Automobil-Workshop

Mehr Tempo für DAB+ im Auto

Uhr | Aktualisiert
von Brigitte Maurer, MCDT

Digitalradio weist starke Wachstumsraten aus. Im Auto hat DAB+ aber noch aufzuholen. Am DAB+-Automobil-Workshop vergangene Woche in Zürich beriet die Branche das Wie.

Bei über 60 Prozent aller Schweizer Neuwagen zählt DAB+-Digitalradio heute zur Grundausstattung. Zahlreiche Automarken wie BMW, Ford, Seat oder Toyota bieten gar alle ihre Modelle ab Werk mit DAB+-Radios an – ohne Aufpreis.

Die Autohersteller pushen DAB+ kräftig. Denn das Programmangebot wird laufend vielfältiger, die Netzabdeckung immer besser, wie die Netzbetreiber am Automobil-Workshop von MCDT vergangene Woche berichteten.

Bereits zum vierten Mal trafen sich Branchenvertreter aus dem In- und Ausland auf Initiative von MCDT, der Schweizer Beratungs- und Marketingfirma für DAB+, zum Know-how-Transfer.

Radiobranche am Schalthebel

Damit sich ihre Investition auch auszahlt, wünschen sich die Autohersteller eine ausreichende Tunnelversorgung mit DAB+. Und eine klarere Kommunikation seitens der Behörden. Sicher ist zurzeit, dass DAB+ ab spätestens 2020 UKW schrittweise ablösen wird. Doch ein exaktes Datum für ein UKW-Aus wurde von offizieller Seite noch nicht bekannt.

So schnell wird damit auch nicht zu rechnen sein. Denn der Bund überlässt der Radiobranche bewusst die Verantwortung. Diese schloss sich in der Gruppe DigiMig (Digitale Migration) zusammen und skizzierte in einem Bericht an Bundesrätin Doris Leuthard die Route und einen Zeitkorridor von UKW zu DAB+. Demnach soll 2024 der letzte UKW-Sender stillgelegt werden. Der Bundesrat wird Mitte 2017 zum Bericht Stellung nehmen.

Licht in Sachen Tunnel

In den Tunnelausbau kommt etwas Bewegung, wie das Bundesamt für Strassen (ASTRA) ankündigte. Voraussichtlich 2018 können Fahrzeuge in den meisten Autobahntunneln auch Radiosender über DAB+ empfangen. Vorausgesetzt, sie verfügen über einen DAB+-Empfänger.

Für den Einbau des DAB+-Signals in 300 Nationalstrassen-Tunnel investiert der Bund etwa 30 Millionen Franken. Momentan ist erst eine Handvoll vielbefahrener Tunnel mit DAB+ ausgerüstet.

Nachfrage steigt

Weiter war am Workshop zu erfahren: Garmin, einer der weltweit führenden Anbieter im Bereich der Navigation, beobachtet, dass die Nachfrage nach Navigationsgeräten mit DAB+ Empfang stetig zunimmt. Demgegenüber stagniert das Wachstum bei IP-Radio.

Nebst der SRG setzen auch die Privatradios auf DAB+. Denn damit bleibt die Vertriebshoheit beim Radiobetreiber. Bei IP-Radio geben sie die Zügel aus der Hand.

Geld für Umstieg

Die Privatradios fordern vom Bund unbürokratische Leitplanken und aktive Mithilfe, damit die Radiomacher bei DAB+ auf die Überholspur wechseln können. Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) bestätigte die finanzielle Unterstützung.

Erst vor zwei Wochen, am Swissradioday, hatte Medienministerin Doris Leuthard den lokalen Radio- und Fernsehsendern mehr Geld zugesichert, unter anderem für die Digitalisierung ihrer Produktionsmittel. Der Bund wird sich auch an den Kosten einer nationalen Informationskampagne zum Wechsel von UKW auf DAB+ beteiligen.

Nebenbei gab es am DAB+ Automobil-Workshop auch die Vorankündigung einer längst ersehnten News in Sachen DAB+ und Smartphone: In den nächsten Tagen soll ein namhaftes Unternehmen eine Smartradio-Initiative ankündigen. Es will nächstes Frühjahr in Europa ein Smartphone mit einem DAB+/UKW-Chip auf den Markt bringen. Radiosender können dann mit wenig Aufwand ihre bisherige Radio-App für Streaming auf DAB+ anpassen.

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