Porträt

"Ohne Onlineshop würde es nicht gehen"

Uhr | Aktualisiert

Andy und Roger Lacher assemblieren PCs, verkaufen Games und Spielwaren. Früher verkauften sie in ihrem Laden auch CE-Produkte. Doch das war früher.

Roger Lacher, Alcom. (Quelle: Netzmedien)
Roger Lacher, Alcom. (Quelle: Netzmedien)

Wer sich aus Richtung Pfäffikon Schwyz zu Alcom Electronics aufmacht, sieht den Laden schon, wenn der Zug im Bahnhof Lachen einfährt. Der tomatenrote Eingang ist keine 200 Schritte vom Gleis entfernt. Schaufenster gibt es ausser den beiden neben der Eingangstür keine. Die automatische Schiebetür gleitet lautlos zur Seite, gibt den Blick frei auf ein etwa schulterhohes Regal. Ein Samsung-Fernseher steht da. Ein Blu-ray-Player, DVD-Rohlinge. Hinter dem Regal stehen vier weitere bis zum Ende des langgezogenen Raumes. Darin: Videospiele, Lego-Bausätze, Spielzeugautos, Brettspiele. An der rechten Wand reichen die Gestelle bis unter die Decke. Auch hier Spielwaren und Games. Links begrenzt eine lange Theke den Raum. Sie ist dreimal unterteilt. "Kasse 1", "Kasse 2" und ganz am Ende "PC Service".

Es ist 13.50 Uhr, vor den Kassen stehen ein halbes Dutzend Kunden. Am Service-Desk gibt jemand einen Laptop ab. Er startet nicht mehr, sagt der Kunde. Als Andy Lacher Alcom Electronics im Jahr 1992 gründete, lief das noch etwas anders. Der Laden war damals eine Videothek und Lacher hauptberuflich Programmierer. "Alles andere kam nach und nach dazu", sagt Roger Lacher, Andys Bruder.

Vom Automech zum PC-Assemblierer

Bevor Andy Lacher seinen Bruder ins Geschäft holte, betrieb er den Laden allein. Nebenbei, am Abend. Roger war damals noch in der Ausbildung zum Automechaniker. Nach seiner Lehre liess er die Autos hinter sich und fing im Laden seines Bruders an. Der hatte inzwischen seinen Programmiererjob aufgegeben. Die Brüder begannen mit dem Assemblieren von PCs und nahmen Games ins Sortiment. Filmverleih und -verkauf rückten in den Hintergrund.

Wie wird ein Automechaniker zum PC-Assemblierer? "Damals gab es die Informatiker-Lehre mit Schwerpunkt Hardware noch nicht", sagt Roger Lacher. Interesse an PCs hatte er aber schon immer. Erst etwa drei Jahre später, also 2001, gab es laut Roger Lacher erste Ausbildungsplätze. Er wollte dann keine zweite Lehre beginnen. Zu viel Arbeit im eigenen Geschäft. So viel, dass Roger und Andy einen (ausgebildeten) Techniker einstellten, jemanden fürs Backoffice und für die Logistik. Heute zahlen die Brüder neun Angestellten ein festes Gehalt.

Onlineshop ist wichtiges Standbein

Die Umsätze dafür kommen nicht nur aus dem Ladengeschäft in Lachen. Alcom Electronics hat einen umfangreichen Onlineshop. "Ohne den würden wir nicht überleben", sagt Roger Lacher. Dort bieten die Brüder und ihr Team aber nicht nur Games, Computer und Spielwaren. Im Menü der Shopseite findet sich der Reiter "Retro". In der Sparte führen die Brüder Games und Zubehör für längst vergessene Konsolen wie die Atari VCS 7800 oder das Master System von Sega. Sogar einige der Konsolen selbst haben Roger und Andy im Angebot. Und wenn sie etwas nicht haben, das Kunden verlangen, begeben sie sich auf die Suche. Sie hätten ein grosses Netz an Sammlern, sagt Roger Lacher. Allerdings verdienten sie nicht wirklich etwas mit der Retrosparte, gesteht er. Sie können so aber Kunden binden. Wer ein altes Gerät oder Spiel kauft, kommt wieder und kauft vielleicht auch mal etwas Neueres.

Eine Weile hatten die Brüder versucht, ein weiteres Standbein mit Consumer Electronics aufzubauen. "Wir hatten eine grosse Auswahl", sagt Roger. Es lief aber nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatten. Der Druck durch Onlinehändler war zu gross. Das Verschicken von Fernsehern zu mühsam. Die Brüder verbannten CE aus ihrem Sortiment. Nur der eine Samsung-Fernseher am Eingang erinnert an diese Phase. Er ist aber kein vergessenes Relikt.

Seit diesem Sommer bieten Roger und Andy einen Vor-Ort-Service. Sie installieren PCs und Drucker bei Kunden zuhause. Beheben Probleme. Bei diesen Einsätzen hätten Kunden immer wieder gefragt, ob sie bei den beiden nicht auch noch einen Fernseher bestellen könnten.

Videos als günstige Werbeform

Für diese Kunden steht nun der Fernseher im Laden. «Wir wollen den Kunden zeigen, dass sie bei uns auch einen Fernseher bekommen, wenn sie wollen», sagt Roger. Das sehen die Kunden aber nur im Laden. Auf ihrer Website bewerben die Brüder das nicht. Sie haben auch keine Lagerware. Will ein Kunde einen Fernseher, bestellen sie das Gerät.

Der Vor-Ort-Service funktioniert besser, als die Brüder erwartet hätten, sagt Roger. Die Kunden kommen aus der ganzen Region Oberer Zürichsee. Von Wädenswil bis Lachen, von Lachen bis Glarus und Rapperswil.

Beim Marketing setzen die Brüder ausser auf Flyer auch auf elektronische Werbeformen. Sie machen Videos und stellen sie auf Youtube. Federführend ist hier Peter Kaufmann. Er ist Geschäftsleitungsmitglied. Mit den Videos wollen die Brüder Lacher und Kaufmann Kunden binden, den Laden interessant machen. Sie wollen bei den Menschen im Gespräch bleiben, wie sich Roger Lacher ausdrückt. "Wenn man jemanden nicht mehr sieht, vergisst man ihn irgendwann", sagt er. Die Videos seien für sie eine vergleichsweise günstige Werbeform. Youtube kostet nichts, ein Video ist schnell produziert und über Facebook erreichen sie viele Menschen. Sehr viele. Alcom Electronics hat 68'513 Likes auf Facebook.

Bei all dem versuchen die Brüder ihr Sortiment überschaubar zu halten, wie Roger es nennt. "Wir könnten online 50'000 Artikel anbieten, aber das wollen wir nicht", sagt Roger. "Warum sollte ich 60 Mainboards auf Lager haben, von denen 30 das Gleiche können?" Roger, sein Bruder Andy und Peter Kaufmann versuchen, ihren Kunden nur die bestmöglichen Produkte zu verkaufen.

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