One-to-One mit Martin Kofler

Wie Eizos neuer CEO die Marke bekannter machen will

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Eizo Schweiz hat am 1. Juni einen neuen CEO bekommen. Martin Kofler war 6 Jahre bei B&O und ist nach 8 Jahren Lexmark auch in der IT-Branche kein Unbekannter. Im Gespräch erklärt er, wie er Eizo als Premiumbrand auch ausserhalb des Geschäfts mit Officemonitoren positionieren will.

Martin Kofler, CEO bei Eizo Schweiz (Source: Netzmedien)
Martin Kofler, CEO bei Eizo Schweiz (Source: Netzmedien)

Sie sind im Juni bei Eizo gestartet. Wie ist es Ihnen seit ­Ihrem Start ergangen?

Martin Kofler: Es ist mir sehr gut ergangen. Natürlich war auch die Situation komfortabel, weil mein Vorgänger Walter Briccos noch im Unternehmen war und er so die Geschäfte fliessend an mich übertragen konnte. Ich habe hier bei Eizo ausserdem ein sehr engagiertes Team angetroffen, das mich sehr herzlich aufgenommen hat.

Welche organisatorischen Anpassungen wollen Sie im ­Unternehmen vornehmen?

Eizo hat in der Schweiz insbesondere in den vergangenen zwei Jahren wichtige organisatorische Veränderungen erlebt. Wir sind heute gut organisiert. Ich sehe keinen unmittelbaren Handlungsbedarf und werde sicher keine 180-Grad-Wende vollziehen. Die angestossenen Veränderungen werden wir konsequent weiterverfolgen.

Was haben Sie als Erstes angepackt?

Ich habe mir erst einmal einen Überblick verschafft, über die Mitarbeitenden, unsere Partnerlandschaft und unsere Kunden. Ich wollte spüren, wie Eizo Schweiz tickt. Eizo ist ein Traditionsunternehmen mit einer langjährigen Geschichte. Ausserdem wollte ich auch herausfinden, wo das Unternehmen im Digitalisierungsprozess steht. Eine weitere wichtige Aufgabe sehe ich darin, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ländergesellschaften zu vertiefen. Die verschiedenen Länderniederlassungen arbeiten sehr autonom. Das gilt besonders für die Schweiz, was in bestimmten Bereichen auch gut ist. Allerdings möchte ich auch Synergien mit unseren Kollegen im Ausland nutzen können, damit dieselben Arbeiten nicht doppelt oder dreifach gemacht werden.

Sie waren vor Eizo rund 6 Jahre bei Bang & Olufsen. Haben Sie keinen Kulturschock erlebt?

Überhaupt nicht. Ich fühle mich sowohl im B2B-Geschäft als auch im B2C-Geschäft zuhause. Von der Vertriebslandschaft her sehe ich mich bei Eizo stark an meine Zeit bei Lexmark erinnert, wo ich 8 Jahre gearbeitet habe.

Welche Erfahrungen können Sie aus der Zeit bei B&O auch bei Eizo nutzen?

Die Vertriebskonzepte mit indirektem Vertrieb sind vergleichbar. Ich habe ausserdem jahrelange Erfahrung, eine Markenniederlassung eines Unternehmens mit indirektem Vertrieb zu führen. Zudem habe ich keinerlei Berührungsängste mit neuen Dingen. Ich finde ausserdem, dass B&O und Eizo der Premiumaspekt verbindet. Beide Anbieter legen sehr viel Wert auf Qualität bei der Produktion, bei den Prozessen sowie auf Nachhaltigkeit. Eizo steht für gehobene Qualität, exzellente technische Eigenschaften, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit. Wenn man mit einem Produkt im Premiumsegment erfolgreich sein will, braucht es aber mehr als technische Daten und intelligente Features. Andere Faktoren spielen auch eine Rolle. Es geht insbesondere um die Geschichte, die eine Marke umgibt und um Exzellenz in allen Prozessen, um aussergewöhnliche Serviceleistungen. Hier sehe ich Potenzial, wie wir Eizo als Marke weiter stärken können. Ich möchte viel mehr in die Marke Eizo und was sie ausmacht, investieren. Unsere Produkte sind nachhaltig, sie werden in Japan produziert, es gibt keine Auftragsfertiger, die für uns das ganze Gerät bauen. Wir haben unsere Qualität selbst unter Kontrolle. Das ist in der heutigen Welt alles andere als selbstverständlich. Dies möchte ich auch unseren Partnern und Kunden vermitteln.

Eizo macht gute Produkte, gilt aber nach wie vor eher als Geheimtipp. Wie wollen Sie Eizo bekannter machen und zu mehr Marktanteilen verhelfen?

Viele, die den Namen Eizo hören, assoziieren die Marke mit einem sehr guten Officemonitor. Dieses bei Eizo «Business and Plus» genannte Geschäft ist unser Hauptmarkt und darauf legen wir auch unseren Fokus. Das ist aber nicht alles. Weniger in der Öffentlichkeit bekannt ist, dass Eizo mit seinen Bildschirmen in verschiedenen vertikalen Märkten tätig ist. So ist Eizo etwa Marktführer im Bereich der Befundmonitore in der medizinischen Diagnostik. Eizo-Monitore werden ausserdem eingesetzt in der Flugsicherung, als Kartentische auf Kreuzfahrtschiffen, Handelsschiffen und anderen marinen Anwendungen, im Überwachungsbereich, in Handelsräumen der Finanzindustrie, in Grafikabteilungen, in der Postproduktion von Hollywoodfilmen etc. Eizo hat 2020 sogar einen Scientific & Technical Award der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences gewonnen, die auch die Oscar-Filmpreise verleiht. Sie sehen: Eizo ist in den vertikalen Märkten, in denen wir tätig sind, eine bekannte Grösse und ein wichtiger Player.

Was wird sich für Schweizer Kunden und Partner ändern, nun da Sie am Steuer sind?

Ich habe keine umwälzenden Veränderungen in der Strategie oder der Marktbearbeitung geplant. Wir wollen unsere Zusammenarbeit mit unseren Partnern aber weiter intensivieren und unser Portfolio noch konsequenter bewirtschaften.

Welche Aktivitäten planen Sie mit Eizo im zweiten Halbjahr? Was kann der Handel von Eizo erwarten?

Wir freuen uns darauf, unsere Partner und Kunden wieder in persona zu treffen. Dies im Rahmen von diversen Kundenbesuchen und auch Anlässen, wie etwa unserem Partner-Znüni. Solche persönlichen Treffen sind in den vergangenen Pandemie-Monaten zu kurz gekommen. Ich spüre da auch einen enormen Nachholbedarf. Ausserdem stehen natürlich Themen wie Partnerprogramm, Lead-Generation-Programm, Punktesystem auf der Agenda – hier werden wir mit unseren Partnern entsprechende Aktivitäten umsetzen und weiter ausbauen. Auch unser indirektes Vertriebsmodell werden wir konsequent weiterführen.

Welche Rolle spielt der Fachhandel für Eizo?

Wir sind und bleiben eine Channelfirma. Wir setzen voll auf den indirekten Vertrieb. Und der Fachhandel spielt nach wie vor eine tragende Rolle im Geschäft von Eizo. Gerade in den vertikalen Märkten und für mittlere bis sehr grosse Aufträge setzen wir intensiv auf die Zusammenarbeit mit Partnern. In solchen Märkten machen wir ohne Partner kein Geschäft. So arbeiten wir hier mit spezialisierten Fachhändlern und Systemintegratoren zusammen. Im reinen Büromonitor-Segment gehören die bekannten E-Tailer beziehungsweise Retailer zu unseren Vertriebspartnern.

Die Nachfrage nach Displays fürs Homeoffice ist durch Corona stark gestiegen. Welche Bereiche profitieren bei Eizo von der erhöhten Nachfrage nach Bildschirmen?

Wir konnten bei den Bürobildschirmen zweifellos vom Homeoffice-Trend beziehungsweise von der bundesrätlichen Homeoffice-Anordnung profitieren. Natürlich war der Markt für Officemonitore dennoch umkämpft und ist nach wie vor preissensitiv. Mit Eizo können wir aber einen Bereich beanspruchen, den sonst niemand besetzen kann. Wir spürten ausserdem, dass in den vergangenen eineinhalb Jahren die Nachfrage nach Geräten für Grafik- und Kreativanwendungen deutlich zugenommen hat. Auch im privaten Sektor haben die Menschen offenbar vermehrt ihre Leidenschaft für Fotografie und Bildbearbeitung wiederentdeckt. Grundsätzlich haben sich bei Eizo aber alle Bereiche gut entwickelt.

Welche Marktentwicklung erwarten Sie für das aktuelle Geschäftsjahr für Eizo Schweiz?

Ich erwarte und sehe bereits eine Belebung des B2B-Business auch aufgrund der persönlichen Kontakte, die wir wieder wahrnehmen können. Das Verhaltene weicht der Zuversicht. Und es gibt auch Projekte, die verschoben worden sind, die im zweiten Halbjahr realisiert werden können. Ich bin sehr optimistisch. Wir gehen von Wachstum für Eizo Schweiz aus und hoffen, dass die «Rückkehr zur Normalität» keine unvorhergesehenen Rückschläge erleidet.

Noch eine letzte Frage: Man hört aktuell viel über Lieferschwierigkeiten, Containerknappheit etc. Wie sieht die Lieferfähigkeit bei Eizo aus?

Mit unseren eigenen Produktionsstätten in Japan und Deutschland stellen wir sicher, dass wir fortlaufend die bestmögliche Warenverfügbarkeit haben und somit sind rasche Lieferungen möglich.

persönlich

Die beruflichen Stationen von Martin Kofler (54) umfassen unter anderen 8 Jahre als Verkaufs- und Marketingleiter Lexmark Schweiz, anschliessend 4 Jahre General Manager Consumer Division bei Sharp Electronic Schweiz und zuletzt 6 Jahre in der Funktion Head of Sales DACH und Country Manager für Bang & Olufsen. Martin Kofler ist verheiratet und hat zwei Kinder. In seiner Freizeit sitzt er gerne auf dem Motorrad oder spielt Gitarre. (Source: Eizo)

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