Rocco Rossetti, Melectronic

"Kleinflächen haben Potenzial"

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Rocco Rossetti ist seit rund einem halben Jahr neuer Fachmarktleiter Melectronics. Im Interview erklärt er, wie er Melectronics ausrichten will. Ausserdem spricht Rossetti über das neue Ladenkonzept von Melectronics.

Rocco Rossetti, Fachmarktleiter, Melectronics
Rocco Rossetti, Fachmarktleiter, Melectronics

Wie wollen Sie Melectronics ausrichten?

Rocco Rossetti: Wir haben seit Mai das Konzept "Einfach sorglos" visuell und konzeptuell weiterentwickelt. Der Kunde hat wenig Zeit. Er will sich online informieren, will eine einfache, kompetente und schnelle Beratung sowie eine Auswahl, die ihn nicht durch eine zu grosse Artikelvielfalt überfordert. Mit unseren flankierenden Services/Dienstleistungen begleiten wir den Kunden und das Produkt bis nach Hause und sorgen dafür, dass das Produkt Freude bereitet.

Wie funktioniert eine einfache und schnelle Beratung?

Man hört den Kunden zu und fokussiert mit gezielten Fragen auf ihre Bedürfnisse. Bei den meisten Kunden weiss man nach etwa drei Fragen, was sie sich vorstellen und welches Produkt passen könnte.

Ist das heute anders als früher?

Ja, durch das Internet ist der Kunde über Produktdetails zum Teil besser informiert als der Verkäufer selbst. Hierbei handelt es sich um spezialisierte Kundenanliegen. Unsere Kunden lassen sich gerne informieren. Sie erhalten, auch wenn man nicht alle technischen Details kennt, die richtige Beratung und ihnen werden die relevanten Details geschildert. Natürlich haben wir für alle Kundengruppen die passenden Angebote.

Planen Sie eine Sortimentsreduktion, wenn der Zeitdruck des Kunden so hoch ist?

Wir können die Bedürfnisse unserer Kunden in den relevanten Preislagen abdecken. Mit der richtigen Technologie können wir heute sehr gut messen, wenn Kundenanfragen für ein gewisses Produkt steigen. Dann können solche Produkte stationär aufgenommen werden. Wir haben zwar nur eine beschränkte Fläche, aber durch den Cross-Channel-Gedanken können wir dem Kunden eine Produktvielfalt von über 100 000 Artikel zugänglich machen. Zentral für eine erfolgreiche stationäre Sortimentierung sind die Kundenwünsche und die Produktverfügbarkeit.

Wie sieht Ihr Ladenkonzept aus?

Das sieht man im Glatt-Zentrum, in dem sich eine der ersten umgebauten Filialen befindet. Sie ist hell, freundlich, inspirierend und einladend. Durch eine orientierungsfreundliche Signaletik (inkl. Farbspektrum) kann sich unser Kunde auch in einem 400 Quadratmeter grossen Laden einfach orientieren.

Wollen Sie etwas an der Filialstruktur verändern?

Es gibt im Markt und auch bei uns eine Marktsättigung an Filialen. Es kann durchaus Expansionen geben, unser aktueller Fokus liegt auf der Filialnetz-Optimierung. Spannend ist unsere neue Filiale am Bahnhof in Bern. Dort zeigen wir auf 112 Quadratmetern die ganze Melectronics-Kompetenz genau so, wie es der Kunde an einer Hochfrequenzlage erwartet. Kleinflächen an Hochfrequenzlagen haben durchaus Potenzial im Schweizer Markt.

Was erwartet der Kunde an einem solchen Ort?

Dass er das ganze Melectronics-Sortiment auf kleinster Fläche bekommen kann und mittels moderner Technologie das online bestellte Produkt zum Feierabend auf dem Nachhauseweg abholen kann.

Wie sieht Ihr Cross-Channel-Konzept aus?

Cross-Channel ist schon seit langem ein «Modewort». In erster Linie soll der Kunde die Marke wahrnehmen, das Produkt jederzeit und überall bestellen können und die Ware in eine Filiale nach Wunsch und/oder nach Hause geliefert bekommen. Durch eine optimierte Logistikstruktur sind Lieferungen «Next Day», ja sogar «Same Day» bei uns nicht unmöglich.

Sind Pickup-Stationen auch eine Option für Melectronics?

Selbstverständlich, das macht unsere Migros so einzigartig. Wir können das gesamte Filialnetz des Migros-Konzerns nutzen.

Sind auch Kooperationen mit anderen Unternehmen für Pick-up-Stationen oder Expresslieferungen geplant?

Der Migros-Konzern bietet ein enormes Potenzial mit all seinen Firmen, dieses wollen wir mit Priorität nutzen.

Was wollen Sie unternehmen, damit der Umsatz bei Melectronics wieder steigt?

Wir brauchen eine optimale Produktverfügbarkeit und eine optimale Frequenz in unseren Läden, massgeblich beeinflusst von Innovationen im Markt. Dies ist aktuell weniger der Fall und macht den Umsatz-Zuwachs für uns nicht einfacher. Zum Teil sind die Technologien schon weit fortgeschritten, aber für angebotene Dienstleistungen noch nicht wirkungsvoll nutzbar – etwa die 4k-Technologie von Fernsehern und ein Fernsehprogramm in HD-Qualität. Wenn dann noch die Preiserosion dazukommt, sieht man das Resultat. Eigentlich machen wir einen guten Job, haben aber trotzdem ein bisschen verloren.

Glauben Sie, dass die Preiserosion weitergeht?

Ich wünschte mir, dass die Preise stabiler wären, aber dies ist nicht sonderlich realistisch. Die Erwartungen unserer Kunden sind hoch und die Innovationszyklen kurz, was unweigerlich zu Preiserosionen führen kann.

Was wollen Sie gegen die Preiserosion unternehmen?

Wir wollen uns auf die Bedürfnisse unserer Kunden fokussieren, Trends am Markt aufnehmen und die Produktverfügbarkeit sicherstellen. Dies wird für unseren Erfolg von grösster Relevanz sein.

Was sind die Trends im CE-Markt?

Grossbildschirme, Drohnen und Gesundheitsgadgets sind aktuell ein Thema und werden den Markt noch lange begleiten. Wenn wir das Beispiel Gesundheitsgadgets nehmen, dann können wir davon ausgehen, dass der Kunde diese anprobieren möchte, Beratung sucht und somit den stationären Handel stützt. Ist der Kunde bei uns im Geschäft, dann überzeugen wir durch gute Beratung und ergänzende Services/ Dienstleistungen.

Sie kommen ursprünglich aus der Hotelbranche. Wie wollen Sie guten Service bei Ihren Mitarbeitern garantieren?

Die Beratung war, ist und wird bei Melectronics immer ein zentraler Punkt sein. Der Kunde kann durch selbsterklärende Verpackungen den Produktnutzen in Erfahrung bringen, dennoch ist das Anschauen/ Ausprobieren von grosser Bedeutung und beeinflusst die Kaufentscheidung. Unter einem guten Service verstehe ich auch, dass der Kunde nicht mit zu vielen Informationen am POS überfordert wird. Auf den Produktschildern soll nur das stehen, was für ihn relevant ist und Vergleiche zwischen den Produkten möglich macht.

Sind auch digitale Preisschilder ein Thema für Melectronics?

Wir durchdenken diese Option und können uns die Lancierung durchaus vorstellen. Aktuell setzen wir aber auf Papier.

Wie werden Melectronics-Verkäufer geschult?

Wir haben eine erfolgreiche zweistufige Fachausbildung mit nationalen Sortiments- und lokalen Verkaufsschulungen. Bei diesen Veranstaltungen lernen unsere Mitarbeitenden die Produktvorteile, den Zusatznutzen und weitere Praxistipps zu unseren Produkten. Die lokalen Verkaufsschulungen berücksichtigen die regionalen Besonderheiten in der Kundenbetreuung und stützen die nationale Vertriebsstrategie.

Gibt es dadurch steigende Zahlen?

Gute Beratung durch gezielte Weiterbildung am Arbeitsplatz macht sich immer bezahlt und beeinflusst den Umsatz durchaus positiv. Der Kunde kommt nach einer guten Beratung meist wieder in die gleiche Filiale, kauft weitere Produkte und befasst sich mit dem Unternehmen als solches. Dies stärkt die Kundenbindung und steigert meist auch die Frequenz in unseren Filialen.

Wie wirkt sich die Migros-Anteilnahme von Digitec/Galaxus auf Melectronics aus?

Befruchtend. Es ist gut zu wissen, dass im Migros-Konzern andere Firmen ähnliche Ziele verfolgen. Digitec/Galaxus ist für uns eine inspirierende hausinterne Konkurrenz. Online haben sie gute Wachstumsraten, wir punkten mit unserer stationären Verfügbarkeit. Das sind in sich ergänzende Fähigkeiten, die der Kunde schätzt.

Wird die Preisgarantie also nicht genutzt?

Man kann hier nicht von Preisgarantie sprechen – Preisunterschiede gibt es immer wieder bei Konkurrenten im gleichen Markt. Wir achten aber darauf, dass wir im gesamten Marktumfeld ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten können, darunter auch preisaggressive Angebote zum richtigen Zeitpunkt. Solche Angebote beleben den Markt und stimulieren den Kunden, bei uns einzukaufen.

Sind das Lockangebote?

Nein, Lockangebote ergeben für uns keinen Sinn. Unsere Kunden erwarten, dass die Produkte zu attraktiven Preisen auch verfügbar sind. Dies bedingt eine gute Warenverfügbarkeit mit nationaler Abdeckung. Gibt es im Markt eine grosse Kundennachfrage zu Produkten, kann der Kunde davon ausgehen, dass wir ein kundenorientiertes Angebot anbieten. Ist das Angebot knapp, versuchen wir ein Alternativprodukt für den Kunden zu finden.

Was erwarten Sie für das Weihnachtsgeschäft?

Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, darunter auch das Kundeninteresse an technischen Produkten/Innovationen. An der IFA in Berlin war beispielsweise das Publikumsinteresse sehr gross. Gelingt uns das im Weihnachtsgeschäft mit innovativen Produkten zu attraktiven Preisen, wird das Weihnachtsgeschäft erfolgreich sein. Die Lieferanten haben alles vorbereitet, die Produktion läuft auf Hochtouren und die Lager werden gut gefüllt sein – wir freuen uns auf eine intensive Weihnachtszeit mit guten Zahlen.

Wie lautet Ihre Botschaft?

Nehmen Sie «Einfach sorglos» wörtlich – kommen Sie vorbei, testen Sie unsere Beratung, unsere Produkte, unsere flankierenden Services/ Dienstleistungen und lassen Sie sich überzeugen! Wir freuen uns über Ihr Feedback und hoffen auch für Sie, dass Sie das beste Produkt der Welt gefunden haben!

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CET161124