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Wie Online-Lebensmittelhändler massiv neue Kapazitäten schaffen

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von Thomas Lang, CEO und Gründer von Carpathia

Kaum eine andere Branche hat durch den Lockdown einen so starken Boom erlebt wie der Online-Lebensmittelhandel. Die drei grössten E-Food-Händler der Schweiz, LeShop, Coop@Home und Farmy, mussten daher Transporte, Lagerflächen und Personal aufstocken.

(Source: PhotoMIX-Company / Pixabay)
(Source: PhotoMIX-Company / Pixabay)

Die Online-Lebensmittelhändler kamen nach dem Lockdown als erste an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Shopplattformen mussten technisch stark aufgerüstet werden, dennoch waren seit geraumer Zeit kaum Lieferfenster verfügbar.

Der Grund – ähnlich wie bei der Post – sind die Kommissionierkapazitäten und nicht unbedingt die Zustellressourcen. Die heutige Infrastruktur ist nicht ausgelegt auf ein Wachstum von über 100 Prozent, das zum einen quasi über Nacht kam, zum anderen in dieser Dimension nicht vorhersehbar war, auch wenn die beiden Grossverteiler eine neue Ernsthaftigkeit im Online-Food-Handel angekündigt haben.

Mittlerweile haben die beiden in der Schweiz dominierenden Online-Lebensmittelhändler ihre Kapazitäten ausgeweitet wie auch Farmy, die Nummer drei.

LeShop verstärkt Zusammenarbiet mit den grossen Migros-Verteilzentren

Die Nummer eins im Online-Lebensmittelhandel der Schweiz LeShop sieht sich nach wie vor einer enormen Nachfrage gegenüber. Um dieser zu begegnen, hat die Migros-Tochter mehr Personal eingestellt, Büromitarbeitende im LeShop-Verteilzentrum eingesetzt, Zusatzschichten und Sonntagsarbeit umgesetzt und mehr Transporte eingesetzt um die Kapazität auszubauen. LeShop-CEO Katrin Tschannen weiter:

Mit einer verstärkten Zusammenarbeit mit den grossen Migros-Verteilzentren konnten wir zudem die Lagerflächen und Warenbestände erhöhen

Als Nachbarschaftshilfe 2.0 hat die Migros kürzlich die Social-Shopping Plattform Amigos wieder reaktiviert und in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute eine Lösung für die Risikogruppen geschaffen. Bis heute seien bereits über 10’000 Bestellungen zu Menschen aus Risikogruppen nach Hause geliefert worden, sagt Katrin Tschannen.

Coop@Home erhöht Kapazität massiv mit zusätzlicher 6000-Quadratmeter-Lagerhalle

Auch bei der Nummer zwei Coop@Home ist das Bestellvolumen seit Wochen sehr hoch. Liefertermine sind, wenn überhaupt, erst in 10 Tagen auffindbar. Erste Abhilfe schuf das Top-100-Sortiment, für das vor knapp zwei Wochen ein neues Zentrallager aufgebaut wurde. Offenbar hat dies immer noch nicht gereicht, um die Nachfrage zu decken.

Laut der Luzerner Zeitung hat Coop@Home kürzlich eine weitere 6000 Quadratmeter grosse Lagerhalle beim Logistiker Galliker in Betrieb genommen und damit seine Kapazitäten nochmals stark ausgebaut. Damit soll die Kapazität um weitere 10’000 Bestellungen pro Tag erhöht werden.

Galliker stellt dazu 120 Mitarbeitende zur Verfügung, viele von ihnen konnten dadurch aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden. Coop liefert die Ware an, Galliker kommissioniert aus dem Top-100-Sortiment und gibt die Pakete der Post weiter. Dadurch können den Kunden wieder mehr Lieferfenster und kürzere Lieferzeiten angeboten werden.

Zusätzlich wird mit coop65 ein kostenloser Hauslieferdienst für Menschen über 65 Jahre angeboten. Bestellt wird per Telefon oder E-Mail in den Coop-City-Warenhäusern und Coop-Supermärkten in verschiedenen Städten. Freiwillige Helferinnen und Helfer des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) liefern die Bestellung am nächsten Werktag kostenlos nach Hause.

Farmy baut auf das fünffache Volumen aus

Auch bei Farmy wird im Mehrschicht-Betrieb gearbeitet und neues Pesonal eingestellt um den Risikogruppen zusätzliche Liefertermine anzubieten. Zwischen Februar und März wurden die Kapazitäten verdreifacht, im April wird das Volumen im Vergleich zum Februar verfünffacht wie nachfolgende Grafik zeigt.

(Quelle: Farmy.ch)

Ende März lancierte Farmy die Kampagne "Farmy für Risikogruppen", welche zusätzliche, frühere Liefertermine für Menschen reserviert, die zur Corona-Risikogruppe gehören. Weiter verhindert Farmy Hamsterkäufe, indem besonders krisenkritische Produkte auf bestimmte Mengenzahlen pro Bestellung beschränkt werden.

Online-Lebensmittelhandel bleibt komplex und herausfordernd. Die drei Beispiele zeigen, wie die Kapazitäten kontinuierlich ausgebaut werden, um der enorm gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden.

Es bleibt zu hoffen, dass die Nachfrage hoch bleibt auch wenn sich die Corona bedingte Situation wider normalisiert hat. Auf jeden Fall dürfte sich der für das letzte Jahr ermittelte Onlineanteil bei Food in der Schweiz von 2.8 Prozent nachhaltig erhöht haben.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf blog.carpathia.ch.

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