Weniger Freigang, mehr Fernsehen

Der Shutdown wirbelt den TV-Konsum durcheinander

Uhr | Aktualisiert

Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens ziehen die Schweizer vor den Fernseher. Der TV-Streaming-Anbieter Zattoo hat seine Nutzerzahlen analysiert und zeigt auf, dass der Informationsbedarf der Schweizer steigt.

(Source: Freepik)
(Source: Freepik)

Das Fernsehverhalten von Schweizern hat sich seit Beginn der Coronavirus-Pandemie verändert. Das hat der Onlinestreamingdienst Zattoo in einer Analyse seiner Nutzerdaten festgestellt. Die analysierten Daten stammen aus dem Zeitraum zwischen Januar und März 2020. Aufgrund des Shutdowns liegt die Anzahl der im März über Zattoo gestreamten Stunden um 19 Prozent höher als im Januar.

Besonders ausgeprägt sei die vermehrte Nutzung von grossen Bildschirmen, wodurch der Anteil von Connected-TVs steigt. Im Januar wurden 38 Prozent aller gestreamten Stunden auf Smart-TVs geschaut, während der Anteil Ende März schon bei 41 Prozent lag. Absolut gesehen wurde der Streamingdienst auch vermehrt auf mobilen Endgeräten und im Webbrowser genutzt. Der Anteil dieser Geräte-Gattungen an den insgesamt gestreamten Stunden sei aber gesunken.

Wenn man die einzelnen Nutzer betrachtet zeigt sich, dass sowohl die durchschnittliche Häufigkeit der Nutzung als auch die durchschnittliche monatliche Nutzungsdauer zugenommen haben. Insbesondere die Nutzungsdauer der Zattoo Free Services, welche werbefinanziert sind, stieg um 14 Prozent. Zuvor waren es 19 Stunden, Ende März stieg dies auf 22 Stunden. Auch bei den Zattoo-Abonnenten (Premium und Ultimate) stieg die monatliche Nutzungsdauer um 9 Stunden, was einer Zunahme von 11 Prozent entspricht.

Nutzer wollen informiert sein

Die Analyse bietet auch Einblicke in das Fernsehverhalten im Sinne von geschauten Inhalten. Auch hier stellt Zattoo eine Veränderung fest. Die Absage von beinahe allen Sportveranstaltungen und das erhöhte Bedürfnis nach aktuellen Informationen führten zu einer Verschiebung der gesehenen Genres.

Im März wurden 46 Prozent weniger Stunden Sportsendungen gestreamt als im Januar. Unverändert auf dem ersten Platz sind Serien mit 25 Prozent des Anteils. Die Anzahl von Informationssendungen hat um mehr als die Hälfte zugenommen und erreicht so im März einen Anteil von 22 Prozent. Im Januar lag der Anteil noch bei 16 Prozent. Die Anzahl der Nutzer, welche im März Nachrichten und Informationssendungen streamten, ist um 22 Prozent gestiegen. Damit überholten Infosendungen das Genre Filme, welches anfangs Jahr an zweiter Stelle stand.

Als Beispiel nennt Zattoo die Tagesschau. Verglichen mit Januar haben im März mehr als doppelt so viele Nutzer die täglichen Nachrichten eingeschaltet. Auch die Anzahl der Stunden, die die Nutzer Tagesschau streamten, hat sich um 150 Prozent erhöht. Die höchste Einschaltquote hatte die Tagesschau am 16. März, als der Bundesrat die ausserordentliche Lage erklärte und den nationalen Notstand ausrief.

Auch die regionalen Sender profitieren von steigenden Nutzerzahlen. Die Zürinews von Telezüri konnten ein Zuschauerwachstum von 70 Prozent im Vergleich zum Januar verzeichnen. Die Zuschauerzahl der Telebasel News ist im selben Zeitraum um 200 Prozent gestiegen, die der Telebärn News um 57 Prozent. Ein noch grösserer Anstieg lässt sich bei den gestreamten Stunden insgesamt beobachten: die Telebasel News verzeichnet über 400 Prozent mehr Stunden als im Januar, bei den Zürinews sind es 85 Prozent und bei den Telebärn News sind es 77 Prozent mehr.

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