Mystery-Shopping

Fachhändler: "Lieber nicht Radio hören statt das"

Uhr

Astrids altes Autoradio kann kein DAB+ empfangen. Das wollte die Mystery-Shopperin ändern und machte sich im Handel auf die Suche nach einem entsprechenden Adapter - mit mässigem Erfolg. Ein Händler wollte ihr gar etwas Falsches verkaufen.

(Source: Julian Hochgesang / Unsplash)
(Source: Julian Hochgesang / Unsplash)

Mystery-Shopperin Astrid T. kann in ihrem Auto nur UKW-Radio empfangen. Da sie in letzter Zeit viele Medienberichte über die Umstellung auf DAB+ gelesen hat, wollte sie ihr altes Autoradio mit einem DAB+-Adapter aufrüsten. Also machte sie sich im Handel auf die Suche nach einem entsprechenden Gerät für ihren Volvo S80, Baujahr 2003. Das Knifflige dabei: Astrids Autoradio verfügt weder über einen Aux- noch über einen USB-Eingang. Die Mystery-Shopperin ging zu Conrad, Fust, Interdiscount, Media Markt, Melectronics und zu einem Fachhändler und fragte, was sie in ihrem Fall machen könne.

Interdiscount

Ihre Mystery-Shopping-Tour startete Astrid dieses Mal bei Interdiscount. Im Laden fand sie zwei Mitarbeiter, die gerade dabei waren, Regale einzuräumen. "Grüezi, was darf es sein?", fragte einer der beiden, als er Astrid bemerkte. Die Mystery-Shopperin schilderte ihm ihr Anliegen. Der Mitarbeiter führte sie zum einzigen Gerät, das in der Interdiscount-Filiale erhältlich war, dem Modell CDR70BT von Hama. Der Adapter habe auch Bluetooth. Astrid könne damit also auch ihr Handy verbinden und so Musik über Streamingdienste etc. hören, erklärte der Interdiscount-Mitarbeiter. Die Mystery-Shopperin erkundigte sich, ob sie noch Zubehör wie eine Antenne oder ein Stromkabel brauche. Nach einem Blick auf die Verpackung sagte der Verkäufer: "Da ist eine kleine Antenne dabei, die Sie auf die Frontscheibe kleben, und der Strom kommt über den 12-Volt-Adapter, also den Zigarettenanzünder." Astrid wollte zudem noch wissen, wie es denn mit anderen Adapter-Modellen aussehe. "Die sind alle gleich gut", lautete das Urteil des Verkäufers. Astrid bedankte sich für die Beratung und ging eine Station weiter in eine Fust-Filiale.

Fust

In der Fust-Filiale hiess es: "Sorry, wir haben nur Haushaltsgeräte." Also wagte die Mystery-Shopperin etwas Neues und liess sich im Fust-Onlineshop per Live-Chat beraten. Sobald Astrid ihre erste Nachricht im Chat abgeschickt hatte, ertönte ein lautes "Pling" und ein Mitarbeiter war zur Stelle. Die Mystery-Shopperin schrieb im Chat, wonach sie sucht. Sogleich schickte ihr der Verkäufer einen Link zu einem Adapter von Pure und fragte: "So etwas?" Astrid bejahte und schrieb dem Fust-Mitarbeiter, dass es am Autoradio allerdings keinen Aux- oder USB-Anschluss gebe. "Okay, ich schaue mir das gerne für Sie an. Einen Augenblick bitte", lautete die Antwort des Verkäufers. Es ging knapp 2 Minuten, bis Astrid wieder ein "Pling" hörte, allerdings kam dieses mit einer schlechten Nachricht: "Leider finde ich keinen in unserem Sortiment ohne Aux und USB." Astrid bedankte sich beim Fust-Mitarbeiter für die Beratung und schloss den Chat. Da sie sowieso schon auf der Fust-Website war, überprüfte sie, ob es bei dort wirklich nur Adapter gibt, die einen USB- oder Aux-Anschluss benötigen. Schnell fand sie zwei Geräte. Darunter auch der Adapter von Pure, den ihr der Fust-Verkäufer geschickt hatte, um abzuklären, wonach Astrid sucht.

Conrad

Ihren dritten Versuch unternahm Astrid bei Conrad, wo sie ein fast leeres Geschäft vorfand. Es war gerade Restverkauf. Die Mystery-Shopperin fand schnell einen Verkäufer und fragte nach dem gesuchten DAB+-Adapter. "Nur noch im Internet, wir haben keine mehr da", erhielt sie als Antwort. Ob er ihr denn von den im Internet verfügbaren Adaptern einen empfehlen könne? Er nicht, aber die Kollegin, "sie kommt gleich". Also wartete Astrid auf die Kollegin, die sie nach kurzem Stöbern im Onlineshop allerdings enttäuschen musste. "Die funktionieren alle nur über Aux oder USB. Mit einem Radio, das nichts hat, ist es schwierig", sagte die Conrad-Mitarbeiterin. Auch nach 2 bis 3 Minuten Weitersuchen hatte sie keinen Adapter gefunden, der für Astrids Bedürfnisse geeignet wäre. Also bedankte sich die Mystery-Shopperin und versuchte ihr Glück im nächsten Geschäft.

Media Markt

Im Media Markt steuerte Astrid einen Verkäufer an, der gerade nicht in ein Beratungsgespräch verwickelt war. Als sie ihm ihre Situation geschildert hatte, sagte er: "Ich weiss, was Sie brauchen." Doch das wusste er offenbar doch nicht. Denn bald standen Astrid und der Media-Markt-Mitarbeiter vor zwei FM-Transmittern der Marke Hama. Wie der Verkäufer erklärte, kann Astrid damit Musik von ihrem Handy übers Autoradio abspielen. "Einfach den Transmitter in den Zigarettenanzünder stecken und das Handy damit verbinden." Beim günstigeren Gerät (für 39.95 Franken) müsse Astrid ihr Smartphone via Audiokabel verbinden. Beim teureren Transmitter für 54.95 Franken funktioniere die Verbindung via Bluetooth. Laut Verkäufer gibt es bei Media Markt auch ein ähnliches Gerät von KS. "Das ist aber nicht so ein gutes Qualitätsprodukt", sagte er. "Hama kann ich aber wirklich empfehlen." DAB+ erwähnte der Media-Markt-Mitarbeiter während des ganzen Gesprächs nicht. Als sich Astrid nach ihrer Mystery-Shopping-Tour im Internet näher über die empfohlenen Transmitter informierte, fand sie heraus, dass diese tatsächlich keine DAB+-Signale umwandeln. Zwar könnte sie übers Handy Internetradio hören und dann eben das Handy mit einem der Geräte verbinden, aber das DAB+-Problem wäre damit nicht gelöst.

Melectronics

Als Astrid die Melectronics-Filiale betrat, begrüssten sie direkt zwei Mitarbeiter. Astrid fragte nach DAB+-Adaptern fürs Auto und einer der beiden führte sie zum entsprechenden Regal, in dem ein Gerät von Pure hing. Der Highway 600 für 229 Franken. (Dasselbe Gerät kostete übrigens im Onlineshop von melectronics.ch 155 Franken, also ein Drittel weniger, und Digitec, das auch zur Migros gehört, verlangte für das exakt gleiche Gerät am 23.9.2021 76.40 Franken. Anm. d. Red.) Als die Mystery-Shopperin vom fehlenden Aux-Eingang erzählte, musste der Melectronics-Mitarbeiter kurz die Verpackung des Geräts konsultieren. Sein Fazit: "Geht beides. Entweder übers Kabel oder über die Radiofrequenz." Astrid fragte auch hier noch nach anderen Modellen. "Wir haben halt nicht viel anderes", gab der Verkäufer zu. "Ich weiss jetzt nicht, ob es da grosse Unterschiede gibt." Also fragte die Mystery-Shopperin nicht weiter nach und machte sich auf zum letzten Geschäft.

Fachhändler

Beim Fachhändler musste sich Astrid erst in Geduld üben. Es war nämlich keiner da. Das dachte die Mystery-Shopperin zumindest anfangs, doch dann bemerkte sie, dass der Fachhändler wohl im Büro oder an einem anderen Ort, der nicht für Kundschaft zugänglich ist, gerade telefonierte. Etwas mehr als 10 Minuten sah sich Astrid die ausgestellten TVs und Hi-Fi-Anlagen an und dachte bereits daran, das Geschäft wieder zu verlassen. Doch dann tauchte der Händler doch noch auf und entschuldigte sich bei der Mystery-Shopperin für die Wartezeit. "Ich habe Sie gar nicht gehört." Kann passieren. Astrid schilderte ihr Anliegen. Er habe nichts da, sagte der Händler, aber er habe etwa vor einem Jahr einen DAB+-Adapter fürs Auto ausprobiert. Laut Fachhändler war das Ergebnis gar nicht überzeugend. "Lieber nicht Radio hören statt das", lautete sein vernichtendes Urteil. Der Empfang sei schlicht zu schlecht gewesen. Trotzdem erklärte der Fachhändler Astrid, welche unterschiedlichen Geräte-Arten es gebe. Einerseits gebe es solche, die über den Aux-Anschluss funktionierten - diese seien für Astrids Autoradio allerdings nicht geeignet. Andererseits gebe es Geräte, die ohne Aux-Kabel funktionierten und welche die DAB+-Frequenz in eine UKW-Frequenz umwandeln würden. Auf Wunsch könnte er für die Mystery-Shopperin zwar ein Gerät bestellen, "aber ich bin viel zu wenig versiert, um Ihnen ein richtig gutes Gerät empfehlen zu können." Sein Sohn und der andere Verkäufer, die sich eventuell besser auskennen, seien gerade nicht da, sagte der Fachhändler. Er würde aber mal bei ihnen nachfragen, falls Astrid nochmal vorbeikommen wolle. Astrid bedankte sich für die Beratung und beendete die Mystery-Shopping-Tour.

Fazit

Es lohnt sich, wenn man sich vorher selbst informiert. Zu diesem Schluss kam Astrid nach ihrem DAB+-Adapter-Shopping. Denn bei Media Markt wollte ihr der Mitarbeiter etwas Falsches verkaufen. Bei Fust sagte ihr der Verkäufer via Chat-Beratungsfunktion, dass es keine Geräte für ihre Anforderungen gebe, obwohl sie anschliessend herausfand, dass Fust sehr wohl welche im Onlinesortiment hatte. Und der Fachhändler wollte lieber keine konkrete Empfehlung abgeben, da er sich zu wenig auskenne. Auch wenn der Fachhändler Astrid keine Empfehlung abgeben konnte und die Mystery-Shopperin 10 Minuten warten liess, gefiel ihr seine Ehrlichkeit. Er schien zudem der Einzige zu sein, der bereits einmal einen DAB+-Adapter ausprobiert hatte und Astrid klar sagte, dass er davon nicht überzeugt war. Allgemein fiel der Mystery-Shopperin auf, dass die Auswahl an Geräten in den Läden sehr begrenzt war. Wenn die Händler etwas Passendes im Geschäft hatten, dann meistens nur ein Gerät. Zudem hörte Astrid häufig, dass sich die Adapter nicht wirklich voneinander unterschieden. Eigentlich schwer zu glauben, bei den Preisunterschieden. Dem Fass den Boden ausgehauen hat aber Melectronics mit seiner Preispolitik, im Laden das Dreifache zu verlangen als die Konzernschwester. Da hatte wohl jemand seinen "Tiefpreisschwur" vergessen.

 

Übrigens: Die Redaktion hat einen DAB+-Adapter fürs Autoradio unter die Lupe genommen. Wie das Einrichten des Ptec A1 von Palotec von statten ging, können Sie im Hands-on lesen.

Tags
Webcode
DPF8_230706