Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Diese Küchenmaschine reicht nur fürs Ferienhaus"

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Die Preisspanne bei Küchenmaschinen ist gewaltig. Doch ist teuer auch gut? Mystery-Shopper Bruno T. hat den Handel ­besucht und auf die Probe gestellt.

(Source: Tyler Olson / Fotolia.com)
(Source: Tyler Olson / Fotolia.com)

Bruno T. brutzelt unheimlich gerne Fleisch, aber er hat genug von der ewigen Küchenarbeit. Fürs Rüsten des Gemüses braucht er ewig. Die Mise-en-Place ist ihm ein Graus. Eine Küchenmaschine muss her. Damit würde er in der Küche massiv Zeit sparen, hofft Bruno. Er hatte aber keine Vorstellung darüber, was eine Küchenmaschine so können sollte und was es dabei zu beachten gilt. Auch wusste er nicht, wie viel so ein Gerät kostet. Unterstützung erhoffte er sich beim Handel zu erhalten. Der Mystery-Shopper ging in Begleitung von "Elektro Heute" auf Tour, die durch Fust, ­Manor, Media Markt, Melectronics und in ein Haushaltsfachgeschäft führte.

Fust

Bruno begann seine Tour in einer Fust-Filiale, in der er der einzige Kunde war. Ein älterer Verkäufer hinter dem Kassentresen telefonierte, nuschelte Unverständliches ins Telefon und wurde nur lauter, wenn er fluchte. Währenddessen inspizierte Bruno das gute Dutzend Küchenmaschinen, die im Laden verteilt herumstanden. Nach gut drei Minuten beendete der Verkäufer das Telefonat und fragte Bruno, ob er helfen könne. Auf Küchenmaschinen angesprochen, riet er zur Kitchenaid. "Wir haben hier ein ganzes Set für etwas mehr als 1000 Franken. Dieses hält 30 Jahre", sagte er. Bruno wunderte sich, neben dem Kitchenaid-Modell sah er eine weitere Küchenmaschine zu weniger als einem Zehntel des Preises. Davon riet der Verkäufer aber ab: "Dieses Gerät für 90 Franken ist nichts wert, das ist alles Kunststoff. Das reicht fürs Ferienhaus, aber wenn Sie es täglich brauchen, ist es nach drei Monaten defekt." Als Alternative zur Kitchenaid empfahl er eine Betty-Bossy-Maschine für rund 330 Franken. Da habe Bruno auch alle wichtigen Funktionen wie Kneten, Rühren, Schwingen und Schnetzeln dabei. Das Gerät halte aber nur 6 statt 30 Jahre durch.

Manor

Bruno hatte einen ersten Eindruck bekommen, wie gross die Preisspanne bei Küchenmaschinen sein kann. Ein billiges Gerät kam für ihn nicht infrage. 6 Jahre sollte es schon halten. Oder sollten es doch gleich 30 Jahre sein? Er ging weiter zu Manor, wo er in der Haushaltsabteilung am Kassentresen Hilfe fand. Eine ältere Verkäuferin führte Bruno zu etwa einem halben Dutzend Modellen an Küchenmaschinen und riet wieder zur Kitchenaid. Manor biete ein Set mit Maschine und diversem Zubehör im Gesamtwert von 1450 Franken zum Aktionspreis von 600 Franken an. Bruno war interessiert, worauf die Verkäuferin ihm die Bedienung und die verschiedenen Funktionen erklärte. Sie sprach über die optimale Füllmenge, gab Tipps und pries wiederum die lange Lebensdauer des Geräts von 20 bis 30 Jahren an. Die anderen ausgestellten Küchenmaschinen seien alle weniger lange haltbar. Bruno war begeistert vom Verkaufstalent der Verkäuferin. Als er sich verabschieden wollte, mahnte ihn die Verkäuferin zum schnellen Kauf, es seien nur noch zwei Kitchenaid-Sets zum Aktionspreis erhältlich.

Media Markt

Im Media Markt hoffte Bruno auf eine ähnlich hohe Beratungsqualität. Er sah nur fünf ausgestellte Küchenmaschinen und fragte eine junge Verkäuferin nach dem besten Modell. Sie vermittelte einen ahnungslosen Eindruck, doch ein Verkäufer kam ihr zur Hilfe. Dieser empfahl Bruno zu Beginn eine Kenwood-Küchenmaschine für rund 700 Franken. Auch er sprach über die optimale Füllmenge und die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten und schwärmte vom robusten Gehäuse. Er klopfte mit dem Finger drauf und gab das Gerät Bruno in die Hand, damit er sich selbst davon überzeugen konnte. "Wichtig bei Küchenmaschinen ist die Geschwindigkeit", sagte er. "Die Kenwood hat 300 Watt, einen Pizzateig schaffen Sie damit wohl nicht." Günstigere Geräte würden aber mit noch weniger Power arbeiten. Er las Bruno von der Verpackung eines günstigeren Modells die Wattanzahl vor und sagte: "Poah, die hat ja richtig Power mit 900 Watt. Damit geht sogar ein Pizzateig." Damit war der Verkäufer überzeugt. Bruno solle das günstigere Gerät nehmen. Doch Bruno war unsicher und fragte: "Hält die teurere Maschine nicht viel länger?" – "Nur weil sie teurer ist, bedeutet das nicht, dass sie länger hält. Sie sieht edler aus. Aber das kann auch andersrum sein, wie bei einem Ferrari und einem Fiat Panda", antwortete darauf der Verkäufer.

Melectronics

Nun wusste Bruno wieder so viel wie zu Beginn seiner Tour. Er konnte also nicht nach dem Preis gehen. Weitere Auskunft erhoffte er sich von Melectronics. Dort sah er eine Küchenmaschine von Kenwood im Plastikgehäuse zum Aktionspreis von 500 statt 1000 Franken. Er ging zum Kassentresen und fragte einen jungen Verkäufer, ob das Gerät gut sei. "Leistungsmässig sind wir etwa bei einem halben Kilogramm Mehl. Normalerweise ist es ein Kilogramm", antwortete er. Ausserdem sei ein grosser Teil des Geräts aus Kunststoff. Er riet zu einem Kenwood-Modell aus Metall, das ab 800 Franken erhältlich sei. An diesem zeigte er die einzelnen Funktionen auf und führte die Bedienung vor. Schliesslich empfahl er das Modell Cookingchef mit eingebauter Induktionsplatte, falls Bruno auch mal eine Suppe oder andere heisse Speisen zubereiten wolle. Er riet Bruno aber von einem derzeitigen Kauf ab, schliesslich seien Küchenmaschinen immer wieder mal mit 50 Prozent Rabatt erhältlich.

Fachgeschäft

Ein wertvoller Hinweis zum Geldsparen, dachte Bruno. Nun suchte er zum Abschluss der Tour ein Haushaltsfachgeschäft auf. Er sprach eine junge Verkäuferin am Kassentresen auf Küchenmaschinen an, die ihn zu zwei ausgestellten Modellen von Kenwood führte. Sie riet zum Modell Cookingchef, bis sie merkte, dass es nicht ausgestellt war. "Warten Sie, ich frage bei der Kollegin nach, ob wir die noch haben", entschuldigte sie sich und verschwand für kurze Zeit. Nach gut zwei Minuten kam sie mit einem ­Katalog in der Hand zurück und meinte, sie müssten die Cookingchef bestellen. Dann könne Bruno sie begutachten. Das lohne sich, sagte die Verkäuferin, weil das Modell brandneu sei. Davon hörte Bruno zum ersten Mal. Hatte er zuvor nur ältere Modelle gesehen? Er hinterliess ihr seine Telefonnummer, weil ihm die Verkäuferin versicherte, sich in den nächsten drei Tagen zu melden. Das tat sie aber auch zwei Wochen später noch nicht.

Fazit

Bruno T. beendete seine Mystery-Shopping-Tour mit gemischten Gefühlen. Zwar waren die meisten Verkäufer beim Thema Küchenmaschine versiert, konnten fundiert Auskunft geben und zählten die verschiedenen Funktionen auf. Doch die Empfehlungen der Verkäufer beschränkte sich meist auf eine Küchenmaschine von Kenwood oder Kitchenaid. Nur der Media-Markt-Verkäufer wollte Bruno ein günstiges Modell verkaufen, weil es eine höhere Wattleistung hat. Gerne hätte Bruno mehr über das neue Modell von Kenwood erfahren. Ausserdem hätte er auch gerne gewusst, ob die angepriesenen Modelle aktuell sind oder ob es sich um Restposten handelte.

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