One-to-One

"2016 ist das Jahr der Detailarbeit"

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Sarah Fuchs hat die Nachfolge von David Sieber als Geschäftsführerin von Hama Schweiz übernommen. Im Interview erklärt sie, welche Ziele sie mit Hama verfolgt. Ausserdem spricht Fuchs über die Rolle der Frau in der CE-Branche.

Sie waren 15 Jahre bei Media Markt und sind nun Geschäftsführerin von Hama Schweiz. Wie unterscheiden sich die beiden Unternehmen?

Sarah Fuchs: Beide orientieren sich am Kunden, den Mitarbeitern, den Geschäftspartnern und am Gesamtkonzept, das alles zusammenfasst. Heutzutage muss man den Fokus auf alle Beteiligten legen. Ich versuche auch bei Hama immer, die Kundenbrille anzuhaben.Was wünscht der Kunde, wo liegen neue Chancen für Produkte?

Wie wollen Sie Ihren Partnern helfen?

Wir sind nicht der Hardwarespezialist, wir liefern vor allem Zubehör! Wir haben kein Gerät, wofür die Leute um 6 Uhr morgens vor dem Laden Schlange stehen. Aber wir müssen wachsam und somit bereit sein, wenn neue Hardware auf den Markt kommt. Denn der Kunde kauft das Produkt nur einmal und im Idealfall können wir helfen, den Warenkorb zu vergrössern. Also muss ich unsere Partner fragen, wie ich sie bezüglich ihrer Hardware unterstützen kann. Wir helfen mit Konzepten, Beratung und Schulungen, sind präsent und machen Analysen. Wir können den Endverbrauchern Lösungen für ihre täglichen technischen Probleme anbieten, ihnen den Umgang mit ihren Endprodukten und damit auch das Leben erleichtern und vielleicht sogar auch schöner machen. Das heisst also, wir müssen Bedürfnisse zum einen erkennen, aber auch wecken. Zum hochpreisigen Fernseher gehört ein technisch ausgereiftes Kabel, damit Bild und Ton auch wirklich stimmen. Oder zum Smartphone der Business-Frau nicht nur eine Tasche, sondern vielleicht eine kleine modische Auswahl. Das sind nur kleine Beispiele des Hochverkaufens, und da müssen wir unseren Handelspartnern helfen, sie beraten und auch schulen.

Gibt es konkrete neue Lösungen?

Ich bin erst seit ein paar Wochen bei Hama. Ich erstelle zurzeit ein neues Gesamtkonzept. Dieses ist aber noch nicht spruchreif. Es geht darum, dass wir nicht als reiner Zubehörlieferant auftreten wollen, sondern unsere Partner mit Aktivitäten unterstützen, die übers Box-Moving hinausgehen. Ich finde dafür den Begriff Customized Service passend. Das bedeutet für mich, jedem Kunden massgeschneiderte Dienstleistungen anzubieten, egal wie viel Umsatz er macht. Wir haben über 18'000 Produkte, da braucht es flexible Dienstleistungen.

Wie will sich Hama von anderen Herstellern abheben?

Jeder kann ein Produkt auf den Markt bringen, entscheidend ist aber auch die Qualitätssicherung. Das ist ein wichtiger Aspekt von Hama, den ich auch schon als Media-Markt-Geschäftsführerin stets geschätzt habe. Bevor Hama ein Produkt anbietet, wird es x-fach getestet. Hama-Geschäftsleiter Christoph Thomas setzt sich persönlich dafür ein, dass unsere Produkte unseren Kunden keine Probleme bereiten. Qualität und Sicherheit sind Hama und mir persönlich genauso wichtig wie Verkaufszahlen. So kann ich hinter dem stehen, was ich verkaufe.

Wie ist Ihnen Hama sonst noch von Ihrer Zeit als Media-Markt-Geschäftsführerin in Erinnerung?

Ausser der Qualität stimmten auch schon immer die Dienstleistungen. Ich hatte bei Media Markt seitens Hama immer einen sehr guten Aussendienst. Ich hatte auch immer einen guten Kontakt zu meinem Vorgänger David Sieber und kenne ihn seit über 15 Jahren. Hama war nie einer der Hersteller, die kurzfristig dachten, sich Flächenmärkte erkauften und keine Dienstleistungen erbrachten. Die Zusagen wurden eingehalten. Wäre mir das Unternehmen Hama nicht so positiv in Erinnerung, hätte ich wohl nicht als Geschäftsführerin Schweiz zugesagt.

Media Markt hat den ruf des Box-Movers. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Man nimmt natürlich nach 15 Jahren in einem Unternehmen eine gewisse Perspektive ein. Wichtig ist und bleibt die Kundenbetreuung. Wenn man mit einem Grüezi und einen Smalltalk im richtigen Moment auf den Kunden zugeht, ihn fragt, wofür genau er ein bestimmtes Gerät braucht, dann ist er zufrieden. Es sind sehr oft kleine Dinge die darüber entscheiden, dass der Kunde wieder kommt.

Was wollen Sie zuerst bei Hama angehen?

Ich will mir zuerst einen Überblick verschaffen, alles andere wäre unseriös. Ich frage den ganzen Tag bei den Mitarbeitern nach und mache wohl alle wahnsinnig damit. Aber ich will wissen, wie die Abläufe funktionieren.

Und was ist mit dem Daily Business?

Da kann ich natürlich nicht abwarten. Ich komme gerade von einem Sales-Meeting am Hama-Hauptsitz in Monheim. Wichtig ist mir die Wertschätzung zum Partner, die schon David Sieber zeigte. Die will ich unbedingt beibehalten. Jeder Kunde ist uns wichtig!

Planen Sie schon bald etwas Besonderes, um sich ihren Partnern vorzustellen?

Ja. wir haben beschlossen, an der CE Expo präsent zu sein. Das ist eine tolle Möglichkeit, mich in drei Tagen so vielen Kunden wie möglich vorzustellen. Im April wird vom 19. bis 21. auch die Hama-Hausmesse in Monheim stattfinden. Wer diese besuchen möchte, kann mit unserem Shuttle-Bus reisen. Wer Interesse hat, darf sich sehr gerne bei uns melden.

Wird es auch wieder eine Hausmesse von Hama Schweiz geben?

Ja, wir planen auch dieses Jahr wieder etwas im Herbst. Am liebsten würde ich heute schon eine Messe veranstalten, wir haben so viele tolle Produkte und einen sensationellen Showroom.

Können Sie schon etwas über die Hausmesse im Herbst verraten?

Nein, das kann und möchte ich noch nicht verraten. Ein Besuch wird sich aber definitiv lohnen!

Haben sie Änderungen im Unternehmen geplant?

Nein, dafür wäre es noch zu früh. Ich bin in der Analysephase. 2016 ist das Jahr der Detailarbeit, ich muss Zahlen und Kundenstrukturen analysieren. Aber in den vergangenen zwei Wochen, die ich nun hier bin, durfte ich oft erleben, wie begeisterungsfähig meine Mitarbeiter sind. Wichtig sind mir auch Weiterbildungen, damit die Mitarbeiter sehen, was alles möglich ist und welche Herausforderungen zu meistern sind. Das innere Feuer muss immer brennen ... und diese Begeisterung ist spürbar.

Wie erklären Sie sich diese Begeisterung?

Egal ob in der Schweiz oder in Deutschland, man merkt einfach, dass die Leute stolz sind, für Hama zu arbeiten. Das ist ein wertvolles Gut, das ich unbedingt schützen will. Alles andere kann man dazulernen.

Sie sagten, Sie sind nun im Jahr der Detailarbeit. Wie soll das Jahr verlaufen?

Ich bin nicht nur ein positiv denkender Mensch, sondern auch zielstrebig. Das ist sicher auch ein Grund, warum ich jetzt hier sitze. Es ist keine einfache Zeit, gewisse Hardwarebereiche haben es besonders schwer. Wir werden alles daran setzen, auch 2016 Wachstum zu generieren. Wir wollen stets präsent sein.

Wie wollen Sie wachsen?

Sehr interessant sind die Bereiche Activity Outdoor, Fitness und Camping. Da geht der Trend hin und danach werden wir uns ausrichten.

Wird es Camping-Zelter von Hama geben?

Es ist immer unsere Aufgabe, neue Bereiche zu evaluieren. Da gibt es spannende Th emen, die wir im Frühling in Monheim präsentieren können.

Welche Segmente sind positiv?

Abgesehen von den oben erwähnten Bereichen stehen viele andere Themen wie Home Security in unserem Fokus. Leider unter anderem bedingt durch die Fälle, von denen man in der Zeitung hört, aber aus diesen täglichen News ergeben sich auch für uns neue Sichtweisen und Produktsortimente.

Wie ist nächstes Jahr definiert?

Wir müssen uns jedes Jahr neu ausrichten. Wir werden alles daran setzen, dass wir das, was wir 2016 säen, 2017 ernten können.

Wie kommen Sie als Frau in der CE-Welt zurecht?

Oft bin ich an Kongressen oder Messen eine der wenigen Frauen. Das ist für mich kein Problem. Ich habe das in den 15 Jahren nie als Nachteil erachtet. Es ist eine Frage der Persönlichkeit, wie man auf die Leute zugeht, und nicht des Geschlechts. Wichtig ist, dass man Spass dabei hat.

Haben Sie denn nach 15 Jahren noch Spass?

Definitiv.

Wie zufrieden sind sie mit der Attachment-Rate im Handel?

Das ist ein gutes Stichwort. Die Attachment-Rate wird im neuen Gesamtkonzept ein wichtiges Thema sein. Heutzutage kauft der Kunde anders ein. Deshalb gilt es, die Kunden, die im Laden sind, als Chance zu nutzen. Wir als Hama können mit Händler-Schulungen die Komplettlösung anbieten. Das ist ein Mehrwert, der dem Partner und letztlich dem Konsumenten zugutekommt.

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