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Mit Samsung auf Werksbesichtigung

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Samsung will sich auch bei den Elektrohaushalt-Geräten eine Führungsposition in Europa erkämpfen. Um nahe bei den Kunden zu sein und schnell liefern zu können übernahmen die Koreaner vor zwei Jahren eine Waschmaschinenfabrik in Polen. Anfang Oktober erlaubte Samsung vier Schweizer Journalisten einen Blick in die heiligen Werkshallen.

In der heutigen Zeit von dünnen Margen im Consumer Electronics Geschäft überlegt sich nicht nur der Handel sondern auch die Hersteller, wo sie mehr Geld verdienen können, als mit dem Verkauf von Fernsehern. So auch CE-Branchenprimus Samsung. Zu unterschiedlichen Gelegenheiten hatte es Samsung Electronics Europe Präsident und CEO Seok Pil Kim bereits angekündigt: Samsung will auch bei den Elektrohaushaltgeräte in der Oberliga mittun. Grund genug, genau hinzuschauen, wenn Samsung erstmals die Tore zu ihrer grössten Fabrik für Kühlschränke und Waschmaschinen ausserhalb Asiens für vier Schweizer Journalisten öffnet.

Anfang Oktober war es soweit. Nach einer etwa einstündigen, holprigen Fahrt von Flughafen Posen in Polen nach Wronki wurde die Schweizer Reisegruppe unter Leitung von Samsung Schweiz Marketing Manager Alexander Tschobokdji vom polnischen Management der Samsung-Fabrik empfangen.

Die Fabrik, in der Samsung Kühlschränke und Waschmaschinen für den europäischen Markt und auch für die Schweiz hergestellt werden, ist laut dem Unternehmen die modernste in Europa. Samsung kaufte das Werk in Wronki 2010 vom polnischen Amica-Konzern, den sich die Koreaner damals einverleibten. Es ging bei dem Deal einerseits um den Einkauf von Know-how im europäischen Weisswaren-Business, wie ein polnischer Samsung-Manager sagte. Andererseits aber vor allem darum, in Europa eine eigene Fertigungsstätte aufzubauen, damit die Lieferzeiten verkürzt werden konnten. Von China, wo viele Samsung-Werke stehen, nach Europa ist es ein langer Weg.

Mit der Fabrik in Wronki verkürzen sich die Lieferzeiten von der Bestellung über die Herstellung bis zur Auslieferung an die Kunden von zweieinhalb Monaten auf rund zweieinhalb Wochen. Das dürfte Samsung in Zukunft bei der Marktbearbeitung zu Gute kommen, weil mit den kurzen Lieferzeiten Handelspartner schneller auf Marktgegebenheiten reagieren können und nicht mehr so lange im Voraus schätzen müssen, wie viele Geräte sie in drei Monaten verkaufen werden.

Moderne Fabrik

Im Werk in Wronki arbeiten ca. 2800 Angestellte. Sie erledigen an hochmodernen Fertigungsstrassen die einzelnen Arbeitsschritte am Fliessband, die es braucht, bis eine Waschmaschine auf den Lastwagen etwa in Richtung Schweiz verladen werden kann. Durch die weitgehend automatisierten Prozesse schafft es Samsung alle 15 bis 20 Sekunden einen Kühlschrank, bzw. eine Waschmaschine vom Band laufen zu lassen. Am Tage des Besuches stand auf einer elektronischen Anzeigetafel als Schichtziel in der Waschmaschinen-Strasse 1978 Geräte.

Dabei werden die Maschinen bei "Samsung Electronics Poland Manufaturing" nicht einfach nur aus vorgefertigten Teilen zusammengesetzt. Hier werden Bleche gestanzt, und zu Wäschetrommeln gerollt, mit Spindeln versehen, das Trommelgehäuse aus Plastik im Spritzgussverfahren hergestellt und über die Trommeln gestülpt, Gummidichtungen eingezogen, Motoren eingebaut, Waschmaschinengehäuse aus Stahlblechen gefalzt, dann mit Elektronik, Schläuchen und Pumpen versehen, geprüft, verpackt und verschickt.

In der Kühlschrank-Produktion ein ähnliches Bild. Riesige Kunststoff-Spritzguss-Apparaturen spucken im 20-Sekundentakt komplette Plastik-Innenauskleidungen von Side-by-side-Foodcentern aus. Diese werden in die soeben aus Stahlblech gefalzten Kühlschrankgehäuse eingelegt, mit Schläuchen, Kühlelementen und elektrischen Leitungen versehen. Dann kommt die Rückwand auf das Gehäuse. Jetzt fehlt noch der Isolierschaum, den eine Maschine vollautomatisch in alle Hohlräume zwischen Gehäuse und Innenauskleidung spritzt. Ist der Isolierschau fest, läuft der Kühlschrank weiter auf dem Fliessband und erhält seinen Kompressor, der von flinken Schweisserinnen und Schweissern mit Kupferröhrchen verbunden werden. Nach dem Dichtigkeitstest folgt ein Funktionstest, bevor es im Lastwagen auf die Autobahn geht.

Zweifellos ist es Samsung Ernst damit, den Markt in Europa und in der Schweiz mit qualitativ hochwertigen Elektrohaushaltgeräten zu versorgen. Bisher liefert Samsung Waschmaschinen und Kühlschränke in die Schweiz. Bald dürften Wäschetrockner mit Wärmepumpe folgen. Ob sie auch aus dem Werk in Wronki kommen werden?

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