreiheit im Internet sind laut der Mitteilung eine anpassbare Schriftgrösse, guter Kontrast, Alternativtexte für Bilder, Inhalte in einfacher Sprache und die Navigierbarkeit mittels Screenreader. Ausführlicher stehen die Kriterien in den "Web Content Accessibility Guidelines" (WCAG).
Dank dieser gemeinsam definierten Richtlinien "ist das Web zugänglich geworden – und es bleibt immer noch viel zu tun", heisst es in der Mitteilung.
Manchmal tut sich was
Auch in der Gamingbranche sind Menschen mit Behinderung oftmals ausgeschlossen. Eine löbliche Ausnahme ist das kommerzielle Videospiel "The Last Of Us II". Für den blinden Gamer Daniele Corciulo war es das erste Videospiel, dass für ihn vollständig barrierefrei funktioniert, wie sie hier lesen können.
Unlängst bewilligte die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse mehrere Forschungsprojekte zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung. Hauptziel sei es, das Lesen digitaler Texte zu vereinfachen und für Menschen mit Einschränkungen verstehbar zu machen.
In der Schweiz beteiligen sich am diesjährigen Blue Beanie Day der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen SZBLIND, die Stiftung Zugang für alle, der Schweizerische Gehörlosenbund SGB-FSS, Procap, Inclusion Handicap, AGILE.CH, die Schweizerische Caritasaktion der Blinden (CAB), der Schweizerische Blindenbund (SBb) und der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV).