Golden Agers nutzen keine Apps

Generationenkonflikt bei der Smartphone-Nutzung

Uhr | Aktualisiert

Das Beratungsunternehmen Deloitte hat eine Studie zur Smartphone-Nutzung älterer Personen publiziert. Diese verwenden den Studienresultaten zufolge kaum Apps.

P.S.* ist ein erfolgreicher Zahnarzt. Er führt eine eigene Praxis mit mehreren Angestellten, steht jetzt aber kurz vor der Pensionierung. Um seinen Kindern zu beweisen, dass er trotzdem noch nicht "zum alten Eisen" gehört, hat er sich vor kurzem das iPhone 5S gekauft. Fragt man P.S. zu seinem Nutzungsverhalten, stellt man allerdings fest, dass er noch nie eine App heruntergeladen hat. Grundsätzlich nutzt er sein neues Smartphone genau gleich, wie zuvor sein Feature-Phone.

Smartphone-Verkaufszahlen bei älteren Personen steigen

P.S. Nutzungsverhalten ist typisch, wie eine neue Studie von Deloitte aufzeigt. Darin sagt das Beratungsunternehmen vorher, dass die Smartphone-Käufe bei den Über-55-Jährigen 2014 stark ansteigen werden. Konkret soll der Anteil der Smartphone-Besitzer in dieser Gruppe von heute 37 Prozent auf knapp 50 Prozent anwachsen. Das ist gegenüber 2013 ein Plus von 25 Prozent. Bis 2020 soll der Smartphone-Anteil laut Deloitte schliesslich über alle Generationen hinweg gleich gross sein.

Dieser Anstieg erkläre sich aber primär dadurch, dass es immer schwieriger werde, überhaupt ein Feature-Phone zu kaufen, schreibt Deloitte. Das führe schliesslich dazu, dass viele ältere Nutzer ein Smartphone besässen, ohne dessen besondere Funktionen zu nutzen. Die Geschichte von Zahnarzt P.S. ist hierfür ein typisches Beispiel. Laut Statistik haben zurzeit nämlich 29 Prozent der Über-65-Jährigen Smartphone-Besitzer noch nie eine App heruntergeladen. Auch für 2014 geht Deloitte davon aus, dass viele ältere Personen keine einzige Anwendung herunterladen werden.

Auf die Netzwerk-Betreiber, wie zum Beispiel Swisscom, Sunrise oder Orange in der Schweiz, kommt daher eine grosse Herausforderung zu. Sie müssen sich überlegen, wie sie ältere Personen zur Nutzung sämtlicher Smartphone-Funktionen motivieren können. Schliesslich geht es beim App-Verkauf um viel Geld.

Keine Apps bedeutet kein Social-Messaging

Die App-Abstinenz der älteren Generation ist auch in Anbetracht neuster Entwicklungen sehr bedeutungsvoll. Die von den Medien breitgetretene Übernahme des Social-Messaging-Dienstes Whatsapp durch Facebook bleibt für diese Gruppe irrelevant. Nur 25 Prozent der Über-65-Jährigen Smartphone-Nutzer verwenden Whatsapp oder vergleichbare Anwendungen. Ähnlich sieht es bei den sozialen Netzwerken aus. Während 75 Prozent der 18-24-Jährigen sich via Smartphone regelmässig auf Facebook, Twitter etc. einloggen, tun dies bei den ältesten Nutzern nur etwa 28 Prozent.

Frage nach den Gründen

Deloitte nennt in der Studie eine ganze Reihe von möglichen Ursachen für die App-Enthaltsamkeit der Golden Agers. Erstens wissen viele Nutzer nicht, dass in ihrem Handy-Vertrag die mobile Datennutzung bereits inbegriffen ist und haben daher Angst vor hohen Kosten. Zweitens seien die Smartphone-Bildschirme trotz ihrer relativen Grösse für viele Personen mit eingeschränkter Sehfähigkeit immer noch zu klein. Apps mit grösseren Icons könnten hier helfen. Drittens, so Deloitte, seien Apps von ihrem Design her "von Jungen für Junge" programmiert. Spezifisch auf die Bedürfnisse der älteren Generation zugeschnittene Anwendungen gäbe es kaum.

Grundsätzlich gibt es keinen Grund, weshalb nicht alle Personen bei der Smartphone-Nutzung von sämtlichen Möglichkeiten profitieren sollten. Durch die mangelnde Bereitschaft auf die spezifischen Bedürfnisse der älteren Konsumenten einzugehen, vergeben die Telekommunikationskonzerne die Möglichkeit gute Geschäfte zu machen. Die Analysten von Deloitte zeigen sich jedoch optimistisch, dass sich dies bald ändern wird.

*Name der Redaktion bekannt.

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